Auch für den heutigen Impuls bemühe ich nochmals die olympischen Spiele in Paris und dabei konkret die Goldmedaille von Oliver Zeidler im Rudern.
Rückblick: Schon vor drei Jahren in Tokyo war Zeidler der große Favorit auf die Goldmedaille, der amtierende Weltmeister im Einer, der fast alle Rennen der Saison dominiert hatte. Er war die „Bank“ auf eine Goldmedaille für den deutschen Ruderverband. Doch dann kam alles ganz anders – der ein oder andere erinnert sich vielleicht. Es sind widrige Bedingungen auf der Ruderstrecke, windig und mit Wellengang. Zeidler patzt und scheidet für alle – auch ihn selbst – völlig überraschend im Halbfinale aus. Der große Favorit, der im Kopf vieler Experten schon Olympiasieger war, erreicht nicht einmal das Finale der besten sechs Boote und gewinnt schließlich das B-Finale und wird Siebter.
Drei Jahre später in Paris ist alles anders: Es ist „Zeidler-Wetter“ wie ein Kommentator und auch sein Vater, der auch sein Trainer ist, bemerkt. Ruhig liegt das Wasser da, windstill und sonnig sind die äußeren Verhältnisse. Bereits im Halbfinale hat Oliver Zeidler „einen rausgehauen“: Er rudert olympischen Rekord – nie zuvor war ein Boot schneller auf den olympischen zwei Kilometern unterwegs. Er ist wieder der – scheinbar unschlagbare – Goldfavorit.
Dann ein Störfaktor – einer der Ruderer wird in eine Buspanne verwickelt und ist nicht rechtzeitig vor Ort. Der Start wird nochmals um eine Stunde verschoben. So ist es schließlich das letzte Ruderrennen der olympischen Spiele von Paris als die sechs Boote des Endlaufes schließlich auf den Startpositionen stehen. Vier Abschnitte von je 500 Metern, so haben wir vorher vom Vater und Trainer gehört, so teilt sich Olver Zeidler die Strecke ein. Für jeden Abschnitt haben sie einen konkreten Matchplan ausgearbeitet. Zeidler braucht die Pläne nicht: Es wird ein überlegener Start-Ziel-Sieg – er rudert an diesem Tag in einer anderen Liga, niemand kann ihm folgen! Als die Uhr schließlich stehen bleibt hat er überragende 5,5 Sekunden Vorsprung vor dem Gewinner der Silbermedaille und man hatte nicht den Eindruck, dass er auf den letzten Metern noch voll durchgezogen hat. Es ist ein Triumph – Gold für Zeidler – Olympiasieg!
Nach dem Rennen folgen die Interviews und die Reporterin hat auch Fragen zu Tokyo vor drei Jahren, der großen Niederlage und natürlich dazu, was diesmal anders war. Schließlich fragt Sie Zeidler:
„War das vielleicht Ihre größte Leistung, mental aus dem Loch von 2021 wieder rauszukommen und im Kopf wieder klar und bereit zu sein?“ Zeidler bejaht.
Da steht er, dieser 2,01 Meter große Modellathlet, austrainiert und muskelbepackt. Natürlich hat er auch körperlich sicher viel gearbeitet, sein Boot optimiert und vieles mehr, doch wir alle sind live dabei, als Zeidler der ganzen Welt die Botschaft sendet: Erfolg entsteht vor allem im Kopf!
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie gerade? Was sind Ihre Gedanken? Denken Sie Erfolg?
Welche „großen Niederlagen“ gab es schon einmal für Sie und wie sind Sie im Kopf damit klargekommen?
Wer oder was könnte Ihnen helfen, im Kopf klar zu sein und sich auf Erfolg zu fokussieren?
Freitagmorgen 10 Uhr und ich habe mich gerade an den Frühstückstisch gesetzt, da klingelt das Telefon: „Unverhofft kommt oft, Du kannst mich abholen!“ Es ist die vertraute Stimme meiner lieben Frau, die für ein paar Tage im Krankenhaus weilen musste. Eigentlich hatten wir uns beide darauf eingestellt, dass sie auch das kommende Wochenende noch wird im Krankenhaus verbringen müssen.
