Als ich vor etwa einem Jahr, die Arbeiten an meinem Selbstcoachingbuch zum Abschluss brachte, herrschte in weiten Teilen Deutschlands noch Lockdown. Schon damals drängte es sich für uns alle nahezu auf, sich mal wieder viel stärker als sonst mit uns selbst zu beschäftigen.

Damals ahnten wir noch nichts vom Krieg in der Ukraine, von explodierenden Preisen und ernsthafter Energieknappheit. Eigentlich alles Zustände, die wir in unserer Wohlstandsgesellschaft für ausgeschlossen hielten. Diese Krisen haben für viele Menschen Zukunftsängste geschürt und lassen sie ihre Handlungskompetenzen nicht mehr wahrnehmen. Sie zweifeln an sich und sind häufig am Ende ihrer Kräfte, wie ich es in zahlreichen Coachingmandaten in diesem Jahr erlebt habe.

Sich einem Dritten anzuvertrauen fällt einigen Menschen nach wie vor schwer – “Nichtstun” ist jedoch in der Regel auch keine Lösung. Da ist vielleicht der Ansatz des Selbstcoachings attraktiver und aktueller denn je.

Ohne hier nochmals auf die Geschichte, wie ausgerechnet das Eichhörnchen zum roten Faden meines Buches wurde (Sie können es im Vorwort nachlesen), einzugehen, möchte ich nochmal die 22 Selbstcoachingtechniken und Themen in meinem Buch “Inspiration Eichhörnchen – Ein Leitfaden für Ihr Selbstcoaching” vorstellen:

Die Natur kennt nur Lösungen und so ist sie ein sehr gutes Vorbild, von dem wir Menschen lernen können. Ich bin sicher, viele Themen in meinem Buch sind heute noch aktueller als vor einem Jahr.

Vielleicht ist die kommende dunkle Jahreszeit ja genau die richtige, nach innen auf sich selbst zu schauen und eigene Themen aktiv anzugehen und zu neuen Lösungen zu kommen – vielleicht schenken Sie “Inspiration Eichhhörnchen” sich selbst oder Freuden?

Mehr Informationen zu meinen Büchern finden Sie auch auf meiner Bücherseite.

Inspiration Eichhörnchen” erhalten Sie überall im Buchhandel, bei amazon oder auch sehr gerne signiert und portofrei direkt von mir.

Ich wünsche viel Freude an den Bildern der Tiere und viel Erfolg bei Ihren Selbstcoachingaktivitäten. Für diejenigen, die noch unschlüssig sind und auch nicht weiter surfen möchten, hier nochmal die Kurzfassung der Buchidee:

Ich liebe dieses Zitat von Karl Valentin, weil es auf so humorvolle und einprägsame Weise eine der wichtigsten Lebenserkenntnisse beschreibt. Es sind unsere Gedanken, die einen so wesentlichen Einfluss darauf haben, wie wir uns fühlen, wie wir unsere Wirklichkeit erleben und ob es uns gut geht oder nicht. Viel zu oft lassen wir zu, dass uns negative Gedanken die Stimmung vermiesen, den Spaß an etwas rauben oder uns grübeln lassen, obwohl das eigentlich gar nicht notwendig und schon gar nicht zielführend ist.

Im Vorwort eines meiner Bücher habe ich das an einem einfachen Beispiel verdeutlicht, natürlich nicht so humorvoll wie Karl Valentin. Stellen Sie sich vor, Sie könnten für das Jahr 2023 auf dem Schreibtisch Ihres Lebens zwischen zwei Paketen wählen. Auf dem ersten steht in großen roten Buchstaben „PROBLEME 2023“. Auf dem zweiten Paket steht in grüner Schrift „Spannende Herausforderungen 2023“. Welches Paket würden Sie wählen? Warum fühlt es sich so viel besser an, spannende Herausforderungen anzunehmen, als vor Probleme gestellt zu werden; selbst dann, wenn in beiden Paketen natürlich exakt dasselbe enthalten ist?

