Als ich den Podcast, der zu diesem Impuls gehört, aufzeichne, klingt meine Stimme etwas anders als sonst. Das liegt daran, dass ich mich gerade in Quarantäne befinde. Ich habe Covid19 und das wollte ich eigentlich unbedingt vermeiden. Meine anders klingende Stimme ist noch ein Rest der Covid-Symptome, die mich in der letzten Woche heimgesucht haben. Eigentlich wollte ich Corona unbedingt umgehen, weil man doch so viel über Spätfolgen hört. Also war ich auch eifrig zum Impfen und Boostern. Inzwischen bin ich dreimal geimpft und hatte gehofft, an Covid19 vorbeizukommen. Nun hat es mich doch erwischt.
Es begann am letzten Wochenende ganz plötzlich mit belegter Stimme. Am nächsten Morgen Schnupfen, dicker Kopf. Okay, vorsichtshalber mache ich dann doch mal einen Schnelltest, und der war positiv. Naja, der ist bestimmt falsch, ging es mir spontan durch den Kopf. Ich warf ihn weg und machte einen zweiten, doch auch der war leider positiv. Okay, nach allen Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, auch im familiären Umfeld, waren diese Tests eigentlich immer sehr zuverlässig. Wenn Sie positiv waren, wurden sie auch bestätigt. Also mache ich mich auf ins Testzentrum und lasse mich testen.
Kaum komme ich zu Hause wieder durch die Tür klingelt auch schon das Telefon und die freundliche Testerin sagt: „Lieber Herr Porten, Ihr Test ist positiv. Bitte 10 Tage in Quarantäne! Nächste Woche Montag können Sie sich freitesten.“
Als ich den ersten meiner Freunde davon erzähle, dass es mich erwischt hat, lautet die Standardfrage ebenfalls: „Wo hast Du das her?“ Diese Frage kann man wahrscheinlich gar nicht mehr beantworten, jedenfalls ich nicht und sie führt mich auch nicht weiter, denn ich habe es und ich muss jetzt damit umgehen.
Aber es ist so typisch für uns – gerade in Deutschland – wir suchen so oft nach der Frage von Schuld. Wer ist schuld, dass ich jetzt Covid19 habe? Niemand natürlich, wahrscheinlich war es sogar gänzlich unvermeidlich und es wird mehr oder weniger jeden von uns im Laufe dieser Pandemie irgendwann einmal treffen. Also suchen wir nicht nach Schuldigen. „Das bringt doch nichts“, sage ich zu mir selbst und akzeptiere es, wie es ist.
Das erlebe ich übrigens auch ganz oft in vollkommen anderen Kontexten und bei vielen meiner Klienten. Wir suchen so gerne nach Schuldigen, anstatt nach Lösungen. Fehler zu vermeiden und beim nächsten Mal nicht den gleichen Fehler zu machen, das ist natürlich gut: Fehler als Chance zum Lernen. Schuldige suchen, oft mit sehr viel Aufwand und mit sehr viel Akribie und Energie, die dann für anderes nicht zur Verfügung steht, das bringt uns selten voran.
In den letzten Tagen, insbesondere während Olympia in Peking, habe ich oft gehört, ich bin völlig symptomfrei, ich sitze fünf Stunden am Tag auf dem Ergometer und halte mich fit für den Wettkampf. Nein, so ist Corona bei mir nicht. Ich habe Symptome, und zwar für meine Verhältnisse genug: Husten, Schnupfen, dicker Kopf, Fieber. Spontan, ich kann es gar nicht vermeiden, gehen mir die Bilder durch den Kopf, die ich im Fernsehen in den letzten beiden Jahren vielfach gesehen habe und meine Gedanken sagen: „Hoffentlich wird das nicht schlimmer.“
Objektiv betrachtet habe ich genau das, was man wohl eine „dicke Erkältung“ nennen würde. Das wäre doch eigentlich genau das, was wir für Covid19 einen milden Verlauf nennen. Aber meine Gedanken kreisen zunächst mal in die Richtung, ob ich vielleicht doch ins Krankenhaus muss, wenn das Ganze schlimmer wird. Für ein paar Momente geht mir sogar ein Modellbaufreund durch den Kopf, der Corona nicht überlebt hat. Das ist natürlich völlig übertrieben, denn so schlecht geht es mir bei weitem nicht. Aber, um ganz ehrlich zu sein, für ein paar Momente kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken abschweifen – und das nicht nur einmal.
Da sehen wir wieder, wie sehr unsere Gedanken beeinflussen, wie es uns geht. Wie sehr die Bilder, die unser Gehirn gespeichert hat, mit uns etwas machen. Die Bilder, die ich so oft im Fernsehen gesehen habe, in den vielen Stunden der Coronaberichterstattung, die ich nur in minimaler Weise überhaupt verfolgt habe. Aber ein paar Bilder sind halt doch hängengeblieben. Da möchte ich auf keinen Fall hin. Das macht mir ein paar Momente lang Angst, doch dann raffe ich mich zusammen und besinne mich: Also, ich habe eine dicke Erkältung, die habe ich schon ganz oft in meinem Leben gehabt, die werde ich immer wieder bekommen, und damit ist es auch gut. Außerdem befinde ich mich in „Luxusquarantäne“, denn zum einen haben wir ein großes Haus, in dem ich mich bewegen kann und zum anderen scheint draußen die Sonne, und es ist herrlich. Ich setze mich auf die Terrasse in die Sonne.
