Vielleicht kennen Sie diese Geschichte, die in der Originalfassung, die ich hier deutlich gekürzt habe, von Bestsellerautor Martin Suter stammt:
Drei hochrangige Manager sitzen um einen Konferenztisch, denn heute ist ein wichtiger Tag. Zwei Bewerber präsentieren sich für die Stelle des Marketingchefs ihres Unternehmens. Die drei Manager sind edel gekleidet, dunkler Anzug, weißes Hemd, Krawatte mit Firmenlogo in dezentem Dunkelblau.
Der erste der beiden Kandidaten ist ein junger Mann knapp über dreißig, er trägt eine helle Stoffhose und ein buntes Hemd. Sein Haar ist wild, er ist voller Energie, spricht laut und klar und ist voller Tatendrang. Er hält eine mitreißende Präsentation am Flipchart, die er live zeichnet und die voller neuer Ideen ist. Er hat zahlreiche kreative Ansätze parat, zeigt neue Wege auf und vermittelt absolut überzeugend seine Vision einer erfolgreichen Kundenentwicklung für das Unternehmen. Die drei Manager sind begeistert, applaudieren mehrfach und sogar ein „Bravo-Ruf“ ist zu vernehmen.
Der zweite Bewerber ist zehn Jahre älter, er trägt einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. Er wirkt gediegen und referiert zunächst lange und mit gedämpfter Stimme über seinen persönlichen Werdegang und die drei Topmanager erinnern sich sichtlich an ihre eigenen Lebensläufe. Er hat eine Präsentation auf Hochglanzfolien vorbereitet, die den üblichen Präsentationen des Managements zum Verwechseln ähnlich ist. Er geht alle Vertriebskanäle, die das Unternehmen bereits in Anwendung hat durch und lobt die weise und zukunftsgerichtete Aufstellung des Unternehmens. Er sei sicher, die Kunden werden bald erkennen, wie gut sie bei diesem Unternehmen aufgehoben seien. Neue Wege und Ideen brauche es nicht, weshalb er an dieser Stelle auch keine präsentieren möchte. Die drei Manager gähnen mehrfach ausgiebig und der Vorstandsvorsitzende lässt sich gar zu einem „weiter, weiter, das kennen wir schon“ hinreißen. Nach dem Auftritt des Bewerbers gehen die drei erstmal in eine ausgiebige Mittagspause, man braucht Koffein.
Am Abend kommt einer der drei Manager nach Hause und seine Frau begrüßt ihn neugierig mit den Worten: „Und, erzähl, wie war Euer Auswahlverfahren, wer ist es geworden?“
Nun, Sie liebe Leserinnen und Leser, ahnen sicher schon die Antwort, die da lautete: „Wir hatten einen perfekten Bewerber, der sowohl im persönlichen Auftreten als in der strategischen Analyse unserer Vertriebswege zu 100% zu uns, unserer Ausrichtung und unserer Denkweise passt. Besser hätte es nicht laufen können, wir sind sehr zufrieden und haben uns natürlich für den zweiten Kandidaten entschieden.“
In meiner Coachingarbeit begegnen mir immer wieder Manager, die sich beklagen zu wenig Feed-Back zu bekommen. Je höher in der Unternehmenspyramide desto weniger und ganz oben bist Du oft ganz allein. Viele wünschen sich zwar kritisches Feed-Back, bekommen es aber nicht. Ohne Feed-Back fehlt dann sehr oft eine kritische Reflektion und die Gefahr, Dinge zu einseitig zu sehen und dadurch Fehler zu machen, steigt. Manche Menschen fangen dann auch an, sich „in der Sonne zu aalen“, getreu dem Motto: „Mir widerspricht ja keiner, also muss es richtig sein.“ Das ist sehr oft leider ein allzu kurzsichtiger und gefährlicher Trugschluss.
Wollen Führungskräfte wirklich ein konstruktiv kritisches Feed-Back aus ihrem Umfeld erhalten und dazu kann man sie nur ermutigen, dann müssen sie schon bei der Auswahl ihrer Mitarbeitenden insb. im nahen Umfeld besonders sorgfältig vorgehen. Mit der Kopie meiner selbst werde ich mich wahrscheinlich gut verstehen und vielleicht sogar schnell Freundschaft schließen, aber dafür werde ich halt meist auch nur ein Echo bekommen und keine kritische Reflektion oder gar eine kontroverse Meinung, welche die Sache durchaus voranbringen könnte. Auch ist der Umgang mit kritischen Äußerungen sehr wichtig, denn wenn ihre Mitarbeitenden erstmal gelernt haben, dass solch kritische Rückmeldungen gar nicht erwünscht sind und eh nichts bewirken, dann stellen die Mitarbeitenden ihr Feed-Back auch schnell wieder ein. Wer will sich schon ständig den Ärger des Chefs bzw. der Chefin zuziehen? Wer wirklich offene und ehrliche Reflektion und Feed-Back haben möchte, der muss dafür auch die notwendige offene und positive Feed-Back-Kultur schaffen.
Ich hatte in meinem Berufsleben das Glück, einmal für einen Chef arbeiten zu dürfen, der genau das geschafft hat. Er sagte einmal zu mir: „Ich habe Sie ganz bewusst als meinen Stellvertreter eingestellt, weil Sie so ganz anders sind als ich. Mich selbst habe ich ja schon.“ Da hatte er wohl recht.
„Be a voice, not an echo.”, zu diesem Spruch hätte man sicher ganz verschiedene Impulse schreiben können, ich belasse bei diesem und schließe noch zwei Fragen für Sie an:
Wer sind ihre konstruktiv kritischen Feed-Back-Geber und wie gehen Sie mit ihnen um? Erleben diese genug Wertschätzung von Ihnen?
Für wen könnten Sie eine Stimme und nicht nur ein Echo sein?
