Widersprüchliche Umfrageergebnisse

Manchmal wundere ich mich ja schon, wenn Fachmagazine so ganz ohne Kommentar und auch noch auf der gleichen Seite Umfrageergebnisse veröffentlichen, die sich deutlich widersprechen.

Zum einen liegt eine Studie des Karriereportals linkedin vor, bei der 2.000 Beschäftigte in Deutschland befragt wurden. 60% der Befragten empfinden ihren Job als langweilig oder unterfordernd und 30% machen im Alltag nur das Nötigste. Die unsichere Wirtschaftslage hält aktuell allerdings 58% der Umfrageteilnehmer davon ab, sich nach einem neuen Job umzusehen.

Die Arbeitgeberbewertungsplattform kununu legt eine Studie vor, für die 1.024 Mitarbeitende befragt wurden und in der u.a. nach Sinnhaftigkeit, emotionalem Wohlbefinden und Autonomie gefragt wurde. Die Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass die Befragten nicht nur zufrieden, sondern sogar „sehr glücklich“ sind. Nur 10% seien regelmäßig von ihrer Arbeit frustriert. 63% der Befragten sahen ihren Job als förderlich für die eigene Entwicklung und 60% sahen die Möglichkeit, ihre Talente im Job voll auszuschöpfen. Gar 69% waren der Meinung, dass ihr Job einen positiven Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft leistet. 55% sahen sich sogar ihrer Leidenschaft nähergebracht.

Und nun? Klare Widersprüche, oder?

Hier würde uns wohl nur ein tiefer Blick in die konkreten Fragen und die konkrete Auswahl der Befragten weiterbringen. Dazu habe ich weder Lust noch Zeit und so bleiben für heute die Widersprüche bestehen. Schade, dass auch ein Fachmagazin wie managerseminare hier nicht mehr tut, als die Widersprüche unkommentiert nebeneinander abzudrucken.

#zufriedenheit

#führung

#newwork

Leistungsträger kündigen

Dass im Falle von Unzufriedenheit besonders die Leistungsträger ein Unternehmen verlassen, ist nicht neu. Aktuell scheint jedoch eine besonderes hohe Wechselbereitschaft erreicht zu sein. Die Universität zu Köln legt nämlich eine Studie vor, in der 70% der befragten HR-Mitarbeitenden die Leistungsfähigkeit der ausscheidenden Mitarbeitenden als besonders hoch bezeichnen. Bei den Hauptgründen begegnen uns wieder einmal „alte Bekannte“, allen voran fehlende persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein negatives Führungsverhalten der direkten Vorgesetzten.

Die Konsequenzen sind auch monetär messbar, denn die Studie beziffert die Kosten einer Stellenneubesetzung im kaufmännischen Bereich auf 54.800,- €, Opportunitätskosten nicht mitgerechnet. Im Schnitt geben deutsche Unternehmen pro Jahr 671.000,-€  im Rahmen der Personalfluktuation aus.

Leistungsträger erkennen, fördern und an das Unternehmen binden – das war schon immer eine der wichtigsten Managementaufgaben. Sie hat an Bedeutung nochmals gewonnen.

#führung

#coaching

#leistungsträgerbinden

Quiet Hiring

Der Begriff Quiet Hiring beschreibt die Zuweisung neuer Aufgaben, die über die ursprüngliche Jobeschreibung hinausgehen, ohne dass dies zu einer Anpassung der Vergütung oder des Jobtitels führt.

Einer Studie des Softwareanbieters Cegid zu Folge, ist dieses Thema offenbar auf dem Vormarsch. 54% der Befragten gaben in dieser Studie an, dies sei bei ihnen wöchentlich der Fall und 22% erklärten gar, dies gehöre für sie zum Alltag. Ganz besonders im Fokus stehen hierbei offenbar jüngere Mitarbeitende, denn in der Altersklasse der 18-24jährigen erlebten 62% der Befragten beständig eine stillschweigende Erweiterung ihrer Aufgabenbereiche. Bei den 25-34jährigen waren dies immerhin noch 58%.

Nun muss die Frage erlaubt sein, ob dies unbedingt ein Problem sein muss, denn gerade bei jüngeren Mitarbeitenden sind durch die Übertragung interessanten und herausfordernder Zusatzaufgaben natürlich auch viele positive Effekte denkbar. Fördern durch Fordern  – das kann man sich hier doch gut vorstellen. Ich jedenfalls kenne viele Arbeitnehmende, die sich über entsprechende Jobanreicherungen sogar gefreut haben und gerne neue spannende Aufgaben zusätzlich übernommen haben und daran gewachsen sind. Allerdings steht auch außer Frage, dass Stellenbeschreibungen und Bewertungen anzupassen sind, wenn sich Tätigkeitsbereiche durch die Verlagerung von höherwertigen Tätigkeiten dauerhaft verändern.

