Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 15.09.2023

“Aber Sie können das doch so gut, viel besser als ich!”
“Sie sind meine beste Mitarbeiterin, ich zähle da voll auf Sie!”
“Bei Ihnen weiss ich das in den allerbesten Händen!”

Das sind nur einige Beispiele von Komplimenten, die meine Klientin spontan aufzählte, als ich Sie fragte, warum sie denn mal wieder das ganze Wochenende gearbeitet hatte und nun bei mir saß und sich über sich selbst ärgerte. Eigentlich wollte sie die letzten Sommertage genießen, an der schönen Ostsee spazieren gehen, mit Freunden den Sonnenuntergang anschauen und die Seele baumeln lassen.
“Eigentlich – dieses verflixte Wort”, schimpfte sie vor sich hin, “immer wieder tappe ich in die Eigentlich-Falle!”

Meine Klientin hat schon einen wesentlichen Schritt im Laufe Ihrer Zusammenarbeit mit mir geschafft: Sie ist nur noch wütend auf sich selbst!
Warum ich das gut finde? Weil Sie damit erkannt hat, dass der Schlüssel zur Lösung bei ihr selbst liegt und sie damit autonome Handlungsfähigkeit besitzt und kein ausgeliefertes Opfer ihrer Umwelt ist. Menschen ihre Kompetenzen erkennen und wertschätzen zu lassen, ist immer schon ein großer Schritt zum Erfolg.

Vor wenigen Wochen hätte meine Klientin wahrscheinlich noch wie folgt geklungen: “Mein Chef weiss einfach genau, wie er mich packen kann. Er hat mir wieder so schöne Komplimente gemacht, so viel Wertschätzung entgegengebracht. Und dann war da diese spannende und herausfordernde Präsentation, die aber leider am Montag fertig sein musste. Da habe ich halt das Wochenende durchgearbeitet, um meinem Chef zu imponieren. Eigentlich bin ich stinksauer, mein Chef manipuliert mich, aber was soll ich denn tun? Er ist nun mal mein Chef, da kann ich ja auch nicht widersprechen.”

Merken Sie den Unterschied, liebe Leserinnen und Leser? Das klassische Opfer, keine Kompetenzen sich zu wehren, wütend auf jemand anderen, der sein Verhalten aber nicht ändert. Warum auch? Er ist ja gerade wieder einmal mit seiner Vorgehensweise sehr erfolgreich!

Da freue ich mich also, dass meine Klientin die Opferrolle schon verlassen hat und nur auf sich selbst wütend ist, die Erkenntnis eigener Kompetenzen und Gestaltungsmöglichkeiten ist schon da – die Umsetzung fällt noch schwer.

“Mario, warum kann ich einfach nicht NEIN sagen?”, schaute Sie mich flehentlich an. Darauf komme ich gleich zurück.

NEIN sagen fällt vielen Menschen schwer und dafür gibt es oft ganz unterschiedliche Gründe. Führungskräfte tun oft Dinge lieber selbst, als diese zu delegieren, z.B. weil es schneller geht. Oder weil Sie den Erklär- und Kontrollaufwand scheuen. Im Ergebnis haben Sie dann zwar immer zu viele Sachaufgaben und ihre Mitarbeitenden entwickeln sich nicht, aber sie tun es trotzdem. Die Komplimentefalle beschreibe ich gerade anhand meiner Klientin, dann gibt es noch die gefühlte innere Verpflichtung, z.B. bei Aufgaben und Bitten innerhalb der Familie oder des Freundeskreises. Und sicher gibt es noch viele weitere Gründe, warum NEIN sagen so schwer ist.

“Bist Du sicher, dass Du nicht NEIN sagen kannst?”, fragte ich meine Klientin. “Hat das noch nie geklappt, in Deinem ganzen Leben nicht? Im Berufsleben nicht und privat auch nicht?”

Natürlich gab es Beispiele, in denen Sie auch schon NEIN gesagt hatte und damit waren für sie die nächsten zwei Türen in ihrer persönlichen Entwicklung geöffnet. Zum einen war Kontextbezug hergestellt, denn sie konnte nur im beruflichen Zusammenhang gegenüber ihrem Chef, der ihr viele Komplimente machte und sie in die Pflicht nahm, nicht NEIN sagen. Zum anderen war klar, dass es offenbar nicht SIE war, die nicht NEIN sagen konnte, sondern nur ein Teil von ihr, denn ein anderer Teil von ihr, der in anderen Kontexten aktiviert wurde, konnte das sogar sehr gut.

