Weiterbildung ist ein wichtiges berufliches Thema und in den sich immer schneller verändernden Welten nicht zu unterschätzen. Doch vielen Mitarbeitenden scheint der eigene Weiterbildungsbedarf nicht ausreichend bewusst zu sein. PWC hat dazu in einer weltweiten Studie 54.000 Menschen befragt und festgestellt, dass nur 43% der Befragten eine klare Vorstellung davon hatten, wie sich die von Ihnen geforderten Skills in den nächsten Jahren verändern werden. Gerade Mitarbeitende in nicht spezialisierten Bereichen zeigten keine konkrete Vorstellung kommender Veränderungen: nur 15% stimmten der Aussage zu, dass sich die Anforderungen an sie verändern werden und nur 20% von diesen hatte ein Gespür dafür, wie sich die Anforderungen an sie konkret verändern werden. Das sind Werte, die es allen Beteiligten nicht leicht machen, sich für die Zukunft ausreichend zu wappnen.
Dazu passt auch eine Untersuchung der Bitkom Akademie gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen HRpepper. Sie haben die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit den bestehenden Weiterbildungsangeboten untersucht. Ein Drittel der Befragten beurteilte dabei das Weiterbildungsangebot des eigenen Unternehmens als schlecht oder sogar sehr schlecht. Besonders schlecht schnitten dabei die Weiterbildungsangebote zu Themen wie „innovative digitale Technologien“ ab, die man als Zukunftsfelder beschreiben könnte. Hier war die Hälfte aller Befragten mit dem Angebot unzufrieden. Vermisst wurde auch eine klare Strategie in Sachen Weiterbildung, denn 58% der Befragungsteilnehmer kannten eine solche nicht. Absolut erschreckend finde ich, dass 50% der Mitarbeitenden im Bereich Personal sich nicht sicher waren, ob ihr Unternehmen eine Weiterbildungsstrategie habe… . Immerhin – es herrscht große Einigkeit, dass dieses Thema wichtig ist: 79% der Befragten sahen positive Wirkungen auf das Thema Arbeitgeberattraktivität und 80% waren der Meinung, dass Weiterbildungen auch Wertschätzung und Sicherheit vermitteln. Na immerhin, die Einsicht ist also da, die Umsetzung scheint noch nicht überall zu überzeugen.
Dass wir aktuell einen Arbeitnehmermarkt haben, wurde an dieser Stelle schon häufiger thematisiert. So haben die Mitarbeitenden aktuell sehr gute Möglichkeiten in Falle der Unzufriedenheit, den Arbeitgeber zu wechseln. Das führt offenbart auch dazu, dass Arbeitsverhältnisse in vielen Fällen nur noch von kurzer Dauer sind. Das Karrierenetzwerk Xing hat in einer Befragung herausgefunden, dass 50% der 1.000 Befragten das Arbeitsverhältnis schon einmal in der Probezeit bzw. im ersten Beschäftigungsjahr gekündigt hat. Männer (52%) waren dabei etwas häufiger vertreten als Frauen. Gefragt nach den Gründen, begegnen uns „alte Bekannte“, die seit Jahren die Kernfaktoren der Arbeitszufriedenheit ausmachen. Die häufigsten Nennungen waren:
- ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (43%)
- Unzufriedenheit mit der eigenen Führungskraft (43%)
- Unzufriedenheit mit den eigenen Arbeitsaufgaben (34%)
- eine schlechte Teamkultur (34%)
Nichts neues könnte man sagen, aber natürlich nicht schön für die betroffenen Arbeitgeber. Vielleicht aber auch gar nicht so dramatisch, lesen Sie mal das zweite Blitzlicht.
