Der MP-Impuls zum Wochenende

6.30 Uhr am Morgen und ich könnte gerade eine Kaffeetasse an die Wand werfen. Warum?

Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage hat meine Katze eine lebende Maus als kleines Geschenk mit ins Haus gebracht. Die erste hatte Sie in meinem Arbeitszimmer freigelassen und in der noch vorhandenen Schockstarre war sie schnell gefangen. Die zweite konnten wir seinerzeit im Esszimmer in die Ecke treiben und auch in die Freiheit zurückbringen.

Heute Morgen komme ich von meiner Gymnastik ins Wohnzimmer und mitten drin sitzt stolz meine Katze und vor ihr eine Maus. Ich konnte gerade noch die Türen schließen, um den Raum zu begrenzen, da begann meine Katze auch schon mit dem Verfolgungsspiel und das endete unter unserer Wohnzimmerwand – natürlich nur für die Maus!

Jetzt habe ich also eine Maus im Haus und keine Ahnung, wie ich sie wieder los werden soll. Noch dazu habe ich eine Katze, die meckert, weil ihr “Spielzeug” nicht mehr funktioniert. Und ich habe heute dafür eigentlich gar keinen Nerv. Ich wollte früh kreativ sein und wichtige Vorlagen schreiben, so lange es im Haus noch ruhig und der Tag draußen noch nicht so richtig erwacht ist. Meine Katze geht mir gerade so richtig auf den Geist!

“Kenne ich auch!”, geht es Ihnen durch den Kopf, natürlich nicht unbedingt mit einer Katze. Manchmal sind es auch Menschen, die uns ärgern oder Institutionen oder gar Dinge, die wir gar nicht beeinflussen können, wie z.B. das Wetter. Kurz ärgern ist völlig ok, das hat eine wichtige Ventilfunktion, doch wie geht es danach weiter?

Ich könnte mich jetzt so richtig reinsteigern, fluchen und auf Abby (meine Katze) schimpfen. Würde es etwas ändern? Stattdessen erinnere ich mich nach den fünf Minuten, in denen ich mich legitimierter Weise aufgeregt habe, lieber an die vielen schönen Momente, die ich mit Abby schon erlebt habe. Wie sie bei mir auf dem Sofa lag, als ich krank war und gespürt hat, dass mir ihre Nähe guttut. Oder die vielen Morgenstunden, in denen Sie mir auf meinem Schreibtisch im Homeoffice Gesellschaft leistet, damit ich nicht allein bin. Schließlich die vielen Stunden, die ich schon ausgelassen mit ihr gespielt habe. Es gab so viele schöne Momente. Mit dieser Sicht geht es mir schon viel besser.

So gelange ich noch zu einer weiteren wichtigen Erkenntnis: Ich wollte eine Katze und habe mit meiner Frau Abby damals bewusst aus dem Tierheim geholt. “Maus im Haus” stand zwar nicht ausdrücklich im Beipackzettel, war aber doch irgendwie zu erwarten.

Jetzt ist mein Ärger also endgültig verzogen und ich kann einen Plan machen, wie wir die Maus am besten einfangen. Vielleicht macht Abby beim Fangen ja mit.

Und Sie? Wie gehen Sie mit vergleichbaren Situationen um? Über wen oder was haben Sie sich das letzte Mal so richtig geärgert und wie lange? An welche positiven Seiten, die diesem Ärger entgegenstehen, hätten Sie sich erinnern können? Was war Ihr eigener Beitrag zu dieser Situation?

Es ist unausweichlich, dass wir in Situationen geraten, die wir uns gerne erspart hätten. Jemand macht uns wütend und wirft alle unsere Pläne über den Haufen. Dann ist ärgern kurzzeitig erlaubt, danach aber sollten Sie sich an die positiven Seiten erinnern, die es auch immer gibt. Was haben Sie schon alles Schönes erleben dürfen mit demjenigen, der Sie gerade ärgert? Es gibt so gut wie immer etwas.

Wenn die Waage aus sich ärgern und die positiven Seiten sehen dann wieder im Gleichgewicht ist, werden Sie automatisch auch erkennen, was Sie selbst zu der Situation beigetragen haben. Im nächsten Schritt verpufft der Ärger und Sie gewinnen Ihre Handlungs- und Lösungskompetenzen zurück. Damit kann dann auch die aktuelle Lage in der Regel entschärft werden.

Ich gehe jetzt Maus fangen und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Als die Familienrichterin die Ehe meines Klienten nach 5 Jahren für geschieden erklärte, hatte ich die Hoffnung, dass diese Verkündung wie eine Befreiung auf ihn wirken würde. Meine Hoffnung, dass er fortan den Kopf für Neues frei haben würde, erfüllte sich nicht.

Ihn bewegten viele Fragen und er könnte sich gedanklich nicht lösen. Die ersten Jahre seiner Ehe schilderte er mir als sehr glücklich. Er hatte mit Ende 40 spät geheiratet, Kinder waren aus seiner Ehe nicht hervorgegangen. Sie waren gemeinsam aufs Land gezogen und er hatte lange Arbeitswege auf sich genommen und war täglich gependelt. Die ersten Jahre waren harmonisch und er entdeckte neue Seiten an sich, entdeckte die Natur und schien anzukommen.

Ich hatte mit diesem Mandat im Grunde längst abgeschlossen, doch irgendwann rief mich mein Kunde an, weil seine Frau einen anderen kennengelernt habe. Details spielen hier keine Rolle. Es kam zur Trennung und schließlich zur Scheidung, wobei seine Frau in ihrem Leben damit zum zweiten Mal ziemlich exakt den gleichen Ablauf durchlebte, denn einige Jahre zuvor war mein Klient „der Neue“ gewesen.

Fälle dieser Art erleben wir bei einer Scheidungsquote von um die 50% natürlich häufig und die Scheidung ist auch nur ein Beispiel für ein Lebensereignis, das uns vor Herausforderungen stellt. Wir können Ereignisse dieser Art in unserem Leben nicht verhindern, aber wir können lernen mit Ihnen umzugehen.

