Eine ganze Branche diskutiert ein neues Siegel, den “TopCoach”. Ein Ranking und eine Auszeichnung, die Focus und Xing erstellt und veröffentlicht haben. Und die man sich fürstlich bezahlen lässt, denn wer damit werben möchte (und wofür sonst brauche ich ein Siegel?), der muss pro Kategorie satte € 5.000 p.a. an die Initiatoren bezahlen. Wenn diese Summe mal nicht besser in der persönlichen Weiterbildung eines Coachs angelegt ist.
Die Kriterien dieser “Auszeichnung” sind nicht nur vollkommen intransparent, sondern auch höchst zweifelhaft. Alle Verbände der Branche, die sich ja oft genug selbst nicht über alles einig sind, laufen Sturm.
Was soll das überhaupt sein, ein “TopCoach”?
Schon diese Frage, lässt sich eigentlich nicht beantworten. Besonders gut ausgebildet? Besonders erfahren? Besonders spezialisiert? Ein Experte auf einem bestimmten Gebiet? Lauter Fragen – keine Antworten.
Coaching setzt ein individuelles Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Beteiligten voraus, eine gemeinsame “Wellenlänge”. Und nur weil ein anderer die hat, habe ich die noch lange nicht. Coaching setzt verschiedenste Techniken ein, so wie sie zum Klienten passen und der Coach sie beherrscht – dabei gilt oft: “Viele Wege führen nach Rom.” Gut ist alles, was meinem Klienten hilft und was das ist, entscheidet bitte er selbst und kein Dritter. Ein “TopCoach” für den einen ist also noch lange kein passender Partner für irgendeinen anderen.
Natürlich gibt es immer wieder die Diskussion, dass Coaching kein geschützter Begriff ist und sich jeder Coach nennen darf. Keine Frage, mehr Trennschärfe wäre wünschenswert. Eine solide (zertifizierte) Ausbildung, laufende Weiterbildung und/oder Supervision, eigene Lebens- und Berufserfahrung, das sind sicher einige Eigenschaften, die ein guter Coach haben sollte. Aber alles andere – who fits together? – entscheidet jeder Coachingnehmer für sich allein. Ein “Mehr” der genannten Eigenschaften muss nicht besser sein, das ist nur Schein…
Was also bleibt von diesem Siegel? Die Auszeichnung ist reines Marketing, an dem vor allem die Initiatoren der Aktion satt verdienen. Einen Beitrag zur geeigneten Auswahl eines Coachs liefert sie schlicht und einfach nicht.
Fazit: Dieses Siegel ist vollkommen überflüssig und irreführend.
Ich bin übrigens auch bei Xing-Coachs gelistet, weil das Medium grundsätzlich gut geeignet ist, sich selbst mit seinen Kompetenzen und Erfahrungen darzustellen. Und das muss dann auch reichen, der Rest liegt beim potentiellen Klienten, der für sich (und nur für sich!) den richtigen Coach finden muss. Da möge Xing sich doch bitte raushalten.
Die Coachingverbände geben mit Ihrem Positionspapier übrigens eine gute Hilfestellung, wie man einen geeigneten Coach findet. Das Positionspapier finden Sie hier: Profession Coach