Das ist in meiner Arbeit immer wieder ein Schlüssel zum Erfolg: Es bin nicht ICH, der…, es ist nur ein Teil von mir. Und wenn es nur ein Teil von mir ist, dann bin ich plötzlich nicht mehr hilflos und ausgeliefert, sondern kann andere Teile suchen, aktivieren und ins Handeln bringen, die mir guttun. Häufig wird diese Teilearbeit auch die “Arbeit mit dem inneren Team” genannt und hat sich in den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Coach inzwischen als eine der wirksamsten und erfolgreichsten Coachingmethoden immer wieder bewährt.

So war das – ohne auf die Details einzugehen – auch in diesem Falle für meine Klientin. Sie lernte den Teil näher kennen, der nicht NEIN sagen konnte. Sie fand seine positive Absicht und wertschätzte diesen Teil und all das, was er ihr bereits ermöglicht hatte. Sie erkannte aber auch, in welchem Kontext ihr diesen Anteil immer mal wieder im Wege stand. Mit all der Wertschätzung für diesen Anteil, war es plötzlich viel leichter, ihn auch mal “in die Ecke zu stellen”, nach dem Motto: “Danke, dass es Dich gibt, aber jetzt bist Du nicht dran! Du hast Pause!”

Meine Idee war eigentlich, mit ihr auch noch mindestens einen weiteren Anteil zu suchen, nämlich den, der in anderen Kontexten gut NEIN sagen konnte. Aber an diesem Tage, brauchte es das nicht mehr und so kam es auch nicht mehr zum möglichen nächsten Schritt, der Verhandlung zwischen diesen beiden Teilen.

“Klasse, ab in die Ecke mit dir!”, lachte meine Klientin plötzlich. “Ich stelle noch die Schneiderpuppe, auf der immer mein knallrotes Ballkleid hängt, davor, dann sehe ich meinen Anteil auch gar nicht mehr. Der macht auf jeden Fall Pause, wenn mein Chef mir das nächste Mal als Komplimentebomber mein Wochenende klauen will.”

Welcher Anteil von Ihr das wohl ist, der dann so wunderbar NEIN sagen kann und den anderen in die Ecke stellt? Ich hätte Lust gehabt, das mit ihr noch zu erarbeiten, aber auf mich kommt es natürlich nicht an. Für meine plötzlich so handlungskompetente und fröhlich lachende Klientin war jedenfalls für heute das Coachingziel voll erreicht. Das ist auch für mich immer wieder eine wichtige Erkenntnis: Es geht nicht darum das Modell des inneren Teams voll und möglichst in der “reinen Coachinglehre” durchzuarbeiten. Schon ganz oft habe ich erlebt, dass allein das Erkennen und Wertschätzen eines Anteils, für den Moment alle Probleme löst. Und dann reicht das auch – fortfahren können wir immer noch.

Und Sie, liebe Leserinnen und Leser?

Wie gut können Sie NEIN sagen?
In welchem Kontext fällt Ihnen das besonders schwer?
Was müsste ich tun, damit Sie ganz sicher nicht NEIN sagen könnten?
Was – ganz konkret – macht es Ihnen leichter, NEIN zu sagen?

Was könnte das für ein Persönlichkeitsanteil sein, dem es so schwerfällt, NEIN zu sagen? Was ist dessen positive Absicht und was hat dieser Anteil Ihnen schon alles ermöglicht?

Spannende Fragen? Das finde ich auch!

Na denn, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 03.06.2023

Seit mehreren Jahren habe ich auf meinem Schreibtisch einen Abreißkalender stehen, der für jeden Tag im Jahr einen neuen Spruch bereithält. Manchmal sind das Sprüche, von denen ich denke: „Wow, da kann man echt drüber schmunzeln“, und manchmal sind das Sprüche, von denen ich denke: „Na ja, den hätts‘ jetzt nicht gebraucht.“ Manchmal aber sind das auch Sprüche, von denen ich sage: „Klasse, in wie wenig Worte man so eine tolle Botschaft kleiden kann!“

So ein Spruch begegnete mir vor zwei Tagen und deshalb möchte ich unbedingt für Sie daraus einen Impuls zur Selbstreflexion machen. Der Spruch lautet:

All we have is now.

