Der MP Impuls zum Wochenende

„Das ist aber neu!“, sagte mein Coachingnehmer vor ein paar Wochen zu mir. Als ich ihn fragend anschaute, weil ich beim besten Willen nicht wusste, was er meinte, legte er nach.

„Der Slogan auf Ihrem linkedin Profil, dass mit dem zufriedener machen.“

Jetzt wusste ich, was er meinte, denn in der Tat hatte ich auf meinem Profil vor ein paar Tagen mein Motto, nachdem ich schon viele Jahre arbeite, ergänzt:

„Ich möchte Menschen zufriedener und dadurch auch erfolgreicher machen.“

„Aber ist das nicht falsch rum? Muss es nicht heißen erfolgreicher und dadurch zufriedener machen?“, wollte mein Klient schließlich noch wissen. „Und überhaupt, ist das nicht eigentlich das gleiche?“

Ich lächelte, denn jetzt waren wir genau bei meinem Lieblingsthema. „Nein, das steht da ganz bewusst so und nicht andersherum.“

Es lohnt sich genauer hinzusehen, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Sind alle Menschen, die erfolgreich sind auch zufrieden? Sind alle Menschen, die zufrieden sind auch erfolgreich? Und überhaupt, wann ist man denn erfolgreich? Und wann ist man zufrieden? Ist Zufriedenheit ein allgemeingültiger Begriff? Ganz sicher nicht! Und Erfolg – ist Erfolg irgendwo definiert? Nein, auch das nicht, es gibt aber vielleicht so etwas wie häufig verwendete Kriterien, die für die Erfolgsmessung herangezogen werden. Einkommen könnte so ein Kriterium sein oder Karriere. Aber ist das wirklich der richtige Maßstab für Erfolg? Viele Fragen – keine Antworten.

Ich werde versuchen, die Themen einzeln aufzugreifen und aufzulösen. Natürlich werden wir uns einig, wenn wir anhand von Beispielen versuchen, zu definieren, ob Menschen erfolgreich sind. Weltmeister und Olympiasieger im Sport sind erfolgreich. Unternehmer, die etablierte Firmen aufgebaut haben und leiten sind erfolgreich. Forscher, die bahnbrechende Erfindungen machen und Nobelpreise erhalten, sind erfolgreich. Einverstanden.

Sind diese Menschen aufgrund Ihres Erfolges auch zufrieden? Vielleicht, aber auch nur vielleicht. Viele Olympiasieger sind depressiv geworden, erfolgreiche Unternehmer ausgebrannt, Forscher ebenso. Von Zufriedenheit also keine Spur. Nicht immer führt das, was wir gemeinhin als Erfolg bezeichnen auch zur Zufriedenheit, der Preis, den wir für den vermeintlichen Erfolg zahlen, ist oftmals viel zu hoch. Keine Zeit mehr für Freunde und Familie, 70-Stunden-Woche, ungesunde Ernährung, wenig Schlaf, zu viel Verantwortung, hohe Reisebelastungen und vieles mehr. Viele Menschen, die aufgrund ihres Erfolgs ständig im Rampenlicht stehen, wollen das gar nicht und würden sich viel lieber aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Erfolg ist keinesfalls ein Garant für Zufriedenheit, weil Erfolg zumeist von anderen und nicht von uns selbst definiert wird. Das aber ist das Problem: Die Fremddefinition von Erfolg und die Selbstdefinition von Zufriedenheit passen zu oft nicht zusammen.

Die Richtung über mehr Erfolg auch zufriedener zu werden, funktioniert also nur, wenn ich vorher selbst definiert habe, was Erfolg für mich bedeutet. Nur dann, wenn es mein Erfolg ist, wird er mich auch zufriedener machen. Als Buchautor wäre ich im Allgemeinen sicher erfolgreich, wenn mein Buch in viele Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft würde. Strebe ich das an? Um Himmels Willen nicht – meine Definition, wann ich ein erfolgreicher Buchautor bin, ist eine vollkommen andere!

