Es war keine leichte Entscheidung – Fussball war immer Teil meines Lebens, seit ich 17 Jahre alt war. Erst als Schiedsrichter, dann als Fan meines Sohnes, dann wieder als Schiedsrichter und in den letzten Jahren als Schiedsrichterbeobachter. Falls Sie nicht genau wissen, was die Aufgabe eines Beobachters ist: Das sind Menschen, die sich Spiele ansehen, den Schiedsrichter bewerten und ihm durch Coaching helfen, noch besser zu werden. Seit November ruht der Ball und ich habe jetzt acht Monate ohne Fussball verbracht. Und – mir fehlt nichts.
Wie jedes Jahr steht im Juni die Frage an, ob ich weitermachen möchte. Dies bislang nie eine Frage war. Doch diesmal ist das plötzlich anders. Ich müsste noch einiges an online-Material bearbeiten, der jährliche Regeltest steht an und ich sollte mich mal wieder mit Regelfragen beschäftigen. Ich sollte, ich müsste – ich will nicht mehr!
Ich möchte den Gedanken für diesen Beitrag gerne vom Fußball lösen, weil es mir auf die konkrete Entscheidung für diesen Impuls nicht ankommt. Für mich kommen in Sachen Fußball viele Dinge zusammen und ganz oben steht sicher ein Identifikationsverlust mit diesem Sport insgesamt.
Ich merke wie schön es ist, frei zu sein – tun und lassen zu können, was ich will. Keine Verpflichtungen, schon gar nicht am Wochenende. Vielleicht möchte ich noch einmal etwas ganz Neues anfangen? Ich weiß noch nicht was, aber ich spüre einen noch unbestimmten Drang irgendwohin. Etwas Neues könnte ich auch beginnen, ohne mit Fussball aufzuhören, aber das würde bedeuten Zeitknappheit herzustellen, denn Zeit ist immer nur im gleichen Maße vorhanden. Frei sein fühl sich so gut an, Zeit haben für Neues auch. Und, es fühlt sich so ganz anders an als mir Zeit für Neues zu nehmen.
Fällt mir diese Entscheidung leicht? Nein, natürlich nicht. Es ist der letzte Abschied, den ich von einem Hobby, das fast mein ganzes Leben geprägt hat, nehmen kann. Mehr als drei Monate geht mir diese Frage, ob ich aufhören soll, nun durch den Kopf. Ich habe es mir also nicht leicht gemacht, aber es fühlt sich richtig an.
Nun zu Ihnen: Womit können Sie aufhören, um sich von Dingen zu befreien, die Sie schon lange nicht mehr glücklich machen? Womit würden Sie gerne anfangen? Was würden Sie gerne ausprobieren in Ihrem Leben, aber bisher ist es immer am “Zeit nehmen müssen” gescheitert? Was wollten Sie schon immer tun, wenn Sie Zeit “hätten”?
Ich sage Ihnen, es wird niemand kommen und Ihnen Zeit geben. Sie können trotzdem Zeit haben, wenn Sie lernen aufzuhören und auszumisten mit Dingen, die Sie in Ihrem Leben nicht mehr glücklich machen. Und wenn Sie es auch spüren, dieses “eigentlich sollte ich, aber…” – dann tun Sie es!
Es fällt Ihnen schwer? Ja sicherlich und das ist auch gut und richtig, denn Sie sollen nicht leichtfertig etwas über Bord werfen, sondern sehr bewusst und reflektiert. Sie werden merken: “Wenn die Entscheidung getroffen ist, sind die Sorgen vorbei.”
Vorab: Auch in dieser Woche möchte ich Sie herzlich einladen mitzudiskutieren. Ihre Meinung ist gefragt!
Wie letzten Samstag avisiert, möchte ich heute ein paar Gedanken auf die Frage verwenden, wie die Corona-Krise unser aller Privatleben vielleicht verändern wird. Schon letzte Woche, als ich die gleiche Fragestellung in Bezug auf die Arbeitswelt gestellt habe, hatte ich viele Fragen und wenige Antworten. So ist es auch heute – deshalb: diskutieren Sie mit!
In einem der unzähligen TV-Berichte zur Corona-Krise, die ich weitgehend bewusst meide, sah ich diese Woche eine Karte, die den Flugverkehr am Welthimmel abbildete. Links vor Corona und rechts aktuell – es war kaum zu glauben, die eine Karte wirkte schwarz, die andere gelb. Fast flächendeckend waren die durch gelbe Punkte gekennzeichneten Flugzeuge am Himmel vor Corona – ein sehr beeindruckendes Bild. Was fällt Ihnen auf? Der Himmel ist viel klarer? Es ist viel ruhiger – kaum ein lärmendes Flugzeug donnert über unsere Köpfe hinweg (und wir wohnen eigentlich nicht weit ab einer der Einflugschneisen zu Hamburg Airport).