Ist das nicht ein toller Satz? Und auf Englisch kommt er in so wenigen Worten auch so gut rüber. Alles, was wir haben, ist der Moment – lebe den Moment.

Viele meiner Coachingnehmer beschäftigen sich immer wieder genau mit diesem Thema, ich selbst auch und ich glaube, allen Menschen geht es so, dass wir uns immer wieder mit dem Moment beschäftigen, nur nicht immer in konstruktiver Weise.

Wie sind denn zum Beispiel Sie heute Morgen aufgestanden? Was waren Ihre Gedanken? Wird das ein toller Tag oder wird das ein Tag voller Probleme? Geht es Ihnen gut, auch wenn vielleicht irgendwo der ein oder andere Muskel oder Wirbel zwickt, oder dominieren sicher die Schmerzen diesen Tag und das wird sicher ganz furchtbar. Ist das Wetter schön oder ist es nicht schön, egal ob es gerade regnet oder die Sonne scheint? Gehen Sie mit offenen Sinnen in den Tag und freuen sich auf alles, was kommt und was Sie erleben werden? Oder gehen Sie eher mit einem klaren Blick auf eine bestimmte Aufgabe los? Sehen Sie, was links und rechts des Weges alles geboten wird, oder sind Sie nur auf das fixiert, was Sie sich für heute vorgenommen haben?

Sie sehen schon, der Moment kann sehr unterschiedlich sein, und ich möchte Sie einladen, den Moment positiv zu sehen und als Kraftquelle zu nutzen. Es ist sicher eine der größten Aufgaben für uns Menschen, mit offenen Sinnen durch die Welt zu gehen. Wenn wir das tun, dann werden wir immer wieder und an jedem Tag Momente finden, die uns Kraft spenden, die uns schöne Augenblicke bescheren und dafür sorgen, dass es uns gutgeht:

Sehen Sie die zwitschernden Vögel am Straßenrand?
Sehen Sie das Licht des Tages, wenn der Morgen erwacht und die Sonne über die Baumwipfel steigt?
Gehen Sie eigentlich morgens zum Sport? Und wenn ja, mit welchen Gedanken gehen Sie zum Sport?

Was spendet Ihnen überhaupt Kraft, wissen Sie das? Ich stelle immer wieder fest, dass, wenn ich meine Coachingnehmer frage: „Was sind Deine Kraftquellen? Was machst Du gerne? Was spendet Dir Kraft?“, ich darauf nicht von jedem sofort eine Antwort erhalte.

Wenn es Ihnen auch so geht, lade ich Sie ein, darüber nachzudenken, denn das ist eine der wichtigsten Fragen, die wir täglich zu beantworten haben. Was tut mir gut, was spendet mir Kraft? Die Krafträuber und die Energieräuber kommen von ganz allein, seien es Stress, manchmal ist es die Familie, manchmal ist es der Beruf, manchmal der Chef, manchmal die Kollegen, manchmal ist es leider auch die eigene Gesundheit oder die, anderer Familienmitglieder. Was auch immer es ist, die Krafträuber kommen und sie sind im Leben auch nicht zu vermeiden. Wie gehen wir mit Ihnen um und ist der Tank, den wir haben, der mit Kraft gefüllt ist, wirklich voll genug aufladen? Überladen können wir den eigentlich nicht genug. Es ist wie ein Akku, er kann ruhig immer voll sein. Das schadet nichts. Ich weiß, die Elektriker werden sagen: Akkus brauchen auch Entladung, aber die kriegen wir ja als Mensch von ganz allein.

Noch eine Überlegung, die ich Ihnen gerne auch mitgeben möchte: Nichts im Leben ist immer gut oder immer schön. Kein Leben verläuft nur in Höhen. Die Tiefen gehören im Leben dazu und wie auch immer sie gerade drauf sind und wie auch immer gerade ihr aktuelles Befinden, ist, ob sie gerade überlastet sind, zu viel Arbeit haben, vielleicht persönlichen Stress oder was auch immer Sie belastet: Der Tag wird den einen oder anderen schönen Moment für Sie bereithalten – Sie müssen ihn nur sehen!