Erst wenn Menschen also definiert haben, was für sie ganz persönlich Erfolg bedeutet und sich dabei von der Meinung anderer unabhängig gemacht haben, kann mehr Erfolg auch zu mehr Zufriedenheit führen. Meine Erfahrung ist, dass eine solche persönliche Erfolgsdefinition selten vorliegt. Oft bleibt dafür keine Zeit oder die Menschen können sich eine eigene Definition nicht leisten, weil sie von der Beurteilung anderer abhängig sind. Im Ergebnis ist meine Erkenntnis: Menschen erfolgreicher und dadurch auch zufriedener machen, funktioniert viel zu oft nicht!

Wenn wir das Ganze umdrehen, begeben wir uns zunächst auf die Suche, was uns zufrieden macht. Was uns zufrieden macht, tun wir in der Regel gern. Wer steigert nicht gerne seine Zufriedenheit? Und wenn wir etwas gerne tun, dann haben wir oft Spaß dabei und wenn es Spaß macht, geht es leicht von der Hand und wir machen es meistens auch gut! Wenn wir etwas gut machen, werden wir erfolgreich! Das können wir meistens gar nicht verhindern. So rum geht es immer! Überlegen Sie einmal, wen Sie kennen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat? Ist er zufrieden? Bestimmt! Ist er erfolgreich? Bestimmt auch das! Wenn wir ihn fragen, wie sich beides miteinander verhält, dann würde er uns höchstwahrscheinlich erklären, dass er so viel Spaß an seiner Arbeit hat, dass der Erfolg ganz von allein kam. Er hat es gar nicht als Arbeit empfunden, es ging leicht von der Hand, er war gut und der Erfolg stellte sich quasi von allein ein. Ich habe das von Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, schon oft gehört! Sie auch? Erst zufriedener und dadurch fast automatisch auch erfolgreicher – so rum funktioniert es immer!


Der Prozess beginnt also immer bei uns selbst: Wir müssen zunächst wissen, was wir wollen, was uns zufrieden macht. Dann können wir die richtigen Entscheidungen treffen, den richtigen Job suchen, den richtigen Arbeitgeber, die richtigen Leute kennenlernen, das richtige Hobby aussuchen und vieles mehr. Wenn wir wissen, was uns zufrieden macht, werden wir automatisch erfolgreicher, denn es fällt plötzlich auch viel leichter unabhängig von anderen zu definieren, was Erfolg eigentlich ist.

Sie ahnen vielleicht, dass die Coachingsitzung mit meinem Klienten einen ganz anderen Verlauf nahm als eigentlich geplant. Das vorgesehene Thema vertagten wir, denn an diesem Tag ging es nur noch darum, was ihn zufriedener macht.

Nun sind Sie an der Reihe – tun Sie schon, was Sie zufriedener macht?

Wo eifern Sie noch Erfolgsdefinitionen nach, die andere gemacht haben und nehmen dafür persönliche Unzufriedenheit in Kauf?

Was müssen Sie ändern, damit Sie zufriedener und damit auch erfolgreicher werden?

Das ist doch ein lohnenswerter Suchprozess – viel Erfolg dabei!

Der MP Impuls zum Wochenende

Mein Klient war zerknirscht. Das Gespräch, das er gestern mit seinem Chef gehabt hatte, war nicht besonders gut gelaufen. Er hatte sogar eine ziemliche Abfuhr erhalten, als es um die Frage einer möglichen neuen Position und die damit verbundene Gehaltserhöhung gegangen war.

„Mein Chef sieht mich nicht auf der neuen Stelle und wird das nicht befürworten. Er wirft mir mangelndes Engagement vor, unfassbar.“ Er war ganz offensichtlich vom Feed-Back des Chefs vollkommen überrascht worden.