In einem anderen Bericht sah ich Bilder aus Venedig – klare Kanäle, der Blick auf den Boden und die Fische wieder möglich.
Wenn es einen Gewinner der Krise gibt, dann ist es die Natur, die spürbar und sichtbar durchatmet – ganz ehrlich: großartig!
Wie wird das nach der Corona-Krise sein? Werden wir wieder zum Shopping nach Rom fliegen – morgens hin und abends zurück, weil das so hip ist? Drei Tage New York, vor allem um neue Jeans zu kaufen? Machen wir so weiter? Urlaub ist nur Urlaub, wenn er möglichst weit weg ist? Ich will Marathon laufen, aber bitte nicht vor der Tür, sondern überall auf der Welt. Ein ehemaliger Kollege von mir lief sogar im ewigen Eis. Muss das alles sein oder kehrt Besinnung ein? Ich weiss es nicht, aber ganz ehrlich, ich würde es mir wünschen.
Ich muss jeden morgen Krankengymnastik für meinen Rücken machen – der tägliche Begleiter: das Radio und nimmt oft die meiste Zeit, der Verkehrsfunk ein. Im Hamburger Randgebiet lebe ich jetzt 20 Jahre – eine Zeit ohne Staus rund um die Hansestadt gab es nie. Plötzlich geht das, kaum noch Staumeldungen – großartig.
Natürlich, vieles ist Berufsverkehr und damit habe ich mich letzte Woche beschäftigt, aber das ist nur ein Teil. Wie viel Auto brauchen wir wirklich? Ich weiss es nicht. Ich für meinen Teil, finde schön länger mein Auto dann am schönsten, wenn ich nicht darin sitzen muss. Reisen ist mir -inzwischen- eine reine Last, egal mit welchem Verkehrsmittel. Mir fällt es daher leicht, zu Hause zu sein. Wie ist das für Sie? Wie wird sich das insgesamt entwickeln? Werden wir alle wieder viel mehr zu schätzen wissen, was wir in naher Umgebung haben. Spazierengehen und Radfahren, statt den Sonntagsausflug mit dem PKW zu machen? Ich weiss es nicht.
Noch ein Gedanke passend zum Leitspruch diese Beitrages: Was fehlt Ihnen eigentlich wirklich? Ist das nicht eine spannende Frage, die wir uns alle stellen sollten? Was brauchen wir wirklich und was war eigentlich schon lange Ballast und wir haben es nur gemacht, weil wir es schon immer tun? Was haben wir noch nie gemacht, aber jetzt war plötzlich Zeit dafür? Sie haben es ausprobiert und es war toll? Was hat wieder einen ganz neuen Stellenwert bekommen und sollte diesen auch behalten? Gute Gespräche vielleicht, Spiele in der Familie, der gemütliche Videoabend, das Telefonat mit dem besten Freund?
Was fehlt Ihnen wirklich – jetzt ist die Zeit, auf die innere Stimme zu hören und sich zu fragen: Weiter so wie vorher oder Neuanfang?
Ich war Zeit meines Lebens ein vielseitig interessierter Sportfan, immer selbst aktiver Sportler, 16 Jahre Fußballschiedsrichter, seit 40 Jahren Fan der einzig wahren Borussia am Niederrhein. Ich war bei WM-Endspielen der Eishockey-WM, bei Handballspielen und natürlich oft in Fußballstadien. Noch bis vor kurzem war ich quasi jedes Wochenende als Schiedsrichterbeobachter auf irgendeinem Fußballplatz. Sportschau war Pflichttermin am Samstagabend. Nichts davon findet gerade noch statt und -ganz ehrlich- ich vermisse auch nichts davon. Und, ich bin total dankbar für diese Erfahrung, die ich ohne Corona nie gemacht hätte. Offenbar habe ich vieles nur noch gemacht, weil ich es halt immer gemacht habe – Routine nennt man das wohl. Ich habe gerade so viel Zeit wie nie in meinem Leben – wunderbar!