Ich selbst kann von mir sagen, dass ich viele Jahre meines Lebens mit geschlossenen Sinnen durch die Welt gelaufen bin. Ich war immer fokussiert auf meine Aufgabe, immer unter Anspannung, immer belastet und habe die vielen schönen Dinge im Leben links und rechts des Weges nicht oder viel zu wenig wahrgenommen. Und so ging es mir dann auch. Ich war häufig gereizt, selten ein guter Gesprächspartner für meine Familie und immer, wie man so schön sagt, „unter Strom“.

Zum Glück ist das heute anders und ich kann die Dinge links und rechts des Weges und in der Natur viel besser genießen: Das anregende Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin, das wohlschmeckende Glas Wein, den Spaziergang am See, meine morgendliche Randrunde in der Natur, das Sitzen in meinem Garten, ein gutes Buch oder das Bauen an meinen Modellen.

Was auch immer es für Sie ist: Suchen Sie sich etwas, das Ihnen Kraft spendet und gehen Sie möglichst viel raus in die Natur. Genießen Sie den Moment, die Natur spendet unglaublich viel Kraft und die Natur ist in ihrer Schönheit nicht zu übertreffen. Sie müssen diese Schönheit nur sehen, die Augen aufmachen. Die Sinne öffnen, um dem Wasser zu lauschen, wenn sie am Meer sind oder am See, dem Rauschen der Bäume, wenn sie im Wald sind und die Tiere links und rechts des Weges sehen. Positive Gedanken – ich weiß, das klingt immer so ein bisschen abgedroschen. „Ich kann doch nicht immer positiv denken“, geht es Ihnen vielleicht durch den Kopf. Aber selbst wenn Sie morgens manchmal aufstehen und es regnet, sind es ihre eigenen Gedanken, in denen sie frei sind, in denen Sie sagen können: „Es regnet, meine heutigen Aktivitäten fallen ins Wasser“, oder aber: „Es regnet. Deswegen leben wir hier in Deutschland und alles ist so grün um uns herum und eben keine Wüste. Dann ändere ich heute eben meinen Plan und mache etwas, was man auch im Regen gut machen kann.“

Mein bester Freund übrigens ist ein wahrer Regenfan. Er würde sich niemals von einem Spaziergang abhalten lassen, nur weil es regnet. Sie kennen den alten Spruch schon: Es gibt gar kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.

Wir haben nur den Moment: All we have is now!

Machen wir das Beste daraus.

Was also haben Sie sich für dieses Wochenende vorgenommen?

Was sind Ihre Aktivitäten, die Ihnen Kraft spenden werden für die nächste anstrengende (oder vielleicht auch nicht anstrengende?) Arbeitswoche?

Welche Sinne wollen Sie in diesen Tagen besonders öffnen?

Und was wollen Sie ganz besonders genießen, was soll Ihnen Kraft spenden?

Mit welchen Gedanken starten Sie in das Wochenende?

Ich wünsche Ihnen ein ganz tolles Wochenende – genießen Sie den Moment!

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 22.04.2023

„Genieße den Moment…“ stand über einem Bild, dass in einem der sozialen Netzwerke meine Aufmerksamkeit erregte. Das Bild sorgte für ein Lächeln in meinem Gesicht, ich lehnte mich zurück und freute mich mit der Verfasserin dieser kurzen Botschaft, die auch die Fotografin des Bildes war. Es war „nur“ ein Handyfoto.

Doch am besten erzähle ich diese kurze Geschichte der Reihe nach.

Klaudia, Mitte 50, selbständige Kosmetikerin, hatte mich vor ein paar Wochen angerufen, weil eine gute Freundin ihr meine Telefonnummer gegeben hatte. Ob wir uns mal unterhalten könnten, sie brauche Hilfe und vielleicht könnte ich der Richtige dafür sein.

Nichts lieber als das – als Coach gibt es kaum ein größeres Kompliment als das Empfehlungsgeschäft. Schon im Kennenlerngespräch war Klaudia sehr offen gewesen und hatte ihre Situation ausführlich geschildert. Es kam bei ihr gerade viel zusammen: Stress im Beruf, Herausforderungen in der Beziehung, Krankheit eines Elternteils, Schulprobleme eines Kindes und wohl auch eigene Unzufriedenheit mit sich selbst, was allerdings meine Interpretation ist.