Selten war es so wichtig wie in dieser Zeit, sich selbst zu reflektieren, die eigenen Gedanken zu ordnen, das eigene Erleben positiv auszurichten. Fast in jedem meiner Coachings des Jahres 2022 war und ist das ein zentrales Thema. Ich freue mich immer sehr, wenn meine Klienten die Einladung annehmen, in den Spiegel zu schauen und sich selbst die Frage zu beantworten, wie sich ihr Erleben verändert, wenn sie es mit anderen Gedanken aufladen. Für mich geht es dabei nicht darum, immer und ausschließlich mit glücklichen Bildern durch die Welt zu laufen und alles „schönzureden“. Solche Gebilde brechen zu oft wie ein Kartenhaus zusammen. Inzwischen habe ich in 13 Jahren als Coach so viele positive Beispiele erleben dürfen, dass ich allerdings fast immer ein Beispiel benennen kann, wie meine Klienten durch die Veränderung ihrer Gedanken ihr Erleben verändert haben und so zu ihren Lösungen gelangt sind. Das ist weit entfernt, von den Plattitüden des „es wird alles gut, wenn du nur positiv denkst“.

Es war immer meine Idee, meine Erfahrungen und die vielen Bespiele meiner Klienten in Form kurzer Geschichten mit entsprechenden Einladungen zur Selbstreflexion bzw. zum „anders denken“ aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Corona hat mir in den letzten zwei Jahren die Zeit dafür gegeben bzw. auch ich habe begonnen, anders zu denken, und mir diese Zeit genommen, in dem ich meine Prioritäten neu gesetzt habe. Inzwischen sind in der Buchreihe „Das knallrote Cabrio“ zwei Bände erschienen und ich habe sehr zu meiner Freude bereits viel positives Feedback meiner Leserinnen und Leser erhalten.

Das knallrote Cabrio – 52 Impulse zur Selbstreflexion

Freie Fahrt für Ihre Gedanken – Das knallrote Cabrio Band 2 – 52 neue Impulse zur Selbstreflexion

Die bevorstehende, dunkle Jahreszeit bietet ja vielleicht dem ein oder anderen auch wieder etwas mehr Zeit zum Lesen und vielleicht haben Sie ja Lust, sich von den vielen Erfahrungen meiner verschiedensten Klienten zu eigenen, neuen Gedanken und Lösungen inspirieren zu lassen.

Weitere Informationen finden Sie auf meiner Bücherseite oder im (online-) Buchhandel. Ich lade Sie jedenfalls herzlich ein und freue mich, Sie als Leser/-in begrüßen zu dürfen. Wenn Sie Lust haben mit mir dazu in den Dialog zu gehen, freue ich mich auch darüber sehr: post@marioporten.de

„Oh mann, wieder nur so ein Werbetext.“, geht Ihnen gerade durch den Kopf? Na gut, dann, üben wir doch nochmal: „Gute Idee, das könnte mir Spaß machen und mich weiterbringen!“ Was fühlt sich besser an? Sie haben die Wahl.

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 26.10.2022

In diesem Monat habe ich für Sie vier Umfrageergebnisse ausgewählt, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte.

Corona hat uns alle unzweifelhaft in den letzten Jahren eine der größten Krisen der jüngeren Vergangenheit beschert. Doch auch Corona ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass jede Krise auch eine Chance ist, denn es zeigen sich auch positive Entwicklungen in den Unternehmen. In einer Studie des Digitalverbandes Bitkom gaben 79% der befragten abhängig Beschäftigten an, dass sie den Eindruck hätten, ihr Arbeitgeber würde seinen Mitarbeitern mehr Vertrauen schenken und auch mehr auf ihre Eigenverantwortung vertrauen als vor der Corona Krise. Das finde ich einen überraschend guten Wert! Auch im Führungsstil vieler Führungskräfte werden offenbar positive Veränderungen wahrgenommen. So hatten 40% der Befragten das Gefühl, dass ihre Führungskraft mehr auf die Belange der Mitarbeitenden eingeht als vor Corona. Etwa die Hälfte gab außerdem an, dass im Unternehmen nunmehr mehr auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden geachtet wird. Positive Veränderungen sind also ganz offenbar in vielen Unternehmen auf dem Weg – jede Krise ist eben auch eine Chance.