Ich versuchte meinem Klienten zu helfen, einen Abschluss zu finden, sich wieder auf sich selbst zu besinnen und herauszufinden, was er jetzt braucht. Es fiel ihm sehr schwer. Unbedingt wollte er verstehen, warum alles so gekommen war. Er wollte verstehen, was seine Frau bewegt hatte, so zu handeln und ihn zu verlassen. Er war zutiefst verletzt, keine Frage.

„Ich weiß, ich muss mich um mich kümmern“, sagte er am Ende einer Cochingsitzung und ich bat ihn zu beschreiben, was das konkret bedeutet. Das konnte er gut und ich war voller Hoffnung, dass er nach dem Umzug zurück in seine Heimatstadt wieder in seinem alten Leben Fuß fassen würde. Als ich ihn einige Wochen später wiedersah, war leider das Gegenteil der Fall. Er hatte seine Schwiegereltern besucht, sich mit Bekannten am alten Wohnort getroffen und ähnliches. „Was hast Du Neues unternommen?“, fragte ich ihn, bekam aber keine Antwort.

Wenn es uns nicht gelingt, abzuschließen, ist es schwer etwas Neues zu beginnen. Wir müssen akzeptieren, dass es manchmal Dinge gibt, die wir nicht verstehen können. Dabei ist der Wunsch, die Dinge verstehen zu wollen, weil es dann einfacher ist, sie zu akzeptieren, völlig verständlich. Aber es ist nicht immer möglich – manche Dinge werden wir nicht verstehen können. Wir müssen sie trotzdem akzeptieren. Erst wenn wir ein Kapitel in unserem Leben abschließen, sind wir offen für ein neues, welches wir voller Elan aufschlagen können. Einen Abschluss zu finden ist nicht immer leicht, aber sehr wichtig. Es macht keinen Sinn, immer weiter zu hoffen und zu warten, ob wir die Dinge irgendwann verstehen können. Manchmal ist es notwendig zu akzeptieren, dass sie für uns nicht zu verstehen sind. Ansonsten verharren wir, fühlen uns schlecht und die Zeit arbeitet gnadenlos gegen uns. Damit ist nichts gewonnen.

Mein Klient arbeitet noch an diesem Abschluss und dem neuen Blick nach vorn. Er macht gute Fortschritte und ich bin sicher, er wird bald offen sein, ein neues Lebenskapitel zu eröffnen. „Du hast Recht, ich muss abschließen“, sagte er vor kurzem zu mir. Wir sprachen über Rituale, die ihm helfen könnten. Vielleicht ein Buch, in dass er seine Gedanken schreiben kann, um es dann ganz bewusst zuzuschlagen und ins Regal zu stellen. Im Regal unseres Lebens stehen viele Bücher, die wir einmal geschrieben oder in denen wir gelesen haben. Manche holen wir irgendwann vielleicht wieder hervor, andere bleiben für immer dort stehen. Sie sind wertvoll, aber sie bleiben geschlossen.

Auch andere Möglichkeiten wogen wir ab – mal sehen für welche er sich entscheidet.

Jetzt zu Ihnen: Welches Kapitel Ihres Lebens möchten Sie abschließen? Woran halten Sie schon viel zu lange fest, obwohl es Sie nur noch belastet? Was versuchen Sie zu verstehen und zerbrechen sich schon lange den Kopf, ohne dass Ihnen das Verstehen gelingt?

Welches Buch gehört geschlossen und ins Regal Ihres Lebens gestellt?

Finden Sie einen Abschluss, auch wenn Sie nicht alles verstehen können, nur so sind Sie wirklich bereit für neue spannende Erlebnisse und Erfahrungen. Bereit, diese mit allen Sinnen zu erleben und zu genießen.

Denken Sie daran:

Heute ist immer der Tag, an dem Zukunft beginnt.
Und nur die Zukunft können Sie gestalten, die Vergangenheit ist vorbei.

Viel Spaß dabei und ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

„Und dann machen wir eine große Veranstaltung mit allen Führungskräften bis Ebene drei und hauen das Programm raus!“, strahlte der neu gekürte Leiter eines internen Bereiches eines Dax-Konzerns, der sich mit der neuen Strategie beschäftigte.

„OK, und wie sieht es mit den Inhalten des neuen Programms aus?“, fragte eine langjährige, ranghohe Führungskraft, bisher Leiter eines Teilprojektes, das jetzt im neuen Gesamtprojekt aufgehen sollte.

Vielleicht ahnen Sie die Antwort schon, denn Inhalte gab es noch nicht. Und Inhalte würde es auch bis zur Veranstaltung so gut wie keine geben, denn diese war schon in wenigen Wochen geplant. Es gab nur Überschriften, bunte Bilder und viel gute Absicht – Inhalte Fehlanzeige.

Die Veranstaltung fand trotz aller kritischer Hinweise interner und externer Berater statt. Geschäftsleiter verkündeten Wunschvorstellungen und sehr hohe Erwartungen an ihre Führungskräfte. Allen voran formulierten sie die – völlig berechtigte – Erwartungshaltung, dass jeder in seinem Bereich die Mitarbeiter nicht nur mitnehmen, sondern auch begeistern müsse.

Wie häufig in solchen Veranstaltungen gab es zum Abschluss eine Fragerunde. Aber in einem großen Saal mit mehr als 150 Personen jetzt aufstehen und kritisch nach dem „Wie“ fragen? Also, keine Fragen! Großartig, Musik, Fingerfood, Partystimmung!

Leider ist das immer noch ein häufig anzutreffender Modus in vielen Unternehmen. Wir sollten eigentlich inzwischen gelernt haben, dass uns dieser Modus bislang selten erfolgreich gemacht hat. Keine Orientierung für die Mitarbeiter, viele Fragen an die Führungskräfte, wenn sie in ihre Verantwortungsbereiche zurückkehren, aber keine Antworten. Hohe Erwartungen, keine Unterstützung – unglaubliches Frustpotential sowohl für die Führungskräfte als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aufbruchstimmung, allgemeines Anpacken, gemeinschaftlicher Wille zum Erfolg – Fehlanzeige.

