Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 07.01.2023

Es ist der Abend des 03. Januar 2023, an dem traditionell der erste Sport-Weltmeister des Jahres gekürt werden soll – im Darts, wieder einmal ein Tag, an dem wir alle vom Sport lernen können, wobei die Geschichte des neuen Weltmeisters Michael Smith, Spitzname Bully Boy, ganz verschiedene Facetten als Lernchancen bietet.

Die West Hall des Alexandra Palace im Norden Londons ist wie immer ausverkauft, als sich nach einem ausgeglichenen Beginn zwischen dem Favoriten Michael van Gerwen (Nummer 3 der Weltrangliste) aus den Niederlanden, der ein überragendes Turnier gespielt und sowohl Viertel- als auch Halbfinale zu null gewonnen hat, und dem Herausforderer Michael Smith (Nummer 4 der Welt) aus England, der in Runde 3 nur knapp der Niederlage gegen Deutschlands Nummer 2 Martin Schindler entging, der Showdown anbahnt. Im Laufe des hochklassigen Duells, in dem unter anderem das beste Leg aller Zeiten mit einem perfekten Spiel (9-Darter) von Smith gespielt wurde, wurde der Engländer immer überlegener. Schon minutenlang skandierten die Fans in Anlehnung an einen Fußballsong: „Darts is coming home“ und als Smith schließlich den zweiten Matchdart zum 7:4 Satzerfolg in der Doppel 8 versenkte, gab es kein Halten mehr – weder bei den Fans in der Halle noch bei Michael Smith selbst – doch der Reihe nach.

Die Karriere des Michael Smith aus St. Helens begann eigentlich mit einem Unglück, denn als 15-Jähriger stürzte er mit dem Fahrrad und brach sich die Hüfte. Die Informationen, ob er 16 Wochen lang im Rollstuhl saß oder an Krücken ging, gehen auseinander. Jedenfalls durfte er sich kaum bewegen und begann aus Langeweile mit dem Darts. Dabei bewegt man idealerweise nur den Wurfarm, der Rest des Körpers bewegt sich möglichst nicht. Er entdeckte schnell sein Talent, wurde besser und besser, begann die ersten Turniere zu spielen und zu gewinnen.

So bietet uns schon Michaels Einstieg in den Dartssport die erste Chance der Selbstreflexion. Rückschläge und Unglücke sind im Leben leider unvermeidlich. Wie wir damit umgehen, können wir selbst entscheiden. Wir können ins Jammern verfallen oder ins Selbstmitleid. Wir können aber auch die Chance suchen, die sich jetzt vielleicht bietet, die Situation annehmen und das Beste aus ihr machen. Jede Krise ist auch eine Chance – wir müssen sie nur sehen. Wer weiß, was aus Michael Smith, gelernter Tischler, geworden wäre, wenn er nicht zufällig sein Talent entdeckt hätte.

Schnell begann Michael Smith auch im Profi-Darts Spuren zu hinterlassen und erste Turniere zu gewinnen. Alle Experten würdigten sein Talent, allen voran Gary Anderson. Der Schotte, selbst Doppelweltmeister der PDC, sagte Smith schon früh eine große Karriere voraus. Als der Bully Boy 2013 den Titel des World Youth Champions der PDC gewann, sah es auch tatsächlich so aus, als sei sein Aufstieg unaufhaltsam, denn auch in der Weltrangliste kletterte er stetig nach oben. Er gewann kleinere Profi-Turniere und European-Tour Events.

Schließlich erreichte er auch die ersten Endspiele der großen Fernsehturniere, ging jedoch mehrfach als Verlierer vom Board. Selbst gegen Spieler, die in der Weltrangliste weit hinter ihm standen, setzte es Niederlagen. Über Jahre schien es, als könne er keinen großen TV-Titel gewinnen. Insgesamt 8 mal stand er in einem solchen Finale, mehrfach als der „haushohe“ Favorit – und verlor. Wie üblich wurden schnell die ersten Stimmen laut, er sei ein „Looser“, werde nie einen großen Titel gewinnen und habe seine Nerven nicht im Griff. Und keine Frage – es war keine leichte Zeit für das Supertalent Michael Smith.