„Ich bin Corona positiv und werde sofort entlassen.“ Hoppla, geht es mir durch den Kopf, was ist denn das? Bei der Einweisung musste meine Frau natürlich einen PCR-Test machen und der war negativ, sonst wäre sie gar nicht aufgenommen worden. Gestern hatte meine Frau für wenige Minuten mit einer Patientin im Zimmer gelegen, die offensichtlich auf Corona positiv getestet wurde. Daraufhin musste meine Frau auch sofort einen erneuten Test machen und der war jetzt positiv.
„Es ist nur ganz schwach“, sagte meine Frau. „Die Ärztin sagt, sie dürfte damit weiterarbeiten, aber als Patientin muss sich in Quarantäne und da ich kein akuter Fall bin, können sie das hier nicht händeln – zu viele Quarantänefälle. Deswegen werde ich sofort entlassen.“
Okay, ob ich noch frühstücken kann? „Ja, das darfst Du, ich brauche hier noch eine Stunde, dann kannst Du mich abholen.“
Nun bin ich schon etwas verwirrt und – ob ich will oder nicht – merke ich, wie meine Gedanken anfangen, zu arbeiten: Was heißt denn, als Ärztin dürfte sie weiterarbeiten – als Patientin muss sie in Quarantäne. Das ist aber eine eigenartige Corona-Auslegung, denke ich mir und was heißt: Wir können das hier alles nicht mehr händeln. So viel Personal ist schon ausgefallen? Ja, das höre ich im Moment von allen Seiten. Überall sind zahllose Menschen wegen einer Corona-Infektion in Isolation. Wo soll denn das bloß enden, denke ich mir. War nicht morgen, nein übermorgen, am Sonntag, der Tag, an dem die Maskenpflicht fallen soll, ab dem man dann wieder in den Geschäften ohne Maske einkaufen kann? Wie soll das weitergehen, wie soll bloß das öffentliche Leben aufrechterhalten werden, wenn dann die Infektionszahlen nochmal sprunghaft ansteigen werden?
Ich merke, wie auch in meinem Kopf zwei Dinge wild durcheinander gehen: Ich freue mich! Ich darf meine Frau abholen, die ambulant weiterbehandelt wird. Ich werde also das Wochenende nicht allein verbringen müssen und das ist eine gute Nachricht. Außerdem hatte ich vor etwa drei Wochen selbst Corona und bin jetzt dreifach geimpft und genesen. Damit sollte ich mehr als genug Abwehrkräfte haben, um mich nicht noch einmal bei meiner Frau anzustecken. Außerdem ist die als so schwach infiziert diagnostiziert worden, dass gar keine Ansteckungsgefahr besteht. In Quarantäne muss sie aber trotzdem.
Irgendwie geht doch gerade alles etwas durcheinander oder nicht?
Vielleicht geht es Ihnen ja auch so und das gar nicht mal nur beim Thema Corona. Ganz oft haben wir Situationen, in denen das, was wir gerade erleben, zunächst widersprüchlich anmutet, und wir haben Schwierigkeiten, die Widersprüche aufzuklären und zu verarbeiten. Dann ist es oftmals gar nicht zu verhindern, dass unser Gedankenkarussell in Gang kommt. Was mag da wohl hinter stecken? Was wäre, wenn? Wie soll das nur weitergehen? Wie wird es wohl werden, wenn alles noch schlimmer wird?
Alles sehr menschliche und verständliche Fragen, aber ich merke auch sofort: Meine Handlungsfähigkeit schränken diese Fragen massiv ein. Da hilft es, sich wieder einmal an den Spruch von zwei Coachkollegen zu erinnern, die in einer schönen Veranstaltung einmal auf einen Flipchart geschrieben haben:
Was ist, ist.
und
Was nicht ist, ist nicht.
In diesem Moment hilft mir das gerade, mich selbst zu sortieren.
Was ist:
Meine Frau wird in einer Stunde entlassen, ich darf sie abholen und das ist eine gute Nachricht. Meiner Frau geht es so gut, dass sie problemlos ambulant weiterbehandelt werden kann und nach Hause darf. Meine Frau hat eine Corona-Infektion mit so schwachen Werten, dass sie nicht als ansteckend definiert ist, aber trotzdem den Vorschriften entsprechend in häusliche Isolation muss. Ich bin dreifach gekämpft und genesen und für mich besteht keine Ansteckungsgefahr. Ich muss auch nicht in Quarantäne. Das also sind die Fakten!