Höher, schneller, weiter – das mag nach wie vor das olympische Motto sein, im Wirtschaftsleben funktioniert das nicht mehr. Vielmehr laufen in diesem Modus immer mehr Menschen auf die Sinnkrise zu, denn sie verstehen die Veränderungen, die in immer kürzeren Zyklen auf sie einprasseln nicht mehr. Change um des Change willen – ein Auslaufmodell?

Leider nicht bin ich geneigt zu sagen, mit fatalen Folgen für die Motivation und Loyalität der Mitarbeiter.

Beim allgemeinen Umtrunk suchte ich dann einen jungen Leiter, den ich im letzten Jahr in einem Projektmeeting kennenglernt hatte, fand ihn aber nicht.

„Der hat uns leider verlassen“, erzählte mir stattdessen ein langjähriger Kollege, den ich ebenfalls kannte. „Hat das Hin und Her nicht mehr ausgehalten und sich ein einen neuen Job gesucht.“

„Schade, der war ein sehr guter Kollege“, entgegnete ich, „gut dass Du noch da bist!“ Mein Gesprächspartner lachte leise und sagte: „Ach weißt Du, ich bin schon so lange hier, ich kenne das inzwischen. Jetzt laufen wir wieder ein paar Monate in die neue Richtung, dann kommt wieder die Kehrtwende. Alles war schon einmal da. Ich sitze das aus.“

Diese zwei Reaktionen von Mitarbeitenden sind typisch. Die einen gehen in sich und stellen sich die Frage, was sie wirklich wollen. Sie fragen sich dabei meist auch, wie sie arbeiten wollen und suchen sich dann gezielt einen neuen, passenden Arbeitgeber. Leider verlieren die Unternehmen dabei häufig besonders gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was sehr schade ist. Die anderen bleiben an Bord und schalten in den Grippemodus, wie ich das nenne: Es dauert mit Arzt zwei Wochen und ohne 14 Tage. Sicher ist, es geht vorbei. Ein besonders hohes Leistungsniveau erreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Motivationsstadium freilich nicht.

Jetzt könnte ich auf die Frage eingehen, was Unternehmen heute tun können, um die o.g. Auswirkungen zu verhindern. Das reizt mich zwar sehr, aber dies soll ja ein Reflexionsimpuls sein, mit dem Sie als Leser etwas für sich ganz persönlich anfangen können. Deshalb möchte ich für heute lieber den Blick auf Sie persönlich richten.

Wie erleben Sie Ihr Unternehmen? Klarheit in der Strategie, Ausdauer in der Umsetzung? Hilfestellung und gute Argumente? Eine nachhaltige Vision, für die Sie gerne und mit voller Kraft einstehen wollen?

Wie ist Ihre konkrete Situation?  Sind Sie orientiert und Sinn erfüllt in Ihrer Tätigkeit? Gehen Sie mit Freude zur Arbeit? Oder sind Sie auch schon im „Grippemodus“ eigefahren, vielleicht, ohne dass Sie diesen überhaupt noch bewusst wahrnehmen?

Entfalten Sie noch jeden Tag Ihr volles Engagement und machen das Beste aus Ihren Möglichkeiten? Oder lesen Sie doch häufiger die Stellenanzeigen der online-Portale und sind innerlich schon auf dem Absprung, nur der letzte entscheidende Impuls fehlt Ihnen noch?

Wie auch immer, Sie können die Vorgehensweise der Unternehmen wahrscheinlich ebenso wenig beeinflussen, wie ich das kann. Was Sie aber können, ist für Sich zu überlegen, wo Sie aktuell stehen, ob Sie zufrieden sind und ob Sie das Beste aus Ihren Möglichkeiten machen?

Darüber nachzudenken ist immer gut, wichtig und richtig. Zufriedenheit im Beruf strahlt auch auf alle anderen Lebensbereiche aus. Unzufriedenheit, auch wenn sie nur unbewusst vorhanden ist, leider auch.

Ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Wenn am Wochenende um 6 Uhr morgens eine Whatsapp eines Coachingnehmers bei mir eingeht, ist das selten ein gutes Zeichen. So war es auch diesmal.

Wir kennen uns schon viele Jahre, immer wieder habe ich ihn bei wichtigen Entscheidungen ein Stück begleitet, inzwischen arbeiten wir viele Jahre zusammen. Das Vertrauensverhältnis ist groß. Die Botschaft war entsprechend kurz, er konnte darauf vertrauen, dass ich verstand: “Sorry, wenn Du wach bist, bitte ruf mich an.” Das tat ich.

Er war emotional sehr angegriffen, seine Stimme bebte am Telefon. Schon länger kämpfte er damit, dass ein guter Freund, den er mehr als sein halbes Leben lang kannte, sich sehr verändert hatte. Er war inzwischen bereits mehrfach von ihm enttäuscht worden und das Verhältnis war abgekühlt. Jetzt bot dieser Freund auch noch seinem Sohn eine Immobilie zum Kauf an, wobei der Freund gleich nebenan wohnte. Die Immobilie lag “irgendwo im Nirgendwo” und war aus Sicht meines Klienten viel zu teuer. Leider hatten weder sein Freund noch sein Sohn ihm irgendetwas davon erzählt. Er erfuhr es nur nebenbei. Jetzt war er natürlich auch von seinem Sohn enttäuscht.

Ich brauchte ein paar Minuten, ihn zu beruhigen, bevor wir mit dem Sortieren der Themen beginnen konnten. Mein Klient hatte wirtschaftliche Angst um sein Kind, weil die Immobilie überteuert und alt war. Er hatte aber auch Angst, dass sein Sohn und sein Freund sich gegen ihn verbünden könnten und sein Freund, der sich schon weit von ihm entfremdet hatte, sein Kind gegen ihn aufbringen könnte. Schließlich arbeiten Vater und Sohn auch noch zusammen in der eigenen Firma und er hatte zusätzlich die Sorge, dass die Zusammenarbeit zerbrechen und die Firma Schaden nehmen könnte. Uns letztlich war er vor allem menschlich zutiefst verletzt. Guter Rat war teuer.