#newwork

#zufriedenheit

#coaching

4 Blitzlichter

Die Arbeitswelt ist und bleibt in Bewegung – hier also mal wieder vier Blitzlichter aktueller Umfragen:

  1. Starre Arbeitszeiten sind out – in einer Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erklärten nur 25% der befragten Frauen und 29% der befragten Männer, dass sie bei der Jobsuche eine Stelle mit festen Arbeitszeiten in Betracht ziehen würden. Flexible Arbeitszeiten erscheinen heute als quasi ein „Muss“ zu sein.
  2. Die Fluktuation von hoch qualifizierten Mitarbeitenden nimmt offenbar zu. In einer Studie der HR-Plattform Workday verzeichneten 75% der untersuchten Branchen einen Anstieg bei den freiwilligen Kündigungen sogenannter high-Potentials. Offenbar haben in der Vergangenheit viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch gezögert, nutzen aber den aktuellen Arbeitsmarkt jetzt zum gezielten Wechsel. Mitarbeiterbindung sollte also besonders im Fokus von Arbeitgebern und Führungskräften stehen.
  3. Nur wenige Frauen fokussieren aktuell auf ihre Karriere. Das jedenfalls stellt die Königssteiner Gruppe nach einer aktuellen Umfrage fest, denn nur 17% der befragten Frauen gaben an, in naher Zukunft die nächste Stufe auf ihrer Karriereleiter erklimmen zu wollen. Der Studie zu Folge ist ein Hauptgrund dafür offenbar die hohe Bedeutung, die Frauen ihrer Work-Life-Balance zumessen. Jedenfalls gaben 53% der befragten Frauen dies als Grund an.
  4. Überrascht hat mich ein Befragungsergebnis in einer Befragung des bayrischen Forschungsinstituts für digitale Transformation. 41% der Befragten gaben an, im Homeoffice produktiver zu sein als im Büro. Als Hauptgrund wurde angeführt, dass man sich im Büro leichter ablenken lasse als zu Hause (32%). Das überrascht, weil es eher nicht meiner praktischen Coachingerfahrungen entspricht, in der meine Klienten oftmals eher darüber klagen, dass zu Hause so viele Ablenkungsfaktoren vorhanden sind (Kinder, Haustiere, Internet, etc.)

#newwork

#zufriedenheit

#coaching

Hybride Arbeitsformate weiter gefragt

Fast zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiteten 2024 in einem Hybriden Format. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie des Technologieunternehmens Owl Labs, dass dafür 2.000 Menschen befragte hat. Gegenüber 2023 ist dies ein anstieg um 13 Prozentpunkte. Die Anzahl der Arbeitnehmenden, die vollständig remote arbeiten, hat sich auf 6% sogar verdoppelt.

Allen anders lautenden Berichten zum Trotz, das Homeoffice scheint zumindest als Teilarbeitsplatz das Medium der Zukunft zu sein, was nicht bedeutet, dass damit für die Menschen und auch für die Unternehmen keine Herausforderungen verbunden sind.

Die relative Mehrheit der Befragten (34%) spricht sich übrigens in dieser Studie für zwei Bürotage aus, dicht gefolgt von einer Gruppe (31%), die sich drei Bürotage wünscht.

Teamaspekte, die besser an einem gemeinsamen Arbeitsort verfolgt werden können, scheinen den Menschen also nach wie vor sehr wichtig zu sein. Ich finde, das ist auch gut so. Alle zurück ins Büro – das wird es aber wohl in absehbarer Zeit nicht mehr geben.

#homeoffice

#newwork

#zufriedenheit

Podcast – Time to say goodbye…

Alles im Leben hat bekanntlich seine Zeit. Als im Jahre 2020 die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach und viele Monate unser aller Leben veränderte, habe ich begonnen Podcasts aufzunehmen. Sowohl meine Impulse zur Selbstreflexion als auch meine Blogbeiträge zu aktuellen Studien und Umfrageergebnissen habe ich neben den schriftlichen Versionen in meinem Blog auch als Podcast veröffentlicht. Das hat mir zum einen viel Spaß bereitet und war auch eine interessante neue Erfahrung, da ich mit dem Medium Podcast zuvor keine Erfahrungen hatte. Im Laufe der Zeit kam dann gemeinsam mit meiner Kollegin Kristin Scheerhorn auch noch der New Leaders Club Podcast, in dem wir uns über aktuelle Führungsthemen unterhalten haben, hinzu.

