Der MP Impuls zum Wochenende

Es gibt Menschen, die haben viele Ideen, ihnen fällt immer etwas ein und sie können sehr gut regelmäßig neue Dinge produzieren. Eigentlich war mein Klient, ein Journalist, so ein Mensch. Er schrieb gerne und viel und er hatte keine Probleme seine wöchentliche Kolumne in einem Magazin zu füllen. Ich hatte ihn schon länger nicht mehr gesehen, als er mich um einen neuen Termin bat.

Er kam schnell zur Sache.

„Mir fällt nichts mehr ein!“, sagte er und sah mich erwartungsvoll an. Ich verstand nicht recht, was er bemerkte und nachlegte: „Ich habe keine Ideen mehr für meine Kolumne. Es kam plötzlich, als es wieder einmal an der Zeit war, neue Texte zu schreiben, weil ich nur noch für vier Wochen vorproduziert hatte. Also setzte ich mich an meinen Laptop, aber anstatt wie sonst einfach loszuschreiben, starrte ich auf den Bildschirm und mir fiel einfach nichts ein, was ich schreiben könnte. Schreibblockade – aus die Maus – absolut nichts viel mir mehr ein. Was mache ich denn jetzt?“

Der Gesichtsausdruck meines Coachingnehmers hatte sich mit einem Schlag verändert. Mit einem Mal stand ihm Panik ihm Gesicht. Er hatte offenbar Angst, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben könnte, dass ihn eine dauerhafte Schreibblockade erfasst hatte und seine Kreativität, die ihn über Jahre getragen hatte und die für ihn die wichtigste Grundlage seines Berufs war, für immer versiegt war.

Mir wurde klar, dass bei ihm das „Kopfkino“ eingesetzt hatte. Er hatte begonnen, sich wilde Horrorszenarien auszumalen und sich in diese hineingesteigert. Die Panik in seinem Gesicht war echte Angst, Existenzangst, denn bislang hatte er immer und sehr erfolgreich als Journalist gearbeitet. Einen anderen Beruf konnte er sich nicht vorstellen, er sah sich wirklich in seinen wirtschaftlichen Grundlagen gefährdet.

Ich kürze die Erzählung dieses Coachings hier ab – es wurde ein intensiver Abend, dessen Schilderung den Umfang dieses Impulses sprengen würde. Gehen wir daher gleich zum Ergebnis und das tun wir am besten, in dem ich Ihnen ein paar vorher- / nachher-Formulierungen meines Klienten anbiete.

vorhernachher
„Ich bin ein Versager, mir fällt nichts mehr ein.“  „Ich bin ein großartiger Journalist, der über Jahre jede Woche eine wunderbare Kolumne geschrieben hat, die viele Menschen begeistert hat, was zahlreiche Leserbriefe belegen.“  
„Ich habe keine neuen Ideen mehr, wahrscheinlich werde ich nie wieder neue Ideen haben.“„Ich habe gerade eine kreative Pause, die habe ich mir nach so vielen Jahren auch verdient.“
„Was soll ich nur tun, wenn ich keine Ideen mehr habe. Wie soll ich jede Woche eine Kolumne schreiben?“„Vielleicht brauche ich eine Neufokussierung und möchte künftig andere Texte schreiben. Kolumnen reizen mich eigentlich auch nicht mehr.“
„Ich fühle mich gerade vollkommen überfordert.“„Ich brauche eine neue Herausforderung.“
„Schreibblockade“„Kreativpause“

Sie merken vielleicht bei der Lektüre dieser Zitate, wo das Problem lag und auch, wie leicht es meinem Klienten schließlich fiel, es zu lösen. Er hatte einfach zu lange jede Woche kreativ sein müssen, das fällt nahezu jedem Menschen schwer. In kurzen Abständen musste er liefern, immer etwas Neues, immer den Zeitgeist treffen. Er war -sozusagen- ausgelaugt. Doch das war nur die eine Hälfte des Problems. Die andere war die Routine, die ihn erfasst hatte. Jede Woche eine Kolumne, immer das gleiche Magazin, immer die gleichen Leser, immer das gleiche Layout. Routine kann tödlich sein. Unbewusst begehrte er wahrscheinlich schon lange nach Neuem, nach einer neuen Herausforderung. Nur bewusst geworden war ihm das bislang nicht, dafür schickte das Unterbewusstsein dann irgendwann ein deutliches Signal. Mein Klient nannte es „Schreibblockade“ und damit saß er gerade bei mir.

Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit Abwechslung in unserem Tun. Wir brauchen neue Herausforderungen, an denen wir wachsen können, sonst verkümmern wir. Wenn das passiert, gehen uns auch die Dinge, die wir jahrelang mit Leichtigkeit erfolgreich getan haben, plötzlich nicht mehr von der Hand. Spätestens dann wird es Zeit für Neues!

Mein Klient hatte nach seiner Neufokussierung schnell wieder neue Ideen und die nächsten Kolumnen gingen ihm wieder leicht von der Hand. Die Kreativpause als etwas ganz normales zu akzeptieren hatte ihn wieder „in die Spur gebracht“.

Dann, etwa drei Monate nach unserem Termin las ich seine aktuelle Kolumne. Der Titel lautete:

„Time to say goodbye.“

Er ging ganz offen damit um, warum er mit seiner Kolumne aufhörte. Er schilderte die Gespräche mit der Redaktion und stellte sein neues Projekt vor: Zukünftig würde er weniger schreiben, dafür intensiver recherchieren, mehr Tiefe im Inhalt, weniger Frequenz in der Publikation. Er wollte sich mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen, seinen Horizont erweitern und sich als Journalist fortentwickeln. Seinen Lesern blieb er treu, bis heute schreibt er für das gleiche Magazin.

Kurz nach dem Erscheinen dieser Kolumne bekam ich von ihm eine Postkarte, auf der strahlender Sonnenschein zu sehen war und das obige Zitat.

Was geht Ihnen gerade schwer von der Hand? Womit fühlen Sie sich überfordert?

Welche Routinen erdrücken Sie gerade?

Wovon bräuchten Sie dringend eine Pause? Warum nehmen Sie sich diese Pause nicht?

Ist es vielleicht sogar an der Zeit, etwas ganz zu beenden und mit etwas Neuem anzufangen?

Ein schönes Wochenende!

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