Diese positiven Veränderungen in den Unternehmen könnten sich auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden positiv auswirken. Der aktuelle Blue- and Grey-Collar-Report der Jobplattform Joblift, für den deutschlandweit 1500 Menschen befragt wurden, zeigt nämlich, dass Arbeitsatmosphäre und Führungsarbeit sehr wichtige Kriterien bei der Jobsuche sind. Die Befragten fanden zunächst Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden am attraktivsten, so dass sich Mittelständler freuen können, da sie offenbar als attraktiver als Großkonzerne erlebt werden. 75% der Befragten legten Wert auf eine Arbeitsatmosphäre, die durch ein familiäres Miteinander geprägt ist. 73% der Befragten war ein fairer und menschlicher Führungsstil besonders wichtig. Auf dem Dritten Platz folgte mit 65% der Nennungen eine optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wesentlich weniger Bedeutung wurde von den Befragten etwa dem Unternehmensimage und den eigenen Aufstiegsmöglichkeiten (je 24%) oder den konkreten Weiterbildungsmöglichkeiten (19%) zugemessen. Wenn Sie schon früher einmal meine Blogbeiträge gelesen haben, dann werden Sie diese Ergebnisse nicht überraschen. Seit Jahren finden wir immer wieder drei Big Points und seit einigen Jahren einen klaren Aufsteiger, wenn es um die Fragen von Arbeitgeberwahl und Mitarbeitermotivation geht. Diese Studie macht da keine Ausnahme. Die großen drei Aspekte sind immer wieder (vereinfacht dargestellt): die Aufgabe selbst, der Chef bzw. die Chefin und das Team. Der „Aufsteiger“ ist seit Jahren das Thema „Work-Life-Balance“, ganz gleich welchen Namen (in dieser Studie: Vereinbarkeit von Familie und Beruf) Sie dafür bevorzugen. Die aktuelle Befragung liegt also voll und ganz im Trend der letzten Jahre.

Das kann man von den Ergebnissen des aktuellen Karrierebarometers der Recruiting-Plattform JobTeaser nicht unbedingt behaupten. Häufig habe ich den letzten Jahren daraufhin gewiesen, dass aktuellen Umfragen zu Folge Deutschland die Führungskräfte auszugehen scheinen, da junge Menschen zunehmend keine Führungsverantwortung mehr anstreben. In der aktuellen Befragung, in der fast 2000 junge Talente befragt wurden, gaben immerhin 70% an, dass sie innerhalb der nächsten 10 Jahre Führungsverantwortung übernehmen wollen. Das ist ein überraschend hoher Wert. 80% legen Wert darauf, bei künftigen Job- und Abteilungsentscheidungen mitreden zu können. Bevor wir nun jedoch alle jubilieren, dass wir demnächst jede Menge Führungsaspiranten zur Auswahl haben werden, muss ich leider doch etwas Wasser in den Wein gießen, denn eigentlich wissen die meisten jungen Menschen noch gar nicht, was sie wollen. 86% der Befragten gaben nämlich an, noch gar keinen klaren Karriereweg vor Augen zu haben. Und noch schlimmer: Angesichts der aktuellen Lage machen sich signifikante 93% der Befragungsteilnehmer Sorgen um ihre berufliche Laufbahn. Ob wir also bald wirklich so viele potentielle Führungskräfte haben, bleibt aus meiner Sicht schlicht abzuwarten. Ich persönlich bin nicht sehr optimistisch.

