Der MP Impuls zum Wochenende

Vielleicht kennen Sie das auch: Sie bekommen ein Geschenk und es ist so zauberhaft schön verpackt, dass Sie sich kaum trauen, die Verpackung aufzureißen. ‚Wow‘, denken Sie wie wunderbar der Schenker das verpackt hat – großartig, ein kleines Kunstwerk.

Sie erinnern sich vielleicht, dass Sie nicht so ein Talent haben, wenn es um das Einpacken von Geschenken geht. Ein schmales Buch, das geht ja gerade noch, weil die Kanten gerade sind und der Teil, der jetzt hochgebogen und verklebt werden muss, kurz ist. Aber es fallen Ihnen auch die Dinge ein, die nicht so eine verpackungsfreundliche Form hatten und Sie denken daran, wie Sie mit ihnen „gekämpft“ haben. Je mehr sich das Papier wehrte in Form zu bleiben, desto energischer wurden Ihre Bemühungen mit Klebeband und Bindfaden. Wahrscheinlich kam es schnell zu ersten Rissen im Geschenkpapier, die energisch mit Tesafilm korrigiert wurden. Am Ende gab es viel Geknitter, die Klebebandrolle war fast leer und Ihr Werk war nicht schön, aber einzigartig. ‚Immerhin habe ich es selbst gemacht‘, war vielleicht ihr beruhigender Gedanke und schließlich wird das Geschenk ja eh nur eingepackt, um vom Beschenkten wieder ausgepackt zu werden.

Fast jeder, dem ich diese kleine Episode erzähle, muss dabei schmunzeln, weil wir nahezu alle, eine solche Begebenheit schon einmal erlebt haben oder uns vorstellen können. Auf das Vorstellen müssen dabei diejenigen zurückgreifen, die zu den Verpackungskünstlern gehören und die „Kunstwerke“ erstellen, die zum Auspacken fast zu schade sind. Diese Menschen haben aber nahezu alle schon mal ein Präsent geschenkt bekommen, das in der oben beschriebenen Art und Weise verpackt war. Sie kennen die Situation also auch.

Die Geschichte ist banal und bietet dennoch für den Zweck der Selbstreflexion wunderbare Möglichkeiten. Dabei eröffnet sie gleich mehrere Denkrichtungen und ich biete Ihnen diese an. Sie können dann wählen, in welche Richtung, Sie intensiver nachdenken möchten.

  1. Sie haben die Wahl: Sie sind mit dem „Knitterergebnis“ zufrieden und entscheiden sich, dass es auch beim nächsten Mal ruhig wieder so ein Verpackungsergebnis geben darf. Schließlich wird es eh ausgepackt, also „Haken dran“. Treffen Sie diese Entscheidung, dann ist für Sie ohnehin alles gut. Und bevor Sie vielleicht überlegen, ob es wirklich so einfach sein darf: Natürlich darf es so einfach sein!
    Vielleicht kommen Sie aber auch zu dem Entschluss, dass Sie beim Geschenkeverpacken besser werden müssen. So hässliche Geschenke möchten Sie in Zukunft nicht mehr übergeben! Die erste Frage, die Sie dann zu beantworten ist, lautet: Welche Kompetenzen müssen Sie verbessern? Vielleicht müssen Sie kreativer werden und mehr Ideen entwickeln, wie eine passende Verpackung aussehen könnte? Vielleicht müssen Sie eine bessere Fingerfertigkeit entwickeln, um besser falten zu lernen? Vielleicht müssen Sie aber auch lernen, Hilfen in Anspruch, weil der nächste „Verpackungskünstler“ eigentlich gleich nebenan gewesen wäre, Sie sich aber keine Blöße geben wollten?
    Die erste Reflexion lautet also: Womit sind Sie zufrieden und wo wollen Sie besser werden? Und wenn Sie besser werden wollen: Welche Kompetenzen müssen dafür weiter ausbauen?
  2. Vielleicht hätten Sie ja auch die Vorbereitung Ihres Verpackungsvorganges verbessern können, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen. Auf welche Ressourcen hätten Sie zurückgreifen können? Den „Verpackungskünstler“ nebenan haben wir ja schon im letzten Absatz angesprochen. Wenn Sie ihn nicht bitten wollten, das Geschenk für Sie einzupacken, so hätten Sie ja vielleicht nach Tipps fragen können. Diese Tipps hätten Sie vielleicht auch im Internet oder einem Buch gefunden. Auch beim Verpackungsmaterial hätten Sie sich vorher Gedanken machen können. Vielleicht wäre eine schöne Schachtel besser gewesen als das billigste Geschenkpapier?
    Die zweite mögliche Reflexion lautet also: Auf welche Ressourcen können Sie zurückgreifen? Wer verfügt gegebenenfalls über diese Ressourcen? Wie können Sie mit diesem jemand in Kontakt treten und ihn überzeugen, Ihnen diese Ressourcen bereitzustellen?
  3. Vielleicht hätte es auch ganz andere Möglichkeiten gegeben, anstatt das Geschenk einzupacken? Hätten Sie es beim Lieferanten einpacken lassen können (Geschenkservice)? Oder hätten Sie es einfach unverpackt schenken können, weil Verpackungsmüll ohnehin eines unserer aktuellen Umweltprobleme ist? Hätte der Empfänger des Geschenks ein unverpacktes Geschenk vielleicht sogar begrüßt?
    Die nächste Reflexion könnte also lauten: Ist das, was Sie tun überhaupt notwendig bzw. sinnvoll? Gibt es Alternativen, die vielleicht in Frage kommen, an die Sie aber aus Gewohnheit gar nicht gedacht haben? Wo handeln Sie einfach aus Routine und was könnten Sie auch mal anders machen?
  4. Ein letzter Gedanke: Manchmal ist es eigentlich gar nicht das Ergebnis, in diesem Fall also das mehr schlecht als recht verpackte Geschenk, welches uns im Nachhinein ärgert. Es ist eher die Tatsache, dass wir mal wieder den Weg des geringsten Widerstandes gegangen sind und dann akzeptiert haben, was halt dabei herauskam. Wir haben gar nicht nachgedacht, sondern einfach getan. Hauptsache schnell fertig damit, egal wie es aussieht.
    Die vierte Reflexion könnte also lauten: Wo gehen Sie zu oft den Weg des geringsten Widerstandes, was bewirkt das und wollen Sie es ändern?

Was mit einer scheinbar banalen Geschichte begann, liefert so viele Chancen, uns selbst zu reflektieren. Vielleicht fallen Ihnen auch noch weitere ein.

Sie haben jetzt die Wahl, in welche Richtung möchten Sie weiterdenken?

Ich wünsche ihnen viel Freude dabei und natürlich ein schönes Wochenende!

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