Luuuuke – möge die Macht mit Dir sein!
Diesen Spruch kennen die meisten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, genau wie ich wahrscheinlich aus der Star Wars Trilogie als die Macht mit Luke Skywalker war, um seinen Kampf gegen das Böse zu unterstützen.
In diesem ersten Halbjahr 2024 gibt es einen neuen Luke, mit dem die Macht scheinbar unterwegs ist und der gerade den Dartssport von einer neuen Erkenntnis zur nächsten bewegt: Luke Littler. Der 17jährige Engländer ist in aller Munde und eilt auf der Welle des Erfolges von Sieg zu Sieg.
Doch starten wir bei der Weltmeisterschaft des Jahres 2024, also im Dezember 2023 und dem Finale am 3.Januar 2024: Luke Littler, damals 16 Jahre alt, erreichte sensationell das WM-Finale und verlor dort gegen einen anderen Luke: Luke Humphries, der bereits das ganze zweite Halbjahr 2023 dominiert hatte. Doch im Gespräch ist plötzlich mehr oder weniger nur noch Luke Littler.
Die Experten kannten Littler schon einige Zeit und immer wieder wurde gemutmaßt, dass da ein Supertalent heranwächst, möglicherweise in einem nie dagewesenen Ausmaß. Luke Littler wird nach seinem Vizeweltmeistertitel für das erste große Turnier des neuen Jahres in Bahrain nominiert. Es ist ein Einladungsturnier, dass er sofort gewinnt und bei seinem Sieg auch das perfekte Spiel im Darts, den 9-Darter spielt. Ein 9-Darter wird im Darts nur sehr selten gespielt, mehr als vier 9-Darter in einer Saison sind noch nie einem Spieler gelungen.
Kurz darauf findet das erste Players Championship Turnier, also ein kleines Tagesturnier mit den 128 PDC-Profis ohne Kameras, statt, welches Luke Littler ebenfalls gewinnt. Auch hier spielt er einen 9-Darter (von dem es mangels Kameras leider keine Bilder gibt). Wenig später gewinnt Luke Littler sein erstes Turnier auf der European Tour und spielt auch in diesem Turnier einen 9-Darter. Und schließlich gewinnt er vor wenigen Tagen auch die Premier League Darts, das Einladungsturnier für die acht besten Dartsspieler der Welt, das jedes Jahr über 17 Wochen ausgetragen wird. Sie ahnen es schon, liebe Leserinnen und Leser: Im Finale spielt Luke Littler auch hier einen 9-Darter. Es ist bereits sein vierter in dieser Saison und die ist noch nicht einmal zur Hälfte gespielt.
Was ist los, dass Luke Littler die Darts Welt so aufmischt? Das ist schwer zu sagen, aber wir stellen jedenfalls fest, dass der inzwischen 17-Jährige irgendwie ein Wunderkind zu sein scheint. Weltberühmt sind inzwischen die von ihm selbst geposteten Videos, in denen er mit drei Jahren noch mit der Windel am Po die ersten Dartspfeile wirft. Wenig später ahmt er schon sein Vorbild, Raymond von Barnefeld, einen siebenfachen Weltmeister, in dessen Jubelposen zu Hause nach.
Er wird schnell besser, gewinnt die ersten Turniere, spielt in den Jugend- und Juniorenklassen der PDC (Professional Darts Cooperation, Vereinigung der Profi-Dartsspieler) und vereint schließlich im Jahr 2023 die Weltmeistertitel der Jugend und der Junioren (bis 23 Jahre) im Alter von 16 Jahren auf sich. Es war kurz davor und er hätte auch den Senioren-Weltmeistertitel gewonnen.
Was macht Luke Littler so besonders? Zum einen die Qualität seines Spiels: Er spielt außergewöhnlich viele 100plus Averages, wie Dartsspieler es nennen, wenn mit drei Pfeilen mehr als 100 Punkte im Durchschnitt erzielt werden. Das gilt als die Marke zur absoluten Weltklasse und selbst die Top Stars werfen das nicht immer. Luke Littler wirft sehr, sehr viele davon. Er spielt aber auch vollkommen neue Wege, insbesondere wenn es darum geht, die letzten Punkte eines Legs auf Null zu spielen, was ja das Ziel im Dartsport ist: die Null genau zu erreichen. Die vielen eingefahrenen Wege, die zum Teil seit Jahrzehnten gespielt werden, ignoriert er. Er spielt eigene neue Wege, die vorher noch nie jemand gespielt hat. Das wird ihm teils als große Arroganz ausgelegt und er ist schon mit einzelnen Spielern aneinandergeraten. Insbesondere der deutsche Ricardo Pietreczko, selbst dafür bekannt, ungewöhnliche Wege zu spielen, rauschte einmal nach einer ernüchternden Niederlage auf der Bühne mit ihm zusammen, was für Pietreczko im Nachhinein sehr peinlich war.
