Blitzlicht zu Homeoffice und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Diese Ausgabe zu aktuellen Umfragen und Studien belasse ich mal wieder bei einem kurzen Blitzlicht zu zwei Themen. Der Beitrag erscheint daher nicht als Podcast.

Ist Work-Life-Balance nun ein “alter Hut” oder top aktuell? Diese Frage begegnet mir immer wieder. Aus meiner Sicht ist schon die Frage sinnlos, denn sie fokussiert auf einen Begriff und den können Sie verwenden oder auch nicht. Die Inhalte, die sich hinter dem Begriff Work-Life-Balance verbergen, sind so aktuell wie eh und je, auch wenn sie uns immer wieder unter verschiedensten Bezeichnungen begegnen.

Dies belegt ganz aktuell eine Forsa-Umfrage unter mehr als 1.000 Befragten zwischen 29 und 40 Jahren, die noch keine Kinder haben, sich aber vorstellen können, Kinder zu bekommen. 37% der Befragten gaben an, dass Sie wohl eher den Arbeitgeber wechseln würden, wenn dieser keine Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergreift; 22% würden es auf jeden Fall tun. Das galt in der Umfrage sowohl für Frauen als auch für Männer. Die Mehrheit zeigt sich aktuell ganz zufrieden mit ihren Arbeitgebern: 56% gaben an, dass der aktuelle Arbeitgeber ausreichende Angebot zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Verfügung stellt.

33% waren der Meinung, dass ihr Arbeitgeber mehr tun müsste und wünschten sich vor allem flexiblere Arbeitszeitmodelle (26%), ein Kinderbetreuungsangebot (19%) und variable Arbeitsorte inkl. Homeoffice (15%).

Egal also, welchen Begriff Sie für dieses Thema bevorzugen, es ist top aktuell.

Das zweite Thema, zu dem sich aktuell fast immer neue Studien finden lassen, ist einmal mehr das Thema Homeoffice.

Das Zentrum für Arbeitgeberattraktivität legt zusammen mit der Universität St. Gallen eine Studie vor, in der vier Kategorien gebildet werden:

Der “gefährdete Durchschnitt” (30%) ist eine Gruppe, deren Leistung und Gesundheit im Homeoffice gefährdet ist. Dies gilt hingegen nicht für den “gesunden Durchschnitt”, dem 33% der mehr als 13.400 Befragten angehören. Die Gruppe der “Hochleister am Limit” (12%) leistet im Homeoffice sehr viel, setzt dafür aber ihre Gesundheit aufs Spiel. Schließlich bleiben noch die “gesunden Hochleister” (25%), die im Homeoffice ihr volles Potential ausschöpfen.

Die letzte Gruppe zeichnet sich durch eine höhere Arbeitszufriedenheit aus und ist deutlich weniger erschöpft (38%) als die “Hochleister am Limit”.

Unschwer lässt sich also erkennen, das Homeoffice ist für einige eine gute Lösung, aber nicht für alle. Um den negativen Trends und den Gefahren entgegenzuwirken ist – wenig überraschend – vor allem die Führung gefragt. Dabei kommen die Studienautoren zu folgendem Ergebnis:

Positiv wirkt sich vor allem eine ergebnisorientierte, wertschätzende und inspirierende Führung aus. Die beiden “Führungsextreme” Command and Control und Laissez-faire wirken sich negativ aus. Es überrascht nicht, dass Führung auch für den Erfolg und die Zufriedenheit im Homeoffice signifikante Beiträge leisten kann. Für viele Führungskräfte dürfte das allerdings nach wie vor ein relativ neues Aufgabengebiet sein. Man sollte sie also unterstützen und nicht alleine lassen.

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 24.02.2022

Aktuell stehen die Führungskräfte und Ihr Verhalten mal wieder im Fokus zahlreicher Umfragen mit teilweise widersprüchlichen Ergebnissen. Es steht außer Frage, dass die aktuellen, tiefgreifenden Veränderungen im Arbeitsleben alle Führungskräfte vor besondere Herausforderungen stellen.

