Ich bin sicher, Sie sind auch schon mal mit diesem Spruch auf den Lippen aus dem Haus gegangen: “Die Pflicht ruft!”
Meist sagen wir das halb scherzhaft. Halb? Genau – halb scherzhaft!
Wie ich das meine? An einem Tag ist es vielleicht wirklich so eine Redensart, sie geht uns locker über die Lippen, wir sind gut drauf und gehen gerne zur “Pflicht”, welche auch immer gerade ist, Beruf, Ehrenamt, Elternversammlung, etc. An Tagen wie diesen ist alles gut.
Meine Erfahrung ist jedoch, es gibt auch die anderen Tage, die Tage, an denen es wirklich nur das Pflichtgefühl ist, dass uns treibt. Oder noch schlimmer, es ist die empfundene Verpflichtung, die uns das tun lässt, was wir gerade tun: Ich muss doch Geld verdienen, ich muss doch den Ansprüchen der anderen gerecht werden, das Projekt muss doch fertig werden,… und so könnte ich noch eine Weile weitermachen. An solchen Tagen hat der Spruch “die Pflicht ruft” nichts leichtes mehr an sich, er wird für viele Menschen oft zu einem zentnerschweren Gewicht, welches auf ihren Schultern lastet. Und eines berichten meine Coachingnehmer immer wieder: Beginnt ein Satz mit “ich muss”, kommt selten etwas Gutes dabei heraus, fehlt der Spaß, sind die Ergebnisse oft unbefriedigend, passieren viele Fehler, es fehlt an Lebensfreude.
Deshalb steckt in dem Titelspruch viel mehr drin, als man auf den ersten Blick glaubt. Die Pflichten werden nämlich meist dann zu viel, wenn keine oder zu wenig Zeit für die Dinge übrig bleibt, die man nur für sich tut: ich nenne das ICH-ZEIT!
Vielen meiner Coachingnehmer, die ja oft gerade deshalb den Weg zu mir finden, weil sie sich in einer für sie schwierigen und als Überlastung empfundenen Situation befinden, können die Frage nach ihrer Ich-Zeit spontan gar nicht beantworten. “Ich-Zeit? Was ist das?” Ok, dann machen wir uns gemeinsam auf die Suche!
Was tun Sie nur für sich? Und Achtung – seien Sie ehrlich zu sich selbst. Ich höre hier oft den Klassiker: “Ich spiele mit meinen Kindern.” (habe ich früher, als meine Kinder noch klein waren, auch gesagt) Da hake ich dann oft ein und frage nach. Meistens stellen meine Coachingnehmer fest, dass das doch keine Ich-Zeit ist, sondern eher eines von den vielen erlebten Muss-Elementen, z.B. so: “Na, in der wenigen Zeit, die ich habe, muss ich doch wenigstens mit meinen Kindern spielen.” Sehr anerkennenswert, aber Ich-Zeit? Nein!
Also, zweiter Versuch: Was tun Sie in Ihrer Ich-Zeit? Was tun Sie nur für sich, weil es Ihnen gut tut, weil es Sie erfüllt, weil es Sie entspannt, weil es Sie glücklich macht? Niemanden sonst!
Vielleicht ist das ja eine schöne Denkaufgabe für das Wochenende. Ich-Zeit ist ungemein wichtig, denn fehlt Sie uns, werden über kurz oder lang die unvermeidlichen Pflichten des Lebens zu dominant und wir werden unzufrieden, unleidlich für unsere Mitmenschen und so weiter.
Und deswegen ist auch der Titelspruch so wunderbar: Manchmal müssen Pflichten warten, weil jetzt gerade ICH-ZEIT ist – dann rufen Sie doch einfach zurück!
Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Wochenende!