Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 29.04.2021

Langsam aber sicher zeichnet sich durch das fortschreitende Impfen die Zielgerade der Corona Pandemie ab, auch wenn nach wie vor unklar ist, wie das konkrete neue Zusammenleben im Detail aussehen wird.


Für viele Unternehmen geht es insbesondere um die Frage, ob und ggf. in welchem Umfang arbeiten im Home-Office auch nach Corona fortgesetzt werden soll. Das Beratungsunternehmen Korn Ferry hat dazu mehr als 4000 Unternehmen weltweit befragt. 42% dieser Unternehmen planen das Arbeiten von zu Hause in bestimmten Bereichen auch nach der Pandemie weiterhin zu gestatten. Vor allem Mitarbeitende aus den Bereichen IT, Personal, Finance und Recht dürfen sich freuen. Für diese Bereiche planen sogar zwei Drittel der Unternehmen weiterhin das Arbeiten im Home-Office zu ermöglichen. 64% wollen zudem die Beschäftigten aus dem Bereich Marketing und ihren Managern einen Wechsel zwischen Büro und Home-Office erlauben. Ganz anders sieht es hingegen in den Produktionsbereichen aus, in denen sich 72% der Unternehmen nicht vorstellen können, auf eine Anwesenheit am Arbeitsplatz vor Ort zu verzichten.

In der gleichen Umfrage wird nach wie vor auch deutliche Kritik an den bestehenden Home-Office Lösungen geübt. Viele dieser Lösungen wurden im Jahr 2020 notdürftig „aus dem Boden gestampft“ und bislang wurde noch nicht signifikant nachgebessert. So ergab die Umfrage, dass 72% der befragten Unternehmen sich nicht um die Internetanbindung ihrer Mitarbeiter kümmern, 74% der Unternehmen keinen Zuschuss zu den Telefonkosten zahlen und 90% sich auch nicht an den Stromkosten beteiligen. Lagern die Unternehmen ihre Arbeitsplätze jedoch in Home-Offices aus, so sind diese Fragen für die betroffenen Arbeitnehmer sicherlich von Bedeutung und müssen für die Zukunft gelöst werden, wenn Arbeiten im Home-Office wirklich zu einem nachhaltigen, akzeptierten Arbeitsmodell werden soll.


Wir können also davon ausgehen, dass das Home-Office auch zukünftig deutlich stärker als vor der Corona Pandemie als Arbeitsform genutzt wird. Dann gewinnt eine Befragung der TU Darmstadt von mehr als 1000 Beschäftigten an Bedeutung. Die TU Darmstadt hat nämlich herausgefunden, dass die Beschäftigten umso produktiver arbeiten je mehr sie mit ihrer eigenen Wohnsituation zufrieden sind. Weniger von Bedeutung war die Art der Arbeit oder etwa auch die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Je zufriedener die Befragten mit der Lage und Ausstattung ihrer Wohnung waren desto produktiver empfanden sie ihre Arbeit im Home-Office. Auch gemeinschaftliches Arbeiten hat sich weniger als Hindernis erwiesen, im Gegenteil: Es waren eher Singles, die sich schwer taten im einsamen Home-Office produktiv zu arbeiten.


Für die Unternehmen, die auch zukünftig auf das Home-Office als Arbeitsform setzen, dürfte auch das Ergebnis des aktuellen HR Monitors des Marktforschungsinstituts Trendance von Bedeutung sein. Für diesen HR Monitor werden monatlich rund 2000 Personen befragt. Die Umfrage ergab, dass Beschäftigte mit akademischem Hintergrund sich durch die Coronakrise zunehmend mental stark belastet fühlen. Im Vergleich zur Vorbefragung im Oktober ist aktuell eine Steigerung von 15% erkennbar. Auch die Beschäftigten ohne akademischen Hintergrund zeigen einen ähnlichen Verlauf, wobei der Anstieg nicht ganz so stark ausfällt (von 45 auf 57%). In beiden Gruppen fürchtete etwa ein Drittel der Befragten, auf lange Sicht dem vorhandenen Stresspegel nicht gewachsen zu sein.  Die Studienautoren zogen daraus den Schluss, dass es höchste Zeit für die Arbeitgeber wird, jetzt gegenzusteuern und ihren Arbeitnehmern entsprechende Hilfsangebote anzubieten. In den meisten Unternehmen scheint das bislang allerdings nicht der Fall zu sein, denn nur 14% der angestellten Akademikerinnen und Akademiker und gerade einmal 6% der Beschäftigten ohne akademischen Abschluss haben bislang eine Unterstützung hinsichtlich ihrer mentalen Gesundheit angeboten bekommen. In den Unternehmen dominieren offenbar die Leistungen hinsichtlich eines Infektionsschutzes, wie etwa das Bereitstellen von Masken.

Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, dass aus dem aktuellen DAK-Report für den die Daten von 2,4 Millionen Erwerbstätigen untersucht wurden, eine Erhöhung des Krankenstandes für das Jahr 2020 hervorgeht. Die Mitarbeitenden fehlten durchschnittlich rund 15% länger, wobei Rückenschmerzen und Anpassungsstörungen die Hauptursachen waren. Diese Erkrankungen sind offenbar auf Home-Office und Isolation zurückzuführen. Unternehmen sollten bedenken, dass derartige Krankheitsbilder oft mit deutlich längeren Fehlzeiten verbunden sind, als zum Beispiel ein normaler Schnupfen. Es macht also absolut Sinn die Mitarbeitenden mit entsprechend ergonomischen Büromöbeln und weiteren Maßnahmen zur Isolationsvermeidung zu versorgen.

Die genannten Maßnahmen sind auch vor dem Hintergrund, dass die wenigsten Unternehmen in Zukunft einen Stellenabbau planen, von Bedeutung. Der Personaldienstleister Robert Half hat insgesamt 1800 Personalverantwortliche aus sechs Ländern befragt, davon 300 aus Deutschland. Aus seiner Befragung geht hervor, dass nur 2% der Unternehmen für 2021 geplant haben, ihre Stellen zu reduzieren. Zwei Drittel hingegen gehen von einem Erhalt der Arbeitsplätze aus und 17% der Befragten gehen sogar von einem Stellenaufbau aus. Hintergrund ist vor allem die positive Prognose für das Jahr 2021, denn 72% der Umfrageteilnehmer aus Deutschland sind zuversichtlich, dass das wirtschaftliche Wachstum in diesem Jahr wieder an Fahrt aufnimmt. Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass die Unternehmen planen, ihre Beschäftigten weitgehend zu halten oder sogar auszubauen, rückt die Gesundheit der bestehenden Belegschaft besonders in den Fokus.

Vor diesem Hintergrund ist es auch verwunderlich, dass in vielen Unternehmen aktuell die Weiterbildung vernachlässigt wird. Der Stifterverband für die deutsche Wirtschaft und das Beratungsunternehmen McKinsey haben dazu 550 Führungskräfte und Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt. 70% von ihnen gaben an, dass seit dem Ausbruch der Pandemie weniger Budget für Weiterbildung zur Verfügung steht. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des sprunghaft gestiegenen Weiterbildungsbedarfs in den Bereichen Digitalisierung und des Digital-learnings bedenklich. Immerhin scheint in den meisten Unternehmen inzwischen die mangelnde Weiterbildung in den Fokus der Geschäftsleitungen zu rücken, denn 84% der Befragten gaben an, dass das Thema Fort- und Weiterbildung auf der Vorstandsagenda steht. An der Umsetzung hapert es jedoch ganz offensichtlich. 35% der Personalverantwortlichen machen sich ernsthaft Sorgen, weil es nicht nur am Geld, sondern auch an der Zeit der Beschäftigten für entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen fehlt. Zwei von fünf Führungskräften bezeichneten diese als Mangelware.


Zum Abschluss der aktuellen Umfragen noch einen Blick auf ein anderes Thema. Die aktuelle Diskussion um die Corona Pandemie, die Veränderung der Arbeitsformen und allen voran das Thema Home-Office lassen einige Bereiche, in denen auch spannende Veränderungen des Arbeitslebens stattfinden, derzeit in den Hintergrund rücken. Zu diesen Bereichen gehört unter anderem der Bereich der künstlichen Intelligenz. Die internationale Hochschule Bad Honnef hat rund 500 Beschäftigte befragt und kommt zu dem Ergebnis, dass drei Viertel von ihnen der Meinung sind, ihre Arbeit könnte mithilfe von künstlicher Intelligenz effizienter gestaltet werden. Allerdings tun sich offensichtlich viele Unternehmen mit der Umsetzung zum Thema künstliche Intelligenz noch sehr, denn nur 14% der Befragten gaben an, dass in ihren Unternehmen bereits künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Fast die Hälfte hat sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt. Ein Grund für diese zögerliche Auseinandersetzung scheint zu sein, dass es in vielen Unternehmen schlichtweg am Knowhow zum Thema künstliche Intelligenz fehlt. Ein Indiz dafür ist, dass über zwei Drittel der Befragten ausgeführt haben, nicht über die notwendigen Kompetenzen in diesem Bereich zu verfügen. Daran würden die Umfrageteilnehmer gerne etwas ändern, wenn ihr Unternehmen entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zu diesem Thema anbieten würde. Allerdings war das nur bei 20% der Befragten der Fall. Die Mitarbeiterrinnen und Mitarbeiter scheinen also vor künstlicher Intelligenz keine Angst zu haben, sondern eher auf sie zu warten, weil sie sich von ihr eine deutliche Unterstützung in ihrem Arbeitsleben versprechen. Vielleicht ist es sogar verständlich, dass angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Corona Pandemie dieses Thema im Moment nicht so sehr im Fokus der Unternehmen steht. Eine Zukunft ohne künstliche Intelligenz scheint jedoch nur noch schwer vorstellbar, so dass auch hier ein Nachholbedarf für die Unternehmen besteht.


Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt bleiben spannend, denn im Moment zeigen aktuelle Umfragen sowohl vor als auch Nachteile auf. Viele Unternehmen arbeiten an der Lösung der aufgeworfenen Fragen – nachhaltig realisiert erscheinen diese bislang jedoch in den wenigsten Fällen. Das ist ja auch das Schöne an großen Veränderungsprozessen: Sie sind spannend und zeitintensiv, eher ein Marathon als ein Sprint.

alle zitierten Statistiken  wurden veröffentlichet in:
managerseminare 05/2021

Arbeitswelt und Führung: Neue Trends und Umfrageergebnisse

Langsam aber sicher scheinen sich erste Erkenntnisse in Sachen arbeiten im Homeoffice auch für die Zeit nach Corona mehr und mehr zu verdichten, auch wenn sicher noch viele Fragen bezüglich der nachhaltigen Entwicklung dieser Arbeitsform in der Fläche offen bleiben. Immer wieder bringen diverse Studien ähnliche Ergebnisse ans Tageslicht, so auch diesmal.

In einer Studie der Universität Konstanz, in der im Herbst 2020 700 Erwerbstätige befragt wurden, ergab sich, dass Mitarbeitende, die nach einer längeren Phase von Homeoffice ins Büro zurückkehren, dort weniger produktiv arbeiten und schneller erschöpft sind, als ihre weiterhin mobil arbeitenden KollengenInnen. Ein möglicher Erklärungsversuch, ist der zusätzliche Zeit- und Energieaufwand, den viele Beschäftigte täglich für die Pendelei zur Arbeitsstätte aufbringen müssen und der beim Homeoffice entfällt. 73% der Befragten gaben nämlich auch an, dass sie den Wegfall der Pendelei besonders zu schätzen wüssten.

Aber auch auf der Kehrseite der Medaille zeigt diese Studie, wie viele vor ihr, dass den Menschen der Austausch und die Interaktion mit anderen Mitgliedern der Belegschaft mehr und mehr fehlt. Welchen Wert diese Interaktionen darstellen, haben viele Menschen erst in der Pandemie so richtig erkannt und zu schätzen gelernt. Denn im Grunde sind wir Menschen für Teamarbeit gemacht, die Anzahl der geborenen „Eigenbrödler“ ist stark begrenzt.

So hat denn zumindest in dieser Befragung die Homeoffice-Euphorie auch etwas nachgelassen. Statt wie im Mai 2020 noch drei Tage die Woche, wünschte sich die Mehrheit nur noch zwei Tage die Woche im Homeoffice.

In der Summe aller aktuell gewonnen Erkenntnisse darf man wohl davon ausgehen, dass arbeiten im Homeoffice langfristig an Bedeutung gewinnen wird. Da stellt sich zunehmend die Frage, was das für den Bedarf an Büroflächen vor allem in Innenstadtlagen bedeutet. Dazu hat das IdW aktuell 1200 Unternehmen befragt und das Ergebnis vermag durchaus zu überraschen. Nur 6% der befragten Unternehmen planen nämlich in den nächsten 12 Monaten eine Reduzierung ihrer Büroflächen. Zumindest mich überrascht noch mehr, dass zwei Drittel der befragten Unternehmen auch gar nicht planen, die Arbeit im Homeoffice postcorona auszuweiten. Das mutet schon etwas befremdlich an, wenn die Politik auf der anderen Seite über ein Recht auf Homeoffice diskutiert. Immerhin scheint die Erkenntnis zu reifen, dass auch die aktuellen Arbeitsformen sich ändern müssen, denn immerhin plant jedes fünfte Unternehmen Umbaumaßnahmen, um mehr Austausch zwischen seinen Beschäftigten zu ermöglichen. Ob aber tatsächlich alle „den Schuss gehört haben“, darf angesichts solcher Befragungsergebnisse doch bezweifelt werden.

Wie auch immer – die Entwicklung rund um das Thema Arbeiten im Homeoffice ist vielfältig und hält sicher noch einige Überraschungen für uns bereit.

So macht es Sinn, sich in diesem Moment auch noch zwei weiteren interessanten Befragungsergebnissen zuzuwenden.

Das Beratungsunternehmen Machwürth Team International (MIT) hat eine Befragung zum Thema Coaching durchgeführt und dafür 500 Beschäftigte aus Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden befragt. Immerhin 31% der Befragten waren sich sicher, dass Coaching immer wichtiger wird, auch wenn es aktuell nur in 49% der Unternehmen bereits etabliert ist.

Dabei wird Coaching immer noch vorrangig als persönliche Entwicklungsmaßnahme gesehen, was sich darin äußert, dass 88% der HR-Verantwortlichen vor allem auf Einzelcoachings setzen. Mit 47% bzw. 34% kommen Team- und Projektcoachings deutlich seltener vor.

Nach wie vor scheint Coaching außerdem vor allem ein Thema der Führungskräfte zu sein, denn nur 13% der Befragten gaben an, dass auch Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung sich coachen lassen können. Deutlich höher fallen die Zahlen auf den Führungsebenen aus, so haben etwa 44% der operativen Führungskräfte und 50% des mittleren Managements bereits Zugang zu Coaching.