Da verwundert es nicht, dass im aktuellen Hernstein Management Report für den 1.060 deutsche Führungskräfte befragt wurden, Angst und Verunsicherung als zwei prägende Gefühle der Pandemiezeit genannt werden. Wie schon so oft, möchte ich auch an dieser Stelle bewusst nochmals auf die doppelte Betroffenheit der Führungskräfte hinweisen: Immer müssen diese sowohl für sich selbst als auch für ihre Mitarbeitenden mit den Herausforderungen klarkommen und diese konstruktiv umsetzen. Wenn die Betroffenheit die eigene Gesundheit ist, stellt das natürlich nochmals eine größere Herausforderung dar. Im aktuellen Report zeigten sich 45% der Befragten sehr oder eher verunsichert, was vor allem auf die mit der Pandemie einhergehenden Veränderungen zurückzuführen ist, wie 81% der Befragten erklärten. 78% beklagten außerdem den Verlust an persönlichem Kontakt und klaren Strukturen, was ebenfalls wenig verwundert und zeigt, wie sehr unsere Arbeitswelt vor Corona immer noch auf persönliche Begegnungen und Präsenz am gemeinschaftlichen Arbeitsort ausgerichtet war. Brechen solch dominante Eckpfeiler plötzlich und unerwartet auseinander, so sind Gefühle wie Angst und Verunsicherung kaum zu vermeiden. 69% der Befragten hatten aber auch Angst davor, selbst an Corona zu erkranken. Auch die Angst um den eigenen Arbeitsplatz belastete immerhin 57% der Befragten. Für viele ist sicher bis heute schwer einzuschätzen, wie die Arbeitswelt der Zukunft wirklich aussieht und ob sie ihren Platz darin noch wiederfinden werden. Diese Unsicherheit kann schnell in Angst umschlagen, so dass auch dieses Ergebnis nicht überrascht. Selbst offenbar schon genug verunsichert müssen sich die Führungskräfte auch noch um Mitarbeitende kümmern, denen es genauso geht. Das ist natürlich eine besondere Herausforderung, die auch nicht selten wahrzunehmen ist. 65 % der Befragten stimmten nämlich der Aussage, dass aufgrund der Krise mehr mentale Probleme oder Erkrankungen entstehen, voll und ganz oder zumindest eher zu. Wir wissen ja bereits, dass auch die Statistiken der großen Krankenkassen, diesen Trend leider untermauern.

Der plötzliche Wandel zu Remote Work und Leadership zeigt seine Folgen auch in einer Befragung des Capgemini Research Instituts, das weltweit 1.380 Personen aus weit mehr als 500 Unternehmen befragt hat. 75% der befragten Mitarbeitenden schätzen dabei die emotionale Intelligenz der Führungskräfte als zentrale Führungseigenschaft ein. 53% kamen allerdings zu dem Ergebnis, dass die emotionale Intelligenz bei ihrer Führungskraft nicht besonders ausgeprägt ist. Die Folgen können die Mitarbeitenden ziemlich gut benennen: Nur 48% fanden, dass es der Führungskraft gelungen ist, das Team in der Krise zu motivieren. 53% fühlten sich nicht gehört und nicht in die Entscheidungen einbezogen. Ebenso viele hatten den Eindruck, dass auf die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden nicht ausreichend geachtet wird. Wie schon so oft sehen sich die Führungskräfte auch in dieser Befragung übrigens deutlich besser als ihre Mitarbeitenden dies tun. Die deutliche Mehrheit ist überzeugt, einen guten Job zu machen. Das verwundert auch nicht, denn die positive Absicht im Verhalten möchte ich keiner Führungskraft absprechen, jedenfalls entspricht diese positive Absicht voll und ganz meinen langjährigen Erfahrungen als Coach. Die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden sind aber leider oftmals weit weniger positiv, was wieder einmal zeigt, wie wichtig Selbstreflexion und Feed-Back im Führungsalltag sind. In der aktuellen Studie glaubten 72% der Führungskräfte, dass es ihnen gelungen sei, virtuell eine positive Verbindung zu ihren Mitarbeitenden aufzubauen, was leider nur 49% der Mitarbeitenden genauso sah. Gerade in Zeiten besonderer Herausforderungen müssen Führungskräfte vor allem an sich selbst arbeiten und sollten sich nicht zu schade sein, dafür auch Feed-Back und Hilfen kompetenter Berater oder auch der eigenen Mitarbeitenden anzunehmen.