„Gut Klaudia, wofür möchtest Du mit mir zusammenarbeiten?“ So lautete auch für Klaudia die Frage nach der Zieldefinition unseres Coachings. Es fiel Ihr schwer dieses Ziel zu formulieren, denn sie war gefangen in ihrer Problemfokussierung. Alles falle ihr im Moment schwer, sie habe kaum Kraft, könne sich nur mit Mühe zu etwas aufraffen und habe kaum noch Spaß an ihren Hobbys. Selbst das Mountainbiken, dass sie immer mit Hingabe und fast täglich gemacht hatte, sei aktuell ohne Freude. Sie fahre zwar, aber Spaß oder gar Freude mache es nicht. Immer mehr ziehe sie sich auch zurück, wolle allein sein und warte oft nur darauf, dass die Tage zu Ende gehen. Ihr Leben sei freudlos, dass fasse es wohl gut zusammen.

Der ein oder andere von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wird nun sicher denken, das klingt sehr nach einem Burn-Out, doch bei diesem Begriff reagierte Klaudia sofort und wiess das Thema weit von sich. Manchmal muss man Begriffe vielleicht umformulieren und so einigten wird uns auf große Erschöpfung. Damit konnte sie gut leben.

„Ok, das habe ich alles verstanden“, sagte ich zu Klaudia. „Deine aktuelle Situation hast Du gut beschrieben, doch nun zurück zu meiner Frage. Wofür arbeiten wir beide zusammen?“ Einige Zeit später stand ein Ziel auf dem Flipchart, dass für einen Business Coach wie mich nicht alltäglich ist, auch wenn ich stets den ganzheitlichen Coachingansatz der vier Lebensfelder (Beruf, Freunde und Familie, Gesundheit und Ich-Selbst) verfolge.

„Ich möchte wieder Freude am Leben haben und positiv in die Zukunft schauen.“

„Die ich rief, die Geister…“, ging es mir für eine Sekunde durch den Kopf. Das ist ein komplexes Thema und wir beide arbeiten nach wie vor daran.

Ohne auf die Details von Klaudia einzugehen, zeigte sich bei ihr die typische Situation, in der sich viele Menschen gerade zwischen 50 und 60 häufig befinden. Die Belastungen kommen von mehreren Seiten gleichzeitig, sie nehmen einem den Freiraum und der Blick geht nur noch auf die Probleme. Bei Klaudia war es vor allem die Krankheit des Elternteils, die sie sehr belastete. Sie hatte keine Geschwister, die Eltern lebten weit weg, sie musste immer wieder reisen, der Fortgang der Krankheit war ungewiss und die damit zusammenhängenden Folgen auch. Sie hatte Kunden verloren, da sie immer wieder Termine absagen musste, der wirtschaftliche Druck war da.

Nun also zurück zu dem Bild in dem sozialen Netzwerk, mit dem ich diesen Impuls begonnen habe. Eine Aufgabe, die ich Klaudia mit auf den Weg gegeben hatte, war, sich im Alltag immer wieder auf die kleinen, schönen und energiespendenden Momente zu fokussieren. Sie sollte wieder lernen, die schönen, die positiven Seiten der Dinge zu sehen. Ihre großen Belastungen waren nicht durch kurzfristige Maßnahmen zu lösen, es würde dauern, die Dinge nach und nach zu ordnen. Was sie sofort tun konnte, war, ihre Gedanken zu ändern und die Dinge, die Ihr gut taten wieder zu sehen, wertzuschätzen und vor allem zu genießen.

Aktuell wusste ich sie auf einer Reise, die sie nur sehr widerwillig angetreten hatte. Sie, die Landfrau, die Fläche liebte und so gerne durch die Landschaft cruiste, war in einer Großstadt. Eine Tagung zwang sie dorthin und auch die Eltern, die wieder ihre Hilfe brauchten, lebten dort.

Das Bild war ein Schnappschuss aus dem Hotelfenster ihres Zimmers, hoch oben im 23. Stock eines Hochhauses. Die Sonne ging gerade auf und spiegelte sich im Fluss, der an dem Hotel voreifloss. Es sah eigentlich aus wie im Urlaub.

Wenig später bekam ich dann auch eine Whatsapp-Nachricht: „Warmer Kaffee, aufgehende Sonne, könnte schöner auch im Urlaub nicht sein…, BG Klaudia“.

