In meinem Portfolio gibt es inzwischen mehrere Kunden, die ich seit 10 Jahren oder noch länger begleite. Wenn man so will sind sie meine Kunden „der ersten Stunde”. Bei diesen Kunden bleibt es nicht aus, dass ich auch immer wieder Personalwechsel miterlebe, weil Menschen in den Ruhestand gehen.
Vor einigen Monaten besuchte ich mal wieder einen solchen Kunden und nachdem wir die inhaltlichen Absprachen für den nächsten gemeinsamen Workshop getroffen hatten, sagte mein Gesprächspartner: „Weißt Du eigentlich, dass Peter gestorben ist?“ Nein, wusste ich nicht.
Wahrscheinlich entglitten mir die Gesichtszüge, denn Peter hatte noch vor einem Jahr, bei meinem letzten Workshop vor Ort, mit seinen Themen viel Zeit eingenommen. Er hatte keine leichte Aufgabe und führte Menschen, die für ihn als Führungskraft oft herausfordernd waren. Über neun Jahre lang, hatten wir immer wieder diskutiert, Tipps ausgetauscht und er hatte meinen Rat gesucht. Ich hatte gewusst, dass Peter einige Monate nach diesem Workshop in den Ruhestand gehen würde, das war jetzt ein gutes halbes Jahr her. Und nun war Peter gestorben, es war schnell gegangen, Krebs.
Unweigerlich erinnerte ich mich an den Abend des ersten Workshoptages im letzten Jahr zurück. Ich hatte lange mit Peter an der Bar gesessen und ein leckeres Bier getrunken. „Was willst Du machen, wenn der Ruhestand erreicht ist?“, hatte ich ihn gefragt. Er war noch unsicher, da waren so viele Dinge, die er immer aufgeschoben hatte und die er machen wollte, wenn er im Ruhestand endlich Zeit dafür haben würde. „Meinen Garten neu anlegen, endlich die vielen Bücher lesen, die sich bei mir stapeln, mein Motorrad wieder aktivieren, wofür ich es erstmal gründlich zerlegen und wieder zusammenschrauben muss“, lachte er. Und dann war da noch sein großer Traum vom eigenen Segelboot. Er hatte sein Handy aus der Tasche geholt und mir Bilder gezeigt, wie es aussehen könnte. „Nächsten Januar fahre ich zur „Boot“, der großen Messe in Düsseldorf, und schaue mir mögliche Modelle an, auch wenn ich mir nie ein neues Segelboot werden leisten können. Auf diese Messe wollte ich immer schon mal, aber ich konnte ja zu dieser Zeit am Jahresanfang nie Urlaub nehmen.“ Peter war nicht mehr dort gewesen.
Leider begegnen uns solche oder ähnliche Geschichten immer wieder. Sie kennen vielleicht auch solch eine Geschichte. Viele Menschen schieben das, was sie eigentlich gerne tun wollen, immer wieder auf. Es gibt immer etwas, das gerade wichtiger ist. Es fehlt immer die Zeit, weil etwas getan werden muss, was vermeintlich gerade wichtiger ist. Am Ende bleiben dann immer die Dinge liegen, die wir eigentlich so gerne tun würden. Wir hoffen, nein, zu diesem Zeitpunkt sind wir meist sogar sicher, dass wir irgendwann Zeit haben, diese Dinge nachzuholen. Und so verschieben wir die Dinge, die uns Freude bereiten, auf die wir so viel Lust haben und von denen wir überzeugt sind, dass Sie uns Spaß machen werden, immer weiter. Bis… ja, bis wann?
Auch wenn es vielleicht etwas unter die Haut geht, noch ein letzter Blick auf die Erkenntnisse der Sterbeforschung, die auch Sie mit Sicherheit schon mal gehört haben. Menschen haben auf dem Sterbebett selten Dinge bedauert, die sie getan haben. Viel öfter bedauerten Sie die Dinge, die sie nicht getan haben, weil… und dann kommen die vielen scheinbar so wichtigen Gründe.
Und Sie? Was haben Sie schon so oft aufgeschoben?
Was wollten Sie eigentlich immer tun und doch war nie Zeit dazu?
Irgendetwas war immer wichtiger?
Wie lange wollen Sie noch warten?
An Besten nutzen Sie gleich dieses Wochenende und fangen damit an, die Dinge zu tun, die so lange aufgeschoben haben – warten Sie nicht weiter, lassen Sie nicht zu, dass es auch Ihnen so ergeht wie Peter.
Ein schönes Wochenende!