Dass Unternehmen, die von ihren Mitarbeitenden als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden, erfolgreicher sind, konnte man erwarten. Ein als attraktiv empfundener Arbeitgeber lässt eine höhere emotionale Bindung der Beschäftigten, eine höhere Motivation und Leistungsbereitschaft und damit verbunden eine höhere Produktivität der Mitarbeitenden erwarten. Dass derartige Unternehmen erfolgreicher sind, überrascht nicht. So liefert die aktuelle Trendstudie der Universität St. Gallen, für die 8300 Personen aus 53 deutschen Unternehmen befragt wurden, denn auch eher wichtige Erkenntnisse im Detail. Spannend ist zum einen die Frage, wie deutlich denn die Unterschiede zu anderen Unternehmen ausfallen, denn das definiert ja maßgeblich den Anreiz der Unternehmen, in die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu investieren.
Die Unterschiede gegenüber Unternehmen, die von ihren Beschäftigten nicht als attraktive Arbeitgeber eingestuft werden, fallen deutlich aus:
Unternehmenswachstum +28%
Produktivität +23%
Innovationskraft +24%
Gesamtunternehmensleistung +19%
Die Anreize, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, sind also üppig. Da ist es erfreulich, dass die Studie auch gleich die wichtigsten drei Treiber mitliefert, an denen die Befragten festmachten, ob sie ihren Arbeitgeber attraktiv finden oder nicht.
Es ist zunächst eine moderne Unternehmenskultur zu nennen. Eine solche zeichnet sich durch eigenverantwortliche und flexible Arbeitsstrukturen, agile Arbeitsmethoden und eine inspirierende Führung aus. Vertrauen ist ein weiterer Treiber und schließlich ist noch das interne Unternehmertum zu nennen. Es ist offenbar den Menschen wichtig, sich an den innovativen Ideen und der Unternehmensentwicklung aktiv beteiligen zu können.
Eine sehr wertvolle Befragung liegt da meines Erachtens auf dem Tisch, denn sie gibt klare Leitlinien, auf welche Einflussfaktoren die Unternehmen ihre Aufmerksamkeit richten sollten. Und lohnen wird es sich offenbar auf jeden Fall!
Da passen auch die Erkenntnisse über Zukunftskompetenzen gut ins Bild, die die Weiterbildungsplattform Degreed in einer weltweiten Umfrage präsentiert. Greift man aus dieser nur die deutschen Ergebnisse heraus, so bleiben immer noch 500 Befragte übrig. Die TOP 4 der Zukunftskompetenzen ergaben sich dabei wie folgt:
- Führungs- und Managementskills
- Kommunikation und Verhandlungsgeschick
- IT- und Programmierskills
- Kreativität
Für Deutschland kam die Studie damit zu ähnlichen Ergebnissen wie weltweit, wobei in anderen Ländern Unternehmergeist und Eigeninitiative zusätzlich hoch gewichtet wurden.
Die Befragung verdeutlicht auch mögliche Konsequenzen für die Unternehmen, die ihren Beschäftigten keine Chancen einräumen, sich in den Schlüsselqualifikationen weiterzubilden, denn fast die Hälfte der Befragten signalisierte für diesen Fall eine mögliche Kündigung.
Die Ruhr Universität Bochum hat sich mit einer weiteren für Unternehmen interessanten Fragestellung befasst. Sie untersuchte den Zusammenhang zwischen variablen Vergütungsmodellen und dem Krankenstand der Mitarbeitenden. Dafür begleitete sie ein Jahr lang 800 Beschäftigte bei der Umstellung des Vergütungssystems von 80% variabler hin zu 80% fixer Vergütung. Die Ergebnisse der Studie zeigen eine eindeutige Relation: Die Anzahl der Krankschreibungen steigt mit dem Anteil der variablen Vergütungsteile an, was auch in weiteren Studien belegt wurde. Als Wendepunkt gilt dabei ein variabler Vergütungsanteil von 30%. Liegt der variable Anteil oberhalb dieser Marke, ist mit einem deutlichen Anstieg der Erkrankungen zu rechnen. Die Studienautoren führen dies auf ein erhöhtes Stresslevel zurück, welches zunächst zu verminderter Leistungsfähigkeit und schließlich zu Krankheit führt. Unternehmen sollten also gut überdenken, wie hoch sie die variablen Vergütungsanteile Ihrer Mitarbeitenden dosieren.