Als Businesscoach möchte ich da nochmal ein Lasso zum Thema Homeoffice werfen. Für viele Mitarbeitende hat sich bereits gezeigt, wie anspruchsvoll es ist, dieses Thema erfolgreich umzusetzen. Die Berührungspunkte zur Familie und zu Freunden bzw. dem privaten Umfeld allgemein, sind viel enger. Die Anforderungen an das Selbstmanagement sind viel höher als im Büro. Führungskräfte werden ganz anders gefordert, Werte wie Vertrauen bekommen nochmal einen neuen Stellenwert. Ich bin sicher, dass viele Menschen einen unternehmensunabhängigen Sparringspartner brauchen werden, um alle diese Themen erfolgreich umzusetzen. Coaching könnte helfen, zumal auch hier gerade viele Flexibilisierungstendenzen erkennbar sind und Unternehmen keine exorbitant hohen Budgets mehr fürchten müssen.

Zum Abschluss noch ein Blick auf ein Thema, welches als Schlagwort ebenfalls schon lange präsent ist. Nachhaltigkeit!

Die online-Jobplattform Stepstone hat in einer Befragung rund 12000 Menschen befragt und das Ergebnis ist eindeutig: 76% der Befragten finden es wichtig, dass sich ihr Arbeitgeber in diesem Thema engagiert. Mehr als die Hälfte gab auch an, dass es sich negativ auf ihre Jobzufriedenheit auswirken würde, wenn sich der Arbeitgeber nicht für Umweltprojekte einsetzt. 30% wären sogar zur Kündigung bereit.

Bei einem Jobwechsel steht dieses Thema offenbar inzwischen ebenfalls klar im Fokus, denn 34% der Befragten würden bei einem nachhaltigen Arbeitgeber gar ein niedrigeres Gehalt in Kauf nehmen.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind also längst keine Schlagworte mehr, sondern sich wichtige Anziehungsfaktoren für gutes Personal. Falls Sie als Unternehmer sich noch nicht besonders in diesen beiden Aspekten engagieren, wird es Zeit umzudenken.

Alle zitierten Studien wurden managerseminare 4/2021 entnommen.

Arbeitswelt im Umbruch – Mitarbeiter auch

Dass die Corona Pandemie die Arbeitswelt langfristig verändert, wird immer wahrscheinlicher. In einer Befragung des Recruiting- Spezialisten Avantgarde Experts gingen 93% der befragten Arbeitnehmer von solch langfristigen Veränderungen der Arbeitswelt aus. Dabei steht mehr Homeoffice sowie ein flexiblerer Wechsel von Büro und Heimarbeit an oberster Stelle. 40% gehen zudem davon aus, dass Dienstreisen und Meetings dauerhaft vermehrt digital durchgeführt werden. Als besonders problematisch schätzten die Befragten zwei Dinge ein: zum einen das Thema Innovationen, die auf Distanz deutlich schwerer zu erschaffen sind (20%) und zum anderen das Thema Einsamkeit im Homeoffice. 41% der Teilnehmer gaben an, sich seit Corona einsamer zu fühlen. Die Hälfte der Befragten vermisste darüber hinaus den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen im Büro.

Insgesamt kann man wohl kaum noch Zweifel haben, dass die Veränderungen der Arbeitswelt nachhaltig sind. Zu deutlich zeichnen sich inzwischen auch die Auswirkungen auf die Produktivität der Unternehmen ab. Einer Studie von Capgemini Research zufolge, in der 5000 Beschäftigte und  500 Führungskräfte aus 500 Unternehmen in neun Ländern befragt wurden,  hat die coronabedingte Einführung von mobilem Arbeiten bei fast zwei Drittel der Unternehmen zu Produktivitätsvorteilen zwischen 13% und 24 % geführt. Das war Anlass, die Beschäftigten auch nach den Gründen ihrer produktiveren Arbeit zu befragen. Dabei gaben 46% der Befragten an, dass sie deshalb produktiver seien, weil sie ihre Arbeit flexibler einteilen könnten. 45% verorteten die Ursache für ihre bessere Produktivität beim mobilen Arbeiten darin, dass sie nicht mehr pendeln müssen und 38% fühlten sich im Homeoffice weniger vom Team abgelenkt.

Allerdings ergab sich kein Bild, in dem nicht auch einige Unternehmen Produktivitätsrückschritte hinnehmen mussten. Dies war in jedem fünften Unternehmen der Fall. 48% der Mitarbeiter solcher Unternehmen gaben an, dass sie zu Hause mit mehr Ablenkungen zu kämpfen hätten. 43% haben Schwierigkeiten sich virtuell mit Kolleginnen und Kollegen sowie der eigenen Kundschaft auszutauschen.

Insgesamt scheinen die Vorteile des mobilen Arbeitens eindeutig zu überwiegen. 70% der befragten Unternehmen zeigen sich sicher, dass die Produktivitätsgewinne aus der mobilen Arbeit auch nach der Coronakrise erhalten bleiben werden. In 2 – 3 Jahren erwarten die Unternehmen darüber hinaus durchschnittlich weitere 17% Produktivitätssteigerungen.

Die langfristigen Auswirkungen der aktuellen Trends sind noch nicht vollständig absehbar. Sollte sich der Trend zu mehr Homeoffice jedoch in der aktuell skizzierten Größenordnung bewahrheiten, so muss zwangsläufig von weniger Büroarbeitsplätzen in den großen Metropolen ausgegangen werden. Ob sich die gesteigerte Produktivität auch in einem Rückgang der Arbeitsplätze insgesamt niederschlagen wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Auszuschließen ist ein solches Szenario m.E. jedoch nicht.