Welche Konsequenzen ich daraus ziehe? Weiß ich noch nicht, ich suche noch “das Neue”, das ich beginnen will. Reaktiviert habe ich z.B. meine Tischtennisplatte, vor allem aber merke ich, dass ich vielmehr als vorher den Moment genießen kann: Die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht, das Summen der Insekten im Baum, die Vögel in meinem Garten. Mehr einfach “sein”, als immer etwas “müssen” – und damit meine ich vor allem, das was ich mir selber meine auferlegen zu müssen.
Vielleicht geht es ja vielen Menschen gerade so? Wir “müssen” viel weniger, als wir gemeinhin glauben, wir dürfen viel mehr sein – glücklich und zufrieden auch mit kleinen Dingen. Ist das eine Veränderung, die die Krise mit sich bringt oder kehrt “höher, schneller, weiter und vor allem mehr” bald wieder uneingeschränkt zurück?
Was haben Sie neu begonnen, was reaktiviert, was wollen Sie aufhören?
Man könnte wohl noch viele Gedanken anfügen, aber ich will hier enden. Diskutieren Sie mit, ich freue mich auf Ihre Meinungen.
Meine Impulse sollen Sie in der Regel zum Nachdenken anregen und bieten Ihnen eine Hilfestellung zur Selbstreflexion an. Heute möchte ich Sie eher einladen, miteinander ins virtuelle Gespräch zu kommen – besondere Zeiten, andere Impulse.
“Die Welt nach Coarona wird eine andere sein.”
Vielleicht geht es Ihnen wie mir und Sie haben diesen Satz jetzt schon (sehr) oft gehört. Dass er richtig ist, dürfte außer Frage stehen. Die entscheidende Frage aber ist, was wird sich ändern? Und diese Frage stellt sich gleich doppelt, denn sie gilt sowohl für das Berufs- als auch das Privatleben.
Deshalb möchte ich diesen Impuls teilen, heute das Berufsleben und nächsten Samstag dann das Privatleben.
Ich weiß nicht, was sich wirklich verändern wird. Ich lese zwar immer häufiger Artikel von Menschen, die mir da offensichtlich weit voraus sind und schon genaue Vorhersagen machen können – ich will mir das keinesfalls anmaßen.
Was werden die Unternehmen aus der Corona-Pandemie lernen? Ein paar Gedanken:
Globalisierung – lange fast glorifiziert, heute unzweifelhaft erreicht und das Virus zeigt uns ziemlich deutlich die Folgen. Egal, wo auf der Welt eine größere Krise ausbricht, sie erreicht uns. Abschotten geht nicht mehr, das wird sehr deutlich. Plötzlich keine Waren mehr aus Fernost – plötzlich nicht mehr handlungsfähig, auch das wird klar. Mögliche Lehren: Es kann uns nicht egal sein, was irgendwo auf der Welt passiert, “die da in…” ist kein erfolgsversprechender Denkansatz – auch nicht in der Politik, in der einige “Staatsmänner” damit gerade verstärkt unterwegs sind. Produktion in Fernost ist billig, aber gäbe es viele Waren nicht auch lokal? Ist “Geiz ist geil” wirklich noch die Philosophie der Zukunft? Wollen wir wirklich immer nur darauf schauen, dass es möglichst billig ist?
Virtuelle Teams vs. persönliche Zusammenarbeit – das ist für mich einer der besonders spannenden Aspekte. Was werden die Unternehmen lernen? Im Moment haben wir Home-Office wie noch nie und damit auch Führung auf Distanz wie noch nie. Und funktioniert doch – machen wir in Zukunft viel mehr!? Oder: wie schrecklich, es gibt keine persönlichen Begegnungen mehr, das persönliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen, jetzt merken wir erst, wie wertvoll das ist. Werden Führungskräfte sich in Zukunft besinnen, mehr Zeit in Gespräche mit ihren Mitarbeitern zu investieren? Oder werden wir doch noch viel technischer und bald führt eine virtuelle Führungskraft a la Alexa? Auf jeden Fall scheint die Krise auch einen “Kompetenzregen” mit sich gebracht zu haben – wer nicht plötzlich alles Experte für virtuelles Arbeiten ist, Online-Guru, Videoexperte usw. Ich werde gerade mit Angeboten zugemüllt, anders kann ich das nicht mehr nennen. Dabei erreichen mich Angebote von Menschen, von denen ich genau weiß, dass sie vor wenigen Wochen nahezu nicht online gearbeitet haben. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich auf all die Email-Verteiler gekommen bin, die täglich Newsletter mit “Ich kann Dich online machen”-Müll in mein Postfach spülen. Dahinter aber steht für mich vor allem die Frage: Besinnen wir uns alle, kleine wie große Unternehmen, auf das, was wir wirklich können? Liefern wir in Zukunft noch mehr Qualität oder verkaufen wir irgendetwas, Hauptsache verkauft? Krisenmodus oder Glaubwürdigkeit?
