“Eigentlich will ich mit ihr kurzfristig nochmal ein Gespräch führen, aber was ist, wenn das aus dem Ruder läuft?”, fragte meine sichtlich verunsicherte Coachingnehmerin.
Sie war wenige Tage zuvor mit Ihrer fast doppelt so alten Kollegin in einen Disput geraten und die unterschiedlichen Auffassungen der Generation zum Thema Arbeit, Work Life Balance und Gleichwertigkeit zwischen Familie und Beruf waren offen eskaliert. Die Stimmung zwischen den beiden war danach eisig und die schlechte Laune der älteren Kollegin strahlte auf das gesamte rund zehnköpfige Team, dass die beiden Damen gleichberechtigt leiteten, aus.
Nun stand meine Coachingnehmerin kurz von einem lange geplanten vierwöchigen Jahresurlaub und die Frage, was Sie tun wollte, beschäftigte sie sichtlich.
Sie schwankte offen hin und her: Soll doch die Ältere Kollegin auf mich zukommen, nein, ich muss aktiv werden und die Sache klären, ach was, ich bin jetzt bald vier Wochen weg, danach hat sich alles beruhigt, aber was ist, wenn doch nicht? Und wie geht es meinen anderen Kolleginnen und Kollegen mit der schlecht gelaunten Leiterin?
Will ich oder will ich nicht – aktiv werden oder lieber doch bei “eigentlich” verharren. Das ist oftmals – wie auch hier – keine leicht zu entscheidende Frage. Wir begannen die Szenarien durchzuspielen: Was gibt es “zu gewinnen”? Was passiert, wenn das Gespräch gut verläuft? Wie wird Sie sich dann fühlen? Was bedeutet es für die Kollegin? Was für das Team? Was für ihr Gefühl, mit dem Sie in den Urlaub fahren wird? Na klar, alles positive Entwicklungen und mit jeder Antwort hellte sich ihre Miene auf, die Energie wuchs, die Zuversicht auch, doch die Probe aufs Exempel stand ja noch aus. Also ran an das negative Szenario.
“Wie wird es sein, wenn das Gespräch komplett misslingt?, fragte ich sie. Die Antwort kam schnell und mit einem Lächeln: “So wie jetzt! Es gibt nichts zu verlieren!”
Damit war die Entscheidung gefallen und ich gab ihr noch ein paar Tipps zum Thema Gesprächsführung und Dissoziation mit auf den Weg. Das Ergebnis erfuhr ich wenige Tage später in einem Mail. “Es war großartig, es hat super funktioniert, in 20 Minuten konnte ich alles deeskalieren!”
Bravo – na dann, happy holiday!
Ich gehe zwar davon aus, dass uns das Verhältnis zu der betreffenden Kollegin im Coaching sicher nochmal beschäftigen wird, aber die akute Situation war zunächst einmal sehr erfolgreich gemeistert. Und so erlebe ich es bei meinen Klienten fast immer: Es fühlt sich viel besser an, der aktive Part zu sein, die Dinge in die Hand zu nehmen und sich auch den unangenehmen Aufgaben zu stellen. “Eigentlich” zurücklassen und ins TUN zu kommen, ist fast immer ein Riesengewinn.
Denn: Machen ist eben wie Wollen – nur krasser!
Also, was wollen Sie denn eigentlich schon lange? Was müsste eigentlich mal getan werden?
Mein Vorschlag: Nutzen Sie dieses – ja genau heute und morgen – Wochenende, um genau eines dieser Dinge auch zu tun. Sie werden sehen, es fühlt sich danch großartig an.
Ich wünsche Ihnen ein aktives und wunderbares Wochenende!