Alles andere ist nicht und was noch kommen wird, kann ich auch gar nicht beeinflussen. Ob alle Entscheidungen, die unsere Politik getroffen hat, richtig sind, liegt völlig außerhalb meines Einflussbereiches. Was vielleicht in zwei Wochen ist, wenn die Masken Pflicht gefallen ist, ob wir dann nochmal ganz andere Infektionszahlen haben, ob dann das öffentliche Leben vielleicht stillsteht, was dann vielleicht kommt, das alles ist unklar – das ist (jetzt) nicht! Ich kann es auch nicht beeinflussen. Es macht keinen Sinn, dass ich mir darüber jetzt Gedanken mache. Also gieße ich mir einen schönen frischen Kaffee ein und genieße mein Frühstück. Dann ziehe ich meine Schuhe an, setze mich ins Auto und fahre los.
Jetzt ist erstmal der Moment, in dem ich mich freue, dass ich meine Frau aus dem Krankenhaus abholen kann, und dann verbringen wir ein schönes Wochenende.
Was ist, ist. Was nicht ist, ist nicht. Vielleicht hilft auch Ihnen diese so simple Reduzierung auf das Wesentliche mit dem Gedankenkarussell in der ein oder anderen Situation besser klarzukommen.
Was geht Ihnen gerade aktuell so durch den Kopf?
Wo drehen sich Ihre Gedanken und eine innere Stimme sagt: „Oh, wie soll das bloß noch alles werden?“
Vielleicht sind Sie aber auch gerade ganz klar in Ihren Gedanken und treffen für sich Entscheidungen basierend nur auf den Fakten?
Was ist, ist. Das gilt es anzunehmen, und alles andere ist eben nicht.
Als ich den Podcast, der zu diesem Impuls gehört, aufzeichne, klingt meine Stimme etwas anders als sonst. Das liegt daran, dass ich mich gerade in Quarantäne befinde. Ich habe Covid19 und das wollte ich eigentlich unbedingt vermeiden. Meine anders klingende Stimme ist noch ein Rest der Covid-Symptome, die mich in der letzten Woche heimgesucht haben. Eigentlich wollte ich Corona unbedingt umgehen, weil man doch so viel über Spätfolgen hört. Also war ich auch eifrig zum Impfen und Boostern. Inzwischen bin ich dreimal geimpft und hatte gehofft, an Covid19 vorbeizukommen. Nun hat es mich doch erwischt.
Es begann am letzten Wochenende ganz plötzlich mit belegter Stimme. Am nächsten Morgen Schnupfen, dicker Kopf. Okay, vorsichtshalber mache ich dann doch mal einen Schnelltest, und der war positiv. Naja, der ist bestimmt falsch, ging es mir spontan durch den Kopf. Ich warf ihn weg und machte einen zweiten, doch auch der war leider positiv. Okay, nach allen Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, auch im familiären Umfeld, waren diese Tests eigentlich immer sehr zuverlässig. Wenn Sie positiv waren, wurden sie auch bestätigt. Also mache ich mich auf ins Testzentrum und lasse mich testen.
Kaum komme ich zu Hause wieder durch die Tür klingelt auch schon das Telefon und die freundliche Testerin sagt: „Lieber Herr Porten, Ihr Test ist positiv. Bitte 10 Tage in Quarantäne! Nächste Woche Montag können Sie sich freitesten.“
Als ich den ersten meiner Freunde davon erzähle, dass es mich erwischt hat, lautet die Standardfrage ebenfalls: „Wo hast Du das her?“ Diese Frage kann man wahrscheinlich gar nicht mehr beantworten, jedenfalls ich nicht und sie führt mich auch nicht weiter, denn ich habe es und ich muss jetzt damit umgehen.