Sie war auf dem Weg, die kleinen schönen Momente wieder zu entdecken und wahrzunehmen, ja vielleicht sogar zu genießen. Das ist der erste wichtige Schritt zurück zu sich selbst, wieder entdecken, was mir guttut. Und das sind oft die kleinen Dinge, die dann vieles besser erträglich und unsere Stimmung positiver machen. Unsere Gedanken können wir sofort verändern – Klaudia war auf dem Weg, daher das Lächeln in meinem Gesicht.

Und nun wie immer zu Ihnen, liebe Leserinnen und Leser:

Wie ist gerade ihr allgemeiner Gemütszustand?

Wenn es auch bei Ihnen gerade an Freude und Leichtigkeit im Leben fehlt, was würde Ihnen guttun?

Wofür könnten Sie wieder einmal den Blick öffnen?

Was sind die kleinen Dinge, die Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern?

Denken Sie positiv, die großen Probleme lösen sich nicht auf die Schnelle, aber immer gibt es auch die schönen, die energiespendenden Momente – Sie müssen Sie nur sehen. Fangen Sie doch gleich damit an!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

als Podcast: Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 07.01.2023

Für alle, die auch noch Lust haben, sich das beste Darts-Leg aller Zeiten anzusehen, geht es hier zum Video der PDC – Achtung, allein der Kommentar von Wayne Mardle ist Weltklasse: best leg of darts ever

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 07.01.2023

Es ist der Abend des 03. Januar 2023, an dem traditionell der erste Sport-Weltmeister des Jahres gekürt werden soll – im Darts, wieder einmal ein Tag, an dem wir alle vom Sport lernen können, wobei die Geschichte des neuen Weltmeisters Michael Smith, Spitzname Bully Boy, ganz verschiedene Facetten als Lernchancen bietet.

Die West Hall des Alexandra Palace im Norden Londons ist wie immer ausverkauft, als sich nach einem ausgeglichenen Beginn zwischen dem Favoriten Michael van Gerwen (Nummer 3 der Weltrangliste) aus den Niederlanden, der ein überragendes Turnier gespielt und sowohl Viertel- als auch Halbfinale zu null gewonnen hat, und dem Herausforderer Michael Smith (Nummer 4 der Welt) aus England, der in Runde 3 nur knapp der Niederlage gegen Deutschlands Nummer 2 Martin Schindler entging, der Showdown anbahnt. Im Laufe des hochklassigen Duells, in dem unter anderem das beste Leg aller Zeiten mit einem perfekten Spiel (9-Darter) von Smith gespielt wurde, wurde der Engländer immer überlegener. Schon minutenlang skandierten die Fans in Anlehnung an einen Fußballsong: „Darts is coming home“ und als Smith schließlich den zweiten Matchdart zum 7:4 Satzerfolg in der Doppel 8 versenkte, gab es kein Halten mehr – weder bei den Fans in der Halle noch bei Michael Smith selbst – doch der Reihe nach.

Die Karriere des Michael Smith aus St. Helens begann eigentlich mit einem Unglück, denn als 15-Jähriger stürzte er mit dem Fahrrad und brach sich die Hüfte. Die Informationen, ob er 16 Wochen lang im Rollstuhl saß oder an Krücken ging, gehen auseinander. Jedenfalls durfte er sich kaum bewegen und begann aus Langeweile mit dem Darts. Dabei bewegt man idealerweise nur den Wurfarm, der Rest des Körpers bewegt sich möglichst nicht. Er entdeckte schnell sein Talent, wurde besser und besser, begann die ersten Turniere zu spielen und zu gewinnen.

So bietet uns schon Michaels Einstieg in den Dartssport die erste Chance der Selbstreflexion. Rückschläge und Unglücke sind im Leben leider unvermeidlich. Wie wir damit umgehen, können wir selbst entscheiden. Wir können ins Jammern verfallen oder ins Selbstmitleid. Wir können aber auch die Chance suchen, die sich jetzt vielleicht bietet, die Situation annehmen und das Beste aus ihr machen. Jede Krise ist auch eine Chance – wir müssen sie nur sehen. Wer weiß, was aus Michael Smith, gelernter Tischler, geworden wäre, wenn er nicht zufällig sein Talent entdeckt hätte.