Solch komplexe Situationen liegen zwar nicht sehr häufig vor, sind in der Praxis aber auch keine Seltenheit. Im Falle meines Klienten überlagerten sich systemisch zunächst das Arbeits- und das Familiensystem, was allein schon oft genug konfliktbeladen ist. Nun kam aber auch noch eine tiefe persönliche Enttäuschung und Betroffenheit hinzu und dies gleich doppelt: Er war verletzt und das sowohl mit Blick auf seinen Freund als auch seinen Sohn. Verständlicher Weise waren viele Gefühle im Spiel. Auch sein beschützender väterlicher Anteil war alarmiert, er wollte sein Kind vor Schaden bewahren. Und schließlich kamen eigene wirtschaftliche Sorgen hinzu, denn für ihn war gegebenenfalls auch die wirtschaftliche Basis seines Unternehmens in Gefahr.

Eine derart komplexe Situation überfordert fast jeden und führt nur allzu oft zur absoluten Handlungsunfähigkeit. Zu viele Themen gleichzeitig, zu viele negative Gefühle und kein klarer Blick mehr. In einer derartigen Situation ist die Gefahr von Überreaktionen und Fehlentscheidungen besonders groß. Vorschnelle Handlungen und Entscheidungen müssen vermieden werden.

Mit meinem Klienten zerlegte ich dann auch erstmal das Paket in seine Einzelteile. Er brauchte zunächst vor allem Anerkennung für die eigene menschliche Enttäuschung. Danach war schnell klar, dass es vor allem die väterliche Sorge um sein Kind, das er vor Schaden bewahren wollte, war, die jetzt bearbeitet werden musste. Da er selbst aktuell keinen guten Zugang zu seinem Sohn hatte, fanden wir einen alternativen Gesprächspartner. Das war für ihn eine gute Lösung. Die anderen Aspekte hatten danach keine Energie mehr und mussten also an diesem frühen Morgen nicht bearbeitet werden.

Die emotionale Überlastungssituation und akute Handlungsunfähigkeit waren zunächst einmal aufgelöst. Damit war ihm in diesem Moment sehr geholfen.

Wie geht es Ihnen gerade? Vielleicht haben auch Sie emotionale und rationale Themen, die sich gerade überlagern? Vielleicht hat auch Sie gerade jemand sehr enttäuscht? Oder die Pandemie macht Ihnen Sorgen wirtschaftlicher Art?

Manchmal ist es für uns alle “einfach zu viel”. Dann ist es wichtig, die Themen zunächst auseinanderzunehmen und gut zu überlegen, was ich selbst jetzt unbedingt brauche. Mein Klient brauchte zunächst Anerkennung für die eigene menschliche Enttäuschung – Sie erinnern sich. Erst wenn ich selbst wieder gestärkt, anerkannt und wahrgenommen bin, ist der Blick wieder frei für die sinnvollen nächsten Schritte. Die Komplexität löst sich auf, die Handlungsfähigkeit kehrt zurück.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie sich selbst stets gut wahrnehmen und anerkennen können und natürlich ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Die Natur bietet wunderbare Möglichkeiten der Beobachtung, sie ist unendlich interessant und faszinierend. In unserem Garten leben viele Tiere, die wunderbare Beobachtungsobjekte darstellen, wobei die Eichhörnchen wohl die interessantesten und in Ihrem Verhalten abwechslungsreichsten Gartenbewohner sind.

Meine Frau und ich verfolgen dabei ganz unterschiedliche Strategien der Beobachtung. Ich fotografiere sehr gerne und suche stets nach schönen Momenten, die ich in Bildern festhalten kann. Bei der abendlichen Auswertung von oft mehreren hundert Bildern suche ich dann voller Elan die schönsten aus. Meine Frau greift nur selten zur Kamera, sondern widmet ihre volle Aufmerksamkeit uneingeschränkt den Tieren. Sie liebt es, ihr Verhalten zu studieren, ihnen zu folgen und Augenfotos zu machen, wie das vor kurzem eine Facebook-Freundin von mir nannte.

Oft beobachten wir die gleichen Szenen mit – Sie ahnen es – einem ganz anderen Ergebnis.

„Hast Du gesehen, wie…“, sagt meine Frau manchmal begeistert. Ich jedoch muss gestehen, dass ich diese Szene gar nicht abrufen kann, sie ist bei mir nicht gespeichert. Für ein besonders schönes Foto hatte sie wahrscheinlich keinen Wert. Neidlos muss ich anerkennen, dass meine Frau häufig eine viel detailliertere Wahrnehmung hat als ich. Sie nimmt viel mehr Kleinigkeiten auf, taucht viel tiefer ein in die Welt der Tiere.

Das verwundert auch nicht, denn ich verfolge beim Beobachten der Tiere eine eigene Absicht, nämlich schöne Fotos zu machen, an denen ich mich erfreuen kann. Meine Frau hingegen ist vollkommen absichtslos, sie lässt die Natur einfach sein und genießt. Das schärft die Sinne für mehr Details und lässt sie viel tiefer in die Situation eintauchen.  Sie Frau wird vielmehr „eins“ mit der Natur, als ich das als Fotograf jemals könnte.

Situationen wie diese erleben wir nicht nur beim Beobachten der Natur, sondern häufig in allen Lebenslagen. Immer dann, wenn wir zusätzliche eigene Ziele oder Interessen verfolgen, tauchen wir nicht vollständig in eine Situation ein. Das gelingt erst, wenn wir uns voll und ganz auf das einlassen, was gerade geschieht und uns für diese Zeit von eigenen Prioritäten verabschieden.