Aber es ist so typisch für uns – gerade in Deutschland – wir suchen so oft nach der Frage von Schuld. Wer ist schuld, dass ich jetzt Covid19 habe? Niemand natürlich, wahrscheinlich war es sogar gänzlich unvermeidlich und es wird mehr oder weniger jeden von uns im Laufe dieser Pandemie irgendwann einmal treffen. Also suchen wir nicht nach Schuldigen. „Das bringt doch nichts“, sage ich zu mir selbst und akzeptiere es, wie es ist.
Das erlebe ich übrigens auch ganz oft in vollkommen anderen Kontexten und bei vielen meiner Klienten. Wir suchen so gerne nach Schuldigen, anstatt nach Lösungen. Fehler zu vermeiden und beim nächsten Mal nicht den gleichen Fehler zu machen, das ist natürlich gut: Fehler als Chance zum Lernen. Schuldige suchen, oft mit sehr viel Aufwand und mit sehr viel Akribie und Energie, die dann für anderes nicht zur Verfügung steht, das bringt uns selten voran.
In den letzten Tagen, insbesondere während Olympia in Peking, habe ich oft gehört, ich bin völlig symptomfrei, ich sitze fünf Stunden am Tag auf dem Ergometer und halte mich fit für den Wettkampf. Nein, so ist Corona bei mir nicht. Ich habe Symptome, und zwar für meine Verhältnisse genug: Husten, Schnupfen, dicker Kopf, Fieber. Spontan, ich kann es gar nicht vermeiden, gehen mir die Bilder durch den Kopf, die ich im Fernsehen in den letzten beiden Jahren vielfach gesehen habe und meine Gedanken sagen: „Hoffentlich wird das nicht schlimmer.“
Objektiv betrachtet habe ich genau das, was man wohl eine „dicke Erkältung“ nennen würde. Das wäre doch eigentlich genau das, was wir für Covid19 einen milden Verlauf nennen. Aber meine Gedanken kreisen zunächst mal in die Richtung, ob ich vielleicht doch ins Krankenhaus muss, wenn das Ganze schlimmer wird. Für ein paar Momente geht mir sogar ein Modellbaufreund durch den Kopf, der Corona nicht überlebt hat. Das ist natürlich völlig übertrieben, denn so schlecht geht es mir bei weitem nicht. Aber, um ganz ehrlich zu sein, für ein paar Momente kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken abschweifen – und das nicht nur einmal.
Da sehen wir wieder, wie sehr unsere Gedanken beeinflussen, wie es uns geht. Wie sehr die Bilder, die unser Gehirn gespeichert hat, mit uns etwas machen. Die Bilder, die ich so oft im Fernsehen gesehen habe, in den vielen Stunden der Coronaberichterstattung, die ich nur in minimaler Weise überhaupt verfolgt habe. Aber ein paar Bilder sind halt doch hängengeblieben. Da möchte ich auf keinen Fall hin. Das macht mir ein paar Momente lang Angst, doch dann raffe ich mich zusammen und besinne mich: Also, ich habe eine dicke Erkältung, die habe ich schon ganz oft in meinem Leben gehabt, die werde ich immer wieder bekommen, und damit ist es auch gut. Außerdem befinde ich mich in „Luxusquarantäne“, denn zum einen haben wir ein großes Haus, in dem ich mich bewegen kann und zum anderen scheint draußen die Sonne, und es ist herrlich. Ich setze mich auf die Terrasse in die Sonne.
Die Sonne tut mir gut und bringt mich auch gleich auf positive Gedanken. Die Wärme tut meinem Husten gut und der lässt schnell nach. Ich habe auch nicht viele Termine absagen müssen in dieser Woche, weil externe Termine in dieser Woche nicht anstanden und bis zu den externen Terminen in der nächsten Woche, bin ich hoffentlich wieder fit. Da ging es anderen Menschen sicherlich viel schlimmer. Ich bin also eher privilegiert. Ich kann die Sonne jetzt die ganze Woche genießen, denn der Wetterbericht lautet: Sieben Tage Sonne, den ganzen Tag von morgens bis abends. Eigentlich geht es mir also gut und ja, diese Erkältung geht schon vorbei, und schlimmer wird sie auch nicht. Jetzt ist das Ganze schon ein paar Tage her und seit zwei Tagen geht es mir auch deutlich besser, sonst könnte ich diesen Impuls gar nicht schreiben.