Mit Ablauf des Jahres 2024 werde ich die Erstellung von Podcasts einstellen. Zu viele andere Aufgaben füllen aktuell meinen Kalender vollständig aus und so fühlts es sich für mich richtig an, meine Zeit als Podcaster jetzt zu beenden.

Bis zum 30.06.2025 werden meine bereits erstellten Podcasts noch auf den verschiedenen Podcastportalen verfügbar sein, bevor ich meine Konten dort löschen werde.

Für alle, die noch einmal reinhören möchten, hier nochmal die beiden Links zu Spotify:

Meine Podcasts insb. die Selbstreflexionsimpulse

Der New Leaders Club Podcast

Ab dem 01.07.2025 sind meine Podcasts weiterhin auf meinem Youtube-Kanal verfügbar und auch im meinem Blog bleiben sie abrufbar, was dann allerdings mit entsprechendem Scrollaufwand verbunden ist.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Hörerinnen und Hörern und ganz besonders bei allen, die mir immer wieder auch ein aktives Feedback gegeben haben. Ich hoffe, Sie hatten genauso viel Freude beim Anhören, wie ich bei der Erstellung.

Impulse zur Selbstreflexion und auch kurze Beiträge zu aktuellen Umfragen und Studienergebnissen werde ich weiterhin in schriftlicher Form hier in meinem Blog veröffentlichen. Ich würde mich also sehr freuen, wenn Sie mir als Leserinnen und Leser gewogen blieben.

Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit für das Jahr 2025!

#selbstreflexion

#podcast

#newleadership

Hybrides Arbeiten

Hybrides Arbeiten liegt voll im Trend und so stellt sich natürlich die Frage, welche Auswirkungen hybrides Arbeiten auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden hat. In Sachen Homeoffice ließen sich bislang unterschiedliche Trends herausabreiten, die ich mal mit den Stichworten mehr Freizeit durch ersparte Wegezeiten und mehr Flexibilität vs. Vereinsamung in Erinnerung rufen will. Die International Workplace Group hat nun mehr als 1000 Menschen zum hybriden Arbeiten befragt und starke 86% gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance dadurch verbessert habe.

Auch weitere positive Lebensaspekte wurden angeführt. So gaben 68% an, besser zu schlafen und 58% ernährten ich gesünder. 54% gaben sogar an, sich mehr zu bewegen, so dass insgesamt 68% eine Verbesserung ihrer körperlichen Verfassung feststellten.

Das für sich genommen sind schon beeindruckende Effekte, die eine Umstellung auf hybrides Arbeiten hervorgerufen hat. Dazu kommt noch, dass 78% der Befragten weniger Stress erlebten und 79% sich weniger erschöpft fühlten.

Es scheint, als sei die Arbeitsform der Zukunft für viele gefunden, denn 76% der Befragten gingen auch davon aus, dass sich eine Rückkehr zur klassischen 5-Tage-Woche im Büro negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken würde.

Megatrend hybrides Arbeiten? Das Zukunftsmodell schlechthin, wo immer es möglich ist?

Wie sind ihre Erfahrungen und Erwartungen? Lassen Sie es mich wissen!

#newwork

#newleadership

#zufriedenheit

Me Economy

„Me Economy“ ist in!

Sie haben den Begriff noch nie gehört? Keine Zeit ohne neue Wortschöpfungen!

Der Begriff „Me Economy“ bezeichnet die Erwartungshaltung von Arbeitnehmenden, dass ihre Arbeitsrealität möglichst passgenau auf ihre individuellen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Und laut einer aktuellen Studie des Personaldienstleisters Manpower-Group liegt „Me Economy“ gerade voll im Trend.

Dabei steht besonders die Work-Life-Balance mal wieder im Fokus. So wünschten sich 65% der über 5.000 Befragten eine 4-Tage-Woche. 45% der Befragten wünschten sich (zusätzlich) flexible Arbeitszeiten und 35% die Möglichkeit vom Homeoffice aus zu arbeiten.

