Der MP Impuls zum Wochenende

Ob wir es wollen oder nicht, altern ist ein Teil unseres Lebens – wir altern jeden Tag. Altern ist übrigens nicht zu verwechseln mit alt werden – das ist ein Privileg, denn viele Menschen auf dieser Welt werden nicht alt, sondern sterben leider schon sehr jung.

‚Danke, reicht schon als Impuls‘, sagt gerade die innere Stimme zu Ihnen? So ging es mir auch, als ich diesen Impuls geschrieben habe.

Doch nun habe ich ja schon mal angefangen und deshalb möchte ich Sie noch fragen, ob sie auch die zwei unterschiedlichen Typen von alten Menschen kennen? Bestimmt kennen sie die!

Es gibt die Menschen, von denen wir nach einem Gespräch meist denken: ‚Was für ein alter Griesgram.‘ Sie nörgeln an allem herum, sind unzufrieden, hadern mit ihrem Schicksal, mit den „Zipperlein“ des Alters und dem Alter überhaupt. Begegnungen mit solchen Menschen kosten viel Kraft und sind wahre Energieräuber. Meist denken wir nach einer solchen Begegnung: ‚Hoffentlich werde ich nicht so, wenn ich einmal alt bin.‘

Dann gibt es die anderen Alten, bei denen man das Gefühl hat, dass sie jeden Morgen dem Tag zunächst den Stempel „THE BEST IS YET TO COME“ aufdrücken und dann auch genauso handeln. Sie genießen es, keine Verpflichtungen mehr zu haben, sie haben Hobbys und nehmen sich die Zeit dafür, sie können genießen und tun das ausgiebig. Sie probieren Neues aus und oft genug sich dabei Dinge, wo wir uns sagen: „Donnerwetter, also in dem Alter…“. Auch diese Menschen haben „Zipperlein“, aber sie denken nicht darüber nach und schon gar nicht lassen sie sich davon „runterziehen“. Sie fühlen sich deutlich jünger als sie es kalendarisch tatsächlich sind. Nach Begegnungen mit solchen Menschen haben wir in der Regel nur einen Gedanken: „So möchte ich auch alt werden!“

Dazu kann ich Ihnen nur raten, denn damit erhöhen Sie Ihre Lebenserwartung! Der Effekt des „sich jünger Fühlens“ ist vielfach erforscht worden.

Deutsche über 70 fühlen sich im Schnitt 13 Jahre jünger, als sie es tatsächlich sind. Dies zeigt Wirkung, denn die eingebildete Jugendlichkeit wirkt nachweislich lebensverlängernd.

Eine der größten Studien zu diesem Thema wurde bereits 1988 in Finnland durchgeführt. Von den mehr als 1000 seinerzeit befragten Senioren fühlten sich 37% jünger als sie es tatsächlich waren, nur 13% fühlten sich älter. 13 Jahre später untersuchten die Forscher die Auswirkungen dieser Gedanken auf die Sterblichkeit der Studienteilnehmer. 60% der befragten Männer und 48% der befragten Frauen waren in der Zwischenzeit gestorben. Als Ergebnis zeigte sich jedoch, dass diejenigen, die sich älter gefühlt hatten, deutlich früher gestorben waren, als diejenigen die sich eingebildet hatten, jünger zu sein. Die Forscher neutralisierten auch den Effekt bestehender Krankheiten, Depressionen oder Demenz, also der Faktoren, die ohnehin zu einem höheren Sterberisiko geführt hatten. Zwar schmolz der Langlebigkeitsvorteil etwas ab, blieb jedoch in großen Teilen bestehen. Sich jünger zu fühlen, zeigte sich damit als ein valider Vorhersagefaktor dafür, ob man länger leben würde.

