“Schlechte” Führungskräfte bestimmen maßgeblich den Unternehmenserfolg

Wieder einmal findet sich in der aktuellen Ausgabe von managerseminare eine interessante Umfrage, die das Beratungsunternehmen Mercer unter 100 Führungskräften, Personal- und Organisationsentwicklern durchgeführt hat. Demnach hängen 52% der Produktivität eines Unternehmens (und bei starkem HR-Bereich noch mehr) von der Führung ab. Das macht deutlich, wie wichtig “gute” Führungskräfte sind, ohne dass ich diese hier definieren möchte. In erster Linie entscheiden natürlich die Mitarbeiter, wer eine gute Führungskraft ist, denn nur einer solchen werden sie folgen und damit das Team erfolgreich machen. Da mutet es bedenklich an, dass in der gleichen Studie nur 39% der Führungskräfte eine gute Führungsarbeit zugebilligt wurde. Ein Wert, den ich erschreckend finde!

Die Handlungsnotwendigkeit ist jedenfalls eindeutig – als Führungskraft lernt man nie aus, weshalb es immer gilt, an sich zu arbeiten. Das kann jeder für sich täglich in der Praxis, was allerdings nicht reichen wird. Eine systematische Weiterbildung, das Arbeiten an den persönlichen Skills und die kritische Reflektion mit anderen – sei es mit Kollegen oder externen Trainern oder Coachs – ist ebenfalls unabdingbar.

Denn wie sagte einst Philip Rosenthal:

“Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“

Geld (allein) schiesst keine Tore

von Roland Patzke

Fußball ist ein Spiel mit einfachen Regeln und komplexen Zusammenhängen, die das Ergebnis ausmachen. Und weil Menschen Komplexität nicht mögen, da sie die Sicherheit reduziert, suchen sie im Fußball (wie im Leben) nach simplen und bewährten Methoden, um Erfolg zu erreichen.

Eine davon lautet: Gib viel Geld für die besten Spieler aus und die Siege sind vorprogrammiert. Und so übertreffen sich die Vereine in jeder Saison um die höchsten Ablösesummen und Spielergehälter. Finanziert mit steigenden Einnahmen, die insbesondere von den Fernsehsendern in Milliardenhöhe kommen.

Da wirkt die berühmte Aussage des Fußballtrainers Otto Rehhagel: „Geld schießt keine Tore!“ schon fast naiv. Er stellte in seiner Trainerzeit fest, dass Ablöseerträge zwar das Bankkonto aber nicht das Punktekonto des Vereins erhöhen und Stürmer, die viel Geld kosten und verdienen, nicht zwangsläufig mehr Tore schießen. Es gibt heute keine Fußballweisheit, die mehr polarisiert als dieses Rehhagel-Zitat. Für beide Ausprägungen gibt es viele fundierte Beispiele. Einerseits dominieren die reichen Vereine die nationalen Ligen (z. B. München, Paris, Barcelona), weil sie die besten Spieler kaufen können; andererseits gibt es immer Vereine, die auch ohne gigantische Ausgaben erfolgreich sind (z.B.Leiceister, Mönchengladbach, Atletico Madrid) oder mit viel Geld hinter den Erwartungen der Fans und Eigentümer zurückbleiben (z.B. Manchester United, Wolfsburg). Und bei Welt- und Europameisterschaften spielen die Geldsummen der Spieler eine untergeordnete Rolle im Wettbewerb um die begehrten Pokale.

Es ist für die Fußballfans motivierend, dass Geld nicht allein entscheidend für die Tore und den Mannschaftserfolg ist und die Unwägbarkeiten dieses „beautiful game“ nicht aufhebt. Und doch ist Geld im Fußball wichtig, wenn man es „richtig“ investiert. So wie es immer mehr Vereine tun. In Trainer und Management, Leistungs- und Nachwuchszentren, Scouting- und Medizinexperten. Und in Spieler, die nicht nur Könner am Ball sind, sondern auch dem Spielsystem und vor allem den Mitspielern helfen, besser zu werden.

Als Vereinsfan hat man zunehmend den Eindruck, dass das viele Geld für Spieler vor allem ein „Tor“ nicht schießt, nämlich Spieler zu mehr Identifikation und Loyalität mit dem Verein zu bringen. Eher hat man das Gefühl, der Ruf nach noch mehr Geld und/oder Image des nächsten Vereins beherrschen den Fußballer. So geht ein Stück gelebter Fußballkultur verloren.

Lässt sich dieses Geschehen auf dem Fußballplatz auch auf die Wirtschaft und den Beruf übertragen? Ich glaube, es ist in wesentlichen Aspekten Vorreiter für Unternehmen und Mitarbeiter. Bei der Identifikation auf jeden Fall. Die demografische Entwicklung und die in den nächsten Jahren dominierende Generation Y werden ähnliche Tendenzen wie im Fußball zeigen. Leistungsstarke Mitarbeiter und Führungskräfte fühlen sich immer mehr nur ihrem Können verpflichtet und immer weniger ihrem Arbeitgeber. Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezahlung werden zu häufigen Arbeitgeberwechseln führen. Tradition und mangelnde Mobilität spielen eine immer geringere Rolle – so wie im Fußball.

Obwohl hohe Gehälter ihre Grenzen im Beruf haben. Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat in einer weltweiten Untersuchung festgestellt, dass die Wirkung des Geldes bei 60.000 Euro brutto pro Jahr endet, um Glückgefühle und Motivation zu erhöhen. Danach werden andere Aspekte, wie die Zusammenarbeit im Team und kompetente Führung immer wichtiger. Und vor allem die Inhaltsqualität der Tätigkeit. So wie bei Fußballern, für die viel Geld selbstverständlich geworden ist. Sie möchten spielen dürfen (aufgestellt werden), ihr Können zeigen sowie, dass „der Trainer sie besser macht.“

Der Mangel an kompetenten Mitarbeitern wird zukünftig noch deutlicher werden und der Wettbewerb um sie auch über die Gehälter ausgetragen. Wie Otto Rehhagel sollte man jedoch nicht unterstellen, dass mit mehr Geld auch zwangläufig sofort eine stärkere Leistung kommt. Vielmehr sollten die Führungskräfte darauf achten, das Können auszubauen und die entsprechenden Möglichkeiten im Beruf einzuräumen. Dann könnte es eine Erfolgsstory werden.