Objektiv betrachtet waren aus meiner Sicht wohl insbesondere zwei Gründe für diese Niederlagenserie des Bully Boy verantwortlich: Zum einen muss man feststellen, dass mehrfach seine Gegner gegen ihn das „Spiel ihres Lebens spielten“. Es war einfach der Tag, an dem ihnen alles gelang, da konnte Smith spielen, wie er wollte (siehe etwa die berüchtigten 15 Minuten des Peter Wright im WM-Finale 2022). Viele selbsternannte Experten, die schnell vom Leder ziehen, vergessen gerne, dass ja auch ein Gegner am Spiel beteiligt ist. Michael Smith trieb sie alle zu Höchstleistungen an – eigentlich ein Kompliment für ihn, leider mit der unangenehmen Nebenerscheinung der Niederlage. Zum anderen aber konnte jeder sehen, dass Michael Smith sich nicht immer im Griff hatte und an seinen eigenen Ansprüchen scheiterte. Er war ständig genervt, teilweise selbst mit fast perfekten 140er-Aufnahmen nicht zufrieden. Offenbar konnte er nicht akzeptieren, dass nicht jeder seiner Darts perfekt im Board steckte, was bei nur 8 Millimeter breiten Zielfeldern nun mal unvermeidlich ist, egal wie gut man spielt. . Er schimpfte auf der Bühne mit sich selbst, wirkte genervt, fast lustlos, brachte sich selbst völlig aus der Balance und baute damit den Gegner auf. Das Ergebnis war nur folgerichtig – er verlor.

Dieser Aspekt bietet uns gleich zwei Chancen der Selbstreflexion: Niederlagen gehören zum Leben dazu, aus ihnen lernen wir am meisten. Erst muss man lernen zu verlieren, dann kann man auch gewinnen. So schrieb es auch Michael Smith auf Twitter: „But because I had to wait so long and I had to fail over and over again to get to where I’m at.”

Erfolg kommt niemals von allein, er ist immer auch mit Rückschlägen und Niederlagen verbunden.

Wie gehen wir damit um? Wie ging Michael Smith damit um? Wie hat er es geschafft, an den vielen Niederlagen zu wachsen und letztlich gestärkt aus ihnen hervorzugehen? Natürlich wurde er oft danach gefragt und ich habe vieler dieser Interviews im TV gesehen. Immer wieder ließ er zum einen seinen Gefühlen und seiner Enttäuschung freien Lauf – die Gefühle mussten raus. Immer aber sagte er auch (sinngemäß): „Ich mache einfach weiter, es ist nur Sport. Was wirklich zählt sind meine Frau und meine Kinder, nichts ist wichtiger als meine Familie.“ Er zeigte uns allen seine Prioritäten im Leben und was für ihn wirklich zählt. Ich glaube, es waren u.a. auch diese Interviews, die ihn zu einem der absoluten Sympathieträger im Darts bei den Fans aber sogar bei den Kontrahenten gemacht haben.

Michael Smith wusste wahrscheinlich selbst am besten, dass er sein Bühnenverhalten ändern musste, wenn er noch erfolgreicher sein wollte. Wie er es gemacht hat, wird sein Geheimnis bleiben, aber ab Jahresbeginn 2023 sahen wir alle einen anderen Michael Smith. Wir konnten noch manchmal erahnen, wie unzufrieden er wohl gerade mit seinem eigenen Spiel war, gezeigt hat er es fast nicht mehr. Er blieb stets cool, vertraute auf seine Fähigkeiten, er schimpfte nicht mehr und wurde besser und besser. Schnell sprachen die Experten vom „neuen Bully Boy“. Er konnte plötzlich akzeptieren, dass auch er nicht immer perfekt spielen kann.

