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Wenn ich einmal Chef wär…

Eine interessante Umfrage der Unternehmensberatung Rundstedt & Partner GmbH veröffentlichen managerseminare 09/2016 zu der Frage, was Mitarbeiter verändern würden, wenn sie für einen Tag Chef wären.

Von den über 1000 Befragten würde sich nur jeder dritte eine Gehaltserhöhung geben, was wie schon so oft wieder einmal belegt, dass Geld nicht der entscheidende Faktor der Arbeitszufriedenheit ist. Vielmehr stehen mehr Kommunikation, bessere Aufgabenverteilung und flexiblere Arbeitszeiten ganz oben.

Was Mitarbeiter ändern würden

So richtig verwundert das auch nicht, denn letztlich finden wir hier nur in anderer Form die Aspekte wieder, welche seit Jahren immer wieder die Spitzenplätze in Sachen Arbeitsmotivation einnehmen: Ein gutes wertschätzendes  Verhältnis zu Chef (und Kollegen), eine interessante Aufgabe mit Gestaltungsmöglichkeiten und eine angemessene Work-Life-Balance, zu der auch die flexiblen Arbeitszeiten gehören. Man könnte auch sagen, die Mitarbeiter bleiben sich auch in dieser Befragung treu!

Schon eher besorgniserregend allerdings ist, dass nur 16% der Befragten mit der Arbeit Ihrer Führungsetage vollkommen zufrieden sind. Und da hinlänglich bekannt ist, dass die Unzufriedenheit mit dem unmittelbaren Vorgesetzen einer der häufigsten Kündigungsgründe ist, zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, dass Führungskräfte ständig auch an sich selbst arbeiten. Natürlich ist das Spannungsfeld aus Zeitbedarf für Mitarbeitergespräche und Aufgabenvielfalt nicht wegzudiskutieren, dennoch an seiner Selbstorganisation, den richtigen Prioritäten und seinen kommunikativen Kompetenzen kann jede Führungskraft arbeiten. Als Führungskraft lernt man halt nie aus – die Mitarbeiter zeigen es immer wieder auf.

Was uns die simple Mathematik über Führungsinvestitionen lehrt

Schon in meiner Zeit als Bankvorstand hat es mich immer fasziniert, wie scheinbar einfach doch Entscheidungen über Sachinvestitionen waren. Da konnte man meistens die Amortisationsdauer oder die Investitionsrendite perfekt berechnen und so ging es oft ganz schnell – Daumen hoch oder Daumen runter. Ein simples Beispiel eines Geldautomaten (um ein typisches Bankerbeispiel zu bemühen): rentiert sich ab xx Verfügungen, ist das realistisch? Ja, also machen wir den. Entscheidungsdauer? Seien wir großzügig – fünf Minuten.

Ganz anders die Entscheidungen über Investitionen in Menschen, also z.B. Fortbildungsmaßnahmen. Lohnt sich das wirklich? Wie kann man das messen? Wird überhaupt etwas von dem Gelernten umgesetzt? Das kennen wir doch, kurzer Impulseffekt, dann kehrt nach jeder Schulung die alte Gewohnheit wieder ein. Also, soll man tatsächlich in Menschen investieren?

Ich habe da eine klare Antwort: JA!

Das war schon als Bankvorstand mein wichtigstes Betätigungsfeld und ist es bis heute. Nun fragen Sie sicher warum bin ich da so sicher?

Dazu nur wenige Aspekte und eine kurze – ganz einfache – mathematische Betrachtung:

Erstens sind es am Ende immer die Menschen, die den Unterschied machen – nie etwas anderes. Oder gehen Sie in irgendein Geschäft, weil das Gebäude so schön ist, wenn die Mitarbeiter dort unfreundlich und inkompetent oder die Waren schlecht sind? Das gilt noch viel mehr im Dienstleitungsbereich – es sind immer die Menschen, die den Erfolg ausmachen, alles andere ist vielleicht notwendige, aber niemals hinreichende Bedingung.

Nun wissen wir aus unzähligen Forschungen zur Arbeitsmotivation ziemlich gut, was Menschen auf Arbeit zufrieden macht und zufriedene Menschen arbeiten besser. Auf die Einzelheiten will ich hier nicht weiter eingehen, nur soviel: ganz vorne steht u.a. immer wieder der Sinn der Aufgabe, ausreichende Gestaltungsspielräume  und das gute Verhältnis zum Chef und zu den Kollegen.

Alles Faktoren, die wesentlich von Führungskräften beeinflusst werden können, was zu der – keineswegs neuen, aber immer wieder verkannten – Erkenntnis führt, das insbesondere Führungskräfte über den Hebel zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit und damit mehr Mitarbeiterproduktivität verfügen. In einer Studie haben 80% der befragten Mitarbeiter, die ihrem Unternehmen gekündigt hatten, ausgeführt, sie verließen eigentlich gar nicht das Unternehmen, sondern nur ihren direkten Chef.

Studien belegen – zum Teil schon seit Jahrzehnten – auch ziemlich zuverlässig, dass letztlich die Führungskultur nachweislich einen signifikanten Einfluss auf die – in Deutschland übrigens extrem schlechte (z.B. Gallup 2013 nur 15% haben eine starke Bindung, 24% gar keine) – Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen hat. Denn mehr Identifikation erzeugt mehr Engagement sowie weniger Krankheitstage und damit mehr Produktivität und mehr Kundenzufriedenheit mit allen positiven Nebenaspekten wie Folgegeschäfte oder Empfehlungsbereitschaft. Immer wieder wurde in Studien dieses mehr an Produktivität in besseren Ergebnissen von ca. 30% nachgewiesen – jedes Jahr.