Der Fachkräftemangel ist aktuell an vielen Stellen unseres Zusammenlebens deutlich spürbar und wurde in meinem Blog auch schon häufig thematisiert. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und des Softwareanbieters Textkernel hat 68.000 Webseiten mit Stellenanzeigen untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass im Bereich HR der Personalbedarf offenbar so groß ist, wie noch nie. Allein im ersten Quartal 2022 gab es in Deutschland 75.000 offene HR-Stellen, wobei Recruiter ganz besonders gesucht waren. Die Zahlen steigen aktuell weiter an, so dass Mitarbeitende, die sich für einen Arbeitsplatz im HR-Bereich interessieren zur Zeit besonders gute Jobaussichten haben.

Alle zitierten Studien wurden veröffentlicht in der Ausgabe 11/2022 von mangerseminare.

So wertvoll unsere Erfahrungen auch sind, selten waren sie so wenig auf die Zukunft übertragbar wie zur Zeit. Leider erlebe ich immer noch viele Menschen, die – natürlich in bester Absicht – im Modus “mehr vom gleichen” bzw. “viel hilft viel” versuchen, ihre aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und damit leider oft im Überlastungs- bzw. Erschöpfungsmodus enden. Ich versuche dann immer, ihren Blick für einen der hilfreichsten Blickwinkel im Coaching zu öffnen:

“Wenn etwas nicht (mehr) funktioniert, versuche etwas anderes!”

Wie steht es mit Ihnen?

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 08.10.2022

Als ich das obige Zitat von Peter Wohlleben, dem bekannten Förster und vielfachen Bestsellerautor in einem Interview mit Dr. Eckart von Hirschhausen las, gingen mir spontan zwei Gedanken durch den Kopf.

Der erste war: Stimmt!

Der zweite war: Und das gilt nicht nur für Bäume.

Wir können niemandem helfen, wenn wir selbst depressiv, mutlos, ausgelaugt, überlastet und ohne Energie sind. Mir ging auch meine aktuelle berufliche Situation durch den Kopf, in der ich als Business Coach zur Zeit verstärkt mit Menschen arbeite, die sich in Überlastungssituationen befinden, um das Wort Burnout hier mal nicht zu verwenden. Ganz offensichtlich ist es aktuell so, dass nach mehreren Coronajahren und den dazugekommenen Krisen wie Krieg und Energiekrise die Menschen zunehmend an ihre Grenzen kommen.

Da ist die langjährig erfahrene und erfolgreiche Ingenieurin, die plötzlich bei mir sitzt und schon im Kennenlerngespräch den Satz sagt: „Wenn ich meinen kleinen Sohn nicht hätte, weiss sich nicht, ob ich noch hier wäre.“ Da ist der Beamte, der seit vielen Jahren schwierige Situationen meistert, mit unterschiedlichen Chefs immer große Herausforderungen hatte, weil er stets auch ein Stück weit für seine Chefs mitarbeiten und mitdenken musste. Er erklärt mir plötzlich: „Ich weiß auch nicht, es hat sich eigentlich nichts geändert, aber ich komme an meinen Arbeitsplatz und breche in Tränen aus. Arbeiten kann ich nicht mehr.“ Da ist der Mitarbeiter einer Verwaltung, der erklärt, er habe seit Jahren viel zu tun. Das war immer normal, doch jetzt sind noch private Themen dazugekommen, und plötzlich geht es nicht mehr. Er schaffe es nicht mehr. „Ich kann mich nicht mehr aufraffen!“

Das sind nur drei meiner aktuellen Coachingmandate – ich könnte noch weitere anführen. Was ist passiert mit diesen Menschen, die plötzlich ihre eigenen Kompetenzen nicht mehr erleben, die das Gefühl haben, sich selbst nicht mehr helfen zu können und allein nicht mehr klarzukommen, obwohl sie so viele Jahre erfolgreich gearbeitet haben.

