Sie ist in aller Munde – die Generation Z!
Zu Recht, müssten wir doch sagen, steht doch Z für Zukunft und was könnte schon wichtiger sein, als unser aller Zukunft? Es gibt ja auch viel Positives zu berichten, wenn wir z.B. an die Freitagsdemos denken und daran, wie sich plötzlich junge Menschen in einer lange nicht dagewesenen Form für die Umwelt und ihre Zukunft engagieren.
Ich aber erlebe auch viele kritische Kommentare, insbesondere von Führungskräften, die mit dieser Generation vor ganz neuen Herausforderungen stehen und sich zum Teil überfordert fühlen. Und ich kenne ein paar Menschen der Generation Z (einige sogar sehr gut), erlebe auch die andere Seite und die ist aktuell jedenfalls nicht durchgängig mit ihrer Situation zufrieden.
Ob wir nun alle wollen oder nicht – die Generation Z ist für viele Unternehmen und ihre Führungskräfte herausfordernd und gerade deshalb müssen wir uns mit ihr befassen, denn ohne jeden Zweifel stellt sie eines dar: den Mitarbeitertyp der Zukunft (und teilweise bereits der Gegenwart).
Wenn wir zunächst mal einen Blick auf die Jahreszahlen werfen, dann dürfte schnell klar sein, dass viele Führungspositionen heute noch von Babyboomern oder der Generation X besetzt sind. Und wenn man sich da vor Augen führt, wie so eine Kindheit aussah oder auch wie die ersten Berufsjahre wohl verlaufen sind, dann wird schnell klar: vollkommen anders sozialisiert!
Junge Leute sind unverzichtbar – erst recht die Guten! Diese Erkenntnis haben viele Unternehmen gewonnen, doch wie mit ihnen umgehen? Das ist oftmals noch schwierig, denn der Modus von früher, demnach junge Mitarbeiter sich gefälligst anzupassen haben, funktioniert auf jeden Fall nicht mehr. Die Macht auf dem Arbeitsmarkt hat längst gewechselt, die guten jungen Leute sind schnell wieder weg, wenn es ihnen nicht gefällt und finden anderswo einen guten Job. Die Frage kann also heute nur lauten: Wie können wir uns gegenseitig aufeinander einstellen, so dass alle davon gleichermaßen profitieren?
Schwierig wird die Situation heute vor allem auch dadurch, dass die Verschiebung der Marktmacht auf dem Arbeitsmarkt transparent und damit den jungen Mitarbeitern bewusst ist, so dass Forderungen offen gestellt werden.
Gefordert wird beispielsweise Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort oder auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Die Generation Z arbeitet gerne, aber nicht uneingeschränkt und zieht relativ klare Grenzen zum eigenen Privatleben, das mindestens gleichwertig priorisiert wird. Überstunden werden geleistet, allerdings nicht “umsonst”. Ganz oben auf der Forderungsliste aber steht vor allem Feed-Back und zwar möglichst nur positives, was natürlich nicht geht. Anerkennung und Wertschätzung, danach “giert” die Generation Z, die deshalb auch gerne die “Feed-Back-Junkies” genannt wird. Dabei konkurrieren Führungskräfte dann mit den Hunderten von “Likes”, die die jungen Menschen in sozialen Netzwerken erhalten. Hier mitzuhalten ist natürlich schwierig.
Überhaupt wird am Beispiel Feed-Back vielleicht am besten deutlich, warum die Generation Z für viele heutige Führungskräfte eine große Herausforderung ist. Positives Feed-Back, also Lob, ist in den meisten deutschen Unternehmen ohnehin nicht häufig anzutreffen. Meist stehen Fehler und Mängel im Vordergrund und kritisiert wird oft und gerne. Auch wenn 80% der Dinge in den Unternehmen gut laufen, werden diese eher hingenommen, gesprochen wird meist über die 20%, die besser laufen könnten. “Nicht kritisiert, ist genug gelobt.” Das ist natürlich aus Sicht eines Führungskräftetrainers nicht der richtige Ansatz, vorwerfen kann man es vielen Führungskräften jedoch nicht, denn sie haben es selbst meist nicht anders gelernt. In der Zeit als diese Berufseinsteiger waren, gab es noch weniger Lob, oft gar kein Feed-Back: “Gehe nicht zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst.” Das ist im Übrigen für viele Führungskräfte im Mittelmanagement bis heute so – Druck und Kritik von oben gibt es viel – Anerkennung eher wenig. Und auch von der Mitarbeiterseite kommen meist nur Forderungen, wenig Anerkennung. Führungskraft ist kein angenehmer Beruf, das sage ich seit Jahrzehnten, aber alle, die es sind, sind es freiwillig und müssen die Anforderungen gegen sich gelten lassen. Auch die Forderungen der Generation Z und die fordert nun einmal massiv ein, was die meisten Führungskräfte selbst nicht haben: positives Feed-Back – die Konflikte sind vorprogrammiert.
Es ist keine Frage – die Generation Z ist eine Herausforderung für Unternehmen und Führungskräfte, aber sie ist vor allem auch eine Chance.
Denn eines sind die jungen Menschen heute vielleicht viel mehr als in früheren Generationen: Realisten. Sie sind gut informiert, gebildet und Argumenten zugänglich. Es kann durchaus gelingen, negatives Feed-Back wertschätzend zu vermitteln, denn perfekt ist niemand und fehlerfrei auch nicht. Die Frage des “Wie vermittle ich Kritik?” ist heute allerdings eine viel größere Herausforderung als noch vor einigen Jahren.
Ich jedenfalls erlebe die Generation Z auch als sehr engagiert und leistungsbereit, natürlich auch fordernd und herausfordernd. Leicht ist es nicht, mit ihr umzugehen.
Eines muss allen Führungskräften und Unternehmen jedoch bewusst sein: Die vermeindlich so anders “tickende” Generation Z ist auch unsere Chance, Dinge schneller zu verändern, neue Werte zu entwickeln und Fehltrends der vergangenen Jahre zu korrigieren. Und wenn wir alle ehrlich sind, haben wir auch gar keine Wahl, die Generation Z ist unsere einzige Chance.