#coaching
#selbstreflexion
#zufriedenheit
Führungskräfte in Unternehmen und sonstigen Institutionen haben es nicht leicht. Sie tragen viel Verantwortung für sich, für andere Menschen und natürlich für die gewünschten Ergebnisse. Doch alleine können Sie nichts bewirken, Sie sind auf die Zuarbeit ihrer Mitarbeitenden und die Kooperation von Lieferanten, Kunden und vielen anderen Geschäftspartnern angewiesen. Da läuft natürlich nicht immer alles rund, was ich mal an ein paar typischen Äußerungen meiner Coachingklienten verdeutlichen möchte:
„Meine Filiale hat wieder einmal gar nichts begriffen, obwohl wir alles eingehend besprochen hatten. Als ich heute Morgen kam, war nichts so vorbereitet, wie es sein sollte.“
„Herr X wird es nie schaffen, dem habe ich es jetzt schon zehnmal erklärt, der lernt es nie.“
„Die da oben (gemeint sind natürlich die eigenen Chefs) haben doch gar keine Ahnung, was hier an der Basis abgeht. Die haben überhaupt kein Verständnis für mich.“
„Dieser blöde Lieferant ist aber auch niemals pünktlich und hat immer eine Ausrede, jetzt müssen wir wieder knüppeln und ich darf die Verzögerungen rechtfertigen.“
„Man eh, die hat heute wieder eine Laune, ich bin ihre schnippische Art so was von Leid!“
Noch weitere zehn Beispiele gefällig? Nein, ich denke auch, dass es reicht. Sie kennen das wahrscheinlich ja ohnehin aus dem eigenen Erleben und haben vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch Situationen aus ihrem eigenen Leben wiedererkannt.
Natürlich habe ich Verständnis für meine Klienten, denn ich sage schon seit Jahrzehnten, dass Führungskraft zu sein, keine einfache Aufgabe ist. Sogar im Gegenteil, es ist sehr schwer und man kann es niemals allen recht machen. Alle Führungskräfte aber haben sich diese Aufgabe ausgesucht, niemand hat Sie unter Anwendung körperlicher Gewalt gezwungen, Führungskraft zu werden oder gar zu bleiben. Und damit ist klar, Sie haben all diese Herausforderungen freiwillig gewählt und diese sind in der Führung auch nicht zu vermeiden.
Es lohnt daher sicher, sich mit dem Mindset der jungen Falknerin auseinanderzusetzen. Es läuft immer anders ab als geplant! Einer (ihrer Vögel) tanzt immer aus der Reihe oder ist „schlecht drauf“. Improvisation ist täglich und vollkommen normal!
Und, wie geht die Falknerin damit um? Es inspiriert sie, sie sieht das als großen Reiz, als tägliche Herausforderung, ja gar als Garantie gegen Langeweile in ihrem Leben! Mit diesem Mindset kann sie die Dinge natürlich viel freudiger und positiver angehen, als viele Führungskräfte es können. Und bevor dieser Einwand gleich vorgetragen, Ergebnisverantwortung hat die Falknerin erst recht, denn als Selbständige lebt sie auch noch vom Erfolg ihrer Arbeit. Viele Führungskräfte bekommen jahrelang ihr Gehalt, völlig egal, ob sie erfolgreich sind oder nicht.
Und damit sind wir wieder an einer Stelle, die sich schon so oft als Kern meiner Arbeit herausgestellt hat: Es ist niemals das Ereignis als solches, sondern unsere Bewertung bzw. unser Umgang damit, der dafür sorgt, dass wir uns gut oder schlecht fühlen. Ist es ein Problem, das mich nervt, mir Energie raubt, mir die Lust nimmt, überhaupt zu Arbeit zu gehen oder ist es…, ach lesen Sie doch einfach nochmal das Zitat von Sandra Jung.
Noch ein letzter Gedanke: Nur mal ganz fiktiv angenommen, es würde immer alles gelingen, alle Mitarbeitenden arbeiten perfekt, sind voll motiviert und identifiziert, alle Lieferanten liefern pünktlich und in bester Qualität, alle Kunden sind zufrieden und so weiter. Dann braucht ihr Unternehmen bzw. ihre Institution sicher weiterhin seine Mitarbeitenden, aber Sie als Führungskraft wahrscheinlich nicht mehr, denn was sollte dann noch Ihre Aufgabe sein? Wollen Sie das wirklich?
Nun also in eine Reflexionsschleife:
Bei welchen Situationen könnte das Mindset von Sandra Jung auch für Sie hilfreich sein?
Was würde sich in Ihrem (Er-)Leben ändern, wenn Sie so denken würden, wie Falknerin der Burg Greifenstein?
Weiterbildung ist ein wichtiges berufliches Thema und in den sich immer schneller verändernden Welten nicht zu unterschätzen. Doch vielen Mitarbeitenden scheint der eigene Weiterbildungsbedarf nicht ausreichend bewusst zu sein. PWC hat dazu in einer weltweiten Studie 54.000 Menschen befragt und festgestellt, dass nur 43% der Befragten eine klare Vorstellung davon hatten, wie sich die von Ihnen geforderten Skills in den nächsten Jahren verändern werden. Gerade Mitarbeitende in nicht spezialisierten Bereichen zeigten keine konkrete Vorstellung kommender Veränderungen: nur 15% stimmten der Aussage zu, dass sich die Anforderungen an sie verändern werden und nur 20% von diesen hatte ein Gespür dafür, wie sich die Anforderungen an sie konkret verändern werden. Das sind Werte, die es allen Beteiligten nicht leicht machen, sich für die Zukunft ausreichend zu wappnen.
Dazu passt auch eine Untersuchung der Bitkom Akademie gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen HRpepper. Sie haben die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit den bestehenden Weiterbildungsangeboten untersucht. Ein Drittel der Befragten beurteilte dabei das Weiterbildungsangebot des eigenen Unternehmens als schlecht oder sogar sehr schlecht. Besonders schlecht schnitten dabei die Weiterbildungsangebote zu Themen wie „innovative digitale Technologien“ ab, die man als Zukunftsfelder beschreiben könnte. Hier war die Hälfte aller Befragten mit dem Angebot unzufrieden. Vermisst wurde auch eine klare Strategie in Sachen Weiterbildung, denn 58% der Befragungsteilnehmer kannten eine solche nicht. Absolut erschreckend finde ich, dass 50% der Mitarbeitenden im Bereich Personal sich nicht sicher waren, ob ihr Unternehmen eine Weiterbildungsstrategie habe… . Immerhin – es herrscht große Einigkeit, dass dieses Thema wichtig ist: 79% der Befragten sahen positive Wirkungen auf das Thema Arbeitgeberattraktivität und 80% waren der Meinung, dass Weiterbildungen auch Wertschätzung und Sicherheit vermitteln. Na immerhin, die Einsicht ist also da, die Umsetzung scheint noch nicht überall zu überzeugen.