Die Ursachen sind vielfältig und liegen zum einen in einer Arbeitsüberlastung und Stress, zum anderen aber auch darin, dass Menschen Ängste und Sorgen haben und nicht wissen, wie es weitergeht. Unsicherheit ist für viele Menschen immer ein großer Stressfaktor und davon haben wir in unserer Zeit gerade mehr als genug. Aber ich stelle auch immer wieder fest, dass Menschen viel zu wenig über sich selbst wissen, um sich dann auch helfen zu können. Sehr oft bleiben meine Fragen wie z.B. „Was tut Dir denn gut?“ unbeantwortet. Wenn ich die Menschen frage, wann sie das letzte Mal in der Natur waren, schauen mich oft zwei nachdenkliche Augen an. „Wann hast Du das letzte Mal etwas gemacht, nur für Dich, einfach nur, weil es Dir guttut und Dir Spaß macht? Und was war das?“ Auch da schauen mich oft zwei leere Augen an. Unsere aktuelle Zeit ist geprägt davon, dass wir viel Arbeit haben, von Sorgen geplagt sind und keine Zeit mehr finden, damit wir uns mit uns selbst beschäftigen können. Wir vergessen, wer wir sind, was uns wichtig ist, und vor allem, was uns guttut. Wer aber nichts über sich weiß, der kann sich natürlich in schwierigen Situationen auch nur schlecht selbst helfen.

Was sind meine Werte? Was tut mir wirklich gut? Wenn ich diese Fragen nicht beantworten kann, dann ist es schwer, mir selbst zu helfen.

Es ist mehr als Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Diese Zeit ist etwas besonders Wertvolles und schon deshalb sollten wir alle es auch tun. Wer soll auf Sie Acht geben, wenn Sie das nicht selbst tun? Wer soll für uns da sein, wenn wir selbst nicht für uns da sind?

Ein schönes Beispiel von Achtsamkeit für sich selbst begegnete mir letzte Woche in einem Seminar. Ich begann mit einer neuen Gruppe Führungskräfte eine über mehrere Bausteine gehende Ausbildung. Mitten in einer intensiven Diskussionsrunde griff eine der Teilnehmerinnen nach ihrem Smartphone, schaute darauf und war für einen Moment abgelenkt. Sofort sprach sie mich an und sagte: „Das tut mir leid, ich bin Diabetikerin und habe gerade das Gefühl, das mein Zuckerspiegel absackt. Ich muss einmal schauen, wie es mir tatsächlich geht.“

Ich weiß nicht, ob ich auch nach außen wahrnehmbar gelächelt habe. Innerlich musste ich auf jeden Fall tief in mich hinein schmunzeln und habe für mich gedacht: „Wow, das ist genau das ich mir wünsche – Achtsamkeit für sich selbst!“

Wer soll auf uns achtgeben, wenn wir es nicht selbst tun? Im Moment aber tun das sehr viele Menschen offensichtlich nicht. Anders ist der sprunghafte Anstieg von Mandanten, die mit den oben genannten Problemen zu mir kommen, kaum zu erklären. Natürlich lässt sich niemand willentlich außer Acht vernachlässigt sich bewusst. Aber es häufen sich die Fälle, in denen die Menschen für sich selbst keine Zeit mehr haben und sich nicht um sich selbst kümmern.

Es sind oft unsere inneren Antreiber, die in Stresssituationen wie aktuell plötzlich über die Stränge schlagen und uns Dinge tun lassen, die uns nicht guttun. Es sind unsere Werte, die verletzt sind und die uns dann in die Enge treiben. Es ist die erlebte Hilflosigkeit, mit der wir oftmals nicht wissen, wie wir mit ihr umgehen sollen, weil wir zu unseren Kompetenzen gerade keinen Zugang mehr haben. All das sind oft unbewusste Prozesse, aber wenn die Überlastung zu groß wird, dann finden wir unsere Kompetenzen erst recht nicht mehr wieder, und die Hilflosigkeit nimmt weiter zu.