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Beschäftigten keinesfalls durchgängig berichten, dass es ihnen seit der Corona Krise besser gehe, weil sie nunmehr mobil arbeiten könnten. In einer Befragung des Projekts psyGA, welches sich mit der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz beschäftigt und unter anderem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird, haben 15% der Befragten erklärt, dass es ihnen aktuell psychisch deutlich schlechter gehe als vor der Coronapandemie. Allerdings haben auch 9% erklärt, dass es ihnen heute besser gehe als vor Corona. Im Durchschnitt hat sich also das Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kaum verändert. Allerdings sind die Einzelfälle natürlich zu betrachten und können gegebenenfalls für die die betroffenen Menschen erhebliche Auswirkungen haben.

Interessant ist vor allen Dingen, welche Gründe diejenigen anführten, die erklärten, dass es ihnen heute besser gehe als vor der Pandemie. Dabei wurde nämlich in erster Linie angeführt, dass sie sich mit ihrer Arbeit identifizieren können und in ihr einen Sinn erkennen, so dass sie Freude an ihrer Tätigkeit haben. Sie erklärten außerdem, dass sie sich heute körperlich fitter und weniger erschöpft fühlen. Auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes, eine unterstützende Führung sowie Wertschätzung und Transparenz seitens des Unternehmens wirkten sich positiv aus.

Ohne die Befragung im Einzelnen zu kennen, muss man an dieser Stelle feststellen, dass die genannten Gründe schon immer und völlig unabhängig der Coronapandemie zu positiven Befragungsergebnissen der Beschäftigten geführt haben. Sinnstiftung, Wertschätzung und ein sicherer Arbeitsplatz haben schon immer zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden beigetragen und in der Regel auch deren Produktivität erhöht. Die Befragungsergebnisse sind insofern nichts Neues und ein Corona bedingter Zusammenhang darf bezweifelt werden.

In der Summe aller aktuellen Befragungen ist jedoch unzweifelhaft festzustellen, dass langfristige Veränderungen in der Arbeitswelt immer wahrscheinlicher werden. Wie in jedem Veränderungsprojekt wird es auch diesmal dem einen oder anderen leichter und dem einen oder anderen schwerer fallen, mit den Veränderungen klar zu kommen. Der Umfang der Veränderung der Arbeitswelt betrifft in diesem Falle allerdings weit mehr Menschen als das jemals zuvor der Fall war. Insofern sind alle Unternehmen  gut beraten, ihre Menschen in dieser schwierigen Umbruchphase nicht allein zu lassen, sondern sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch professionelles Veränderungsmanagement zu begleiten. Auch entsprechende gesundheitliche Präventionsangebote anzubieten, erscheint sinnvoll. Gerade Führungskräfte, die wie immer die Hauptlast der Veränderungen zu tragen haben und in diesem Fall oftmals auch noch persönlich stark betroffen sein dürften, werden mehr denn je einen persönlichen Sparringspartner, der ihnen durch diese Zeit hilft, benötigen.

Insgesamt darf man sehr gespannt sein, wie sich die Arbeitswelt in einigen Jahren darstellen wird. Es bleibt auf jeden Fall spannend.   

(alle zitierten Studien wurden veröffentlich in managerseminare 03/2021)

Homeoffice – unterschiedliche Wahrnehmungen

Befragungsergebnisse zum Thema „Homeoffice“ werden aktuell in einer Vielzahl veröffentlicht. Ich fasse in diesem Beitrag diverse Ergebnisse zusammen und verzichte dabei auf detaillierte Auflistung aller zugrunde liegenden Studien.

Vor allem in puncto achtsame und positive Führung fühlten sich in einer Online-Befragung mehr als die Hälfte der Befragten von ihren jeweiligen Führungskräften gut betreut. Allerdings blieben in dieser Studie auch Wünsche offen: So wünschten sich 90% der Befragten konkrete Weiterbildungsangebote zur aktuellen Situation und Unterstützung bei der Stressbewältigung.

Eine andere Befragung befragte Führungskräfte und kam zu dem Ergebnis, dass immer noch ein Drittel der Führungskräfte davon ausgeht, dass ihre Mitarbeiter im Homeoffice viel Privates erledigen. Gleichzeitig sahen allerdings auch 41% der Befragten die Produktivität ihrer Teams positiv. Insgesamt beurteilten sie die technische Umsetzung als weniger schwierig als angenommen, so dass die virtuelle Zusammenarbeit gut funktioniert.

In einer dritten Studie erklärten schließlich 70% der Befragten, dass sie gern im Homeoffice arbeiten und sich auch vorstellen können, dass nach Corona weiterhin zu tun. 50% fühlten sich zu Hause energiegeladener und auch ausgeglichener. Das lag wohl vor allem daran, dass die meisten sich im Homeoffice selbstbestimmter und effizienter erlebten. Als negativ wurde der fehlende Austausch mit den Kollegen von 60% der Teilnehmer genannt.