„Woran ganz konkret macht denn Dein Chef das fest?“, fragte ich zurück.  Das hatte mein Coachingnehmer seinen Chef auch gefragt. Die Antwort, er habe in letzter Zeit an kaum einer Weiterbildung teilgenommen, konnte er gar nicht mehr verstehen.

„Stimmt das denn nicht?“, fragte ich weiter. Doch, es stimmte schon, aber das habe doch nichts mit seinem Engagement zu tun. Er habe die Weiterbildungen für sich nicht für nötig gehalten, darin keinen Mehrwert gesehen. Die meisten waren ohnehin nach Dienstschluss bzw. am Wochenende gewesen und er habe da die Prioritäten mehr auf seine Familie gesetzt. Das müsse doch auch sein Chef verstehen.

„Hättest Du Dich anders entschieden und an den Weiterbildungen teilgenommen, wenn Du gewusst hättest, dass deine Präsenz dort für die neue Stelle relevant ist?“, wollte ich wissen.

„Natürlich hätte ich das…“, platzte mein Klient sofort heraus.

Ein typischer Fall von Fehleinschätzung könnte man meinen, doch ist dem wirklich so? Die Analyse legt eher nahe, dass mein Klient – natürlich ohne jede Absicht – den möglichen Zusammenhang gar nicht erkannt hat und ihn so auch nicht bei seiner Entscheidung berücksichtigen konnte. Er war auf die fachlichen Inhalte fixiert, die er für sich als „nicht relevant“ eingestuft hatte. Den Aspekt, dass ihm sein Fernbleiben auch als allgemeines Desinteresse und mangelndes Engagement ausgelegt werden könnte, hatte er nicht auf dem Zettel gehabt. Es handelt sich also weniger um eine Fehleinschätzung als um eine mangelnde Reflexion möglicher Zusammenhänge und Wirkungen. Er war sozusagen „betriebsblind“ für das eigene System gewesen und bekam nun die Quittung, die er als ungerecht empfand.

Wir arbeiteten das auf und mein Klient konnte aus der Perspektive des Chefs diesen auch gut verstehen. „Wenn ich das gewusst hätte, wäre es ja ein leichtes gewesen, das mit ihm zu besprechen.“, sagte er schließlich. Ja genau, das wäre ein leichtes gewesen und er hätte mit seinem Chef besprechen können, dass er in diesen Weiterbildungen keine fachliche Notwendigkeit sah und bei den nächsten, gerne wieder dabei war. Dann wäre die negative Wirkung vermieden worden und er wäre jetzt nicht so enttäuscht.

Dieser Gefahr aber sind wir im Alltag immer wieder ausgeliefert. Wir sind auf einen Punkt fixiert und sehen die möglichen Konsequenzen rechts und links manchmal nicht. In diesem Fall war es, dass jemand gar nicht auf die Inhalte, sondern auf die allgemeine Weiterbildungsbereitschaft schaut und diese bewertet.

In anderen Konstellationen können es ganz andere Aspekte sein. Vorschnell sollten wir also keine Entscheidungen treffen. Einen Moment innehalten, die Konsequenzen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und zumindest kurz überlegen, welche Wirkung mein Verhalten vielleicht auf andere hat und ob ich mit dieser Wirkung leben will, ist immer hilfreich. Dann können Sie immer noch und zwar sehr reflektiert die Entscheidung treffen, die für Sie die richtige ist. Aber eben im vollen Bewusstsein aller möglichen Konsequenzen. Diese Entscheidungsfreiheit ist dann echte Kompetenz zur Selbststeuerung.

Ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Als Coach bin ich naturgemäß oft mit der Fragestellung konfrontiert, wie mein Klient etwas erreichen kann. Ganz typisch ist zum Beispiel die völlig berechtigte Frage vieler Menschen, wie kann ich den nächsten oder auch die nächsten beruflichen Schritte tun?

Vor einiger Zeit begleitete ich eine junge Führungskraft, Teamleiter in einem großen Konzern. Er war engagiert und ehrgeizig, motiviert und fordernd. Gut so, sollte man meinen, junge Menschen müssen so sein!