Zum Thema Arbeitnehmermarkt passt auch eine Metastudie des Beratungsunternehmens Mercer, dass dafür Rückmeldungen von mehr als 140.000 Teilnehmenden untersucht hat. Demnach sind motiviertes Arbeiten und ein Arbeitgeberwechsel kein Widerspruch mehr. Die erhöhte Wechselbereitschaft vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht nicht auf die Motivation zurück, die auch in 2023 unverändert hoch war: 84% gaben in dieser Metastudie an, motiviert bei der Sache zu sein. Rückläufig waren hingegen der Stolz auf den Arbeitgeber (75% auf 72%) und die allgemeine Zufriedenheit (76% auf 72%). Auch hier lohnt wieder ein Blick auf die Einschätzung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten: 45% sahen nicht die Möglichkeit ihre Karriere im eigenen Unternehmen fortzuentwickeln. Nur etwa die Hälfte hatte das Gefühl, das eigene Potential aktuell voll auszuschöpfen. Unternehmen werden sich also daran gewöhnen müssen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade deshalb kündigen, weil sie motiviert sind, diese Motivation im eigenen Unternehmen jedoch nicht ausreichend produktiv umsetzen können.
In eine ähnliche Richtung deutet eine Studie der Cubia AG, die dafür mehr als 1.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst befragt hat. 50% der Befragten gaben an, mit ihrem aktuellen Arbeitgeber vollkommen oder weitgehend zufrieden zu sein. Eine Garantie für eine Arbeitnehmerbindung war das gemäß dieser Studie jedoch nicht, denn 53% gaben gleichzeitig an, sie seien grundsätzlich wechselbereit. 45% gaben an, sie hätten schon einmal gekündigt, weil sie ein attraktiveres Angebot bekommen hätten, ohne unbedingt aktiv danach gesucht zu haben. 43% nannten ein als negativ empfundenes Führungsverhalten der direkten Führungskraft und 42% die Höhe des Gehaltes als Wechselgrund. Interessanterweise scheint also eine als spannend oder interessant empfundene Aufgabe allein nicht mehr auszureichen, die Menschen an ein Unternehmen zu binden. Stimmen die Bezahlung oder die Beziehung zur direkten Führungskraft nicht, sind die Mitarbeitenden dennoch bereit, den Arbeitgeber zu wechseln.
An dieser Stelle lässt sich auch gut eine Studie zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz aufgreifen, für die Alight Soloutins 500 Beschäftigte befragt hat. 85% der Befragten gaben an, dass sie sich einem mittleren oder gar hohen Stresslevel ausgesetzt sehen. Damit ist dieser Wert zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte gestiegen. Da wundert es nicht, dass die Nachfrage nach Angeboten zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von 16% auf 29% der Befragten deutlich angestiegen ist. Dem steigenden Bedarf scheint jedoch in vielen Unternehmen kein Angebot gegenüberzustehen, denn nur 10% der Befragten hatten Zugang zu entsprechenden Apps oder Angeboten. Nur falls noch jemand unter Ihnen sein sollte, der meint, Stress gehöre halt dazu, möchte ich nochmal daran erinnern, dass wir inzwischen sehr genau wissen, dass eine dauerhafte Stressbelastung sowohl die kognitive als auch die kreative Leistungsfähigkeit deutlich herabsetzt und zahlreiche Krankheitssymptome hervorrufen kann. Auch in der aktuellen Befragung zeigten sich die Auswirkungen sehr deutlich: So gaben nur noch 20% der Mitarbeitenden an, motiviert zu arbeiten. 24% gaben an, „nur noch das nötigste zu tun“ und 51% sahen keinen Sinn mehr darin, über das Notwendigste hinaus zu arbeiten. Eine dauerhaft als hoch empfundene Stressbelastung kann also nicht sinnvoll sein und die Unternehmen sollten unbedingt mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern.
Kaum eine Generation steht aktuell so im Fokus wie die Generation Z, die von einigen immer wieder als faul und arbeitsscheu beschrieben wird. Glaubt man einer Befragung von JobTeaser in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar, dann ist dies wohl ein falsches Bild. In der Befragung von 1.000 Personen hatte die jeweilige Arbeit für die jungen Menschen einen gleichhohen Stellenwert wie für ältere Generationen. Aufstieg und Weiterentwicklung werden in der Generation Z sogar als noch wichtiger empfunden als in anderen Generationen. 81% der Befragten in der Generation Z gaben an, dass ihnen dieses Thema eher oder sogar sehr wichtig sei (Vergleichswert: 14% der Generation X). Die Besonderheiten der Genration Z sehen wir denn eher in zwei anderen Befragungsergebnissen: 44% will Spaß an der Arbeit haben und 39% möchten sich im Job selbst verwirklichen. Beides sehen die jungen Menschen nicht als Widerspruch zur Karriere an, sondern gerade als Antrieb Karriere zu machen! „Super“, möchte ich gerne ausrufen, Arbeit darf Spaß machen!