Fazit: Es war sinnvoll, dass ich mich habe impfen lassen, denn ganz offensichtlich tut die Impfung genau das, was sie sollte: Sie verhindert einen schweren Verlauf. Sie hat nicht verhindert, dass ich Covid19 bekommen habe und vielleicht kann man das auch gar nicht erwarten, wenn jeden Tag einhunderttausend Menschen in Deutschland daran erkranken. Inzwischen freue ich mich darauf, dass ich mich am Montag freitesten kann, und dann habe ich Corona hinter mir.
Ich musste durch ein paar dunkle Gedanken gehen, vielleicht gehört das auch einfach dazu. Aber sobald ich mir klar machte, dass es mir eigentlich gut geht, dass das, was ich an Erkältungssymptomen habe, gar nicht schlimm ist und auch nur einer ganz normalen Erkältung entspricht, da war alles gut. Meine Gedanken bestimmen, wie ich mich fühle, aber ganz ehrlich, es war dann doch anders, Krankheitssymptome zu haben und zu wissen, es ist Covid19 oder die gleichen Krankheitssymptome zu haben und es nicht zu wissen.
Auch das gehört dazu und auch das wird uns im Leben immer wieder begegnen: Ich weiß, wo etwas herkommt, und das, wo es herkommt, ist nicht gerade angenehm. Aber wir haben es eben selbst in der Hand und deswegen wollte ich Sie auch gerne teilhaben lassen an meiner Corona-Erkrankung. Auch, um Ihnen mit auf den Weg zu geben: Sie haben es auch in der Hand, Ihre Gedanken zu bestimmen und damit wie sie sich fühlen. Als ich in der Sonne saß und diese genießen konnte, merkte, wie sie meinen Erkältungssymptomen gut tat und wie es plötzlich gar nicht mehr so schlimm war, sogar von Tag zu Tag besser wurde, da hat auch Covid19 sehr schnell allen Schrecken verloren. Ob ich nun langfristig Symptome behalte? Das weiß ich natürlich nicht, aber ich gehe inzwischen einfach nicht davon aus. Ich hatte keine Beeinträchtigung des Geschmacks und keine Beeinträchtigung des Geruchssinns, keine Atembeschwerden. Warum also sollten bei mir irgendwelche Langzeitfolgen bleiben? Würde ich mir das jetzt ausmalen, wären das doch reine Hirngespinste und da gilt dann wieder einmal der Spruch zweier Coaching-Kollegen von mir, die einmal gesagt haben: „Was nicht ist, ist nicht!“ Und wir müssen auch nichts erfinden, insbesondere keine dunklen Wolken an den Horizont malen. Mir geht es bald wieder vollständig gut und darauf freue ich mich!
Noch ein Randaspekt in diesem Impuls, den ich auch gerne ansprechen, möchte. Sie sehen, ich verarbeite meine Themen heute weitgehend dadurch, dass ich Sie mit Ihnen teile, Sie an meinen Gedanken teilhaben lasse und sie Ihnen als Selbstreflexionsimpuls oder auch als Podcast zur Verfügung stelle. Wie verarbeiten eigentlich Sie die Themen, die Sie beschäftigen? Fressen Sie diese klassisch in sich hinein? Teilen Sie Sie mit guten Freunden? Haben Sie jemanden, mit dem Sie darüber sprechen können? Nehmen Sie auch einen Podcast auf, um andere daran teilhaben zu lassen?
Verarbeiten ist wichtig, und jeder braucht dafür seine ganz persönliche Strategie. Vielleicht haben Sie ja Ihre schon gefunden, wenn nicht wäre dieser Impuls auch dazu geeignet, sich auf die Suche nach einer solchen Strategie zu machen.
Bleiben Sie gesund, denn, wie wichtig es ist, gesund zu sein, ist mir in dieser Woche wieder einmal besonders bewusst geworden.