Dass wir aktuell einen Arbeitnehmermarkt haben, wurde an dieser Stelle schon häufiger thematisiert. So haben die Mitarbeitenden aktuell sehr gute Möglichkeiten in Falle der Unzufriedenheit, den Arbeitgeber zu wechseln. Das führt offenbart auch dazu, dass Arbeitsverhältnisse in vielen Fällen nur noch von kurzer Dauer sind. Das Karrierenetzwerk Xing hat in einer Befragung herausgefunden, dass 50% der 1.000 Befragten das Arbeitsverhältnis schon einmal in der Probezeit bzw. im ersten Beschäftigungsjahr gekündigt hat. Männer (52%) waren dabei etwas häufiger vertreten als Frauen. Gefragt nach den Gründen, begegnen uns „alte Bekannte“, die seit Jahren die Kernfaktoren der Arbeitszufriedenheit ausmachen. Die häufigsten Nennungen waren:
ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (43%)
Unzufriedenheit mit der eigenen Führungskraft (43%)
Unzufriedenheit mit den eigenen Arbeitsaufgaben (34%)
eine schlechte Teamkultur (34%)
Nichts neues könnte man sagen, aber natürlich nicht schön für die betroffenen Arbeitgeber. Vielleicht aber auch gar nicht so dramatisch, lesen Sie mal das zweite Blitzlicht.
Zum Thema Arbeitnehmermarkt passt auch eine Metastudie des Beratungsunternehmens Mercer, dass dafür Rückmeldungen von mehr als 140.000 Teilnehmenden untersucht hat. Demnach sind motiviertes Arbeiten und ein Arbeitgeberwechsel kein Widerspruch mehr. Die erhöhte Wechselbereitschaft vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht nicht auf die Motivation zurück, die auch in 2023 unverändert hoch war: 84% gaben in dieser Metastudie an, motiviert bei der Sache zu sein. Rückläufig waren hingegen der Stolz auf den Arbeitgeber (75% auf 72%) und die allgemeine Zufriedenheit (76% auf 72%). Auch hier lohnt wieder ein Blick auf die Einschätzung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten: 45% sahen nicht die Möglichkeit ihre Karriere im eigenen Unternehmen fortzuentwickeln. Nur etwa die Hälfte hatte das Gefühl, das eigene Potential aktuell voll auszuschöpfen. Unternehmen werden sich also daran gewöhnen müssen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade deshalb kündigen, weil sie motiviert sind, diese Motivation im eigenen Unternehmen jedoch nicht ausreichend produktiv umsetzen können.
In eine ähnliche Richtung deutet eine Studie der Cubia AG, die dafür mehr als 1.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst befragt hat. 50% der Befragten gaben an, mit ihrem aktuellen Arbeitgeber vollkommen oder weitgehend zufrieden zu sein. Eine Garantie für eine Arbeitnehmerbindung war das gemäß dieser Studie jedoch nicht, denn 53% gaben gleichzeitig an, sie seien grundsätzlich wechselbereit. 45% gaben an, sie hätten schon einmal gekündigt, weil sie ein attraktiveres Angebot bekommen hätten, ohne unbedingt aktiv danach gesucht zu haben. 43% nannten ein als negativ empfundenes Führungsverhalten der direkten Führungskraft und 42% die Höhe des Gehaltes als Wechselgrund. Interessanterweise scheint also eine als spannend oder interessant empfundene Aufgabe allein nicht mehr auszureichen, die Menschen an ein Unternehmen zu binden. Stimmen die Bezahlung oder die Beziehung zur direkten Führungskraft nicht, sind die Mitarbeitenden dennoch bereit, den Arbeitgeber zu wechseln.
An dieser Stelle lässt sich auch gut eine Studie zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz aufgreifen, für die Alight Soloutins 500 Beschäftigte befragt hat. 85% der Befragten gaben an, dass sie sich einem mittleren oder gar hohen Stresslevel ausgesetzt sehen. Damit ist dieser Wert zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte gestiegen. Da wundert es nicht, dass die Nachfrage nach Angeboten zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von 16% auf 29% der Befragten deutlich angestiegen ist. Dem steigenden Bedarf scheint jedoch in vielen Unternehmen kein Angebot gegenüberzustehen, denn nur 10% der Befragten hatten Zugang zu entsprechenden Apps oder Angeboten. Nur falls noch jemand unter Ihnen sein sollte, der meint, Stress gehöre halt dazu, möchte ich nochmal daran erinnern, dass wir inzwischen sehr genau wissen, dass eine dauerhafte Stressbelastung sowohl die kognitive als auch die kreative Leistungsfähigkeit deutlich herabsetzt und zahlreiche Krankheitssymptome hervorrufen kann. Auch in der aktuellen Befragung zeigten sich die Auswirkungen sehr deutlich: So gaben nur noch 20% der Mitarbeitenden an, motiviert zu arbeiten. 24% gaben an, „nur noch das nötigste zu tun“ und 51% sahen keinen Sinn mehr darin, über das Notwendigste hinaus zu arbeiten. Eine dauerhaft als hoch empfundene Stressbelastung kann also nicht sinnvoll sein und die Unternehmen sollten unbedingt mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern.