Das ist der nächste Aspekt, den wir von ihm lernen können. Akzeptieren, wie es ist, die Dinge annehmen, wie sie sind, nicht hadern, nicht zweifeln, sondern auf die eigenen Stärken vertrauen. Perfektion ist kein Zustand, der ununterbrochen erreicht werden kann, Fehler zu machen ist Teil des Lebens.

Der „neue Bully Boy“ gewann schließlich mit dem Grand Slam of Darts 2022 seinen ersten großen TV-Titel und das mehr als deutlich mit 18-5 Legs im Finale. Selbst sein an diesem Tag vollkommen chancenloser Gegner Nathan Aspinall jubelte mit ihm und die beiden wälzten sich gemeinsam vor Freude am Boden. Bully Boy, der Sympathieträger!

Jetzt der WM-Titel gegen den klar favorisierten Michael van Gerwen, selbst bereits dreimal Weltmeister, der bis dahin ein grandioses Turnier gespielt hatte. Sportlich war das Spiel überragend, doch für den heutigen Impuls möchte ich noch zwei andere Aspekte aufgreifen. Es sind so oft die kleinen Geschichten am Rande, die uns wirklich die Chance zur Selbstreflexion bieten.

Matchdart auf Doppel 8 – passt – der Bully Boy ist Weltmeister – er reißt die Arme hoch, dreht sich um und nimmt kurz die Gratulation seines Gegners entgegen. Dann rennt er los, es gibt kein Halten mehr, er stürmt von der Bühne zu seiner Familie, er wirft sich in die Arme seiner Frau und seiner beiden Söhne. Es braucht keine Worte, jeder in der Halle versteht, was Michael Smith sagen möchte. Ihr seid das Wichtigste, ohne euch hätte ich es nie geschafft.

Kurz darauf bekommt er den riesigen WM-Pokal und die Interviews auf der Bühne stehen an. Als der Interviewer mit dem unterlegenen Michael van Gerwen fertig ist, bittet er Smith, ein Wort zu seinem Gegner zu sagen. Und die Antwort ist typisch für den stets bescheidenen Michael Smith. Frei übersetzt lautet sie etwa: „Was soll ich zu ihm sagen, Michael van Gerwen ist der beste Dartspieler der Welt.“ Respekt vor dem Spiel und Respekt vor dem Gegner – so steht es im Ehrencodex der PDC und niemand verkörpert das mehr als Michael Smith – bravo! Das ist keinesfalls selbstverständlich. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das Siegerinterview von Adrian Lewis, den ich sehr schätze, nach dessen WM-Sieg. Er sagte vor den Kameras der Welt: „I am the best in the world!“ Das ist der Unterschied.

Nun dürfen wir alle gespannt sein, was die nächsten Jahre bringen, werden es die dominanten Jahre des Michael Smith, des vielleicht talentiertesten Spielers dieser Zeit? Wir werden es erleben.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können sich nun einen der vielen Aspekte zur Selbstreflexion aussuchen:

Wie gehen Sie mit Rückschlägen und Niederlagen um?

Können Sie die Chancen in der Krise erkennen?

Können Sie die Dinge annehmen, wie Sie sind und sie akzeptieren?

Schaffen Sie es, Ihre Schwächen zu verbessern und Ihr Verhalten zu optimieren für mehr Erfolg?

Was sind Ihre wichtigsten Werte, was zählt wirklich in Ihrem Leben?

Respekt – was bedeutet dieser Begriff für Sie?

Und zum Schluss natürlich noch einmal ein „HOCH“ auf Michael Smith, den Bully Boy – PDC World Darts Champion 2023!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

(Lizensierte Bilder des Bully Boy von Imago)

Weihnachtsgrüße

Das Jahr neigt sich dem Ende und das Team von MP bedankt sich bei allen Kunden, Freunden, Kolleginnen und Kollegen sowie sonstigen Wegbegleitern für die Zusammenarbeit und das Vertrauen in Jahr 2022. Es war fraglos ein besonderes Jahr und mal sehen, was 2023 für uns bereit hält.