Schnell begann Michael Smith auch im Profi-Darts Spuren zu hinterlassen und erste Turniere zu gewinnen. Alle Experten würdigten sein Talent, allen voran Gary Anderson. Der Schotte, selbst Doppelweltmeister der PDC, sagte Smith schon früh eine große Karriere voraus. Als der Bully Boy 2013 den Titel des World Youth Champions der PDC gewann, sah es auch tatsächlich so aus, als sei sein Aufstieg unaufhaltsam, denn auch in der Weltrangliste kletterte er stetig nach oben. Er gewann kleinere Profi-Turniere und European-Tour Events.

Schließlich erreichte er auch die ersten Endspiele der großen Fernsehturniere, ging jedoch mehrfach als Verlierer vom Board. Selbst gegen Spieler, die in der Weltrangliste weit hinter ihm standen, setzte es Niederlagen. Über Jahre schien es, als könne er keinen großen TV-Titel gewinnen. Insgesamt 8 mal stand er in einem solchen Finale, mehrfach als der „haushohe“ Favorit – und verlor. Wie üblich wurden schnell die ersten Stimmen laut, er sei ein „Looser“, werde nie einen großen Titel gewinnen und habe seine Nerven nicht im Griff. Und keine Frage – es war keine leichte Zeit für das Supertalent Michael Smith.

Objektiv betrachtet waren aus meiner Sicht wohl insbesondere zwei Gründe für diese Niederlagenserie des Bully Boy verantwortlich: Zum einen muss man feststellen, dass mehrfach seine Gegner gegen ihn das „Spiel ihres Lebens spielten“. Es war einfach der Tag, an dem ihnen alles gelang, da konnte Smith spielen, wie er wollte (siehe etwa die berüchtigten 15 Minuten des Peter Wright im WM-Finale 2022). Viele selbsternannte Experten, die schnell vom Leder ziehen, vergessen gerne, dass ja auch ein Gegner am Spiel beteiligt ist. Michael Smith trieb sie alle zu Höchstleistungen an – eigentlich ein Kompliment für ihn, leider mit der unangenehmen Nebenerscheinung der Niederlage. Zum anderen aber konnte jeder sehen, dass Michael Smith sich nicht immer im Griff hatte und an seinen eigenen Ansprüchen scheiterte. Er war ständig genervt, teilweise selbst mit fast perfekten 140er-Aufnahmen nicht zufrieden. Offenbar konnte er nicht akzeptieren, dass nicht jeder seiner Darts perfekt im Board steckte, was bei nur 8 Millimeter breiten Zielfeldern nun mal unvermeidlich ist, egal wie gut man spielt. . Er schimpfte auf der Bühne mit sich selbst, wirkte genervt, fast lustlos, brachte sich selbst völlig aus der Balance und baute damit den Gegner auf. Das Ergebnis war nur folgerichtig – er verlor.

Dieser Aspekt bietet uns gleich zwei Chancen der Selbstreflexion: Niederlagen gehören zum Leben dazu, aus ihnen lernen wir am meisten. Erst muss man lernen zu verlieren, dann kann man auch gewinnen. So schrieb es auch Michael Smith auf Twitter: „But because I had to wait so long and I had to fail over and over again to get to where I’m at.”

Erfolg kommt niemals von allein, er ist immer auch mit Rückschlägen und Niederlagen verbunden.

Wie gehen wir damit um? Wie ging Michael Smith damit um? Wie hat er es geschafft, an den vielen Niederlagen zu wachsen und letztlich gestärkt aus ihnen hervorzugehen? Natürlich wurde er oft danach gefragt und ich habe vieler dieser Interviews im TV gesehen. Immer wieder ließ er zum einen seinen Gefühlen und seiner Enttäuschung freien Lauf – die Gefühle mussten raus. Immer aber sagte er auch (sinngemäß): „Ich mache einfach weiter, es ist nur Sport. Was wirklich zählt sind meine Frau und meine Kinder, nichts ist wichtiger als meine Familie.“ Er zeigte uns allen seine Prioritäten im Leben und was für ihn wirklich zählt. Ich glaube, es waren u.a. auch diese Interviews, die ihn zu einem der absoluten Sympathieträger im Darts bei den Fans aber sogar bei den Kontrahenten gemacht haben.