Kaum eine Generation steht aktuell so im Fokus wie die Generation Z, die von einigen immer wieder als faul und arbeitsscheu beschrieben wird. Glaubt man einer Befragung von JobTeaser in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar, dann ist dies wohl ein falsches Bild. In der Befragung von 1.000 Personen hatte die jeweilige Arbeit für die jungen Menschen einen gleichhohen Stellenwert wie für ältere Generationen. Aufstieg und Weiterentwicklung werden in der Generation Z sogar als noch wichtiger empfunden als in anderen Generationen. 81% der Befragten in der Generation Z gaben an, dass ihnen dieses Thema eher oder sogar sehr wichtig sei (Vergleichswert: 14% der Generation X). Die Besonderheiten der Genration Z sehen wir denn eher in zwei anderen Befragungsergebnissen: 44% will Spaß an der Arbeit haben und 39% möchten sich im Job selbst verwirklichen. Beides sehen die jungen Menschen nicht als Widerspruch zur Karriere an, sondern gerade als Antrieb Karriere zu machen! „Super“, möchte ich gerne ausrufen, Arbeit darf Spaß machen!
Am Ende dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:
Die eigene Weiterentwicklung und entsprechende Karrierechancen sind wichtig für die Mitarbeiterbindung, wie eine internationale Studie des Personaldienstleisters PageGroup mit 70.000 Teilnehmenden zeigt. 26% nannten fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten als Kündigungsgrund und für 11% war die stagnierende eigene Karriereentwicklung der wichtigste Kündigungsgrund. 13% kündigen vor allem dann, wenn sie eine berufliche Veränderung anstreben. In der Summe war in dieser Studie damit etwa die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abwanderungsgefährdet, wenn sie mit den eigenen Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten nicht mehr zufrieden ist.
Häufige Jobwechsel werden heute bei weitem nicht mehr so kritisch gesehen, wie früher. In einer Befragung des Hernstein Instituts unter 1500 Führungskräften waren mehr als die Hälfte der Meinung, dass Beschäftigte durch häufigere Wechsel ihre Fähigkeiten sogar erweitern, was letztlich dem neuen Arbeitgeber zu Gute komme. Rund zwei Drittel waren auch der Ansicht, es sei für das Unternehmen hilfreich, wenn Mitarbeitende Erfahrungen aus vielen Berufen mitbringen.
Einer Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts zu Folge ließen sich übrigens wohl 90% aller Personalwechsel verhindern, denn nur 10% der Befragten gaben an, dass es wirklich gar nichts gäbe, was sie von einer Kündigung abhalten könne. Mehr Gehalt (52%), Homeoffice (28%) oder eine mögliche Beförderung (22%) waren dabei die am häufigsten genannten Aspekte, die Mitarbeitende zum Bleiben bewegen könnten.
Freiwillige betriebliche Zusatzleistungen standen in einer Studie des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft hoch im Kurs, denn 85% der befragten Unternehmen ging davon aus, dass deren Bedeutung in Zukunft zunehmen werde. Es lohnt allerdings ein Blick auf die Definition dieser Leistungen, denn in der Studie wurden darunter vor allem Gleitzeit, mobiles Arbeiten, eine von Vertrauen geprägte Führungskultur und nachhaltiges umweltbewusstes Wirtschaften verstanden. Als die drei wichtigsten Wirkfaktoren dieser Zusatzleistungen nannten die Befragten eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (41%), eine Verbesserung der Identifikation mit dem Unternehmen (22%) und eine Steigerung von Motivation und Zufriedenheit (21%).
Apropos Homeoffice – in Sachen Remote Work bietet Deutschland inzwischen nicht mehr die besten Bedingungen, wie aus dem Global Remote Work Index 2023 hervorgeht. Vor allen in den Bereichen der digitalen Infrastruktur (Platz 28) und Internetqualität (Platz 30) schneidet Deutschland gegenüber anderen Ländern schlecht ab. Hingegen liegen wir bei den rechtlichen Rahmenbedingungen nach wie vor auf Platz 1 – sagt doch irgendwie auch etwas über unser Land aus. Deutschland liegt im Report insgesamt inzwischen auf Platz 3 hinter Dänemark und den Niederlanden.
Ich hoffe, bei den vielfältigen Themen, die sich auch durch die längere Betrachtungsperiode ergeben, war auch für Sie der ein oder andere interessante Aspekt dabei, den Sie in Ihrer Institution bzw. Ihrem Unternehmen aufgreifen und vertiefen möchten. Ich danke jedenfalls für Ihr Interesse.
Vor dem Hintergrund der beim letzten Mal beschriebenen Veränderungen in meinem Zeitbudget erscheint der nächste Beitrag in dieser Reihe voraussichtlich im Juli 2024.
Und zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 01 bis 03/2024 von managerseminare.
Eigentlich haben wir doch alles besprochen und vereinbart und dennoch funktioniert Teamarbeit gerade nicht so, wie ich mir das als Führungskraft vorstelle. Das macht mich fertig und unzufrieden. Kennen Sie das auch?
Na, dann sind Sie bei unserer neuen Podcastfolge genau richtig!
Starten wir doch in diesen Blogbeitrag mal wieder mit einigen Erkenntnissen zum Thema Homeoffice.
Hybrides Arbeiten scheint sich durchzusetzen: In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung und des Frauenhofer Institutes unter 400 Personalverantwortlichen gaben jedenfalls nur noch 0,6% der Befragten an, keine Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice anzubieten. Zwei Drittel gaben sogar an, dass diese Möglichkeiten allen Mitarbeitenden offenstehen, wobei die Möglichkeiten teilweise auf 2-3 Tage pro Woche eingeschränkt waren. 27% gaben an, dass an allen Tagen der Woche vom Homeoffice aus gearbeitet werden könne.
Eine Umfrage des ifo-Instituts zeigt, dass Deutschland bei der Nutzung des Homeoffice international im Mittelfeld liegt. Durchschnittlich einen Tag pro Woche arbeiten deutsche Beschäftigte im Homeoffice, mehr als z.B. in Frankreich und Italien (0,6/0,7) aber auch weniger als in Großbritannien (1,5). In anderen westlichen Ländern liegt Kanada mit 1,7 Tagen pro Woche an der Spitze der Heimarbeit.