Vielleicht können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie das Gefühl hatten, mit jemandem ein Gespräch zu führen, der vollkommen bei Ihnen war. Wie fühlte sich das an? „Grossartig“, werden Sie wahrscheinlich sagen, weil Sie sich wahrgenommen, wertgeschätzt und ernst genommen gefühlt haben. Da war jemand ganz für Sie da.

Eventuell erinnern Sie auch eine eigene Situation ein, in der Sie selbst nicht ganz bei Ihrem Gesprächspartner sein konnten, weil Ihre Gedanken immer wieder abschweiften oder Sie in eigenen Dingen verhaftet waren. Sich einzulassen auf das, was gerade geschieht, war nicht möglich. Manchmal ist es auch deshalb schwer, weil man so viele eigene Gedanken im Kopf hat, die man unbedingt aussprechen möchte. Dann ist es oft unmöglich wirklich zuzuhören, weil man so gerne selber sprechen möchte. Ohne echtes Zuhören aber kann man nicht beim anderen sein.

Eine solche Situation, die Sie erinnern, fühlte sich für Sie nicht gut an? Für alle anderen, die an der Situation beteiligt waren, wahrscheinlich auch nicht.

Ich möchte hier nichts bewerten, loszulassen und ganz im Moment zu sein, ist oft unendlich schwer. Ich kenne viele Menschen, vor allem Führungskräfte, die selbst wenn sie zu Hause sind, mit den Gedanken noch m Büro sind. Sie sind körperlich anwesend, wirklich da sind sie nicht.

Ganz da zu sein, nur in diesem Moment, ohne eigene Ziele und Absichten, das ist ein wunderbares Gefühl. Sowohl für einen selbst, ganz sicher aber auch für die Menschen, mit denen man gerade seine Zeit verbringt. Jedenfalls von Zeit zu Zeit sollten wir alle uns dieses großartige Gefühl gönnen.

Mein Plan für dieses Wochenende? Keine Fotos machen, einfach da sein und die Tiere und die Natur genießen – wunderbar.

Und Ihr Plan?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Vor einigen Tagen schickte mir meine Mutter, die inzwischen über 80 ist per Whatsapp ein Video. Es hieß “Gute alte Zeit” und beinhaltete quasi eine zweieinhalbminütige Zusammenfassung der Lebensumstände zur Zeit meiner Kindheit. Ich würde schätzen, die meisten Aufnahmen waren also so ca. 40-50 Jahre alt. Meine Mutter kommentierte es mit: “Das waren noch schöne Zeiten…”.

Einige Highlights: Es gab noch Telefonzellen, die mit 20 Pfenning betrieben werden mussten, dafür gab es keine Handys. Es fuhren noch überwiegend VW Käfer durch die Straßen, dafür wurde in ihnen auch Kette geraucht. Den Familienalltag dominierten Gesellschaftsspiele, virtuelle Welten suchte man vergebens. Wir Kinder spielten vor allem draußen, tobten mit den Fahrrädern herum oder bolzten hinter dem Haus. Elektronik und Computer gab es noch nicht. Im Urlaub führen wir in den Westerwald, etwa 80 Kilometer von zu Hause. Fliegen war nahezu unerschwinglich.

Gute alte Zeit, oder doch nicht? War es wirklich besser als heute oder ist heute alles besser als vor 50 Jahren?

Nein, ich werde keinesfalls melancholisch, aber dieses Beispiel macht so wunderschön deutlich, dass es auf diese Fragen nicht die eine Antwort gibt. Es gibt tausende, wenn nicht Millionen von Antworten, denn jeder beurteilt das durch seine ganz persönliche Brille, mit seinen ganz persönlichen Werten, aus seiner ganz persönlichen Betroffenheit und nach seinen ganz eigenen Gefühlen.

Vielleicht haben Sie Kinder, die in Amerika leben. Dann werden Sie es wahrscheinlich großartig finden, dass Sie ein Telefonat nach USA nicht mehr Tage vorher anmelden müssen, Sie nicht mehr hoffen müssen, dass die Leitung auch wirklich steht, um dann ganz undeutlich die Stimmen Ihrer Lieben zu hören. Heute ist es großartig, mit einem Klick, die Familie jederzeit sprechen und sehen zu können – zoomen Sie mit.

Vielleicht haben Sie es früher immer sehr genossen, Briefe zu schreiben und zu bekommen. Das waren wundervolle idyllische Momente des Schreibens, des Versinkens in den Gedanken an den Freund, der schon auf die Post wartet, die vielleicht Wochen braucht, bis sie ihn erreicht. Die Antwort irgendwann aus dem Briefkasten zu holen und zu lesen, war vielleicht das Highlight des ganzen Monats? Einen PC haben Sie nicht und heute ist jede Email an den Freund auf dem Handy eine echte Quälerei – sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. Dass der Transfer durch die Leitung nur Sekunden dauert, wiegt den Verlust des Schreibens von damals nicht auf. Es fehlt etwas.

Ich könnte zahllose weitere Beispiele anführen und jedes Mal würde wahrscheinlich die eine Hälfte von Ihnen sagen: “Was für ein Blödsinn, den er da schreibt.” Die andere Hälfte aber würde sich zurücklehnen und sagen: “Wie Recht er doch hat…”

Es gibt nicht die gute alte Zeit, damals nicht und heute nicht. In 50 Jahren werden sich die Menschen genauso wie heute wir erinnern und sagen, “weisst Du noch…”.

Sie müssen selbst entscheiden, was für Sie heute besser ist als früher und was für Sie damals besser war als heute. Sie können pflegen, was Ihnen erhaltenswert erscheint. Erinnern Sie sich, was Ihnen gut getan hat und konservieren Sie es. Wir können den Fortschritt und den Wandel der Zeit nicht aufhalten, niemand von uns. Aber wir können selbst und sehr bewusst für uns entscheiden, wie wir damit umgehen. Was wir alles mitmachen und was nicht.