Angesichts der vielfältigen, aktuellen Herausforderungen war ich schon etwas überrascht, wie positiv die 750 vom Personaldienstleister Hays und dem Marktforschungsinstitut Rheingold befragten Führungskräfte in die Zukunft schauen. „Wir werden gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.“ – dieser Aussage stimmten sage und schreibe 79% der Befragten zu. Das erfreut mich zunächst, denn mit einer depressiven Grundstimmung ist noch niemand erfolgreich geworden. Ich hoffe nur, dass nicht zu viel Zweckoptimismus in diesen Zahlen steckt. 73% der Befragten sahen neue Chancen und neues Wachstumspotenzial für Ihre Unternehmen. Jeder zweite glaubte, dass durch die Pandemie notwendige Veränderungen endlich umgesetzt werden. Dabei geht die Mehrheit auch davon aus, dass es sich um dauerhafte Veränderungen handeln wird, denn 60% erwarten, dass die Fortschritte in Sachen Digitalisierung von Dauer sein werden. Auch in dieser Befragung räumen die Führungskräfte ein, dass der aktuelle Wandel der Führungsaufgaben ihnen einiges abverlangt. 76% bilanzieren jedoch bereits positiv, dass ihre Mitarbeitenden weit eigenständiger arbeiten, als sie es erwartet hätten. Viele Führungskräfte haben sich vorgenommen, ihre Mitarbeitenden künftig noch besser zu motivieren und ihnen mehr eigenständige Entscheidungen und Verantwortung zu übertragen. Ich bin gespannt, denn so positiv diese Ergebnisse klingen, so deutlich liegen doch die Widersprüche zu anderen Befragungen auf der Hand. Und auch die seit so vielen Jahren immer wieder aufgeworfene Frage, wie man als Führungskraft Mitarbeitende motiviert, will erst noch beantwortet werden.

Glaubt man einer aktuellen Studie von Oracle könnten Führungskräfte außerdem bald mit erheblichen Veränderungen ihrer Teams konfrontiert werde, denn von den weltweit 14.700 Befragten fühlten sich 75% aufgrund der Corona-Pandemie in ihrem beruflichen Leben festgefahren. 93% (!) erklärten, sie hätten das Jahr 2021 genutzt, um über ihre Zukunft und das eigene Leben nachzudenken. 83% möchten im Ergebnis Konsequenzen ziehen und sich beruflich verändern. Wenn diese Zahlen Realität werden, kommt viel Bewegung in den Arbeitsmarkt. Interessant ist auch, dass diesen Bestrebungen nach Veränderung im Job offenbar vor allem eine Veränderung der Lebensprioritäten zu Grunde liegt. 88% der Befragten gaben an, dass jetzt eine gute Work-Life-Balance für sie höchste Priorität habe, ebenso wie psychische Gesundheit und Flexibilität. Dieser bereits seit längerem, allen voran in der Generation Z, zu beobachtende Entwicklungstrend bekommt offenbar nochmals einen Schub. Karriere geht vor allem – diese Prioritätensetzung scheint für die große Mehrheit jedenfalls endgültig vorbei.

Viele der aktuellen Veränderungen lassen sich nur mit einem gleichzeitigen Ausbau der Digitalkompetenz bewältigen. Amazon Web Services legt mit dem Beratungsunternehmen AlphaBeta gemeinsam eine Befragung vor, in der 65% der deutschen Befragten angaben, dass sie mehr digitale Fähigkeiten benötigen, um mit den aktuellen Veränderungen in ihrem beruflichen Umfeld zu Recht zu kommen. Zwei Drittel dieser Befragten zweifeln jedoch, dass sie sich diese schnell genug aneignen können, was zwangsläufig zu Unsicherheiten bei den Betroffenen führen muss. Offenbar sind mangelnde Aufklärung über die notwendigen Fähigkeiten und mangelnde Zeit für die Weiterbildung zwei Hauptursachen dieser Selbstzweifel. 57% der Befragten gaben an, dass ihnen die vorhandenen Weiterbildungsoptionen kaum bewusst seien. Gar 62% beklagten, dass es an Zeit für die notwendigen Weiterbildungen mangele. Einig waren sich alle Befragten übrigens über die Notwendigkeit der Schulungen und auch darüber, welche positiven Effekte damit verbunden wären. Allein der Weg dahin schein für viele nach wie vor unklar zu sein.

Digital – dieses vermeintliche Zauberwort begleitet uns in den letzten Jahren und hat viele persönliche Begegnungen inzwischen ersetzt. Einige sind begeistert, weniger reisen zu müssen, andere trauern den persönlichen Begegnungen nach. Wie wird es nach Corona weitergehen? Der persönliche kontakt steht jedenfalls bei vielen nach wie vor hoch im Kurs. Gemäß einer Befragung von RA Business, einem Projekt an dem u.a. die FH Westküste mitarbeitet, würden z.B. bei Messen 67% der Befragten eine Geschäftsreise einer virtuellen Veranstaltung vorziehen. 46% glauben, dass schwerwiegende Probleme face-to-face besser gelöst werden können und 45% glauben, dass im persönlichen Kontakt vor Ort, ein Vertrauensverhältnis besser aufgebaut werden kann. Auch Komplexität scheint für viele Menschen nach wie vor besser im persönlichen Kontakt händelbar zu sein. So gaben 42 % an Vertragsverhandlungen lieber im persönlichen Kontakt zu führen. Ich persönlich glaube, es wird wie so oft zu einer Pendelbewegung kommen. Viele Menschen sehnen sich aktuell nach persönlichen Kontakten und es gibt so etwas wie einen Nachholbedarf. Langfristig werden wir uns einpendeln und man kann nur hoffen, dass viele sinnlose Reisen auch unserer Natur zuliebe endlich unterbleiben und digitalen Formaten ohne Qualitätsverlust Platz machen werden.