Für die neue Runde des Segeberger Literaturtelefons durfte ich am Samstag wieder einen Beitrag aufnehmen und bedanke mich dafür bei den Initiatoren, insbesondere Ursula Michalak sehr herzlich. Gelesen habe ich aus dem gerade erschienenen zweiten Band meiner Reihe “Das knallrote Cabrio” (“Freie Fahrt für Ihre Gedanken – 52 neue Impulse zur Selbstreflexion”). Angesichts der vielen beunruhigenden Nachrichten, mit denen wir alle aktuell konfrontiert sind, habe ich mich bewusst für einen etwas humorigen Impuls entschieden. Er heißt: “Maus im Haus” Euch allen also demnächst viel Spaß bei meiner Lesung im Segeberger Literaturtelefon.Wer nicht warten möchte: Mein Buch gibt’s natürlich schon überall im Buchhandel oder auch direkt signiert und portofrei bei mir.
Vorab: Diesen Impuls widme ich meinem besten Freund Carlo, dem größten Regenfan, den ich je in meinem Leben begegnet bin.
Sommerzeit, Fahrradzeit. Jeden Tag fahre ich, wann immer es geht mit dem Fahrrad eine Runde an unserem schönen See entlang, um den Tag ausklingen zu lassen. Jeden Tag, naja vielleicht heute nicht, denn es regnet.
Sofort meldet sich Günter: „Bleib zu Hause. Es regnet, du musst heute nicht Fahrradfahren, du fährst doch jeden Tag. Heute lass es einfach sein!“
Ach Entschuldigung, Sie möchten wissen, wer Günter ist? Günter ist mein innerer Schweinehund und Ihrer übrigens auch. Sie kennen Günther noch nicht, dann googeln Sie doch einmal „Günter der innere Schweinehund“. Über Günther wurden schon ganz viele Bücher geschrieben, sehr viele Geschichten und einiges mehr. Im Internet können Sie an Günter nicht vorbei.
„Günter sei still. Ich will im Regen Fahrradfahren. Das ist doch mal ein neues Erlebnis!“ Also rauf auf mein Fahrrad und raus in den Regen. Es fühlt sich sofort ganz anders an als an all den Tagen zuvor. An all den Tagen zuvor war ich froh über den kühlenden Fahrtwind, weil die Luft heiß war und stand. Jetzt ist es in meinen kurzen Hosen ziemlich kühl und der Regen auf meine Haut fühlt sich fröstelig an, aber irgendwie ist das auch schön. Es ist so ganz anders als sonst immer.
Es geht zunächst die Radwege entlang Richtung Campingplatz und was sofort auffällt: Ich bin quasi allein. Kaum jemand kommt mir entgegen. Ich muss nicht dauernd ausweichen, klingeln und auf kleine Kinder Acht geben, die natürlich nicht auf mich achten. Das kann man ja auch nicht erwarten. Es geht den langen Berg hinauf zum Campingplatz und ich muss ganz schön treten, aber das ist diesmal gar nicht so schlimm. In der Hitze fühlte sich das viel schlimmer an. Bei dem kühlen Regen ist das eigentlich kein Problem. An der Spitze angekommen geht es die lange Abfahrt hinunter zum See. Für einen kleinen Moment rutschen mir die Reifen weg und das bei ziemlich hoher Geschwindigkeit. Adrenalinschub, oh Gott oh Gott, wenn ich mich jetzt hinlege, nein, bloß nicht dran denken! Aber ich habe ganz schnell wieder alles unter Kontrolle. Es geht hinunter zum See, Kehrtwende und dann geht es am See entlang wie jeden Tag Richtung Heimat zurück, naja erstmal Richtung Eisdiele.
Plötzlich regnet es nicht mehr, denn hier ist dichter Wald. Es geht unmittelbar an unserem schönen, großen See entlang, aber auch durch das Dichte Laubdach der Wälder. Kein Regen mehr, dafür ziemlich matschiger Boden. Ich muss aufpassen, dass ich nicht auf meiner Nase lande. Kaum jemand begegnet mir, sonst ist dieser Weg am Abend immer ziemlich voll: Jogger, Radfahrer, Spaziergänger. Jetzt begegnen wir nur drei oder vier Leute und jeder von ihnen hat mindestens einen Hund dabei.