Wir wünschen Euch und Ihnen allen eine ruhige Weihnachtszeit, in der Sie Zeit für das finden, was Sie ganz persönlich sich für diese Tage vorgenommen haben. Zeit für sich selbst und Ihre Freunde und Familien. Wir durften in diesem Jahr viele Menschen begleiten, die sich in sehr herausfordernden persönlichen Situationen befunden haben. Es ist für uns eine besondere Freude, diese Menschen ein Stück weit begleitet und Ihnen geholfen zu haben.

Wie immer verzichten wir auch in diesem Jahr auf Weihnachtskarten und Geschenke und haben stattdessen wieder eine Spende getätigt, wobei wir uns für den Kinderschutz Bund Bad Segeberg entschieden haben. Wir möchten damit besonders das Projekt der Young Carers fördern, in dem Kinder, die aufgrund chronischer Erkrankungen von Familienangehörigen zu Hause besonders viel Verantwortung übernehmen müssen, unterstützt werden. Wie immer würden wir uns freuen, wenn weitere Spenden für den Kinderschutzbund zu Stande kämen, weitere Infos finden Sie unter: https://www.kinderschutzbund-se.de/

Für das Jahr 2023 wünschen wir Ihnen allen eine stabile Gesundheit, Zufriedenheit, Glück und Erfolg!

Unser Team verabschiedet sich bis zum
03.01.2023
in eine Weihnachtspause.
Wir freuen uns auf Sie im neuen Jahr!

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 21.11.2022

In diesem Monat liegen nur wenige interessante Umfrageergebnisse vor, so dass dieser Beitrag kurz ausfällt. Das Thema Homeoffice steht dabei erneut im Zentrum.

Eine Studie der IU Internationale Hochschule mit 1.030 Mitwirkenden zeigt, dass sich die Einstellung zum Arbeiten im Homeoffice durch die Pandemie der letzten Jahre deutlich verbessert hat. Immerhin 28% der Befragten hatten eine sehr viel positivere Einstellung zur Heimarbeit als vor der Pandemie, weitere 29% immerhin eine positivere. Die mit 38% größte Gruppe sah sich in ihrer vorhandenen Einstellung zum Homeoffice bestätigt und behielt demzufolge ihre Einstellung unverändert bei. Die Studienautoren haben mit ihrem Fazit daher sicher Recht, wenn sie sagen, Corona habe den Beweis erbracht, dass arbeiten im Homeoffice eine attraktive Alternative sei und in den meisten Fällen besser laufe als angenommen. Die Herausforderung der Führungskräfte bleibt es, vor allem die Mitarbeitenden abzuholen und mitzunehmen, die sich im Homeoffice unwohl oder einsam fühlen.

Wollen Führungskräfte diese Aufgabe erfolgreich bestehen, so scheint es wichtig, dass sie ihre vielfach immer noch bestehenden Vertrauensdefizite gegenüber ihren Mitarbeitenden abbauen. Für eine Studie von Microsoft wurden weltweit 20.000 Managerinnen und Manager befragt und 79% der Befragten sagten, es falle ihnen im Homeoffice schwer auf die Produktivität ihrer Mitarbeitenden zu vertrauen. In Deutschland fürchteten immerhin 41% der Teilenehmenden, dass die Produktivität im Unternehmen sinken könnte (weltweit 54%). Die Skepsis der Leitenden steht – nicht zum ersten Mal – in krassen Widerspruch zur Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden, von denen 86% angaben, bei der Arbeit trotz zahlreicher virtueller Meetings, deren Anzahl im Laufe der Pandemie weltweit um 153% gestiegen ist, produktiv zu sein. Wieder einmal stehen wir daher vor der Frage, welches Menschenbild in unseren Führungsetagen vorherrscht und ob dieses noch zeitgemäß ist. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – ich glaube nicht, dass dies nach wie vor ein Erfolgsrezept für die Zukunft ist. Produktivität sollte übrigens nicht mit Wohlbefinden verwechselt werden denn die Hälfte aller Befragten gab an, sich heute einsamer zu fühlen als vor der Umstellung auf hybride Arbeitsformen. Damit schließt sich auch hier ein Kreis zur oben zitierten Umfrage der Internationalen Hochschule: Einsamkeit überwinden ist als neue Herausforderung für Führungskräfte hinzugekommen.