Alle Studien wurden veröffentlicht in der Ausgabe 03/2022 von managersemninare.

Homeoffice – Frust oder Freude?

Mehr als 2200 Xing-Mitglieder aus der DACH-Region wurden im Rahmen des ersten Corona-Barometers der New Work SE befragt. Die Ergebnisse veröffentlich managerseminare jetzt auszugsweise in seiner aktuellen Ausgust-Ausgabe.

Demnach haben Anfang Mai 72% der Befragten ganz oder teilweise zu Hause gearbeitet. Das verwundert nicht, denn in vielen Unternehmen und Institutionen wurden Heimarbeitsplätze in Rekordzeiten eingerichtet, teilweise nachdem jahrelang darüber kontrovers und ohne Ergebnis diskutiert worden war. In dieser Hinsicht war Corona ein echter Umsetzungsbeschleuniger.

Teilweise gilt aber auch in Sachen Homeoffice wie in so vielen anderen Bereichen, es ist nicht einfach alles nur besser als vorherige Arbeitsmodell, auch nicht, wenn ich es unbedingt haben wollte. Denn auch das Homeoffice bringt Herausforderungen mit sich und da diese bisher kaum bewusst waren und der Umgang mit Ihnen nicht geübt war, sammelten einige MitarbeiterInnen auch Frusterlebnisse ein.

Insgesamt aber hält sich die Begeisterung über ein Ende der Homeofficephase deutlich in Grenzen, denn nur 50% der Befragten gaben an, sich auf eine Rückkehr ins Büro zu freuen. Die Gründe, die die Hälfte, die sich auf eine Rückkehr ins Büro freut angab, zeigen auch die Handlungsfelder im Homeoffice deutlich auf.

So gaben 90% an, sich auf die sozialen Kontakte mit den KollegenInnen zu freuen – Vereinsamung ist ein großes Thema im Homeoffice. 62% gaben an, im Büro eine bessere Trennung von Beruflichem und Privatem realisieren zu können. Die Gefahr “immer” zu arbeiten, ist ein großes Risiko im Homeoffice. Beiden Aspekten kann man durch eine gute Selbstorganisation vorbeugen, doch das haben viele ArbeitnehmerInnen nicht gelernt – es gab ja bislang keine Gelegenheit dazu.

Nur 28% glauben übrigens, dass sie im Büro wieder produktiver arbeiten können als zu Hause. Ein so niedriger Wert sollte nachdenklich machen und den ein oder anderen Arbeitgeber vielleicht veranlassen, seine Arbeitsumgebungen auf den Prüfstand zu stellen.

Die MitarbeiterInnen, die sich nicht so recht auf eine Rückkehr ins Büro freuen, wurden ebenfalls nach Gründen dafür gefragt. 39% nannten die flexibleren Arbeitszeiten als Grund und 28% eine bessere Work Life Balance. Das sind nun wahrlich keine neuen Themen, aber offenbar hat die Arbeit im Homeoffice bei einigen das Bewusstsein dafür nochmals geschärft. Im Homeoffice waren viele Menschen nämlich offenbar auch kreativ und haben in ihren Home-Mittagspausen neue Dinge ausprobiert (71%), die so in den Mittagspausen im Unternehmen nicht möglich sind. 35% der Befragten bewegten sich im Freien, 31% erledigten Hausarbeiten und 27% kochten oder backten. Wie auch immer – Flexibilität ist noch mehr zu einem eigenständigen Wert geworden, den die Beschäftigten zu schätzen wissen.

Frust oder Freude? Die Frage in der Überschrift lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn arbeiten im Homeoffice hat keineswegs nur Vorteile sondern bringt auch Herausforderungen mit sich. “Alle Mann zurück an die Schreibtische” wird aber auch nicht funktionieren, ohne bei vielen MitarbeiternInnen Frust zu erzeugen.
Die Zukunft liegt also wohl bei individuellen Möglichkeiten, eine Lösungsschablone gibt es nicht. Die Zeit der Standardlösungen in Bezug auf Arbeitszeiten und -formen ist endgültig vorbei.

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