Es wirkt, als könnte Littler sich unglaublich gut fokussieren. Er spielt, wie man so sagt, nur das Board. Er denkt nicht darüber nach, wer sein Gegner ist, er hat keinen Respekt vor großen Namen. Er denkt auch nicht darüber nach, was auf dem Spiel steht, denkt nicht an das zum Teil viele Geld, das er gewinnen könnte. Der Sieg im Premier League Finale brachte immerhin 275.000 Pfund, aber es scheint, als könne er das alles ausblenden. Es scheint auch so, als würde er nicht von morgens bis abends am Trainingsboard stehen, jedenfalls sagt er das immer wieder. Dass er beispielsweise zwischen dem WM-Finale und dem Turnier in Bahrain Mitte Januar gar nicht trainiert habe, kann man ihm glauben. Während andere Spieler in jeder freien Minute zwischen ihren Spielen im Verlauf eines Turniers am Trainingsboard stehen, ist Luke Littler dafür bekannt, auf seinem Handy FIFA zu zocken und sich abzulenken. Das scheint gut zu funktionieren, denn sobald er wieder die Bühne betritt, ist er wieder voll auf Darts fokussiert.
Eine gewisse Unbeschwertheit geht mit dem 17-Jährigen einher, der noch nicht einmal einen Führerschein hat, weil er dafür zu jung ist. Ist es die jugendliche Unbekümmertheit, die ihn so erfolgreich macht? Ist es die Fähigkeit, neue Wege zu gehen und sich auf Dinge einzulassen, die vorher noch nie gespielt worden sind? Oder ist es seine unglaubliche Fähigkeit, sich zu fokussieren, sich nur auf den nächsten Pfeil zu konzentrieren und alles andere auszublenden?
Es ist schwer zu sagen und wir werden auf seinem Weg sicher noch erleben, wie es mit ihm weitergeht und was die wirklichen Erfolgsfaktoren sind. Im Moment jedoch staunen alle, die den Dartssport verfolgen, über die unglaubliche Abgebrühtheit eines 17-Jährigen, der die Welt in Atem hält und uns alle staunen lässt: Luke Littler – dieser Name lässt aufhorchen und wenn wir uns vergegenwärtigen, dass viele Dartsspieler noch mit über 50 auf Weltklasseniveau spielen, dann steht hier jemand möglicherweise am Anfang einer ganz großen Karriere, die über viele Jahrzehnte dauern könnte.
Für diesen Impuls möchte ich nun Ihren Blick darauf lenken, was Sie vielleicht von Luke Littler für Ihren ganz persönlichen Erfolg lernen können. Ich fasse dafür nochmal die aus meiner Sicht zumindest im Moment ersichtlichen drei Kernerfolgsfaktoren zusammen:
- Littler ist in der Lage, sich während eines Spiels total zu fokussieren, ohne jede freie Minute zwischen den Spielen oder außerhalb eines Darts-Turniers auch mit Darts zu verbringen. Er kann sich gut ablenken und zum richtigen Zeitpunkt voll konzentrieren.
- Er spielt nicht den Gegner, er spielt nur das Board. Er fokussiert sich nur die Wurfziele auf dem Dartsboard und denkt nicht darüber nach gegen wen er gerade spielt. „Spiele das Board und nicht den Gegner“, ist eine der langjährigen Erfolgsweisheiten im Darts. Das hat Luke Littler offenbar perfektioniert.
- Er kann offenbar alles ausblenden, was rund um ihn herum passiert: den Erfolgshype, das viele Geld, die zahllosen Öffentlichkeitstermine (Luke Littler, war seit der WM 2024 in jeder großen englischen Talkshow präsent!), all das kann er ausblenden. Er fokussiert sich auf seinen Sport und auf sich selbst, das macht ihn zumindest im Moment so erfolgreich und es wird sehr interessant sein, seinen Weg weiter zu verfolgen.
Nun, liebe Leserinnen und Leser, also zu Ihnen.
Wie gut können Sie sich fokussieren, nur auf ihre aktuelle Aufgabe konzentrieren und alles andere ausblenden?
Wie gut gelingt es Ihnen, sich darauf zu konzentrieren, während der Arbeit ganz in der Arbeit präsent zu sein, darüber hinaus aber auch abzuschalten und die Akkus mit anderen Dingen wieder aufzuladen?
Wie weit machen Sie sich Gedanken über Dritte, die gar nicht erfolgsrelevant sind, weil der Erfolg nur von ihnen abhängt?
Das Wunderkind Luke Littler lässt uns alle aufhorchen und wirft viele interessante Fragen auf. Viel Spaß wünsche ich Ihnen bei Ihren eigenen Überlegungen.
#selbstreflexion
#wochenendimpuls