So erlebe ich das gerade bei vielen meiner Mandanten und ich kann mich keinesfalls darüber freuen, falls irgendjemand beim Lesen dieses Impulses meinen sollte, das sei doch gut für mich, denn dann habe ich ja viel zu tun. Ich arbeite gerne, aber diese Fälle müssen wirklich nicht noch häufiger werden.

Es gibt so viele andere Themen, an denen man auch arbeiten kann. Deshalb möchte ich diesen Impuls auch gar nicht allzu lange ausweiten, sondern möchte Sie ermuntern, über Folgendes nachzudenken:

Was tut Ihnen gut?

Was sind Ihre Werte?

Was sind Ihre Antreiber?

Wann haben Sie sich das letzte Mal mit sich selbst beschäftigt, wann haben Sie sich Zeit nur für sich selbst genommen?

Wie auch immer Ihre Antworten ausfallen, denken Sie an Folgendes: Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht, dann können Sie niemand anderem helfen. Sie können nicht für die Familie da sein, nicht für die Firma, nicht für die Kolleginnen und Kollegen, ganz getreu dem Zitat von Peter Wohlleben: „Die Bäume haben nichts davon, wenn wir depressiv werden.“

So gilt es auch für alle anderen Menschen um uns herum und natürlich erst recht für uns selbst. Dieser Impuls ist vielleicht auch besonders gut geeignet, Ihnen zum Abschluss noch drei Fragen zu stellen, die ich aus den Weltbestsellern von John Strelecky aus der Reihe „Das Cafe am Rande der Welt“ entnommen habe. Und vielleicht haben Sie diese Fragen auch schon einmal gehört, wenn Sie eines der Bücher von John Strelecky gelesen haben. Die drei Fragen, die ich Ihnen zum Abschluss dieses Impulses stellen möchte, lauten:

Wer bist Du?

Warum bist Du hier?

Führst du ein erfülltes Leben?

Ich wünsche Ihnen ein schönes und entspanntes Wochenende.

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 10.09.2022

God save the queen!

Wir sollten uns alle nicht zu ernst nehmen.
Keiner von uns hat ein Monopol auf die Weisheit.
Königin Elisabeth II. von England

Nun ist es also tatsächlich passiert, Königin Elisabeth II. von England ist gestorben. Es war irgendwie unwirklich, als am Donnerstagabend plötzlich diese rote Laufschrift über den Bildschirm meines Fernsehers lief:  Königin Elisabeth II. von England ist tot.

Ich konnte es einen Moment lang irgendwie gar nicht glauben, irgendwie nicht verstehen. Königin Elisabeth II. von England war immer da. Ich bin jetzt 55 Jahre alt – eine Welt ohne die Königin kenne ich nicht.

Es hatte sich abgezeichnet, denn nur wenig vorher war auf meinem Handy eine Meldung aufgeploppt: „Die Ärzte sind besorgt und bleiben am Bett der Königin, die Familie eilt nach Schottland auf ihren Sommersitz.“ Man konnte ahnen, dass die Königin wohl sterben wird und doch, als es plötzlich soweit war, völlig unerwartet und sehr kurzfristig, schließlich hatte sie zwei Tage vorher noch die neue britische Premierministerin ins Amt eingeführt, war es irgendwie unwirklich.

Ich bin kein Monarchie- und auch kein übermäßig großer Englandfan, obwohl ich mehrfach in England war und es dort immer sehr schön fand. Aber plötzlich fehlte auf dieser Welt etwas: die Königin.