Licht und Schatten zeigt sich in Sachen Homeoffice in einer gemeinsamen Studie des Massachusetts Institut of Technology und der University of California. Einerseits zeigte sich sowohl eine gesündere Work-Life-Balance als auch zufriedenere Beschäftigte. Andererseits blieb die Produktivität im Homeoffice um deutliche 23% hinter der Produktivität der Mitarbeitenden im Büro zurück, wofür als Hauptgrund höhere Ablenkungen im Homeoffice, z.B. durch Kinderbetreuung, genannt wurden.
Eine Leserbefragung der Aktion „Bewegung im Büro“ unter mehr als 1640 Teilnehmenden liefert schließlich noch einen beachtenswerten Blick auf die Bewegung an den verschiedenen Arbeitsplätzen. Im Büro arbeiten 63% sitzend, 19 % stehend und 18 % der Befragten gehend. Im Homeoffice fallen diese Werte noch einmal deutlich ungünstiger aus, denn 71% arbeiten sitzend und nur noch 8% gehend. Wir sitzen heute ohnehin viel zu viel (vgl. Porten, 2021, S. 30ff)[i] und offenbar wird dieser Trend im Homeoffice noch verstärkt.
Zufriedene Mitarbeitende gelten gemeinhin als weniger abwanderungsgefährdet. Diese These könnte durch eine neue Umfrage der Königssteiner-Gruppe in Zusammenarbeit mit stellenanzeigen.de ins Wanken geraten. Von den mehr als 1000 Befragten zeigten sich zwei Drittel mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden. Gleichzeitig stieg gegenüber dem ersten Quartal 2023 jedoch die Wechselbereitschaft um 4%-Punkte auf insgesamt 32% an. Schlüsselt man die Werte auf so ergab sich für 47% – und damit für fast die Hälfte der Befragten -, dass sie zwar mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden, aber trotzdem wechselbereit sind! Ganz offenbar gibt es in der aktuellen Arbeitsmarktlage eine erhöhte Bereitschaft, die sich bietenden Chancen auch zu nutzen. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Befragten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auch weiterhin als sehr gut bewerten: 82% der Befragten erwarten gleich gute oder gar bessere Chancen im kommenden Jahr!
In die gleiche Richtung geht eine Studie im Auftrag des Netzwerkes linkedin. Obwohl mehr als zwei Drittel der Befragten angaben, sich dem aktuellen Unternehmen zugehörig zu fühlen – und 20% sogar von „perfekter kultureller Passung“ sprachen – schauten sich 40% der Befragten gleichzeitig nach einer neuen Stelle um. Als Gründe nannten die Befragten, dass mit einem Wechsel oftmals ein „Gehaltssprung“ verbunden sei, was angesichts der aktuellen Inflationsraten an Bedeutung gewonnen hat. Vor allem Millennials und Vertreter der Generation Z gaben aber auch an, dass sich aufgrund des anhaltenden Personalmangels das Arbeitsklima im eigenen Unternehmen verschlechtert habe (40%). Auch verspürt die Hälfte gerade der jüngeren Beschäftigten zunehmend Stress aufgrund der angespannten Personaldecke.
Dazu passt auch ein Ergebnis des Softwareherstellers Softgarden, der in seiner Umfrage ermittelt hat, dass 10% der frisch eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre neue Stelle gar nicht erst antreten. Bei 41% der Befragten lag dies daran, dass sie zwischenzeitlich schon wieder ein besseres Jobangebot bekommen haben. Doch selbst bei denen, die ihre neue Stelle auch antreten, gibt es eine erhebliche Quote kurzfristiger Abwanderer. 20% der Befragten haben ihren Job nämlich innerhalb der ersten 100 Tage schon wieder gekündigt. Die Abbruchquote hat sich damit auf 24% erhöht und somit gegenüber 2018 fast verdoppelt. Ohne jeden Zweifel – Personalbindung und -gewinnung stellen in der aktuellen Zeit wahre Herkulesaufgaben dar.
Gerade zur Mitarbeiterbindung setzen viele Unternehmen gerne Benefit-Angebot ein – nur leider meist die falschen. Die Unternehmensberatung Willis Towers Watson hat in einer weltweiten Studie ermittelt, dass die Benefits der Unternehmen meist auf folgende Bereiche abzielen:
eine flexible Arbeitszeitregelung
die persönliche Ausbildung, Entwicklung und Karriere
alle Dimensionen des „Wellbeing“
Nur leider gehen diese Prioritäten an den Bedürfnissen vieler Mitarbeitender schlicht vorbei, denn diese wünschen sich vor allem Benefits zur Altersvorsorge und der langfristigen finanziellen Absicherung (je 52%). Lediglich im Bereich der flexiblen Arbeitszeitgestaltung ist auch die Nachfrage hoch (48%).
Keine Frage die Unternehmen verfolgen sicher eine positive Absicht, doch leider gilt auch hier wie so oft: gut gemeint, schlecht gemacht. Für die Kernaufgabe Mitarbeiterbindung dürfte das so jedenfalls in vielen Fällen nicht ausreichen.
Immer wichtiger werden auch Maßnahmen in Sachen Familienfreundlichkeit. In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft mit dem Bundesfamilienministerium, für die mehr als 6000 Unternehmensvertreter und Mitarbeitende befragt wurden, gaben 86% an, dass sie solche Maßnahmen für wichtig halten. 75% der Unternehmensvertreter gaben sogar an, Familienfreundlichkeit sei expliziter Bestandteil ihrer Strategie zur Fachkräftesicherung. Das deckt sich mit den Erwartungen der Beschäftigten, bei denen 80% familienfreundliche Maßnahmen (eher) wichtig fanden. Unternehmen, die diesen Wert hoch priorisieren, werden offenbar auch belohnt: Mit 19% lag ihre Fluktuationsrate um 11% Prozentpunkte unter derer von Unternehmen, die Familienfreundlichkeit nicht so wichtig fanden.