Angesichts der aktuellen Kräfteverteilung auf dem Arbeitsmarkt kann man den Studienautoren wohl nur zustimmen, die dazu raten, mit der Zeit und damit auf die Wünsche der Arbeitnehmenden einzugehen. Schaffen Sie also eine positive Employee Experience. Na dann liebe Arbeitgeber, fangt schon mal damit an.

„Me Economy“ – man lernt nie aus…

#newwork

#zufriedenheit

#selbstreflexion

Gen Z im Fokus

Kaum eine Generation ist im Berufsleben aktuell so oft Gegenstand unterschiedlicher Wahrnehmungen wie die Generation Z. Immer wieder begegnen mir Menschen, die sehr fest gefasste Meinungen über diese Generation haben und sich oft nur schwer davon abbringen lassen.

Eine aktuelle Studie der Employer Branding Beratung Universum mit mehr als 30.000 Teilenehmenden bietet mal wieder die Möglichkeit, die ein oder andere These auf den Prüfstand zu stellen.

„Die wollen doch alle nur noch im Homeoffice arbeiten.“, lautet oft eine Behauptung. Und tatsächlich hat sich in der aktuellen Studie gezeigt, dass die Gen Z im Schnitt gerne 2,5 Homeofficetage pro Woche hätte. Sie liegt damit jedoch nicht an der Spitze der Wünsche, denn die Generation der 30-55-jährigen gab an, sogar drei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten zu wollen. Die Gen Z liegt also allenfalls im allgemeinen Trend.

„Die wollen doch alle gar nicht mehr arbeiten, Hauptsache die „Work-Life-Balance“ ist ok.“ Das ist auch so ein Satz, der mir häufig im Brustton der Überzeugung vorgetragen wird. Die Studienergebnisse zeigen hier allerdings ebenfalls ein differenziertes Bild. Für die 16-21-jährigen lag das Thema WLB nur auf Platz 14 der Bedeutungsskala, allerdings stieg die Bedeutung von WLB mit zunehmendem Alter immer weiter an (22-25 Rang 7, 26-29 schon Rang 4). In der Altersgruppe 30-39 war die Bedeutung dieses Themas schließlich am höchsten, was angesichts der klassischen Familienphase auch nicht verwundert. Aber auch hier sehen wir, dass die Fakten nur schwer mit den oft so vehement vorgetragenen Thesen vereinbar sind.

„Die haben doch alle keine Ambitionen mehr.“ So klingt oft die dritte These, die mir in Diskussionen immer wieder begegnet. Auch hier sprechen die Zahlen eher eine andere Sprache, denn bei den 16-25-jährigen lagen vielfältige berufliche Aufgaben in ihrer Bedeutung gar auf Rang 3 und bei den 22-25-jährigen auf Rang 4 und damit ebenfalls sehr weit oben.

Es ist insgesamt sicher zu attestieren, dass aktuell insgesamt ein Wertewandel in unserer Gesellschaft stattfindet. Die Generation Z ist dabei in unterschiedlicher Weise herausfordernd und stellt viele etablierte Führungskräfte vor Probleme. In den meisten Fällen dürfte dies aber schlicht daran liegen, dass alte „Führungsschablonen“ einfach nicht mehr passen und Führungskräfte heute mehr denn je gefordert sind, sich selbst zu reflektieren. Die jungen Menschen sind anders als man selbst, das macht vielen Führungskräften Angst, was durchaus nachvollziehbar ist. Ich finde, die Generation Z ist eine wunderbare Möglichkeit, auch sich selbst nochmals neu zu hinterfragen und die eigenen Denk- und Verhaltensweisen kritisch auf einen zukunftsausgerichteten Prüfstand zu stellen. Na klar steht Führung mit der Gen Z vor Herausforderungen, aber um ehrlich zu sein, ist das nichts Neues – die jungen Menschen treten nur deutlich energischer als früher für Ihre Werte ein.

Und schließlich bleibt zum Abschluss nochmal der Blick auf die Fakten und da lässt sich wie folgt zusammenfassen: Viele stramm vorgetragene Thesen sind im Praxischeck schlicht falsch.

Quelle der Studie: managerseminare 11/2024

#newwork

#generationz

#selbstreflexion

In dieser Woche teilte mir ein langjähriger Coachingnehmer freudig mit, dass er zum Jahreswechsel eine neue Führungsaufgabe bei einem anderen Arbeitgeber übernehme und vorher nochmal einen Coachingtermin benötige. Er wolle sein Führungsverhalten insb. im Hinblick auf seine Kontrollintensitäten nochmal feinjustieren. Am nächsten Morgen las ich dann in einem Spiegel-Interview das Zitat von Herr Thielemann, dass diesem Impuls voransteht und musste schmunzeln. Dirigent, noch dazu eines Weltklasseorchesters, das ist ohne Zweifel eine sehr anspruchsvolle Führungsaufgabe, die natürlich die gesamte Bandbreite des Führungsinstrumentariums erfordert. Es ist schon spannend, wie sich die Ereignisse manchmal zusammenfügen.