Hier knüpft schließlich die letzte Befragung an, die feststellt, dass die Produktivität im Homeoffice sehr unterschiedlich ist und vor allem von den konkreten Aufgaben, der jeweiligen Wohnsituation und den persönlichen Präferenzen abhängt. Besonders hilfreich wäre es, wenn Unternehmen Kanäle für einen kollegialen Austausch bereitstellen und zudem in eine gute Ausstattung des Heimarbeitsplatzes investieren würden. Das taten in dieser Befragung allerdings die wenigsten Unternehmen. Nur 10% der Befragten gaben an, dass gezielt Maßnahmen für Teamzusammenhalt im Homeoffice unternommen wurden. Ebenfalls nur 10% haben eine geeignete technische Ausstattung zur Verfügung gestellt bekommen. Dass unter diesen Bedingungen nur 20% der Befragten in Zukunft öfter von zu Hause aus arbeiten wollen, verwundert nicht.

Die diversen Befragungen kommen also zu teils unterschiedlichen Ergebnissen. Das ist nachvollziehbar, wenn man das Umsetzungstempo, mit dem Homeoffice in vielen Bereichen realisiert wurde, bedenkt. Soll nachhaltig eine neue Form des Arbeitens weg von festen Büroarbeitsplätzen entstehen, so gibt es noch viel zu tun. Dabei wird vor allem in weiten Bereichen das Thema einer veränderten Unternehmens- und Führungskultur ganz oben auf der Agenda stehen müssen.

(alle Befragungen veröffentlicht in managerseminare 1/2021)

social health@work – grosse Studie der Barmer

Eine sehr interessante Studie zu den Auswirkungen mobilen Arbeitens legt die Barmer Ersatzkasse in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen vor. In der auf 3,5 Jahre angelegten Studie werden mehr als 8000 repräsentativ ausgewählte TeilenehmerInnen mit Schwerpunkt im Bereich der Büroarbeit zu den Auswirkungen mobilen Arbeitens befragt. Vorgesehen sind insgesamt 8 sogenannte Befragungswellen. Für die erste Welle hat die Barmer Ende 2020 die bemerkenswerten Ergebnisse vorgestellt.

Als Status quo gaben dabei 56,1% der Befragten an, dass sie bereits mobil arbeiten. Von den 43,9%, die noch nicht mobil arbeiten, gaben wiederum 71,8% an, dass ihre Arbeit zumindest teilweise für mobiles Arbeiten geeignet wäre. Es steckt also noch erhebliches Potential für mehr mobile Arbeit in diesen Ergebnissen.

Interessant ist auch zu sehen, welchen Einfluss die Corona Pandemie auf das mobile Arbeiten hatte. 18% der Befragten gaben an, erst aufgrund der Pandemie mobil gearbeitet zu haben. 41% haben auch schon vor Corona mobil gearbeitet.

Die Begriffe „Homeoffice“ und „mobiles Arbeiten“ werden im alltäglichen Sprachgebrauch oft synonym verwendet, was sachlich nicht korrekt ist. Die Ergebnisse der Befragung zeigen auf, warum sich dieser Sprachgebrauch etabliert haben dürfte, denn 92,1% der Befragten arbeiten tatsächlich zu Hause. Da bei dieser Frage Mehrfachnennungen zulässig waren ergaben sich folgende weitere Ergebnisse: 32,4% arbeiten beim Kunden, 30,1% im Fahrzeug und 18,5% an öffentlichen Orten.

Ein interessantes Ergebnis ergab sich auch bei der Frage, wie sich mobiles Arbeiten auf die Kommunikationskanäle auswirkt. Teilnehmer, die (teilweise) mobil arbeiten führten deutlich weniger persönliche Gespräche mit Ihren Kolleginnen und Kollegen. Der Anteil persönlicher Gespräche hat sich in diesem Fall von 58,2% auf 30,2%  fast halbiert. Im Gegenzug stieg die Nutzung aller anderen Kommunikationskanäle an. Es wird deutlich, was wir im letzten Jahr von vielen Menschen auch ausdrücklich gehört haben, etwa in Formulierungen wie: „Mir fehlt das persönliche Gespräch mit den Kollegen.“ Mit dieser fast zwangsläufigen Veränderung geht jeder anders um.

Als Krankenkasse hat die Barmer bei ihrer Studie natürlich vor allem, aber nicht nur, die Auswirkungen mobilen Arbeitens auf die Gesundheit Ihrer Versicherten im Blick. Dabei betrachtet sie die körperliche und psychische Gesundheit und führt zusätzlich neu den Begriff der „sozialen Gesundheit“ (social health) ein. Diese Erweiterung erscheint in der aktuellen Zeit absolut sinnvoll und wird von der Barmer wie folgt definiert:

„Social health@work beschreibt einen Zustand sozialen Wohlbefindens im Arbeitskontext, bei welchem Personen gesunde Verhaltensweisen und Arbeitsbeziehungen entwickeln und nutzen, um das Spannungsfeld von Erreichbarkeit und Abgrenzung, Autonomie und Eingebundenheit sowie Produktivität und Erholung erfolgreich und gesund zu gestalten.

Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um eine gesunde Balance.“

Im Weiteren sind auch die Unterschiede in den ersten Ergebnisse zu Gesundheit und Performance interessant, die sich zwischen mobil und nicht mobil arbeitenden Befragten ergeben haben. Diese Ergebnisse betreffen die Corona Zeit im Jahr 2020.

Mobil arbeitende Beschäftigte schätzten dabei z.B. ihre Produktivität um 4,2% und ihre Arbeitszufriedenheit um 5% höher ein, als nicht mobil arbeitende Studienteilnehmer. Sie klagten um 5,3% weniger über Schlafprobleme, allerdings auch zu 4 % mehr über Konflikte zwischen Arbeit und Privatem. Aus Unternehmenssicht erfreulich waren alle Produktivitätskennziffern, denn mobil Arbeitende schätzen alle Aspekte gegenüber nicht mobil arbeitenden Befragten besser ein.

Arbeitsqualität +5,2%
Generierung neuer Ideen +5,6%
Arbeitsmenge +4,7%
Kommunikation und Koordination mit Kollegen +1,2%

Wie nicht anders zu erwarten, kamen Beschäftigte mit ausgeprägter digitaler Kompetenz zu besonders positiven Einschätzungen. Ebenfalls wenig überraschend, dass auch die Rolle der Führungskräfte wieder eine signifikante ist. Je offener die Führungskraft die Veränderungen fördert und je mehr sie selbst über digitale Kompetenzen verfügt, desto besser die Befragungsergebnisse. Wie so oft gilt auch bei diesem Thema: Die Führungskräfte haben den Schlüssel zum Erfolg zumindest in großen Teilbereichen in der Hand.

Die umfangreichen Befragungsergebisse sprengen insgesamt den Rahmen dieses Blogbeitrags. Ich möchte Ihnen daher gerne an Herz legen, selbst einen Blick in die Studie zu werfen.

Hier ist der Link: Barmer Studie social health@work

Es wird sicherlich interessant sein, die Veränderungen der weiteren Befragungswellen zu verfolgen. Wir stehen zweifellos am Beginn nachhaltiger Veränderungen großer Teile der Arbeitswelt. Für viele Menschen wird dies mit persönlichen Herausforderungen, Ängsten und Überforderungen einhergehen. Andere werden mit Freude die neuen Möglichkeiten nutzen. Von vielem – z.B. dem lang gewohnten Schwätzchen mit KollegenInnen im Büro, werden wir vielleicht Abschied nehmen. Dafür kommt neues hinzu. Es ist eine unglaublich spannende Zeit – hoffentlich lassen die Unternehmen ihre Menschen in dieser Zeit nicht allein.

Es bleibt interessant!

Homeoffice – Frust oder Freude?

Mehr als 2200 Xing-Mitglieder aus der DACH-Region wurden im Rahmen des ersten Corona-Barometers der New Work SE befragt. Die Ergebnisse veröffentlich managerseminare jetzt auszugsweise in seiner aktuellen Ausgust-Ausgabe.

Demnach haben Anfang Mai 72% der Befragten ganz oder teilweise zu Hause gearbeitet. Das verwundert nicht, denn in vielen Unternehmen und Institutionen wurden Heimarbeitsplätze in Rekordzeiten eingerichtet, teilweise nachdem jahrelang darüber kontrovers und ohne Ergebnis diskutiert worden war. In dieser Hinsicht war Corona ein echter Umsetzungsbeschleuniger.

Teilweise gilt aber auch in Sachen Homeoffice wie in so vielen anderen Bereichen, es ist nicht einfach alles nur besser als vorherige Arbeitsmodell, auch nicht, wenn ich es unbedingt haben wollte. Denn auch das Homeoffice bringt Herausforderungen mit sich und da diese bisher kaum bewusst waren und der Umgang mit Ihnen nicht geübt war, sammelten einige MitarbeiterInnen auch Frusterlebnisse ein.

Insgesamt aber hält sich die Begeisterung über ein Ende der Homeofficephase deutlich in Grenzen, denn nur 50% der Befragten gaben an, sich auf eine Rückkehr ins Büro zu freuen. Die Gründe, die die Hälfte, die sich auf eine Rückkehr ins Büro freut angab, zeigen auch die Handlungsfelder im Homeoffice deutlich auf.

So gaben 90% an, sich auf die sozialen Kontakte mit den KollegenInnen zu freuen – Vereinsamung ist ein großes Thema im Homeoffice. 62% gaben an, im Büro eine bessere Trennung von Beruflichem und Privatem realisieren zu können. Die Gefahr “immer” zu arbeiten, ist ein großes Risiko im Homeoffice. Beiden Aspekten kann man durch eine gute Selbstorganisation vorbeugen, doch das haben viele ArbeitnehmerInnen nicht gelernt – es gab ja bislang keine Gelegenheit dazu.

Nur 28% glauben übrigens, dass sie im Büro wieder produktiver arbeiten können als zu Hause. Ein so niedriger Wert sollte nachdenklich machen und den ein oder anderen Arbeitgeber vielleicht veranlassen, seine Arbeitsumgebungen auf den Prüfstand zu stellen.