Reisen – auch so ein Thema mit aktuell großen Veränderungen. Es ist so ruhig am Himmel, wo sonst jeden morgen diverse Flugzeuge über meinen Kopf gen Hamburg Airport jagen. In den letzten Jahren habe ich viele Manager kennengelernt, die quasi nur auf der Straße waren. Und ich meine nicht Führungskräfte, die etwa im Umkreis von 50 KM mehrere Filialen führen und dadurch auch viel auf der Straße sind. Nein, ich meine eher Menschen, die Kunden oder Standorte in 4-5 Bundesländern verantworten und ca. 80000 KM im Jahr meist telefonierend im Auto verbringen, die zweimal die Woche zwischen Standorten hin- und herfliegen oder mit dem Mantel über dem Arm abgehetzt gerade noch den letzen Zug erwischen und das auch nur, weil dieser verspätet ist. Wird das alles bald genauso weitergehen wie bis vor wenigen Wochen? Oder nicht? Werden wir Regionen sinnvoller schneiden, virtuelle Führungsinstrumente da einsetzen, wo sie wirklich sinnvoll sind, werden wir Mitarbeitern mehr Freiräume, Verantwortung und Entscheidungsspielräume geben, damit Führungskräfte weniger reisen müssen. werden wir (endlich!) überlegen, welche Meetings überhaupt sinnvoll sind oder auch schlicht ersatzlos entfallen können, ohne dass wir einen Qualitätsverlust erleiden? Wohin wird die Wirtschaftswelt zurückkehren? Mehr vom Gleichen oder doch anders und sinnvoller? Und was macht die aktuelle Zeit mit den Menschen und ihren Prioritäten? Noch mehr Power auf Karriere und Beruf oder doch viel mehr Ausgleich und Nachdenken, wofür ich wirklich zur Verfügung stehe?
Vergütungsfragen – ein letzter kurz gehaltener Gedanke. Viel diskutiert wird aktuell ja auch die Frage, wer gerade die Welt “am Laufen hält”. Es sind weit überwiegend die Berufe, die bei uns eher schlecht bezahlt werden und ein niedriges soziales Ansehen genießen. Ist die Krise der Auftakt eines nachhaltigen Umdenkens? Kommen wir dahin, dass Menschen alle gleich wichtig sind, egal welchen Beruf sie ausüben? Kommen wir dahin, dass Menschen von ihrem Gehalt angemessen leben können, egal welchen Beruf sie ausüben und nicht mehr zusätzlich zum Vollzeitjob entweder einen Nebenjob oder staatliche Unterstützung benötigen? Man darf gespannt sein, denn mehr zu verteilen wird es nach der Krise eher nicht geben. Also wird Umverteilung einen Lösungsansatz bieten, was aber heißt, dass auch einige abgeben müssen, damit andere mehr bekommen. Millionengehälter für Top-Manager, die unglaublich hohe Verantwortung tragen – gerechtfertigt oder nicht mehr? Noch viel mehr Millionengehälter für Spitzensportler in einigen wenigen Sportarten, die dann oftmals auch noch zweifelhafte Vorbilder abgeben – vorbei oder nur auf Pause? Lassen wir es für heute so stehen.
Es gibt sicher noch viele weitere Aspekt im Berufsleben, die man aufgreifen könnte, aber ich möchte ja kein Buch schreiben und ich bin auch kein Philosoph. Vielleicht fügen ja Sie weitere Aspekte in den Kommentaren hinzu. Ich bekenne aber ganz offen, dass viele Fragen gerade durch meinen Kopf schwirren und ich habe keine Antworten. Ich habe vielleicht Hoffnungen, aber vor allem habe ich tatsächlich Fragen -ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Die Veränderungen, die sich in unserem Privatleben abzeichnen, könnten ebenso vielfältig sein und daher werde ich sie nächsten Samstag aufgreifen.
Ich lade Sie ein: Diskutieren Sie mit? Wie erleben Sie die Krise? Was geht Ihnen durch den Kopf? Haben Sie schon eine klare Meinung oder wie ich eher Fragen? Sich selbst zu reflektieren kann sehr sinnvoll sein, mit anderen gemeinsam zu reflektieren ebenfalls.
Machen Sie mit!
Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ein schönes Wochenende!