Königin Elisabeth II. von England, 70 Jahre hat diese Frau auf dem Thron der englischen Monarchie gesessen. Ich bin geneigt zu sagen: ein ganzes Leben. Als die Nachricht kam, hatte ich plötzlich Gänsehaut und ich habe sie auch jetzt gerade, da ich diese Zeilen schreibe. Was ist das für eine unglaubliche Lebensleistung? 70 Jahre auf dem Thron einer Monarchie zu sitzen, noch dazu einer so bedeutenden wie der britischen und des gesamten Commenwealth.

Wie viele Rolleninterpretationen der  Königinnenrolle mag Königin Elisabeth II. vorgenommen haben: Als sie als junge Frau völlig überraschend den Thron bestieg und heute im Alter von 96 Jahren, als sie schließlich friedlich eingeschlafen ist. Es ist, ehrlich gesagt, für mich kaum vorstellbar, diesen langen Zeitraum wirklich zu überblicken und mir klarzumachen, was alles in Ihrer Amtszeit geschehen ist. Wie viele Krisen auf dieser Welt hat sie mit ansehen müssen? Wie oft hat sie wohl die Rolle der Königin neu interpretieren müssen? Wie oft wird sie überlegt haben, wozu sage ich etwas und wozu schweige ich lieber? Wie oft wird Sie geschwiegen haben, obwohl Sie vielleicht gerne etwas gesagt hätte und wie oft wird sie sich gedacht haben man, das würde ich vollkommen anders machen, aber in meiner Regentschaft habe ich keine Chance, etwas zu ändern und zu beeinflussen?

Wie oft wird sie wohl überlegt haben, wie sie Familie und Beruf noch besser miteinander vereinbaren kann? Um ganz ehrlich zu sein – wie lächerlich muten plötzlich manche unserer Diskussionen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an, wenn man sieht, was Königin Elisabeth II. in dieser Zeit geleistet hat: Vier Kinder, zahllose Enkel und Urenkel und immer noch im Beruf mit 96 Jahren. Wir diskutieren über die Rente mit 67 und König Charles III. hat sein Amt gerade mit 73 Jahren angetreten. Die Königin hat mit 96 Jahren nicht darüber nachgedacht, ihren Beruf aufzugeben, bekommen da nicht manche Diskussionen unserer Zeit irgendwie einen neuen Touch? Ich finde schon.

Familie und Beruf, das hat  Königin Elisabeth II. großartig hinbekommen, obwohl wir alle wissen, dass ihre Familie keineswegs einfach war. Das ist ja so ein Stück der Fluch, wenn man ein öffentliches Amt wie das der Königin innehat: Alles wird öffentlich oder sagen wir, fast alles wird öffentlich. Sie war Mutter, Großmutter, Ehefrau, Staatsfrau und vieles mehr. Was hat ihr ihre Familie „nicht alles angetan“? Wie viele Skandale hat es gegeben und immer musste sie es irgendwie mit der Krone und der Etikette des Königshauses sowie ihren persönlichen Werten in Einklang bringen.
Wie oft mag Sie auch hierzu geschwiegen haben, obwohl ihr eigentlich nach (von der Seele) Reden war? Wie oft mag Sie aber auch zu ihrem Volk gesprochen haben, obwohl ihr eigentlich nach Schweigen war. Was für eine großartige Lebensleistung!

Wie anders ist es zu erklären, dass Menschen auf der ganzen Welt plötzlich weinen, obwohl sie die Königin persönlich nicht gekannt haben? Wie kann es sein, dass auf der ganzen Welt Menschen einen Verlust empfinden, weil ein Mensch gestorben ist, der ihnen persönlich nicht bekannt war? Wie entsteht diese unglaubliche Identifikation mit einer Person bzw. mit der Monarchie? Ich glaube, es ist mehr die Person Königin Elisabeth II. gewesen und weniger die Monarchie als Institution. Was für riesige Fußstapfen hinterlässt sie ihrem Sohn, König Charles III., auch wenn dieser sich so lange wie kein anderer Thronfolger auf seine Aufgabe vorbereiten konnte?