Wenn dem so ist, wird zumindest eine Investition in Führungskräfte dem Grunde nach rechenbar. Nehmen wir simpel an, der der Output liege bei 100 Einheiten p.a., so dass nach 10 Jahren 1000 Einheiten erzielt sind.  30% mehr jedes Jahr: 1378 nach 10 Jahren – lohnt sich? Na klar!

Fazit: Investitionen in gute Führung lohnen sich nahezu immer und auch das ist inzwischen vielfach und von diversen Studienquellen belegt.

Auch die moderne Hirnforschung belegt diesen Aspekt nochmals deutlich. Für die Frage, wie schnell und erfolgreich neue Verhaltensmuster gelernt und (erfolgreich) umgesetzt werden können, ein immer wichtigerer Faktor in unserer modernen Arbeitswelt, kommt es besonders auf das emotionale Engagement an (Drath, 2015). Wer aber schafft das emotionale Engagement der Menschen? Na klar, das wissen Sie jetzt sofort – die Führungskräfte.

Zum Abschluss noch eine kurze Betrachtung dazu, in was man denn investieren soll, schließlich gibt es doch viele Führungskonzepte und noch dazu immer neue und vor allem immer komplexere. Mir steht nicht zu sagen, was gut ist und was schlecht. Mir fallen nur immer wieder zwei Aspekte besonders auf:

Zum einen kommt oft der freudige Moment: “Hurra, ab morgen bin ich Chef!” Das Handwerkszeug wurde aber leider nicht vermittelt und ist – gerade im Mittelstand – auch nicht vorhanden. Woher auch, wenn bisher nicht geführt wurde? “Learning by doing” reicht dann schlicht nicht aus – experimentieren an Menschen gestattet nur sehr begrenzt Fehler und Misserfolge. Ohne Frage kann man Führung lernen, gerade im Grundlagenbereich von Motivation und Kommunikation. Die Investition in neue Führungskräfte ist Pflicht.

Für den zweiten Aspekt, den ich immer wieder als nahezu den größten aller Hebel erlebt habe, möchte ich es mit einem Zitat des von mir sehr geschätzten Alfred Herrhausen belassen, weil damit eigentlich alles gesagt ist:

Selbstführung

Wo auch immer Sie für sich anfangen wollen – viel Erfolg!

EduAction Erklärung – ZukunftsBildung jetzt gestalten

Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten, darunter Prof. Malik und Prof. Hüther, dessen sehr verständlich vermittelte Erkenntnisse aus der Hirnforschung ich seit längerem mit besonderem Interesse verfolge, haben auf dem EduAction Bildungsgipfel Anfang Juli eine sehr interessante Erklärung zu sinnvollen Bildungsreformen veröffentlicht.

Ich kann diesen fünf Empfehlungen viel abgewinnen und wir alle sind aufgefordert, einen Beitrag für eine zukunftsgerechte Bildung auf der Welt zu leisten. Dies nicht zuletzt, weil damit zahlreiche Krisenfaktoren bekämpft werden können.

Natürlich ist allen voran die Politik gefordert – sich aber zurückzulehnen und darauf zu warten, dass von dieser Seite “etwas passiert”, greift zu kurz. Wenn wir alle unterstützen und überlegen, welchen Beitrag jeder von uns leisten kann, wird die Erfolgswahrscheinlichkeit sicher ein gutes Stück größer.

Machen Sie mit!

Die EduAction Erklärung als pdf finden Sie hier:

EduAction Erklärung 2016

 

 

Immer mehr Change Projekte mit immer weniger Erfolg…

Eine interessante Studie veröffentlicht managerSeminare in seiner aktuellen Ausgabe August 2016.

Beeindruckend ist schon die Tatsache, dass offenbar in 95% aller deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten mindestens ein Change Projekt stattgefunden hat.

Dabei ist der Erfolg dieser Projekte gemäß der von der Unternehmensberatung Mutaree zusammen mit der Bundeswehruniversität München durchgeführten Studie in den letzten sechs Jahren dramatisch zurückgegangen.

Changeerfolge

Das verwundert eigentlich nicht, denn immer mehr Veränderungen in immer kürzeren Zyklen müssen irgendwann die meisten Menschen zwangsläufig überfordern.

Wie beschrieb es schon vor Jahren der Organisationsforschen Prof. Peter Kruse: Aus einem Zustand der Stabilität über einen Veränderungsprozess (Instabilität) zu einer neuen Stabilität. Wenn Veränderung an Veränderung gereiht wird, dann gibt es diese Stabilität für die Menschen nicht mehr – mit allen negativen Konsequenzen.

Fazit der Studienautoren: Neue Vorgehensweisen mit weniger Hierarchien und mehr Eigenverantwortung der Beteiligten sind erforderlich. Damit das gelingt, müssen Veränderungsprozesse noch bewusster gesteuert werden.

Dem kann man sicher nur zustimmen – ich würde allerdings noch gerne ergänzen: Zu begrüßen wäre auch ein intensiverer Überlegungsprozess im Vorfeld, ob es jede Veränderung überhaupt oder zumindest wirklich zu diesem Zeitpunkt braucht. Weniger ist manchmal mehr, denn jeder Change bindet enorme Ressourcen, die für andere Dinge nicht zur Verfügung stehen, z.B. den Kunden… um nur diesen Aspekt anzusprechen.

(Quelle: managerSeminare, Heft 221, August 2016)