Noch ein etwas anderes Thema: Sind Frauen die besseren Führungskräfte? Offenbar nein, jedenfalls legt das eine Studie der Königssteiner Gruppe und stellenanzeigen.de nahe. In dieser zeigten sich 68% der Befragten, die eine weibliche Führungskraft haben, mit dieser zufrieden und empfanden sie als kompetent. 66% der Befragten sagten das von ihrer männlichen Führungskraft – die Unterschiede sind also marginal. Interessanter erscheint da schon der Blick auf die Dinge, die Führungskräfte geschlechtsunabhängig auf keinen Fall tun sollten, wollen sie nicht den Kündigungsgrund ihrer Mitarbeitenden darstellen:
nicht hinter den Mitarbeitenden stehen (65%)
die Arbeit der Mitarbeitenden als die eigene „verkaufen“ (43%)
einzelne Beschäftigte bevorzugen (58%)
Das sind doch mal klare Handlungsempfehlungen, die Führungskräfte beherzigen sollten.
Zum Schluss dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:
Die Einsatzfreude der Beschäftigten geht aktuell offenbar deutlich zurück. Im aktuellen Employee Experience Trend Report der HR-Beratung Kincentric gaben nur 44% der befragten deutschen Beschäftigten an, dass sie im ersten Quartal 2023 engagiert ihrem Job nachgegangen sind. Im Vergleichsjahr 2020 waren dies noch 59%, womit ein signifikanter Rückgang vorliegt, ohne dass auf die dafür relevanten Gründe gefolgert werden kann.
Warum werden einzelne Personen von Gruppen ausgeschlossen? Dafür gibt es laut einer Studie der Rheinland-Pfälzischen TU Kaiserslautern und der Universität Basel vor allem zwei Gründe: Einerseits werden Personen ausgeschlossen, die sich nicht an geltende Normen halten. Andererseits Personen, die mit der Leistung der anderen nicht mithalten können. Jedoch zeigen sich diese Effekte kontextbezogen durchaus unterschiedlich, etwa werden Personen schwächeren Leistungsniveaus seltener ausgeschlossen, wenn die Aufgabe eine gute Zusammenabriet der Gruppe erfordert.
Führung ist im Wandel, soviel ist klar. Doch was erwarten Mitarbeitende heute von Ihrer Führungskraft? Gemäß einer Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts wohl vor allem Empathie, denn mit 56% lag dieser Wert an der Spitze der Nennungen. Stärke wird kaum noch erwartet, nur 23% nannten diesen Wert als Erwartung.
Lob und Anerkennung durch die Führung ist immer gut? Sollte man meinen, doch stimmt es wohl nicht. Eine Studie der Kühne Logistics Universität und der Universität Rotterdam zeigt, dass Lob nicht unbedingt zu motivierteren und hilfsbereiteren Kollegen führt. Vor allem dominante Typen neigen bei Lob zu Arroganz und zur Behinderung von Kolleginnen und Kollegen. Sie reagieren auf Lob durch die Führung eher mit Überheblichkeit. Sollen Führungskräfte also lieber nicht mehr loben? Nein, natürlich nicht. Wichtig – so die Studiensautoren – sei, dass alle Mitarbeitenden wertgeschätzt werden und vor allem Dinge gelobt werden, die das Team voranbringen.
Ich hoffe, für Sie war auch dieses Mal ein Impuls dabei, den Sie vertiefen möchten. Dabei wünsche ich viel Freude und viel Erfolg.
Für das Jahr 2024 möchte ich Sie noch auf eine Veränderung aufmerksam machen, denn aktuell finde ich leider nicht mehr die Zeit, mich so intensiv mit den aktuellen Veränderungen zu beschäftigen, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Ich kann daher einen festen Rhythmus meiner Blogbeiträge und Podcasts nicht mehr sicherstellen und werde die Veröffentlichungsfrequenz weiter einschränken und zugleich flexibler gestalten. Ich werde mich bemühen, alle drei bis vier Monate einen Blogbeitrag und Podcast zu den Veränderungen von Arbeitswelt und Führung zu veröffentlichen, so wie es in mein Zeitbudget passt. Somit erscheint der nächste Beitrag in dieser Reihe voraussichtlich im März 2024.
Wie immer zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 11/2023 und 12/2023 von managerseminare.
Diese neue Folge des New Leaders Club Podcast wollten Kristin und ich gemeinsam mit Maxi Dietzsch, einer wunderbaren Kollegin und Dozentin für Wirtschaftspsychologie, die ständig Kontakt zur Generation Z hat, aufnehmen. Leider war Kristin ganz kurzfristig verhindert, der Podcast ist aber nicht weniger hörenswert.
Mehr zu meiner wunderbaren Kollegin Maxi Dietzsch findet Ihr auch unter:
Dass wir inzwischen einen klaren Arbeitnehmermarkt haben, wurde schon durch zahlreiche Umfragen in den vergangenen Monaten offenkundig. Nun zeigen sich die verbesserten Möglichkeiten der Mitarbeitenden auch in einer deutlich erhöhten Wechselbereitschaft. In einer Befragung der Beratungsgesellschaft EY erklärten 63% der Befragten, dass sie zuletzt an einen Jobwechsel gedacht haben.
Nur 37% der Befragten, so wenige wie seit 2015 nicht mehr, beschäftigen sich nicht mit einem Jobwechsel. Noch vor zwei Jahren war ein Jobwechsel für die Hälfte der Befragten kein Thema. Allerdings weist EY auch daraufhin, dass solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, denn den Job wechseln dann doch in der Regel deutlich weniger Menschen. Insgesamt komme der Arbeitsmarkt nach einer ruhigen Zeit während Corona wieder in Bewegung. Als häufigste Wechselgründe nannten die Befragten ein zu niedriges Gehalt (34%), das Verhalten des Vorgesetzten (29%) und eine schlechte Unternehmenskultur (23%).
Auch die Recruiting Plattform onlyfy hat sich in einer Befragung mit dem Thema Mitarbeitertreue bzw. Wechselbereitschaft beschäftigt. Dabei zeigten sich insbesondere jüngere Beschäftigte zwischen 18 und 29 als besonders wechselwillig, denn 14% und damit etwa doppelt so viele wie in den anderen Altersgruppen gaben an, aktiv auf Jobsuche zu sein. Aber auch andere Gruppen sind potentiell abwanderungsgefährdet: In der Gruppe der 30 bis 49jährigen gaben etwa 38% der Befragten an, sie seien zwar nicht aktiv auf Suche, aber offen für Angebote. Auch war der Anteil derer, die langfristig bei ihrem Unternehmen bleiben wollten, in dieser Altersgruppe nur marginal höher als bei jüngeren Mitarbeitenden: 52% gegenüber 50%.