Doch im Laufe unserer Zusammenarbeit wurde er nachdenklicher, fast jede Frage, die ich ihm stellte, schien ihm ein neues Fenster zu öffnen, aus dem er bisher nicht hinausgeschaut hatte. Und was er sah, machte ihn nachdenklich.

“Wenn Du Abteilungsleiter bist, wie wird sich dann Dein Tagesablauf verändern?”, fragte ich zum Beispiel. “Dann habe ich mehrere Standorte in verschiedenen Städten zu betreuen und bin viel mehr auf Reisen, muss viel Auto fahren, die Arbeitstage werden länger.” Schon während er sprach wurden seine Worte langsamer und seine Stimme leiser. “Wie fühlt sich das an?”, fragte ich weiter.

Er sprudelte los, dann sehe er sein kleines Kind vielleicht nur noch selten im wachen Zustand, was seine Frau bestimmt nicht gut heißen würde, sein Hobby könne er dann erstmal nicht mehr ausüben (er spielte zweimal die Woche abends Schach im Verein) und so weiter. Er zählte – wenn man so will – die Preise auf, die er für den nächsten Schritt zahlen müsste.

So ist es immer im Leben, nichts ist umsonst. Wir müssen uns fragen, ob das, was wir gewinnen, die Preise wert ist, den wir zahlen müssen. Wollen wir das? Verträgt sich das mit unseren Werten? Oder ist das für uns “zu teuer”?

Und jetzt sind wir bei dem Spruch, den ich diesem Impuls voran gestellt habe. Erst müssen wir uns klar werden, was wirklich unsere Ziele sind, dann können wir entscheiden, was uns ihnen näher bringt. Wenn wir an diesen Aspekt nicht gründlich durchdenken, dann jagen wir möglicher Weise Zielen nach, die wir eigentlich gar nicht erreichen wollen. Der Preis ist zu hoch! Erreichen wir sie dann doch, folgt oft sehr schnell die Unzufriedenheit.

Erst wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, können wir die richtigen Schritte mit voller Überzeugung gehen, um unsere Ziele zu erreichen. Nicht andersrum – erst Vollgas geben und dann feststellen, dass ich irgendwo angekommen bin, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte.

Mit meinem Klienten arbeitete ich zunächst seine beruflichen und privaten Werte heraus. Karriere und Geld waren tatsächlich wichtiger, als er es selbst vermutet hatte. Aber auch ein Konfliktfeld zu “ein liebevoller Ehemann und Vater sein” wurde transparent. Jetzt konnte er dann mit allen Sinnen hineinspüren, was er wirklich will. Und erst jetzt – zwei Coachingeinheiten später- legten wir die nächsten Schritte, die er tun wollte, um dem, was er wirklich wollte näher zu kommen, fest.

Was er dann wirklich getan hat, möchten Sie wissen?

Er bewarb sich in einen anderen Bereich, der nur am lokalen Standort ansässig war und in dem ein Aufstieg ohne Reisetätigkeiten möglich war. Er musste zwei Jahre warten, bis sich die nächste Chance bot, Abteilungsleiter zu werden, diese ergriff er. Ich habe noch ein paar Mal mit ihm telefoniert, dann trennten sich unsere Wege.

Streben Sie also nicht vorschnell nach Zielen, ohne die Klarheit gewonnen zu haben, ob das wirklich ihre Ziele sind. Zufrieden und erfolgreich werden Sie nur, wenn Sie die Preise, die für Ihre Ziele zu zahlen sind, gerne zahlen. An dieser Stelle einen Moment zu verharren und sich klar zu werden, was ich wirklich will, ist hilfreich und schützt vor aufwendigen und teuren Kurskorrekturen. Und wenn Sie dann Klarheit haben – dann können Sie handeln, entschlossen und zielgerichtet!

Ein schönes Wochenende!