Der positive Effekt von Jugendlichkeitsgefühlen und Altersfrohsinn ist inzwischen vielfach bestätigt worden. Im amerikanischen Ohio konnten Forscher in einer Langzeitstudie sogar errechnen, dass Senioren mit positiven Bildern vom eigenen Altern ganze siebeneinhalb Jahre länger leben, als die Pessimisten, die negative Bilder des eigenen Altwerdens im Kopf haben. Die Ergebnisse galten sogar unabhängig von Krankheiten, Einkommen oder Geschlecht. Die Effekte positiver Gedanken sind damit weit stärker als die Effekte regelmäßigen Sports oder einer cholesterinarmen Diät. In entsprechenden Studien zeigten sich auch hier positive Effekte auf die Lebenserwartung, diese wurden jedoch nur auf vier Jahre taxiert. Sie liegen damit etwa um die Hälfte niedriger als die positiven Auswirkungen unserer Gedanken.

Es bewahrheitet sich also wieder einmal mehr: Unser Denken beeinflusst unser Erleben und unser Wohlergehen, in diesem Fall sogar unsere Lebenserwartung und das erheblich!

Sie kannten diese Zahlen nicht?

Jetzt kennen Sie sie und haben die Wahl – optimistisch dem Alter entgegen, Neues ausprobieren, Spaß haben, nicht hadern, sondern das Leben genießen! Und das dann auch noch länger und umgeben von Menschen, die viel lieber mit Ihnen ihre Zeit verbringen, als wenn Sie nörgelnd, griesgrämig und ständig unzufrieden sind. Ist das nicht eine schöne Vorstellung?

Dazu passend fallen mir noch ein paar schöne Zeilen aus einem Lied ein, dass Sie sicher kennen:

Und am Ende der Straße steht ein Haus am See.
Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg.
Ich hab 20 Kinder, meine Frau ist schön.
Alle komm’n vorbei, ich brauch nie rauszugehen.

Hier bin ich gebor’n, hier werd ich begraben.
Hab taube Ohr’n, ‘nen weißen Bart und sitz im Garten.
Meine 100 Enkel spielen Cricket auf’m Rasen.
Wenn ich so daran denke, kann ich’s eigentlich kaum erwarten.

aus: Haus am See, Peter Fox

Was auch immer Ihr Bild des Alters ist, malen Sie sich ein farbenfrohes, optimistisches Bild davon, sehen Sie sich selbst Spaß haben, glücklich sein und Neues ausprobieren. Und denken Sie an den Beginn dieses Impulses: Altwerden ist ein Privileg!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Samstagmorgen kurz nach 6. Wie an jedem Morgen gehe ich die Treppe hinunter und das Erste, was ich stets tue, ist die Verbindungstür in den Teil unseres Hauses zu öffnen, indem unsere Katze ihre Nacht verbringt. Sie hat drei Zimmer, in denen sie sich aufhalten kann, damit sie in der Nacht nicht durch das ganze Haus streift und auch damit sie sich sicher fühlt. Ich öffne die Türe und…, unsere Katze ist nicht da.

Unsere Katze ist immer da, wenn ich diese Türe öffne und das seit annähernd 10 Jahren. Außer im April letzten Jahres, da hatte sie eine schwere Erkrankung und etwa vier Wochen lang stand sie morgens nicht an der Tür, wenn ich die Treppe hinunterkam. Jeden Morgen suchte ich sie in irgendeiner Ecke der Räume, in der sie sich versteckt hatte. Ihre Kontaktfreudigkeit war gewichen, ihre Esslust auch. Schließlich bekamen wir dank der Hilfe unserer Tierärztin die Bauchspeicheldrüsenentzündung gut in den Griff und seitdem galt wieder: wenn ich die Türe öffne, ist unsere Katze da – heute nicht.

Sofort schossen mir die Gedanken durch den Kopf: Oh Gott, vielleicht ein Rückfall?! Ich lief durch die Zimmer und suchte sie, fand sie jedoch nicht. Wo kann sie sein?

Plötzlich hörte ich sie im Katzenklo scharren und atmete erleichtert auf – sie war gerade auf Toilette.

Es geht so schnell und plötzlich haben wir Gedanken im Kopf, die wir eigentlich nicht haben wollen. Wir denken an das Schlimmste und nicht an das vielleicht Naheliegendste oder gar an das Positivste.

Wenig später ärgerte ich mich: Warum reagierst du so ? Du wolltest doch viel gelassener bleiben, Abby (unserer Katze) passiert schon nichts. Leichter gesagt als getan.