Zum Schluss der News des Jahres 2022 noch eine „Schockerzahl“. Schon mein ganzes eigenes Berufsleben als angestellter Manager lang frustrierten mich ineffiziente Sitzungen, Meetings und Arbeitsweisen. Immer wieder thematisiere ich mit Mandanten deswegen auch das Thema: „Was mach Sitzungen effizienter?“ (oder besser gleich ganz überflüssig!) Als Coach hat man auch immer wieder mit Fragen effizienter Arbeitsabläufe und Arbeitsweisen zu tun. Auch dieses Arbeitsfeld erscheint unerschöpflich. Die Next Work Innovation UG legt nun eine aktuelle Untersuchung vor, in deren Ergebnis eine fast schon erschreckende Zahl steht: 114 Mrd. € p.a. betragen die Kosten, die nur in deutschen Unternehmen durch ineffektive Meetings und Arbeitsunterbrechungen entstehen! Die Details lasse ich bewusst unkommentiert…

Dieser kurze Beitrag erscheint dieses Mal nicht als Podcast. Die Studien wurden wie immer alle veröffentlicht in der Ausgabe 12/2022 von managerseminare.

Zum Schluss noch einige Hinweise in eigener Sache:

Aufgrund der Weihnachtspause erscheint im Dezember wie im Vorjahr keine Ausgabe in dieser Reihe mit neuen Befragungen und Umfrageergebnissen.

Leider schaffe ich es aktuell ohnehin nicht mehr, die Frequenz meiner Podcasts, sowohl meiner Impulse zur Selbstreflexion als auch dieser Reihe aufrechtzuerhalten. Ab 2023 erscheint diese Reihe daher nur noch alle 2 Monate sowohl als geschriebener Beitrag als auch als Podcast. „News & Facts“ zur Veränderung der Arbeitswelt und Führung gibt es ab 2023 im Januar, März, Mai, Juli, September und November.

Ich wünsche weiterhin viel Freude bei der Lektüre meiner Beiträge bzw. beim Anhören meiner Podcasts. DANKE für Ihr Interesse!

Als ich vor etwa einem Jahr, die Arbeiten an meinem Selbstcoachingbuch zum Abschluss brachte, herrschte in weiten Teilen Deutschlands noch Lockdown. Schon damals drängte es sich für uns alle nahezu auf, sich mal wieder viel stärker als sonst mit uns selbst zu beschäftigen.

Damals ahnten wir noch nichts vom Krieg in der Ukraine, von explodierenden Preisen und ernsthafter Energieknappheit. Eigentlich alles Zustände, die wir in unserer Wohlstandsgesellschaft für ausgeschlossen hielten. Diese Krisen haben für viele Menschen Zukunftsängste geschürt und lassen sie ihre Handlungskompetenzen nicht mehr wahrnehmen. Sie zweifeln an sich und sind häufig am Ende ihrer Kräfte, wie ich es in zahlreichen Coachingmandaten in diesem Jahr erlebt habe.

Sich einem Dritten anzuvertrauen fällt einigen Menschen nach wie vor schwer – “Nichtstun” ist jedoch in der Regel auch keine Lösung. Da ist vielleicht der Ansatz des Selbstcoachings attraktiver und aktueller denn je.

Ohne hier nochmals auf die Geschichte, wie ausgerechnet das Eichhörnchen zum roten Faden meines Buches wurde (Sie können es im Vorwort nachlesen), einzugehen, möchte ich nochmal die 22 Selbstcoachingtechniken und Themen in meinem Buch “Inspiration Eichhörnchen – Ein Leitfaden für Ihr Selbstcoaching” vorstellen:

Die Natur kennt nur Lösungen und so ist sie ein sehr gutes Vorbild, von dem wir Menschen lernen können. Ich bin sicher, viele Themen in meinem Buch sind heute noch aktueller als vor einem Jahr.