Die Sonne tut mir gut und bringt mich auch gleich auf positive Gedanken. Die Wärme tut meinem Husten gut und der lässt schnell nach. Ich habe auch nicht viele Termine absagen müssen in dieser Woche, weil externe Termine in dieser Woche nicht anstanden und bis zu den externen Terminen in der nächsten Woche, bin ich hoffentlich wieder fit. Da ging es anderen Menschen sicherlich viel schlimmer. Ich bin also eher privilegiert. Ich kann die Sonne jetzt die ganze Woche genießen, denn der Wetterbericht lautet: Sieben Tage Sonne, den ganzen Tag von morgens bis abends. Eigentlich geht es mir also gut und ja, diese Erkältung geht schon vorbei, und schlimmer wird sie auch nicht. Jetzt ist das Ganze schon ein paar Tage her und seit zwei Tagen geht es mir auch deutlich besser, sonst könnte ich diesen Impuls gar nicht schreiben.
Fazit: Es war sinnvoll, dass ich mich habe impfen lassen, denn ganz offensichtlich tut die Impfung genau das, was sie sollte: Sie verhindert einen schweren Verlauf. Sie hat nicht verhindert, dass ich Covid19 bekommen habe und vielleicht kann man das auch gar nicht erwarten, wenn jeden Tag einhunderttausend Menschen in Deutschland daran erkranken. Inzwischen freue ich mich darauf, dass ich mich am Montag freitesten kann, und dann habe ich Corona hinter mir.
Ich musste durch ein paar dunkle Gedanken gehen, vielleicht gehört das auch einfach dazu. Aber sobald ich mir klar machte, dass es mir eigentlich gut geht, dass das, was ich an Erkältungssymptomen habe, gar nicht schlimm ist und auch nur einer ganz normalen Erkältung entspricht, da war alles gut. Meine Gedanken bestimmen, wie ich mich fühle, aber ganz ehrlich, es war dann doch anders, Krankheitssymptome zu haben und zu wissen, es ist Covid19 oder die gleichen Krankheitssymptome zu haben und es nicht zu wissen.
Auch das gehört dazu und auch das wird uns im Leben immer wieder begegnen: Ich weiß, wo etwas herkommt, und das, wo es herkommt, ist nicht gerade angenehm. Aber wir haben es eben selbst in der Hand und deswegen wollte ich Sie auch gerne teilhaben lassen an meiner Corona-Erkrankung. Auch, um Ihnen mit auf den Weg zu geben: Sie haben es auch in der Hand, Ihre Gedanken zu bestimmen und damit wie sie sich fühlen. Als ich in der Sonne saß und diese genießen konnte, merkte, wie sie meinen Erkältungssymptomen gut tat und wie es plötzlich gar nicht mehr so schlimm war, sogar von Tag zu Tag besser wurde, da hat auch Covid19 sehr schnell allen Schrecken verloren. Ob ich nun langfristig Symptome behalte? Das weiß ich natürlich nicht, aber ich gehe inzwischen einfach nicht davon aus. Ich hatte keine Beeinträchtigung des Geschmacks und keine Beeinträchtigung des Geruchssinns, keine Atembeschwerden. Warum also sollten bei mir irgendwelche Langzeitfolgen bleiben? Würde ich mir das jetzt ausmalen, wären das doch reine Hirngespinste und da gilt dann wieder einmal der Spruch zweier Coaching-Kollegen von mir, die einmal gesagt haben: „Was nicht ist, ist nicht!“ Und wir müssen auch nichts erfinden, insbesondere keine dunklen Wolken an den Horizont malen. Mir geht es bald wieder vollständig gut und darauf freue ich mich!
Noch ein Randaspekt in diesem Impuls, den ich auch gerne ansprechen, möchte. Sie sehen, ich verarbeite meine Themen heute weitgehend dadurch, dass ich Sie mit Ihnen teile, Sie an meinen Gedanken teilhaben lasse und sie Ihnen als Selbstreflexionsimpuls oder auch als Podcast zur Verfügung stelle. Wie verarbeiten eigentlich Sie die Themen, die Sie beschäftigen? Fressen Sie diese klassisch in sich hinein? Teilen Sie Sie mit guten Freunden? Haben Sie jemanden, mit dem Sie darüber sprechen können? Nehmen Sie auch einen Podcast auf, um andere daran teilhaben zu lassen?
Verarbeiten ist wichtig, und jeder braucht dafür seine ganz persönliche Strategie. Vielleicht haben Sie ja Ihre schon gefunden, wenn nicht wäre dieser Impuls auch dazu geeignet, sich auf die Suche nach einer solchen Strategie zu machen.
Bleiben Sie gesund, denn, wie wichtig es ist, gesund zu sein, ist mir in dieser Woche wieder einmal besonders bewusst geworden.
Ich wünsche Ihnen jetzt ein schönes Wochenende.