Die Personalberatungsgesellschaft Odgers Berndtson legt aktuell eine Studie (Leadership Confidence Index) vor, für die 1900 internationale Führungskräfte befragt wurden.
88% von ihnen glauben, dass disruptive Veränderungen – wie etwa die aktuelle Pandemie – in Zukunft zunehmen werden, wobei dazu auch neue Technologien, demographische Verschiebungen oder der Klimawandel gezählt werden. Gar 95% der Befragten glauben, dass der Umgang mit diesen Veränderungen entscheidend für den Erfolg ihres Unternehmens ist.
Krisenfestigkeit ist aus Sicht der Führungskräfte also offenbar zu einem zentralen Erfolgsfaktor der Unternehmen geworden, wenn sie das nicht schon immer war. Es verwundert aber nicht, dass die aktuellen Entwicklungen den Fokus deutlicher als zu vor auf diese Kompetenz richten.
Natürlich kommt in jeder disruptiven Veränderung dem TOP-Management besondere Bedeutung zu, denn die wesentlichsten Weisen dürften dort gestellt werden. Nur erschreckende 15% der Befragten sind zuversichtlich, dass ihre Unternehmensleitung künftige Disruptionen gut bewältigen wird. Die Führungskräfte stützen sich dabei offenbar im Wesentlichen auf ihre gemachten Erfahrungen, denn nur 16% sind der Meinung, dass die Unternehmensleitung solche Veränderungen bisher gut bewältigt hat.
Diese Ergebnisse lassen nur den Schluss zu, dass kaum Vertrauen in das TOP-Management besteht, offenbar aber derart flächendeckend, dass die Führungskräfte kaum abwandern, weil es in anderen Unternehmen ihrer Erwartung nach auch nicht besser aussehen wird. Das ist insgesamt jedoch ein schwacher Trost.
Besonders im Fokus stehen offenbar die CEOs, denn 85% der Befragten weisen ihnen die tragende Rolle bei Disruptionen zu. Allerdings glauben nur 60% der Befragten, dass die derzeitigen Stelleninhaber diesen Herausforderungen gewachsen sind.
Die Ergebnisse machen nachdenklich, zeigen sie doch, wie fragil offenbar das Managementvertrauen in vielen Unternehmen ausgeprägt ist. Gerade in Umbruchphasen und Krisen ist aber Vertrauen vielleicht der wichtigste Wert überhaupt, damit alle gemeinsam anpacken und in die gleiche Richtung ziehen. Fehlt es an Vertrauen, fehlt es oft auch an Engagement, Loyalität und Zuversicht, was verständlicher Weise jede Bewältigung gravierender Veränderungen und Herausforderungen deutlich schwieriger macht.
Nun glaube ich persönlich nicht, dass die Fähigkeiten vieler TOP-Manager tatsächlich so wenig ausgeprägt sind, wie sie in dieser Befragung offenbar wahrgenommen werden. Vielleicht stellt sich hier auch die Frage, wie sich viele Vorstände und Geschäftsführer bisher dargestellt und “vermarktet” haben. Wie wirke ich auf meine Mitarbeitenden? Auch diese Frage ist offenbar heute wichtiger denn je.