Wir alle kennen ja sicher auch diese Tage, an denen unser Beruf eher Pflicht als Lust ist. Wie oft mag es solche Tage im Leben der Königin gegeben haben? Die Pflicht ruft! Wie großartig hat sie ihre Pflicht stets wahrgenommen, stets perfekt gekleidet, immer lächelnd und immer die erhabene Königin. So stand sie unzählige Male vor Ihrem Volk, vor den Kameras der Öffentlichkeit und der ganzen Welt. Ich glaube, davon können wir uns alle ein großes Stück abschneiden!

So viele Veränderungen und Krisen auf dieser Welt hat sie begleitet. Wie viele Krisen hat sie vielleicht gar nicht erwartet, nicht vorhergesehen? Es muss eine immense Aufgabe gewesen sein und nun muss die Welt ohne Königin Elisabeth II. von England auskommen. Natürlich wird sie sich weiterdrehen und Charles III. wird König von England sein. Für mich jedenfalls war der Moment ihres Todes auch ein Moment des Innehaltens. Ein Moment, der mich inspiriert hat, diesen Impuls zu schreiben, auch um Sie zu fragen:

Wie blicken Sie auf die Königin, auf ihre 70 Jahre auf dem Thron? Was können Sie von Elisabeth II. lernen und was nehmen Sie für sich mit von ihrer großartigen Leistung? Vielleicht die Familie und den Beruf unter „einen Hut zu bringen“ oder ist es eher die großartige Disziplin über eine so lange Zeit ein herausragendes öffentliches Amt ausgeübt zu haben? Oder ist es etwas ganz anderes, was nehmen Sie für sich ganz persönlich mit?

Bevor ich diesen Impuls beende noch ein kurzer Gedanke: Vielleicht ist ja der ein oder andere unter Ihnen, der jetzt denkt: „Naja, wenn man so reich ist, wenn man so umsorgt wird, wenn man Tag und Nacht so viele Menschen hat, die einem alles abnehmen, die sich um alles kümmern, dann ist es ja auch leicht, das alles zu bewältigen.“ Nein, das glaube ich ganz und gar nicht. Es ist mit Sicherheit nicht leicht. Im Gegenteil es ist unglaublich schwer, denn ich glaube, dass man oft auch gefangen ist: Gefangen in der Rolle, gefangen in den vielen Schlössern, gefangen von den Menschen, die ständig um einen herum sind. Wo ist man noch Privatmensch? Wann ist man frei? Wo ist man für sich? Wo war die Königin einfach nur die liebende Ehefrau von Prinz Philipp? Wie haben die beiden das geschafft, ihren Platz als Paar zu finden und miteinander glücklich zu sein bei so viel Öffentlichkeit? Ich habe mich das oft gefragt, wenn ich die beiden gesehen habe: 73 Jahre verheiratet, glücklich miteinander bis ins hohe Alter. Was ist auch das für eine Leistung, wenn man sieht, wie viele Ehen heute nach oft nur kurzer Zeit und – zumindest gefühlt – bei den ersten Problemen auseinander gehen. Nein, ich glaube nicht, das reich und umsorgt sein, es leichter macht, im Gegenteil. Vielleicht ist auch das ein Aspekt, der den ein oder anderen von Ihnen inspiriert und zum Nachdenken bringt.

Ich möchte Sie mit diesem Impuls einladen, einmal Zurückzuschauen auf Königin Elisabeth II. von England und zu überlegen: Was können Sie von dieser großartigen Frau, die die Welt so lange begleitet und mitgestaltet hat, von einer echten Welt- und Staatsbürgerin für sich mitnehmen und was können Sie  – ja wir alle – von ihr lernen?

Halten Sie einen Moment inne und denken Sie darüber nach.

Was auch immer es ist: die Königin ist tot, es lebe der König. God save the king!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!