Ich bin absolut sicher, wir alle finden ganz viele Dinge, auf die wir keinesfalls wieder verzichten wollten. Fortschritt ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber nichts auf dieser Welt ist nur gut, nichts ist nur schlecht. Sie können innehalten und für sich bewahren, was Ihnen lieb und teuer ist. Allerdings setzt das wie so oft eines voraus – Sie müssen sich mit sich selbst beschäftigen.

Ein Spieleabend mit Freunden wie an Sylvester 1972?

Wer hält Sie davon ab?

Ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Stink sauer knallte mein Klient den Telefonhörer auf die Gabel, sprang aus seinem Sessel auf und zeterte los. Er hatte vielleicht kurzzeitig vergessen, dass ich auch im Raum war, denn ich war als Trainer on the Job nur alle paar Wochen für einen Tag zu Besuch. Er ließ kein gutes Haar an seinem Mitarbeiter, mit dem er gerade telefoniert hatte, die wüsten Details erspare ich Ihnen.

Was war passiert? Mein Klient, immerhin Vertriebschef eines ganzen Bundeslandes in einem Dax-Konzern, hatte seine Mails bearbeitet und eines seines Mitarbeiters gelesen. Ich weiß nicht, was er gelesen hatte, doch noch mit den Augen auf dem Bildschirm griff er zum Telefonhörer, drückte die Schnellwahltaste und keine zwei Sekunden später brüllte er auch schon los. Von einem Gespräch kann man nicht sprechen, es war eher ein etwa dreiminütiger Monolog über Versagen, Dummheit und Faulheit, wobei mein Kunde für diese Begriffe deutlich unschönere Formulierungen fand, die ich nicht wiedergeben möchte.

Nachdem er also weitere fünf Minuten in seinem Büro auf und ab gelaufen war und dabei laut gezetert hatte, kehrte Ruhe ein. Er sah mich an und realisierte, dass ich noch da war, was er auch aussprach.

“Sie sind ja noch da”, sagte er. “Allerdings nur mit Mühe”, gab ich zurück. Danach konnten wir in Ruhe über diesen Vorfall reden.

Aus seiner Sicht hatte sein Mitarbeiter mal wieder viele Ausreden gefunden, um zu erklären, warum seine Verkaufszahlen nicht stimmten. So ging das schon seit Monaten und mein Klient war mit der Leistung seines Mitarbeiters vollkommen unzufrieden. Gespräche gab es schon viele, Besserungen nicht. Die heutige Mail hatte dann das “Fass zum Überlaufen” gebracht und er hatte sich gehen lassen. Vielleicht alles nachvollziehbar – akzeptabel ist es nicht.

Wir können es nicht verhindern. Wenn wir etwas wahrnehmen, laufen automatisch die Vorgänge der Interpretation (wir denken also etwas über das, was wir wahrnehmen) und der Emotion (es löst also ein Gefühl in uns aus) ab. Das passiert vollkommen automatisch und ist nicht steuerbar, auch wenn viele Menschen immer wieder behaupten, Sie hätten ihre Emotionen unter Kontrolle. Wir wissen heute, dass das nicht stimmt. Der gesamte Vorgang dauert etwa eine halbe Sekunde. Ob wir wollen oder nicht, die Emotionen sind einfach da. Der Versuch sie vermeiden zu wollen, ist definitiv zum Scheitern verurteilt.

Bis hier hin ist das auch nicht schlimm, denn noch sind wir auf der inneren Ebene, die Emotionen sind in uns. Erst wenn wir sie rauslassen, dann wird aus der Emotion eine Reaktion mit Außenwirkung und die sollten wir steuern. Genau das hatte mein Klient nicht getan. Er hatte seinen Emotionen, die ausschließlich negativ waren, freien Lauf gelassen, seine Reaktion nicht mehr steuern können und deshalb war ihm die Situation so entglitten.

Was kann uns nun davor bewahren, aus der Emotion raus unangemessen zu reagieren? Das ist relativ einfach, es ist die Zeit! Wenn wir uns etwas Zeit nehmen, flauen die ersten Emotionen ab und wir können viel mehr aus unserem Denken heraus reagieren. Das ist im allgemeinen bewusster, gesteuerter und oft gemäßigter.

Wie also können Sie Zeit gewinnen, hier ein paar Vorschläge:

-> Atmen Sie einmal ganz tief ein und sehr bewusst langsam wieder aus. Das dauert kaum fünf Sekunden und doch werden Sie sofort merken, wie sie die erste Wut regelrecht ausatmen.

-> Stehen Sie auf und gehen Sie einmal zum Fenster, schauen Sie drei Sekunden hinaus. Wenn Sie das im Gespräch tun, wird Sie Ihr Gesprächspartner, über den sie sich gerade geärgert haben, vielleicht sogar fragen, was los ist. Wunderbar, jetzt können Sie erstmal erklären, dass Sie sich gerade ärgern und schon geht weitere Zeit ins Land, die Ihnen hilft, Kontrolle zu behalten.

-> Wenn es “ganz hart” kommt, verlassen Sie den Raum, gehen Sie zur Toilette, holen Sie sich einen Kaffee oder ähnliches. Die gewonnene Zeit und die zusätzliche räumliche Distanz helfen sicher.

-> Falls – wie in meinem Beispiel – ein Mail der Auslöser war, lassen Sie dieses bewusst unbeantwortet, ignorieren Sie es und lesen Sie es am nächsten Tag erneut. In vielen Fällen lesen Sie zwar die gleichen Worte, aber Sie geben Ihnen nicht mehr die gleiche emotionale Bedeutung.

ZEIT ist das einzige Mittel, das uns hilft unsere Reaktionen zu steuern. Was gesagt ist gesagt, der Schaden ist angerichtet. Reaktionskontrolle ist wichtig und bewahrt uns vor vielen unangenehmen Konsequenzen. Nicht umsonst heißt es ja auch, dass man vor wirklich wichtigen Entscheidungen noch einmal darüber schlafen soll. Das ist im Prinzip der gleiche Effekt.

