Seit mehreren Jahren habe ich auf meinem Schreibtisch einen Abreißkalender stehen, der für jeden Tag im Jahr einen neuen Spruch bereithält. Manchmal sind das Sprüche, von denen ich denke: „Wow, da kann man echt drüber schmunzeln“, und manchmal sind das Sprüche, von denen ich denke: „Na ja, den hätts‘ jetzt nicht gebraucht.“ Manchmal aber sind das auch Sprüche, von denen ich sage: „Klasse, in wie wenig Worte man so eine tolle Botschaft kleiden kann!“
So ein Spruch begegnete mir vor zwei Tagen und deshalb möchte ich unbedingt für Sie daraus einen Impuls zur Selbstreflexion machen. Der Spruch lautet:
All we have is now.
Ist das nicht ein toller Satz? Und auf Englisch kommt er in so wenigen Worten auch so gut rüber. Alles, was wir haben, ist der Moment – lebe den Moment.
Viele meiner Coachingnehmer beschäftigen sich immer wieder genau mit diesem Thema, ich selbst auch und ich glaube, allen Menschen geht es so, dass wir uns immer wieder mit dem Moment beschäftigen, nur nicht immer in konstruktiver Weise.
Wie sind denn zum Beispiel Sie heute Morgen aufgestanden? Was waren Ihre Gedanken? Wird das ein toller Tag oder wird das ein Tag voller Probleme? Geht es Ihnen gut, auch wenn vielleicht irgendwo der ein oder andere Muskel oder Wirbel zwickt, oder dominieren sicher die Schmerzen diesen Tag und das wird sicher ganz furchtbar. Ist das Wetter schön oder ist es nicht schön, egal ob es gerade regnet oder die Sonne scheint? Gehen Sie mit offenen Sinnen in den Tag und freuen sich auf alles, was kommt und was Sie erleben werden? Oder gehen Sie eher mit einem klaren Blick auf eine bestimmte Aufgabe los? Sehen Sie, was links und rechts des Weges alles geboten wird, oder sind Sie nur auf das fixiert, was Sie sich für heute vorgenommen haben?
Sie sehen schon, der Moment kann sehr unterschiedlich sein, und ich möchte Sie einladen, den Moment positiv zu sehen und als Kraftquelle zu nutzen. Es ist sicher eine der größten Aufgaben für uns Menschen, mit offenen Sinnen durch die Welt zu gehen. Wenn wir das tun, dann werden wir immer wieder und an jedem Tag Momente finden, die uns Kraft spenden, die uns schöne Augenblicke bescheren und dafür sorgen, dass es uns gutgeht:
Sehen Sie die zwitschernden Vögel am Straßenrand?
Sehen Sie das Licht des Tages, wenn der Morgen erwacht und die Sonne über die Baumwipfel steigt?
Gehen Sie eigentlich morgens zum Sport? Und wenn ja, mit welchen Gedanken gehen Sie zum Sport?
Was spendet Ihnen überhaupt Kraft, wissen Sie das? Ich stelle immer wieder fest, dass, wenn ich meine Coachingnehmer frage: „Was sind Deine Kraftquellen? Was machst Du gerne? Was spendet Dir Kraft?“, ich darauf nicht von jedem sofort eine Antwort erhalte.
Wenn es Ihnen auch so geht, lade ich Sie ein, darüber nachzudenken, denn das ist eine der wichtigsten Fragen, die wir täglich zu beantworten haben. Was tut mir gut, was spendet mir Kraft? Die Krafträuber und die Energieräuber kommen von ganz allein, seien es Stress, manchmal ist es die Familie, manchmal ist es der Beruf, manchmal der Chef, manchmal die Kollegen, manchmal ist es leider auch die eigene Gesundheit oder die, anderer Familienmitglieder. Was auch immer es ist, die Krafträuber kommen und sie sind im Leben auch nicht zu vermeiden. Wie gehen wir mit Ihnen um und ist der Tank, den wir haben, der mit Kraft gefüllt ist, wirklich voll genug aufladen? Überladen können wir den eigentlich nicht genug. Es ist wie ein Akku, er kann ruhig immer voll sein. Das schadet nichts. Ich weiß, die Elektriker werden sagen: Akkus brauchen auch Entladung, aber die kriegen wir ja als Mensch von ganz allein.