Interessant ist wie immer auch die Frage, warum Menschen den Arbeitgeber wechseln möchten. Am Beispiel der jungen Mitarbeiten zwischen 18 und 29 zeigt sich, dass Geld in dieser Altersgruppe natürlich wichtig ist. Gleich danach – und das überrascht dann doch – kommt ein hohes Stresslevel.
Ein wirksames Mittel zur Mitarbeiterbindung könnte also z.B. ein gut aufgestelltes Gesundheitsmanagement der Unternehmen sein. Eine aktuelle Befragung der Krankenkasse DAK lässt allerdings vermuten, dass viele Unternehmen gerade in diesem Bereich nicht gut aufgestellt sind. Die Krankenkasse hat für Ihre Studie mehr als 7000 ihrer insgesamt mehr als 2,4 Millionen Versicherten befragt. In Unternehmen mit regelmäßigem Personalmangel – und welches Unternehmen leidet aktuell nicht unter Personalmangel? – wurde das Thema Mitarbeitergesundheit mit 49% der Befragten nicht mal von der Hälfte der Führungskräfte als wichtig betrachtet. Nur 31% der Mitarbeitenden in diesen Unternehmen waren der Meinung, dass ihre Gesundheit ihren Unternehmen wichtig sei und nur 29% gaben an, dass ihr Unternehmen, die Gesundheit seiner Mitarbeitenden fördert.
Ich schaue immer etwas ratlos auf solche Befragungsergebnisse, denn eigentlich sollte jeder Arbeitgeber an der Gesundheit seiner Mitarbeitenden schon aus eigenen betriebswirtschaftlichen Gründen ein starkes Interesse haben. Dazu kommen alle Aspekte von Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Für mich ist es trotzdem erfreulich, dass sich in meiner Beobachtung die Beispiele häufen, in denen die Unternehmen Überlegungen zur Gesundheit ihrer Mitarbeitenden anstellen und auch unterschiedlichste Maßnahmen ergreifen. Folgt man der DAK-Studie ist das aber offenbar bei Weitem noch nicht genug.
Zum Stichwort Mitarbeitergewinnung legt Boston Consulting eine weltweite Befragung unter 90.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor. Diese macht im Ergebnis deutlich, wie wichtig inzwischen der gesamt Recruiting-Prozess geworden ist, denn 52% der Befragten erklärten, dass sie ein interessantes Jobangebot ablehnen würden, wenn im Recruiting-Prozess Störungen auftreten würden. Umgekehrt gaben sogar 66% der Befragten an, dass sich Unternehmen durch einen reibungslosen Recruiting-Prozess positiv von anderen Anbietern absetzen könnten.
Da drängt sich natürlich die Frage auf, was Unternehmen tun müssen, damit der Recruiting-Prozess für die Bewerberinnen und Bewerber zu einer positiven Erfahrung wird. 64% gaben an, dass es positiv wäre, wenn sie ihren Lebenslauf direkt an die Personalverantwortlichen im Unternehmen und nicht an einen Headhunter schicken können. Kommt es zu einem Vorstellungsgespräch, so bevorzugen 57% ein Gespräch mit dem potentiellen direkten Vorgesetzten und zwar – ganz „old school“ – persönlich und nicht über Videokommunikation. Ein interessanter Aspekt zeigt sich auch bei den potentiellen Gehaltsverhandlungen, bei denen sich 59% der Befragten eine Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeber wünschen.
Ich finde, das sind konkrete Ansatzpunkte, die den Arbeitgebern doch klare Handlungsempfehlungen für ein positives Erlebnis der Bewerberrinnen und Bewerber geben.
Die aktuelle Zeit ist durch weltweite Krisen geprägt. Auch in der Zukunft werden wir wohl oder übel mit weiteren Krisen rechnen müssen. Sind denn die Unternehmen inzwischen für solche Krisen gut aufgestellt? In einer Befragung von McKinsey, die 2500 Führungskräfte befragt haben, kommt die Hälfte der Befragten zum Ergebnis, dass ihr Unternehmen für künftige Krisen nicht gut aufgestellt ist. Beklagt wird vor allem mangelnde organisationale Widerstandskraft, deren Steigerung sich in er Praxis als herausfordernd erweist. 43% der Führungskräfte führten dies auf begrenzte Mittel zurück und 33% nannten unklare Prioritäten als Hemmnis. Wie auch immer: Sollte wirklich jedes zweite Unternehmen noch nicht auf künftige Krisen vorbreitet sein, gibt es noch viel zu tun und viel Zeit, bevor wir daran zu arbeiten beginnen, sollten wir uns nicht mehr lassen.
Ist es nicht schön, wenn die Arbeitskollegen und Kolleginnen auch Freunde sind bzw. werden? Doch das ist es sicherlich, aber frei von Risiken ist diese Doppelrolle aus Freund und Kollege nicht, wie uns zwei Studien der Universität Hohenheim vor Augen führen. In Fällen, in denen die Kolleginnen und Kollegen auch Freunde waren, konnten sich die Befragten nämlich schlechter konzentrieren und verhielten sich auf der Arbeit eher unsensibel und abwertend. Diese Ergebnisse erscheinen zunächst paradox, lassen sich – den Studienautoren zu Folge – jedoch mit den unterschiedlichen Rollenerwartungen gut erklären. Während von Kollegen Objektivität erwartet wird, wünschen sich Menschen von Freunden eher Bevorzugung und Zuneigung. Diese unterschiedlichen Anforderungen in Einklang zu bringen, ist sehr anstrengend und führt zu einer dauerhaften Überforderung, die sich in dem genannten Verhalten zeigt. Die Studienautoren raten Unternehmen daher, Wege zu finden, um diese Nebenwirkungen, die zu erhöhten Fehlzeiten am Arbeitsplatz führen können, zu minimieren. Dafür könne es bereits ausreichen, das Bewusstsein der Beteiligten durch Newsletter oder Intranet Artikel zu schärfen. Ich finde diese Umfrageergebnisse, die ich so nicht erwartet hätte, sehr interessant, denn Freundschaften am Arbeitsplatz sind weit verbreitet.