So etwas haben Sie auch schon erlebt ? Ja, so etwas haben wir wahrscheinlich alle schon einmal erlebt und es ist auch ganz normal.

Was war passiert? Unser Gehirn nimmt ständig eine Prognose vor, was aus unseren Erfahrungswerten heraus wohl gleich passieren wird. Passiert das dann nicht, kriegen wir das, was wir einen Schreck nennen. Vielleicht haben Sie ja schon mal eine Treppenstufe verpasst, während Sie gerade eine Treppe hinabstiegen? Dann wissen Sie sofort, was ich meine. Es ist der gleiche Effekt.

Ein Hirnforscher würde Ihnen jetzt erklären, dass mit dem Schreck die Ausschüttung bestimmter Hormone verbunden ist und wir deshalb erstmal in ein Verhaltensmuster zurückfallen, in dem unsere logische Denkfähigkeit eingeschränkt wird und automatische Verhaltensmuster aktiviert werden. Die neurobiologischen Details ersparen wir uns an dieser Stelle.  So war das auch bei mir. Meine Automatik lautete: oje, die Katze liegt sicher krank in irgendeiner Ecke. Ich muss sofort nach ihr suchen. Zum Glück eine Fehleinschätzung.

Die Hirnforschung hat uns in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse gebracht. Eine davon ist, dass wir nach Glücksmaximierung und Schmerzvermeidung streben. Wenn wir so zusagen aus 10000 Meter Höhe auf unsere Gehirnaktivität schauen, dann verfolgt unser Gehirn nur diese zwei übergeordneten Ziele (neben der Erhaltung der lebenswichtigen Funktionen). Werden unsere Erwartungen, die wir gerade haben, nicht erfüllt, wird das Schmerzzentrum aktiviert und es kommt zur Ausschüttung der entsprechenden Hormone. Dies passiert, ob wir das wollen oder nicht. Es ist kein willentlicher und damit kein steuerbarer Prozess. Ich bin also völlig zu Unrecht mit mir so hart ins Gericht gegangen und habe mich geärgert, dass ich nicht viel gelassener reagiert habe. Meine Reaktion lag weitgehend außerhalb meiner Steuerungsfähigkeit.

Im Alltag begegnen uns solche oder ähnliche Situationen immer wieder. Sie passieren im Privatleben oder im Beruf. Aus unseren Erfahrungen heraus erwarten wir etwas, weil es immer so war, und plötzlich passiert etwas ganz anderes. Das bringt sofort unser Gedankenkarussell in Gang und in der Regel malen wir uns Szenarien aus, die deutlich schlechter sind als das, was dann tatsächlich eintrifft. Wir neigen dazu, uns auf das negative zu fokussieren und uns wilde Gedankenmodelle auszumalen, die meist in der Realität gar nicht zum Tragen kommen. Eine ganz menschliche und, wie wir inzwischen wissen, auch eine ganz natürliche Reaktion. Wenn unser Schmerzzentrum aktiviert wird und entsprechende Hormone ausschüttet, können wir nicht gleichzeitig positiv denken und sagen: „Ach wunderbar, es wird bestimmt noch viel besser sein, als ich das üblicherweise erwarten konnte!“ Das passt halt nicht zusammen.

Nun also Sie:

In welcher Situation wurden Sie schon einmal überrascht und das, was Sie erwartet haben, ist nicht eingetreten?

Wie ging es Ihnen damit und wie haben Sie reagiert?

Sind Sie auch mit sich ins Gericht gegangen und haben sich geärgert, dass Sie nicht positiver oder gelassener geblieben sind?

Nun ja, es ist so menschlich und vielleicht fällt es Ihnen nach dieser kleinen Geschichte leichter, mit sich selbst etwas weniger streng zu sein.

‚Kann man das denn üben, gelassener zu sein‘,  geht es Ihnen vielleicht durch den Kopf? Schließlich hört man doch so oft den Satz: Expect the unexpected!

Vielleicht kann man das üben – bis zu einem gewissen Punkt, aber wir bleiben halt immer Menschen und deshalb wird es auch immer diese Reaktionen geben, die wir nicht vollständig steuern können, weil sie außerhalb unseres bewussten Handelns liegen.

Ich finde: Das ist doch gut so und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.