Michael Smith wusste wahrscheinlich selbst am besten, dass er sein Bühnenverhalten ändern musste, wenn er noch erfolgreicher sein wollte. Wie er es gemacht hat, wird sein Geheimnis bleiben, aber ab Jahresbeginn 2023 sahen wir alle einen anderen Michael Smith. Wir konnten noch manchmal erahnen, wie unzufrieden er wohl gerade mit seinem eigenen Spiel war, gezeigt hat er es fast nicht mehr. Er blieb stets cool, vertraute auf seine Fähigkeiten, er schimpfte nicht mehr und wurde besser und besser. Schnell sprachen die Experten vom „neuen Bully Boy“. Er konnte plötzlich akzeptieren, dass auch er nicht immer perfekt spielen kann.

Das ist der nächste Aspekt, den wir von ihm lernen können. Akzeptieren, wie es ist, die Dinge annehmen, wie sie sind, nicht hadern, nicht zweifeln, sondern auf die eigenen Stärken vertrauen. Perfektion ist kein Zustand, der ununterbrochen erreicht werden kann, Fehler zu machen ist Teil des Lebens.

Der „neue Bully Boy“ gewann schließlich mit dem Grand Slam of Darts 2022 seinen ersten großen TV-Titel und das mehr als deutlich mit 18-5 Legs im Finale. Selbst sein an diesem Tag vollkommen chancenloser Gegner Nathan Aspinall jubelte mit ihm und die beiden wälzten sich gemeinsam vor Freude am Boden. Bully Boy, der Sympathieträger!

Jetzt der WM-Titel gegen den klar favorisierten Michael van Gerwen, selbst bereits dreimal Weltmeister, der bis dahin ein grandioses Turnier gespielt hatte. Sportlich war das Spiel überragend, doch für den heutigen Impuls möchte ich noch zwei andere Aspekte aufgreifen. Es sind so oft die kleinen Geschichten am Rande, die uns wirklich die Chance zur Selbstreflexion bieten.

Matchdart auf Doppel 8 – passt – der Bully Boy ist Weltmeister – er reißt die Arme hoch, dreht sich um und nimmt kurz die Gratulation seines Gegners entgegen. Dann rennt er los, es gibt kein Halten mehr, er stürmt von der Bühne zu seiner Familie, er wirft sich in die Arme seiner Frau und seiner beiden Söhne. Es braucht keine Worte, jeder in der Halle versteht, was Michael Smith sagen möchte. Ihr seid das Wichtigste, ohne euch hätte ich es nie geschafft.

Kurz darauf bekommt er den riesigen WM-Pokal und die Interviews auf der Bühne stehen an. Als der Interviewer mit dem unterlegenen Michael van Gerwen fertig ist, bittet er Smith, ein Wort zu seinem Gegner zu sagen. Und die Antwort ist typisch für den stets bescheidenen Michael Smith. Frei übersetzt lautet sie etwa: „Was soll ich zu ihm sagen, Michael van Gerwen ist der beste Dartspieler der Welt.“ Respekt vor dem Spiel und Respekt vor dem Gegner – so steht es im Ehrencodex der PDC und niemand verkörpert das mehr als Michael Smith – bravo! Das ist keinesfalls selbstverständlich. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das Siegerinterview von Adrian Lewis, den ich sehr schätze, nach dessen WM-Sieg. Er sagte vor den Kameras der Welt: „I am the best in the world!“ Das ist der Unterschied.

Nun dürfen wir alle gespannt sein, was die nächsten Jahre bringen, werden es die dominanten Jahre des Michael Smith, des vielleicht talentiertesten Spielers dieser Zeit? Wir werden es erleben.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können sich nun einen der vielen Aspekte zur Selbstreflexion aussuchen:

Wie gehen Sie mit Rückschlägen und Niederlagen um?

Können Sie die Chancen in der Krise erkennen?

Können Sie die Dinge annehmen, wie Sie sind und sie akzeptieren?

Schaffen Sie es, Ihre Schwächen zu verbessern und Ihr Verhalten zu optimieren für mehr Erfolg?

Was sind Ihre wichtigsten Werte, was zählt wirklich in Ihrem Leben?

Respekt – was bedeutet dieser Begriff für Sie?

Und zum Schluss natürlich noch einmal ein „HOCH“ auf Michael Smith, den Bully Boy – PDC World Darts Champion 2023!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

(Lizensierte Bilder des Bully Boy von Imago)