Das Gottlieb Duttweiler Institut kommt im Ergebnis einer Befragung zu einem provokativen Ergebnis in Sachen Führung: Es gibt zu viele Führungskräfte! Kein Tätigkeitsfeld sei so stark gewachsen, wie das der Managerinnen und Manager. Die Zahl der Mitarbeitenden mit Führungsverantwortung hat sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht, ohne dass dies zu Produktivitätsgewinnen geführt hätte. 40% der Befragten gab an, dass die Entscheidungen besser auf der Mitarbeiterebene getroffen werden sollten. 32% der Befragten sind der Meinung, dass weniger Führungskräfte, die Arbeitsabläufe effizienter machen würden. Allerdings scheint auch insgesamt viel Effizienzpotential zu bestehen: Im Schnitt gaben die Befragten nämlich an, dass 20%(!) ihrer Arbeitszeit aus unnützen Aufgaben bestehe. Da zucke ich schon zusammen – ist die 4-Tage-Woche also gar kein Problem?
Was denken Sie? Gibt es inzwischen tatsächlich zu viele Führungskräfte? Ich bin angesichts dieser Befragungsergebnisse sehr ambivalent, denn ich kenne nach wie vor Führungsspannen, die selbst die besten Führungskräfte nicht bewältigen können. Dieses Thema dürfte viele Facetten haben und wird uns wahrscheinlich auch in Zukunft noch weiter beschäftigen.
Zum Schluss dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:
Die Möglichkeit flexibel von jedem Platz auf der Welt aus arbeiten zu können, hat offenbar an Bedeutung verloren. Im aktuellen „Internation People Mobility Report 2023“ des Dienstleistungsunternehmens Aon plc boten nur noch 50% der Unternehmen die Möglichkeit der Remote-Arbeit an. Im Vorjahr waren dies noch 63%.
Im scheinbaren Widerspruch zu diesen Ergebnissen steht das Ergebnis einer PWC-Befragung unter rund 1000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, in der 67% der Teilnehmer erklärten, dass Workation – also die Möglichkeit zu arbeiten und gleichzeitig reisen zu können, ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl sei. Wenig überraschend gaben dies besonders die jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als wichtigen Aspekt an, immerhin signifikante 80%!
Welche Teams sind erfolgreicher – zufällig zusammengestellte oder solche, deren Zusammensetzung man sich aussuchen durfte? Zufällige Teams sind meistens heterogener als Teams, in denen man sich die Partner aussuchen konnte – gleich und gleich gesellt sich halt gern. Im Experiment der WHU Otto Beisheim School of Management mussten jeweils zweier Teams sowohl eine Aufgabe auf einem Arbeitsblatt als auch eine Aufgabe mittels einer Videopräsentation lösen. Die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt wurden besser von Teams gelöst, die rein zufällig zusammengestellt wurden. In den Videopräsentationen schnitten Teams besser ab, in denen man sich den Partnern bzw. die Partnerin aussuchen konnte. Es kommt also immer drauf an – ein eindeutige Aussage zu meiner Eingangsfrage lässt sich nicht geben.
Die Stimmung der Beschäftigten mit Blick auf die Zukunft ist in Deutschland offenbar nach wie vor gut, denn die Menschen vertrauen auf ihre eigenen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten. In einer aktuellen Studie von YouGov hielten sich 90% der Befragten für besser (26%) oder zumindest genauso gut (64%) qualifiziert wie ihre Kolleginnen und Kollegen.
Forscher der Business School ESMT in Berlin beschäftigen sich mit der Forschung zur künstlichen Intelligenz (KI). Sie konnten zeigen, dass das Vertrauen in den „Kollegen Roboter“ wächst, wenn sich dessen Entscheidungen im Nachgang auch als richtig nachvollziehen ließen. Konnte dieser Nachweis nicht erbracht werden, erhöhte sich auch das Vertrauen nicht. Ob das allerdings etwas mit KI oder nicht vielmehr mit ganz normalen menschlichen Verhalten zu tun hat, überlasse ich Ihrer eigenen Bewertung.
Was machen Sie eigentlich am Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag? Zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Mannheim konnten in Ihrer Studie jedenfalls einen positiven Zusammenhang zwischen abendlicher Erholung und guter Laune am nächsten Arbeitstag belegen. Menschen, die sich am Abend gut erholt hatten, fühlten sich am nächsten morgen ruhiger, wacher und zufriedener. Im Gegenzug fühlten sich Menschen, die sich nicht gut erholt hatten, schlechter konzentriert, ungeduldig und traten auch gegenüber Kolleginnen und Kollegen weniger freundlich auf. Fazit: Am Abend also doch lieber zum Sport, mit Freunden treffen oder ähnliches und nicht den Laptop nochmal für ein paar Stunden zu Hause aufklappen.
Vielfältige Themen waren das, die uns in den letzten zwei Monaten beschäftigt haben. Ich hoffe, für Sie war denn auch der ein oder andere Impuls dabei, den Sie vertiefen möchten. Dabei wünsche ich viel Freude und viel Erfolg. Der nächste Blogbeitrag aus dieser Reihe erscheint wieder Ende November.
Wie immer zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 09/2023 und 10/2023 von managerseminare.
Routinen sind Fluch und Segen zugleich: Sie machen das Leben viel einfacher aber sie bergen auch das Risiko, Dinge immer noch auf die gleiche Art und Weise zu tun, wenn dies längst nicht mehr passend ist. Routinen helfen, zu viel Routine langweilt – wie finden wir den Mittelweg?
Und sind Rituale eigentlich das Selbe? “Sicher nicht!”, meinen Kristin und ich und erklären auch gerne warum.