Die MitarbeiterInnen, die sich nicht so recht auf eine Rückkehr ins Büro freuen, wurden ebenfalls nach Gründen dafür gefragt. 39% nannten die flexibleren Arbeitszeiten als Grund und 28% eine bessere Work Life Balance. Das sind nun wahrlich keine neuen Themen, aber offenbar hat die Arbeit im Homeoffice bei einigen das Bewusstsein dafür nochmals geschärft. Im Homeoffice waren viele Menschen nämlich offenbar auch kreativ und haben in ihren Home-Mittagspausen neue Dinge ausprobiert (71%), die so in den Mittagspausen im Unternehmen nicht möglich sind. 35% der Befragten bewegten sich im Freien, 31% erledigten Hausarbeiten und 27% kochten oder backten. Wie auch immer – Flexibilität ist noch mehr zu einem eigenständigen Wert geworden, den die Beschäftigten zu schätzen wissen.

Frust oder Freude? Die Frage in der Überschrift lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn arbeiten im Homeoffice hat keineswegs nur Vorteile sondern bringt auch Herausforderungen mit sich. “Alle Mann zurück an die Schreibtische” wird aber auch nicht funktionieren, ohne bei vielen MitarbeiternInnen Frust zu erzeugen.
Die Zukunft liegt also wohl bei individuellen Möglichkeiten, eine Lösungsschablone gibt es nicht. Die Zeit der Standardlösungen in Bezug auf Arbeitszeiten und -formen ist endgültig vorbei.

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Wir freuen uns auf Sie!

Homeoffice: Kommunikation mehr denn je gefordert

Deutschland erlebt einen Homeoffice-Boom: Die aktuelle Krise hat viele Unternehmen und Institutionen gezwungen, sehr schnell Lösungen für Arbeiten im Homeoffice zu schaffen. Damit wurden viele Diskussionen obsolet, die in den Unternehmen teilweise lange und sehr emotional geführt wurden. Wird im Homeoffice überhaupt effektiv gearbeitet? Wie steht es mit Datenschutz? Wie kann Kontrolle ausgeübt werden? Und viele Fragen mehr.

Der plötzliche Umsetzungssschub ermöglicht nun die Frage, wie sieht es mit dem Ergebnis – zumindest eines Teils dieser Fragen – aus?

Stepstone hat dafür in einer online-Befragung, die managerseminare in seiner Mai-Ausgabe zitiert, 5000 Fach- und Führungskräfte in Deutschland befragt.

Dabei haben 71% der Befragten ausgeführt, dass sie Vertrauen zu Ihrer Führungskraft haben und mit ihr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Vertrauen ist wohl einer der wichtigsten Werte, wenn arbeiten im Homeoffice für alle Beteiligten erfolgreich funktionieren soll.

Deutlich wurde jedoch auch das größte Defizit, denn 62% der Befragten wünschten sich mehr Kommunikation mit ihrer Führungskraft und 50% hofften, dass sich der Chef in Zukunft mehr Zeit für ihn/sie nehme.

Dieser Wunsch der Befragten kann eigentlich nicht verwundern, denn auch für viele der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kam die Situation Homeoffice natürlich schnell und überraschend und stellt damit einen Veränderungsprozess dar, für den die normalen Ablaufsequenzen gelten.

In jedem Veränderungsprozess kommt der Kommunikation der Führungskraft besondere Bedeutung zu. Dies ist in diesem Fall nicht anders, sondern wird ggf. durch die Sondersituation des alleine zu Hause seins eher noch verstärkt. Damit wird klar, auf Führungskräfte kommt, wenn ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, nicht weniger, sondern mehr Kommunikation zu.

Einerseits bleibt die ganz normale Kommunikationsanforderung eines jeden Veränderungsprozesses, etwa Sinn vermitteln, Hilfestellungen geben, Vision aufzeigen, Erfolge feiern, Zwischenziele setzen usw erhalten – und damit sind nur einige der “normalen” Kommunikationsanforderungen genannt.

Andererseits kommen die neuen spezifischen Homeoffice Anforderungen hinzu, die von neuen Prozessabläufen, neuen Kommunikationsmedien bis zum Umgang mit einem völlig neuen Selbstmanagement reichen können. Schlafanzug oder Krawatte? Diese Frage hat sich für viele Menschen hinsichtlich ihrer Arbeit bislang nie gestellt – heute schon. Der eine findet darauf auch im Homeoffice seine Antwort sofort, der andere grübelt und ist dankbar für jede Hilfe seiner Führungskraft.

Wie so oft trügt also auch in Sachen Homeoffice der erste Eindruck – auf Führungskräfte kommt nicht weniger, sondern mehr Kommunikation zu und natürlich auch eine andere! Dabei sollten Führungskräfte bedenken, dass gerade angesichts des offenbar so intakten Vertrauensverhältnisses zu ihren Mitarbeitenden nicht der Anspruch bestehen wird, dass sie alles von Beginn an perfekt machen. Wohl aber dürfte – genau wie in jedem anderen Change-Prozess – der Anspruch bestehen, dass sie diese Aufgabe annehmen, aktiv angehen und sich bemühen, diese so gut wie möglich zu bewältigen.

Also: fangen Sie jetzt an!