Seit über 25 Jahren bilde ich nun Führungskräfte aus und die Frage nach dem optimalen Führungsstil wurde mir oft gestellt. Nach so vielen Jahren als Führungskräftetrainer und auch noch 15 Jahren eigener Führungserfahrung musst Du, lieber Mario, doch nun wirklich wissen, wie es geht und was der beste Führungsstil ist. Nein, ich bedaure, ich weiß es nicht oder sagen wir lieber, ich behaupte, dass es den besten Führungsstil einfach nicht gibt.

Zahllose Menschen haben Bücher über Führung geschrieben, der Seminarmarkt ist voll von Weiterbildungsangeboten, so viele Führungsstile werden propagiert, sogar neue Begriffe werden immer wieder erfunden und ohne Frage steckt in allen Konzepten ein guter und erfolgsversprechender Kern. Nur ist eben kein Konzept für sich allein und für jede Führungskraft das „Allheilmittel“. Da nützt es auch nichts, dass einige Buchautoren mit großem Nachdruck Anderes behaupten.

Aus meiner Sicht ist das auch vollkommen logisch und ich stelle in Diskussionen zum Thema Führungsstil u.a. immer gerne folgende Fragen:

Sind alle Menschen gleich, z.B. gleich schnell in ihrer Auffassungsgabe oder in ihren Lernfähigkeiten? Sind alle Menschen gleich intelligent?

Sind alle Führungskräfte gleich, z.B. gleich impulsiv, risikofreudig oder erfahren? Haben alle Führungskräfte den gleichen Ausbildungsstand?

Sind alle Aufgaben gleich, z.B. gleich komplex oder gleich zeitkritisch?

Sind alle Rahmenbedingungen gleich, z.B. haben alle die gleichen Budgets und Ressourcen?

Es gäbe noch viel mehr Fragen, doch ich höre auf, denn ich will mit diesem kurzen Impuls ja nicht langweilen. Die Antworten lauten immer „NEIN“ und damit wird doch sofort klar, dass es keinesfalls mit dem einen und einzigen Führungsstil möglich ist, erfolgreich Menschen zu lenken, anzuleiten, zu entwickeln, zu motivieren und mit ihnen gemeinsam die notwendigen unternehmerischen Ergebnisse in einer vorgegebenen Zeit zu erreichen und dabei nach Möglichkeit noch Spaß und eine gute Stimmung im Team zu haben. Entschuldigung für diesen langen Satz – ein kleiner Versuch Führung als Aufgabe kurz zu beschreiben.

Deswegen bringt das Zitat von Christian Thielemann es auf den Punkt: Es geht darum ein großes Führungsinstrumentarium zu haben aus diesem Werkzeugkasten zielgerichtet die Werkzeuge zu verwenden, die gerade erforderlich sind: für meine aktuellen Mitarbeitenden, in der aktuellen Situation, für die gerade anliegende Aufgabe unter den gerade herrschenden Rahmenbedingungen. Gute Führungskräfte können genau das: Aus einem großen intuitiv abrufbaren Instrumentarium die richtigen Führungsinstrumente auswählen und sach- und personengerecht einsetzen. Und da sich die Welt immer weiterentwickelt, kann man als Führungskraft auch nicht auslernen. Führung bedeutet lebenslanges Lernen.

So wird es auch für meinen Coachingnehmer sein, denn die Frage wird nicht lauten, wie mache ich es richtig. Die Frage wird lauten, wann mache ich was und welche Form meines Handelns verspricht unter welchen Rahmenbedingungen die größte Wahrscheinlichkeit auf Erfolg – Garantien für Erfolg gibt es in der Führung nämlich nie. Ich freue mich schon darauf!

Welche Führungssituationen – egal ob als Führungskraft oder MitarbeiterIn – haben Sie in Ihrem Leben schon einmal als besonders anspruchsvoll erlebt?

Welches Führungsinstrument hat sich besonders bewährt und wann genau?

Welche Führungsaufgabe hat sich schon mal als Dilemma herausgestellt und warum?

#coaching

#führung

#selbstreflexion