Am Ende dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:
- Die eigene Weiterentwicklung und entsprechende Karrierechancen sind wichtig für die Mitarbeiterbindung, wie eine internationale Studie des Personaldienstleisters PageGroup mit 70.000 Teilnehmenden zeigt. 26% nannten fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten als Kündigungsgrund und für 11% war die stagnierende eigene Karriereentwicklung der wichtigste Kündigungsgrund. 13% kündigen vor allem dann, wenn sie eine berufliche Veränderung anstreben. In der Summe war in dieser Studie damit etwa die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abwanderungsgefährdet, wenn sie mit den eigenen Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten nicht mehr zufrieden ist.
- Häufige Jobwechsel werden heute bei weitem nicht mehr so kritisch gesehen, wie früher. In einer Befragung des Hernstein Instituts unter 1500 Führungskräften waren mehr als die Hälfte der Meinung, dass Beschäftigte durch häufigere Wechsel ihre Fähigkeiten sogar erweitern, was letztlich dem neuen Arbeitgeber zu Gute komme. Rund zwei Drittel waren auch der Ansicht, es sei für das Unternehmen hilfreich, wenn Mitarbeitende Erfahrungen aus vielen Berufen mitbringen.
- Einer Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts zu Folge ließen sich übrigens wohl 90% aller Personalwechsel verhindern, denn nur 10% der Befragten gaben an, dass es wirklich gar nichts gäbe, was sie von einer Kündigung abhalten könne. Mehr Gehalt (52%), Homeoffice (28%) oder eine mögliche Beförderung (22%) waren dabei die am häufigsten genannten Aspekte, die Mitarbeitende zum Bleiben bewegen könnten.
- Freiwillige betriebliche Zusatzleistungen standen in einer Studie des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft hoch im Kurs, denn 85% der befragten Unternehmen ging davon aus, dass deren Bedeutung in Zukunft zunehmen werde. Es lohnt allerdings ein Blick auf die Definition dieser Leistungen, denn in der Studie wurden darunter vor allem Gleitzeit, mobiles Arbeiten, eine von Vertrauen geprägte Führungskultur und nachhaltiges umweltbewusstes Wirtschaften verstanden. Als die drei wichtigsten Wirkfaktoren dieser Zusatzleistungen nannten die Befragten eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (41%), eine Verbesserung der Identifikation mit dem Unternehmen (22%) und eine Steigerung von Motivation und Zufriedenheit (21%).
- Apropos Homeoffice – in Sachen Remote Work bietet Deutschland inzwischen nicht mehr die besten Bedingungen, wie aus dem Global Remote Work Index 2023 hervorgeht. Vor allen in den Bereichen der digitalen Infrastruktur (Platz 28) und Internetqualität (Platz 30) schneidet Deutschland gegenüber anderen Ländern schlecht ab. Hingegen liegen wir bei den rechtlichen Rahmenbedingungen nach wie vor auf Platz 1 – sagt doch irgendwie auch etwas über unser Land aus. Deutschland liegt im Report insgesamt inzwischen auf Platz 3 hinter Dänemark und den Niederlanden.
Ich hoffe, bei den vielfältigen Themen, die sich auch durch die längere Betrachtungsperiode ergeben, war auch für Sie der ein oder andere interessante Aspekt dabei, den Sie in Ihrer Institution bzw. Ihrem Unternehmen aufgreifen und vertiefen möchten. Ich danke jedenfalls für Ihr Interesse.
Vor dem Hintergrund der beim letzten Mal beschriebenen Veränderungen in meinem Zeitbudget erscheint der nächste Beitrag in dieser Reihe voraussichtlich im Juli 2024.
Und zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 01 bis 03/2024 von managerseminare.