Interessant ist auch die Frage, was Führungskräfte nun konkret tun können, um ihren Beitrag zum erfolgreichen Unternehmen zu leisten. Auch dazu lohnt ein Blick in aktuelle Befragungsergebnisse, wie z.B. denen der Darden Business School in Virginia, die sich mit ethischer Führung beschäftigt hat. Bei ihren Untersuchungen mit Kadetten der Militärakademie von West Point gelangten die Forscher zu dem Ergebnis, dass Teams von Führungskräften, die bestimmte Werte vorlebten, als Vorbild anerkannt waren und hohes Vertrauen genossen bis zu viermal besser mit Rückschlägen umgehen konnten als Teams, bei deren Führungskräften das nicht der Fall war. Ethische Führung, so nennen die Studienautoren ein solches Führungsverhalten, zahlt sich also auf jeden Fall aus.
Dass ich den Begriff „toxische“ Führung nicht besonders mag, habe ich schon mehrfach in diesem Blog ausgeführt. Gift führt in der Regel zum Tod und das geht mir in Sachen Führung dann doch zu weit. Unabhängig von diesem Begriff hat eine Untersuchung der Kühne Logistics University gezeigt, dass Führungskräfte, die einen Teil ihrer Mitarbeitenden deutlich besser behandeln als andere, sogar ihre „Lieblinge“ in die Flucht schlagen, den Teil, den sie schlecht behandeln, natürlich erst recht. Die Bevorzugten fürchten offenbar, ihre Kolleginnen und Kollegen könnten annehmen, sie seien mit der Führungskraft verbündet und schämen sich dafür. Die schlecht behandelten schämen sich hingegen dafür, dass sie offenbar so schlechte Leistungen erbringen und wo sich alle schämen, entsteht kein fruchtbares Arbeitsklima mehr. Die Untersuchung hat sogar gezeigt, dass Führungskräfte besser fahren würden, wenn sie alle schlecht behandeln – Ungleichbehandlung ist die schlechteste Variante von allen.
Zum Schluss der Befragungsergebnisse noch zwei wissenswerte Blitzlichter:
Die Erinnerung an die eigene Selbstwirksamkeit stärkt einer Studie der Uni Zürich zu Folge die Resilienz. Selbstwirksamkeit ist der Glaube, die Dinge wenigstens im Kleinen beeinflussen zu können. Wer sich an solche positiven Erlebnisse erinnert, geht besser mit negativen Erfahrungen um. An positive Erlebnisse kann man als Führungskraft gut erinnern, um die Selbstwirksamkeit wieder ins Bewusstsein zu rücken. Auch wird wieder einmal mehr belegt: Die Mitarbeitenden zu beteiligen und mitgestalten zu lassen, ist nie der falsche Weg.
Haben Sie schon das Thema Homeoffice vermisst, das in den letzten Monaten fast alle Befragungen dominiert hat? Ein Blitzlicht noch dazu: Eine Studie der Universitäten in Gießen und Rotterdam hat gezeigt, dass Menschen, die ihre Freizeit z.B. mit Sport oder dem Lernen einer Sprache aktiv gestalten, wesentlich besser mit den Stressbelastungen des Homeoffice klarkommen, als die „Couchpotatos“. Wenn das für heute kein schöner Schlussappel ist: Gestalten Sie Ihre Freizeit aktiv, dann geht es Ihnen besser!
Alle genannten Studien wurden veröffentlicht in der Ausgabe 7/2021 von managerseminare.