Vielleicht ist die kommende dunkle Jahreszeit ja genau die richtige, nach innen auf sich selbst zu schauen und eigene Themen aktiv anzugehen und zu neuen Lösungen zu kommen – vielleicht schenken Sie “Inspiration Eichhhörnchen” sich selbst oder Freuden?

Mehr Informationen zu meinen Büchern finden Sie auch auf meiner Bücherseite.

Inspiration Eichhörnchen” erhalten Sie überall im Buchhandel, bei amazon oder auch sehr gerne signiert und portofrei direkt von mir.

Ich wünsche viel Freude an den Bildern der Tiere und viel Erfolg bei Ihren Selbstcoachingaktivitäten. Für diejenigen, die noch unschlüssig sind und auch nicht weiter surfen möchten, hier nochmal die Kurzfassung der Buchidee:

Ich liebe dieses Zitat von Karl Valentin, weil es auf so humorvolle und einprägsame Weise eine der wichtigsten Lebenserkenntnisse beschreibt. Es sind unsere Gedanken, die einen so wesentlichen Einfluss darauf haben, wie wir uns fühlen, wie wir unsere Wirklichkeit erleben und ob es uns gut geht oder nicht. Viel zu oft lassen wir zu, dass uns negative Gedanken die Stimmung vermiesen, den Spaß an etwas rauben oder uns grübeln lassen, obwohl das eigentlich gar nicht notwendig und schon gar nicht zielführend ist.

Im Vorwort eines meiner Bücher habe ich das an einem einfachen Beispiel verdeutlicht, natürlich nicht so humorvoll wie Karl Valentin. Stellen Sie sich vor, Sie könnten für das Jahr 2023 auf dem Schreibtisch Ihres Lebens zwischen zwei Paketen wählen. Auf dem ersten steht in großen roten Buchstaben „PROBLEME 2023“. Auf dem zweiten Paket steht in grüner Schrift „Spannende Herausforderungen 2023“. Welches Paket würden Sie wählen? Warum fühlt es sich so viel besser an, spannende Herausforderungen anzunehmen, als vor Probleme gestellt zu werden; selbst dann, wenn in beiden Paketen natürlich exakt dasselbe enthalten ist?

Selten war es so wichtig wie in dieser Zeit, sich selbst zu reflektieren, die eigenen Gedanken zu ordnen, das eigene Erleben positiv auszurichten. Fast in jedem meiner Coachings des Jahres 2022 war und ist das ein zentrales Thema. Ich freue mich immer sehr, wenn meine Klienten die Einladung annehmen, in den Spiegel zu schauen und sich selbst die Frage zu beantworten, wie sich ihr Erleben verändert, wenn sie es mit anderen Gedanken aufladen. Für mich geht es dabei nicht darum, immer und ausschließlich mit glücklichen Bildern durch die Welt zu laufen und alles „schönzureden“. Solche Gebilde brechen zu oft wie ein Kartenhaus zusammen. Inzwischen habe ich in 13 Jahren als Coach so viele positive Beispiele erleben dürfen, dass ich allerdings fast immer ein Beispiel benennen kann, wie meine Klienten durch die Veränderung ihrer Gedanken ihr Erleben verändert haben und so zu ihren Lösungen gelangt sind. Das ist weit entfernt, von den Plattitüden des „es wird alles gut, wenn du nur positiv denkst“.

Es war immer meine Idee, meine Erfahrungen und die vielen Bespiele meiner Klienten in Form kurzer Geschichten mit entsprechenden Einladungen zur Selbstreflexion bzw. zum „anders denken“ aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Corona hat mir in den letzten zwei Jahren die Zeit dafür gegeben bzw. auch ich habe begonnen, anders zu denken, und mir diese Zeit genommen, in dem ich meine Prioritäten neu gesetzt habe. Inzwischen sind in der Buchreihe „Das knallrote Cabrio“ zwei Bände erschienen und ich habe sehr zu meiner Freude bereits viel positives Feedback meiner Leserinnen und Leser erhalten.