Ich fasse das gern in der BIER-REGEL zusammen:

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

„Uff!“, ging es mir durch den Kopf, als ich die Unterlage für den Workshop, den ich in der nächsten Woche moderieren sollte, gesehen hatte. Der Energieversorger einer deutschen Großstadt führte ein neues System leistungsorientierter Bezahlung ein und der Vertriebsbereich wünschte sich die Integration der Zielkarte, die der Vertrieb jährlich ohnehin zu erfüllen hatte, anstatt individueller Ziele, wie sie ansonsten mit jedem Mitarbeiter vereinbart werden sollten.  Die Zielkarte umfasste 15 Einzelziele!

Viele Jahre habe ich auch als Trainer on the job bei großen deutschen Konzernen gearbeitet. Die Hauptaufgabe: Mehr Verkauf möglich machen, also neue Vertriebssysteme in die Praxis umsetzen. Ich war dabei meist in der glücklichen Lage mit den oberen Hierarchieebenen arbeiten zu dürfen und das „glücklicherweise“ beziehe ich nur darauf, dass alles andere noch viel schwieriger gewesen wäre. Wie immer stand am Anfang die Einarbeitung in das System des Mandanten: 12 und mehr Ziele waren die Regel, nicht die Ausnahme. Zusätzlich wurden diese meist noch in ihrer Priorität laufend verändert, fast jede Woche war ein anderes Ziel das wichtigste.

Können Menschen mit solchen Systemen erfolgreich arbeiten? Eher nicht!

Eigentlich sollte der so oft gerühmte „gesunde Menschenverstand“ auch dafür ausreichen, das zu erkennen. Wenn wir es etwas wissenschaftlicher haben wollen, dann können wir auf den amerikanischen Psychologen George A. Miller (1920-2012) zurückgreifen. Er hat bei seinen Forschungen nämlich herausgefunden, dass Menschen nur in der Lage sind sich 7 plus/minus zwei Dinge im Kurzzeitgedächtnis zu merken. Deshalb wird die 7 auch die „Millersche Zahl“ genannt.

Probieren Sie es aus und spielen Sie spontan mit Ihren Kollegen oder Ihrer Familie „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“. Ich behaupte, 5 Dinge konnten Sie sich alle merken, danach begann es schwierig zu werden, acht Dinge hat vielleicht noch der Sieger geschafft, eher keiner.

Nur werden Sie vielleicht einwenden, dass Zielsysteme ja nicht mit dem Kurzzeitgedächtnis zu vergleichen sind und da haben Sie natürlich recht. Ich will auch nicht behaupten, man könne Miller’s Forschungen vollständig und direkt auf Zielsysteme übertragen. Wer jedoch viele Ziele gleichzeitig erreichen soll, der muss seine Aufmerksamkeit eigentlich mehr oder weniger permanent auf sie fokussieren. Und schon sind wir wieder bei Miller, auf mehr als sieben Dinge können wir das nur schwer.

Und vielleicht noch eine Randnotiz: Es heißt sieben plus/minus zwei, was also bedeutet, dass sicher nur die fünf ist. Sie werden schon bei 7 Zielen die ersten haben, die nicht mehr „an Bord“ sind. Sinnvoll ist es also, sich auf fünf Dinge, in diesem Fall Ziele, zu beschränken. Und bitte setzen Sie dann auch keine Unterziele ein, wie ich das so oft erlebt habe. Denken Sie lieber etwas mehr nach, welche Ziele wirklich wichtig sind, vermeiden Sie Komplexität, fokussieren Sie klar, machen Sie die Strategie deutlich und nehmen Sie vor allem alle Ihre Menschen mit!

Weniger ist mehr! An diesem Uraltspruch ist was dran, auch wenn man immer wieder das Gefühl hat, das sei eine noch nie dagewesene Erkenntnis.

Was sind Ihre fünf Big-Points?

Der MP Impuls zum Wochenende

Als Coach bin ich naturgemäß oft mit der Fragestellung konfrontiert, wie mein Klient etwas erreichen kann. Ganz typisch ist zum Beispiel die völlig berechtigte Frage vieler Menschen, wie kann ich den nächsten oder auch die nächsten beruflichen Schritte tun?

Vor einiger Zeit begleitete ich eine junge Führungskraft, Teamleiter in einem großen Konzern. Er war engagiert und ehrgeizig, motiviert und fordernd. Gut so, sollte man meinen, junge Menschen müssen so sein!

Doch im Laufe unserer Zusammenarbeit wurde er nachdenklicher, fast jede Frage, die ich ihm stellte, schien ihm ein neues Fenster zu öffnen, aus dem er bisher nicht hinausgeschaut hatte. Und was er sah, machte ihn nachdenklich.

“Wenn Du Abteilungsleiter bist, wie wird sich dann Dein Tagesablauf verändern?”, fragte ich zum Beispiel. “Dann habe ich mehrere Standorte in verschiedenen Städten zu betreuen und bin viel mehr auf Reisen, muss viel Auto fahren, die Arbeitstage werden länger.” Schon während er sprach wurden seine Worte langsamer und seine Stimme leiser. “Wie fühlt sich das an?”, fragte ich weiter.

Er sprudelte los, dann sehe er sein kleines Kind vielleicht nur noch selten im wachen Zustand, was seine Frau bestimmt nicht gut heißen würde, sein Hobby könne er dann erstmal nicht mehr ausüben (er spielte zweimal die Woche abends Schach im Verein) und so weiter. Er zählte – wenn man so will – die Preise auf, die er für den nächsten Schritt zahlen müsste.

So ist es immer im Leben, nichts ist umsonst. Wir müssen uns fragen, ob das, was wir gewinnen, die Preise wert ist, den wir zahlen müssen. Wollen wir das? Verträgt sich das mit unseren Werten? Oder ist das für uns “zu teuer”?

Und jetzt sind wir bei dem Spruch, den ich diesem Impuls voran gestellt habe. Erst müssen wir uns klar werden, was wirklich unsere Ziele sind, dann können wir entscheiden, was uns ihnen näher bringt. Wenn wir an diesen Aspekt nicht gründlich durchdenken, dann jagen wir möglicher Weise Zielen nach, die wir eigentlich gar nicht erreichen wollen. Der Preis ist zu hoch! Erreichen wir sie dann doch, folgt oft sehr schnell die Unzufriedenheit.