Sofort meldet sich Günter wieder: „Siehst Du, siehst du, wenigstens das hast du richtig gemacht. Deine Katze will bei Regen gar nicht raus, liegt im Sessel und lässt dich in Ruhe. Die da müssen alle mit ihrem Köter Gassi gehen.“
Günter, halt doch mal die Klappe. Die Menschen sehen eigentlich alle ganz glücklich aus. Sie wollen offensichtlich raus. In dem Regen scheint es ihnen mit ihren Hunden ganz gut zu gehen.
Ansonsten macht das hier richtig Spaß. Es ist nicht warm und auch nicht mehr kalt. Ich habe mich an die nassen Beine gewöhnt. Es regnet ja gerade nicht mehr. Ich kann zwar durch meine Brille nicht mehr alles so gut sehen, viele Regentropfen versperren mir den Blick, aber es macht so richtig Spaß. Ich kann Gas geben, hier am Wald entlang, sonst geht hier nur – naja ganz langsam voran, man will ja keinen Fußgänger überfahren.
Am Ende des Waldweges kommt die große Seepromenade. Hier wimmelt es sonst im Sommer abends vor Menschen. Skatebordfahrer, Eisesser, Liebespaare, alles Mögliche sitzt hier am See und lässt den Tag ausklingen. Ich bin – ganz allein. Ich schaue auf den See, diese riesige dunkle Fläche mit Tropfen ohne Ende. Sieht richtig cool aus! Nicht mal, die Enten sind auf dem Wasser. Die ganze Horde liegt am Rand im Gras.
Anstieg zur Eisdiele hinauf und natürlich habe ich gedacht: ‚Da sitzt heute Abend kein Mensch.‘ Aber wie cool, unter den großen Regenschirmen sitzen vielleicht 10 Menschen. Es zieht die Menschen einfach raus. Corona hat uns alle so lange eingesperrt. Selbst im Regen gehen die Leute Eis essen. Wie großartig denke ich. Ich habe wie üblich beim Radfahren kein Geld in der Tasche, also auch kein Eis für mich.
Den langen Radweg an einer unserer Hauptstraßen entlang geht es zurück nach Hause. Das ist nicht so schön hier im Regen. Hier wird man ziemlich nass und an der Straße entlang gibt es ziemlich viele Autos. Egal, bald bin ich wieder zuhause. Auf den letzten zwei-, dreihundert Metern nimmt der Regen nochmal so richtig zu.
„Du hast ja recht gehabt, Günter!“, sage ich, bevor sich Günter überhaupt wieder melden kann, um mich daran zu erinnern, dass er ja darauf hingewiesen hat, dass man im Regen nicht Rad fahren soll. Ich komme nach Hause. Ich bin pitsche patsche nass: Trainingsjacke durch, T-Shirt durch, Hose durch. Total egal! Ich Dusche eh nach dem Fahrrad fahren. Sonst dusche ich immer, weil ich verschwitzt bin und sich das für den Rest des Abends nicht so schön anfühlt. Heute dusche ich eben, um ich aufzuwärmen. Einfach mal andersrum, sonst dusche ich ziemlich kalt, um mich wieder abzukühlen, jetzt dusche ich richtig warm, um mich wieder aufzuwärmen.
Und dann ist das ganz typisch: Ich stelle mein Fahrrad in die Garage und will den Schlüssel meiner Fahrradbox in der Garage aufhängen. Was mache ich? Ich hänge meinen Hausschlüssel auf, also noch einmal im strömenden Regen rund um das ganze Haus meinen Hausschlüssel holen. Dann aber rein und ab unter die Dusche.
Na Günther, hast du noch was zu sagen? Günter ist, glaube ich, beleidigt. Es hat mir so gut gefallen. Es hat so viel Spaß gemacht. Es war so ganz anders, einfach mal ein anderes Erlebnis, andere Gefühle, andere Gerüche, eine andere Luft. Es war fröstelig, statt immer nur warm. Aber es war einfach – sau geil. Entschuldigen Sie bitte diese Aussprache.
Und Sie? Wie geht es denn Ihrem inneren Schweinehund? Vielleicht wollen Sie ja mit ihm am Wochenende auch mal wieder diskutieren? Mal schauen, wer bei Ihnen gewinnt.
Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ein wunderbares Wochenende!