Das knallrote Cabrio – 52 Impulse zur Selbstreflexion

Freie Fahrt für Ihre Gedanken – Das knallrote Cabrio Band 2 – 52 neue Impulse zur Selbstreflexion

Die bevorstehende, dunkle Jahreszeit bietet ja vielleicht dem ein oder anderen auch wieder etwas mehr Zeit zum Lesen und vielleicht haben Sie ja Lust, sich von den vielen Erfahrungen meiner verschiedensten Klienten zu eigenen, neuen Gedanken und Lösungen inspirieren zu lassen.

Weitere Informationen finden Sie auf meiner Bücherseite oder im (online-) Buchhandel. Ich lade Sie jedenfalls herzlich ein und freue mich, Sie als Leser/-in begrüßen zu dürfen. Wenn Sie Lust haben mit mir dazu in den Dialog zu gehen, freue ich mich auch darüber sehr: post@marioporten.de

„Oh mann, wieder nur so ein Werbetext.“, geht Ihnen gerade durch den Kopf? Na gut, dann, üben wir doch nochmal: „Gute Idee, das könnte mir Spaß machen und mich weiterbringen!“ Was fühlt sich besser an? Sie haben die Wahl.

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 29.10.2022

Vielleicht geht es Ihnen ja gerade wie mir, als ich den Spruch las, der diesem Impuls voransteht. Mein spontanes Bild im Kopf: Ich schlendere gedankenverloren auf einem Waldweg an unserem großen See entlang und schaue auf das Wasser, suche mit den Augen nach Tieren oder anderen Objekten auf dem See. Den Weg, auf dem ich gehe, nehme ich gar nicht wahr. Bis ich plötzlich gegen eine dicke Wurzel trete, ins Stolpern gerate und gerade noch verhindern kann, dass ich hinfalle. Schlagartig verändert sich meine Aufmerksamkeit, denn ich bekomme einen Schreck! Die nächsten Minuten schaue ich sorgfältig, wo ich hintrete und achte nur noch auf den Weg vor mir. Mein Aufmerksamkeitsfokus hat sich verändert – ich träume nicht mehr vor mich hin, ich gehe jetzt kontrolliert, sozusagen gesteuert durch meine Gedanken. Es hat also ein Wechsel von unbewusstem zu bewusstem Handeln stattgefunden.

Ähnliche Situationen kennen Sie alle, sie sind ganz typisch für unser Leben. Die meiste Zeit agieren wir ohne nachzudenken aus dem Unbewusstsein heraus und das funktioniert wunderbar. Wir haben ja auch deutlich mehr unbewusstes als bewusstes Wissen. Unser Gehirn stellt dabei permanent eine Prognose auf, was wohl als nächstes passieren wird und wenn das dann auch passiert, ist alles gut. Tritt plötzlich ein anderes Ereignis auf, bekommen wir einen Schreck, also ein Signal unseres Gehirns: “Obacht, hier ist was los!” Genau das passierte, als ich gegen die Wurzel trat. Im großen und ganzen ist es natürlich gut, dass wir überwiegend aus dem Unbewusstsein heraus handeln, wobei unser Gehirn ja auf unseren reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreift, der für viele Situationen genau die passenden Lösungen anzubieten hat. Stellen Sie sich vor, Sie müssten beim Spazierengehen über jeden Schritt aktiv nachdenken – würde irgendwie nicht funktionieren. Im Allgemeinen ist unbewusstes Handeln also sehr hilfreich und zweckdienlich, aber natürlich nicht immer.

Denn die gleichen Funktionsweisen unseres Erlebens laufen auch im Berufsleben ab und schon häufig habe ich meinen Klienten diesen Effekt bewusst gemacht, weil wir damit eine Lösung für das aktuelle Problem schaffen konnten. Auch im Berufsleben fallen wir nämlich häufig in unbewusste Handlungsmuster zurück, obwohl sie zu Ergebnissen führen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Leider ist unser Unbewusstsein immer schneller als unsere Kognition. Bevor wir also nachdenken, hat unser Unbewusstsein oftmals schon mit einer nicht zweckdienlichen Handlung agiert. Wollen wir diesen Automatismus verhindern, müssen wir unser Gehirn “austricksen”.