Noch eine Überlegung, die ich Ihnen gerne auch mitgeben möchte: Nichts im Leben ist immer gut oder immer schön. Kein Leben verläuft nur in Höhen. Die Tiefen gehören im Leben dazu und wie auch immer sie gerade drauf sind und wie auch immer gerade ihr aktuelles Befinden, ist, ob sie gerade überlastet sind, zu viel Arbeit haben, vielleicht persönlichen Stress oder was auch immer Sie belastet: Der Tag wird den einen oder anderen schönen Moment für Sie bereithalten – Sie müssen ihn nur sehen!
Ich selbst kann von mir sagen, dass ich viele Jahre meines Lebens mit geschlossenen Sinnen durch die Welt gelaufen bin. Ich war immer fokussiert auf meine Aufgabe, immer unter Anspannung, immer belastet und habe die vielen schönen Dinge im Leben links und rechts des Weges nicht oder viel zu wenig wahrgenommen. Und so ging es mir dann auch. Ich war häufig gereizt, selten ein guter Gesprächspartner für meine Familie und immer, wie man so schön sagt, „unter Strom“.
Zum Glück ist das heute anders und ich kann die Dinge links und rechts des Weges und in der Natur viel besser genießen: Das anregende Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin, das wohlschmeckende Glas Wein, den Spaziergang am See, meine morgendliche Randrunde in der Natur, das Sitzen in meinem Garten, ein gutes Buch oder das Bauen an meinen Modellen.
Was auch immer es für Sie ist: Suchen Sie sich etwas, das Ihnen Kraft spendet und gehen Sie möglichst viel raus in die Natur. Genießen Sie den Moment, die Natur spendet unglaublich viel Kraft und die Natur ist in ihrer Schönheit nicht zu übertreffen. Sie müssen diese Schönheit nur sehen, die Augen aufmachen. Die Sinne öffnen, um dem Wasser zu lauschen, wenn sie am Meer sind oder am See, dem Rauschen der Bäume, wenn sie im Wald sind und die Tiere links und rechts des Weges sehen. Positive Gedanken – ich weiß, das klingt immer so ein bisschen abgedroschen. „Ich kann doch nicht immer positiv denken“, geht es Ihnen vielleicht durch den Kopf. Aber selbst wenn Sie morgens manchmal aufstehen und es regnet, sind es ihre eigenen Gedanken, in denen sie frei sind, in denen Sie sagen können: „Es regnet, meine heutigen Aktivitäten fallen ins Wasser“, oder aber: „Es regnet. Deswegen leben wir hier in Deutschland und alles ist so grün um uns herum und eben keine Wüste. Dann ändere ich heute eben meinen Plan und mache etwas, was man auch im Regen gut machen kann.“
Mein bester Freund übrigens ist ein wahrer Regenfan. Er würde sich niemals von einem Spaziergang abhalten lassen, nur weil es regnet. Sie kennen den alten Spruch schon: Es gibt gar kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.
Wir haben nur den Moment: All we have is now!
Machen wir das Beste daraus.
Was also haben Sie sich für dieses Wochenende vorgenommen?
Was sind Ihre Aktivitäten, die Ihnen Kraft spenden werden für die nächste anstrengende (oder vielleicht auch nicht anstrengende?) Arbeitswoche?
Welche Sinne wollen Sie in diesen Tagen besonders öffnen?
Und was wollen Sie ganz besonders genießen, was soll Ihnen Kraft spenden?
Mit welchen Gedanken starten Sie in das Wochenende?
Ich wünsche Ihnen ein ganz tolles Wochenende – genießen Sie den Moment!