Erst wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, können wir die richtigen Schritte mit voller Überzeugung gehen, um unsere Ziele zu erreichen. Nicht andersrum – erst Vollgas geben und dann feststellen, dass ich irgendwo angekommen bin, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte.

Mit meinem Klienten arbeitete ich zunächst seine beruflichen und privaten Werte heraus. Karriere und Geld waren tatsächlich wichtiger, als er es selbst vermutet hatte. Aber auch ein Konfliktfeld zu “ein liebevoller Ehemann und Vater sein” wurde transparent. Jetzt konnte er dann mit allen Sinnen hineinspüren, was er wirklich will. Und erst jetzt – zwei Coachingeinheiten später- legten wir die nächsten Schritte, die er tun wollte, um dem, was er wirklich wollte näher zu kommen, fest.

Was er dann wirklich getan hat, möchten Sie wissen?

Er bewarb sich in einen anderen Bereich, der nur am lokalen Standort ansässig war und in dem ein Aufstieg ohne Reisetätigkeiten möglich war. Er musste zwei Jahre warten, bis sich die nächste Chance bot, Abteilungsleiter zu werden, diese ergriff er. Ich habe noch ein paar Mal mit ihm telefoniert, dann trennten sich unsere Wege.

Streben Sie also nicht vorschnell nach Zielen, ohne die Klarheit gewonnen zu haben, ob das wirklich ihre Ziele sind. Zufrieden und erfolgreich werden Sie nur, wenn Sie die Preise, die für Ihre Ziele zu zahlen sind, gerne zahlen. An dieser Stelle einen Moment zu verharren und sich klar zu werden, was ich wirklich will, ist hilfreich und schützt vor aufwendigen und teuren Kurskorrekturen. Und wenn Sie dann Klarheit haben – dann können Sie handeln, entschlossen und zielgerichtet!

Ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Es ist einer dieser Tage, an denen scheinbar alles irgendwie schief geht. Schon auf dem Weg ins Büro, bin ich mal richtig nass geworden, denn den Schirm hatte ich leider vergessen einzupacken. Der erste Kunde des heutigen Tages kam mir gleich irgendwie “blöd”. Meine Kollegen waren nervig, anstatt einer netten Aufmunterung gabs nur dumme Sprüche. Das Mittagessen hat mir auch schon mal besser geschmeckt, heute war es echt versalzen. Am Nachmittag wollte ich dringend noch etwas mit meinem Chef besprechen, doch der war ausser Haus und ohne Rücksprache kann ich nicht sinnvoll weiterarbeiten. Gerade eben hat auch noch mein Kumpel angerufen und mir für heute Abend abgesagt – keine Zeit, Kind ist krank.

Es ist der berühmte “gebrauchte Tag”.

Tage dieser Art haben wir sicher alle schon einmal erlebt. Es geht einfach alles schief – alle und alles sind gegen uns. In einem solchen Modus verengen wir unseren Fokus, fahren alle Filter hoch und sehen nur noch das Negative. Selbst wenn jetzt ein netter Anruf käme, würden wir ihn wahrscheinlich nicht als solches wahrnehmen und die Gefahr ist groß, dass mir den netten Anrufer mit einer unvorsichtigen Bemerkung vergrätzen. Und selbst wenn auf dem Rückweg vom Büro zum Auto plötzlich die Sonne scheint, sehen wir wahrscheinlich nur den Dreck auf der Windschutzscheibe, den die (blöde) Sonne jetzt auch noch so richtig sichtbar macht.

Also STOPP! So können wir nicht weiter machen, wir katapultieren uns immer weiter in die Negativspirale, werden immer unerträglicher für andere aber auch uns selbst und schon bald herrscht nur noch Frust. Denn dass “alles” gegen uns läuft, hat viel mir der Bedeutung zu tun, die wir der Situation geben. Die Kollegen waren vielleicht einfach nur lustig und der einzige, der “dumme” Sprüche gehört hat, war ich. Den Abend hätte ich auch mit einem anderen Kumpel verbringen können, der schon mehrfach gefragt hatte, wann ich mal wieder Zeit hab. Solange ich aber in der “alle sind gegen mich”-Phase bin, finde ich keine positiven Lösungen. Ich gefalle mir vielleicht sogar im Selbstmitleid, voll mit Kortisol leidet es sich zwar so schön, aber konstruktive und kreative Lösungen finde ich so nicht. Ein BREAK muss her!

Und dass ist leichter als Sie vielleicht denken – tun Sie sich etwas Gutes! Gönnen Sie sich etwas. Tun Sie etwas, von dem Sie wissen, dass es Ihnen Spaß macht. Warum? Ganz einfach, das aktiviert Ihr Glückszentrum im Gehirn und führt zur Ausschüttung positiver Hormone und schon wird es besser. Sie kommen innerlich zur Ruhe und können plötzlich gelassen auch wieder andere Perspektiven einnehmen.

Also, was könnte das sein, das Ihnen gut tut?

->eine schöne Tasse Tee vor dem Kamin?
->ein leckerer Latte in Ihrer Lieblingskaffeebar?
->ein Anruf bei Ihrem besten Freund, mit dem Sie endlich mal wieder plaudern wollten?
->ein warmes Schaumbad bei Kerzenschein, dass Sie in Ihre Träume abgleiten lässt?
->ein leckeres Fischfilet mit einem wunderbaren Weisswein?
->ein Spaziergang in der Natur?

Es gibt wahrscheinlich unzählige weitere Möglichkeiten, suchen Sie etwas, dass für Sie perfekt ist. Gönnen Sie sich eine kleine Auszeit, es öffnet Ihren Blick, ermöglicht neue Perspektiven und durchbricht die Negativspirale.

Am besten Sie fangen gleich an diesem Wochenende damit an – viel Spaß dabei!