Ein Beispiel veranschaulicht das besser, als eine rein theoretische Beschreibung. Vor einigen Jahren arbeitete ich mit dem Inhaber einer kleinen IT-Firma, der sich selbst als zu nachsichtig beschrieb. Immer wieder gab er den Wünschen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach, obwohl das für die Firma nachteilig war oder er selbst die Defizite durch Mehrarbeit, die er eigentlich nicht leisten wollte, ausgleichen musste. Sein Unternehmen war so klein, dass er einmal in der Woche alle Mitarbeitenden zu einer Teambesprechung versammeln konnte. In dieser sei er dann immer so nachgiebig, er wolle ein guter Chef sein, es seinen Mitarbeitenden recht machen und gemocht werden. Bei Urlaubsfragen, Brückentagen, langen Wochenenden und vielen anderen Punkten gebe er in diesen Sitzungen einfach immer nach, auch wenn er sich vornehme, standhaft zu bleiben. Ob er es wolle oder nicht, werde er automatisch zum “kleinen Mäuschen” und sage immer ja.

Sie haben es sicher schon bemerkt, ein unbewusstes Handlungsmuster in seinem Kopf ist offenbar sofort aktiv, ehe er ins nachdenken kommen kann, um zu anderen Lösungen zu kommen.

“Statt dem Mäuschen, wer wärst Du denn gerne in solchen Situationen?”, fragte ich ihn und die Antwort kam prompt.

“Ich wäre gerne der brüllende Löwe, der aufschreit, seine Position und auch die Position der Firma verteidigt und allen klarmacht, wessen Revier das hier ist. Nach dem Brüllen kann man dann ja gemeinsam eine Lösung suchen, die für alle, also die Firma, mich und auch meine Mitarbeitenden die beste ist.”

Damit lag die Lösung schlagartig auf der Hand: Ein einfaches “denk an den Löwen” würde aber wohl nicht ausreichen, um das Unbewusstsein auszutricksen. In solchen Fällen haben sich haptische Symbole in meiner Arbeit als sehr hilfreich erwiesen, denn unser Gehirn arbeitet mit Bildern. Nehme ich also das Bild des Löwen aktiv mit, dann sind meine Gedanken so auf ihn gerichtet, dass es dem Unbewusstsein viel schwerer fällt, an ihm vorbeizukommen. Das bewusste Denken, das ja gerade an den Löwen denkt, bremst es aus. Es ist sozusagen, das Stolpern auf dem Waldweg und macht den Weg frei für eine neue Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

Diese Idee gefiel meinem Klienten, er kaufte im Spielwarengeschäft einen Löwen der Firma Schleich, der groß und eindrucksvoll war und stellte ihn auf eine Kommode, an der er immer vorbeigehen musste, wenn er in den Meetingraum ging, in dem die Besprechungen mit seinen Mitarbeitenden stattfanden.

“Na, hat es funktioniert?”, fragte ich ihn zu Beginn des nächsten Coachings etwa sechs Wochen später.

“ROOOOOOOOOOAAAAAAAAAAR!!”, kam die eindeutige Antwort.

Nun also sind Sie an der Reihe, zu überlegen, ob und wenn ja wo Ihnen vielleicht unbewusst ablaufende Verhaltensweisen im Wege stehen.

In welchen Situationen tun Sie Dinge, die Sie eigentlich gar nicht wollen?

Wo sagen Sie häufig “ja”, obwohl Sie viel lieber “nein” sagen würden?

Wenn Sie mal wieder “stolpern” würden, wozu würde die neue gewonnene Aufmerksamkeit führen?

Falls sie eine Situation gefunden haben, in der Sie Ihr Verhalten ändern möchten, welches haptische Symbol könnte Ihnen dabei helfen?

Ein schönes Wochenende!