Der MP Impuls zum Wochenende

„Langsam fällt mir wirklich die Decke auf den Kopf!“

„Wenn wir wenigstens mal wieder … könnten.“

„Es nervt einfach nur noch.“

Ist das auch die aktuelle Tonlage, wenn Sie mit Ihren Freunden und Bekannten sprechen? Es ist keine Frage, der neue Lockdown beginnt für uns alle mehr und mehr eine echte Belastungsprobe zu werden. Das gilt vor allem und in erster Linie für die betroffenen Unternehmen, die von Einschränkungen oder gar Schließungen betroffen sind. Doch das ist nur die eine Seite. In meinen Coachings gewinnt auch die private Seite zunehmend an Bedeutung.

Es ist diese dunkle und kalte Jahreszeit, die viele Menschen als schwierig empfinden. Diese Jahreszeit, in der besonders viele Kraft aus den Kontakten zu Freunden und Bekannten, aus Ihren Hobbies und den damit zusammenhängenden Begegnungen schöpfen. All das geht im Moment leider nicht.

Keine Fitnessstudios oder Schwimmbäder um sich fit zu halten, kein Breitensport, keine Kinos, keine Konzerte, ja aktuell nicht einmal mehr der Skatabend im Freundeskreis. Immer mehr Menschen thematisieren auch in meinen Gesprächen diese Einschränkungen und erleben sie als harte Belastungsprobe. Wohlgemerkt als Belastungsprobe zusätzlich zu allen beruflichen Einschränkungen oder den Kindern im Home-Schooling.

Dazu kommen die täglichen Meldungen, die die Unsicherheit weiter schüren. Immer neue Virusmutationen, konstant hohe Infektions- und Todeszahlen. „Ich habe es lange nicht wirklich als bedrohlich empfunden, das ist inzwischen anders.“, sagte erst vor ein paar Tagen einer meiner Klienten zu mir. Silberstreifen am Horizont sind vorhanden, aber die Zeitschienen sind unklar und für viele Menschen reicht das daher nicht als „Stimmungsaufheller“.

Soweit, so schlecht, können wir es ändern? Nein, können wir nicht! Wahrscheinlich geht es Ihnen wie mir, wir müssen abwarten, bis sich die Gesamtlage verbessert und daran arbeiten tausende Menschen. Doch wir alle können in unserem Umfeld auch einen Beitrag leisten,  dass sich die Stimmung verbessert. Und das ganz schnell.

Ich habe absolutes Verständnis, für jeden, der seine Hobbies, seine Freunde und Bekannte, seine Freizeitgestaltung und sein „normales“ Leben vermisst. Und mit diesem Impuls will ich mal im privaten Bereich bleiben. Doch was wir nicht ändern können, müssen wir akzeptieren, jammern hilft nicht. Voran bringen uns nur die Fragen, die sich mit unseren Gestaltungsmöglichkeiten in der aktuellen Lage beschäftigen. Was können wir bei den gegebenen Rahmenbedingungen tun?

Es wird also Zeit für eine andere Denkweise – blicken Sie bitte auf die Chancen, die sich Ihnen bieten.

„So viel Zeit hatte ich noch nie, endlich hetze ich nicht mehr von Termin zu Termin.“ Mein Freund hat begonnen zu malen – hätte ich nicht erwartet, aber er geht gerade darin auf. Er hat die viele Zeit genutzt, Neues auszuprobieren und Spaß an einem neuen Hobbie gefunden.

„Ich habe endlich mal wieder meine Freundin angerufen und wir haben gleich zwei Stunden gequatscht – herrlich!“ So viele Kontakte warten oft darauf, mal wieder gepflegt zu werden. Für wen hatten Sie immer zu wenig oder gar keine Zeit? Wer hat sich plötzlich mal wieder bei Ihnen gemeldet? Welche Kontakte können bzw. wollen Sie reaktivieren?

„Ich habe die Zeit genutzt und unterstütze jetzt einmal die Woche eine Hilfsorganisation.“ Meine Klientin fühlt sich dabei sehr gut, wertgeschätzt und gebraucht.

Mein Freund ist eigentlich Pianist, plötzlich spielt er auch Tuba. „Ach weißt Du, man ist nie zu alt, etwas Neues auszuprobieren!“ Ich konnte mir ein Lächeln nicht verheben – recht hat er.

Die alles sind Beispiele von Menschen, die mit den gleichen Rahmenbedingungen kämpfen, aber den Blick auf das gerichtet haben, was möglich ist. Sie hadern nicht mit den Dingen, die gerade nicht gehen, sondern richten den Blick auf das, was gerade möglich ist. Wer auf seine Möglichkeiten im Blick hat, kann neue Fähigkeiten entwickeln und neue Chancen erkennen, die bisher vielleicht für ihn unsichtbar waren. Damit geht es den meisten Menschen gleich viel besser.

Und noch ein Gedanke, den ich Ihnen für die aktuelle Zeit ans Herz legen möchte: Was fehlt Ihnen eigentlich gerade nicht? Was haben Sie nur noch aus Routine getan und jetzt, da es nicht möglich ist, fehlt Ihnen das auch nicht? Vielleicht ist dies ja auch die Zeit zum Aufhören, dann haben Sie auch Zeit für Neues. Die Pandemie wird nicht ewig dauern und unsere Zeit wird wieder knapper werden. Um Neues zu beginnen, muss man manchmal auch mit etwas aufhören. Jetzt könnte genau die richtige Zeit sein, um zu erkennen, womit Sie aufhören können, ohne dass Ihnen etwas fehlt.

Ich möchte die aktuelle Lage keinesfalls schönschreiben und ich habe großes Verständnis für jeden, dem die aktuellen Einschränkungen im privaten Bereich schwer fallen. Aber es wird nicht besser, wenn Sie ständig auf das schauen, was aktuell gerade nicht geht. Fokussieren Sie auf Ihre Möglichkeiten und Gestaltungschancen – Sie werden sehen, es fühlt sich besser an.

Deshalb noch ein paar Fragen, die Ihnen dabei helfen können:

Was könnten Sie Neues entdecken? Was wollten Sie immer schon einmal, aber es war nie Zeit dafür?

Wer war in den letzten Wochen für Sie da und hat Sie unterstützt? Vielleicht gibt es neue Freunde und Bekannte, neue Beziehungen, die intensiviert werden können oder alte die die reaktiviert werden können? Und – wie geht das, auch wenn man sich gerade nicht treffen kann?

Wen wollten Sie schon so oft mal wieder anrufen, aber irgendwie hat es nie gepasst? Wer freut sich auf Sie?

Was von dem, was Sie immer getan haben, fehlt gerade nicht? Ist vielleicht die Zeit gekommen, damit aufzuhören?

Und was noch?

Fokussieren Sie Ihre Möglichkeiten – viel Spaß dabei!

Ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

“Eigentlich will ich mit ihr kurzfristig nochmal ein Gespräch führen, aber was ist, wenn das aus dem Ruder läuft?”, fragte meine sichtlich verunsicherte Coachingnehmerin.

Sie war wenige Tage zuvor mit Ihrer fast doppelt so alten Kollegin in einen Disput geraten und die unterschiedlichen Auffassungen der Generation zum Thema Arbeit, Work Life Balance und Gleichwertigkeit zwischen Familie und Beruf waren offen eskaliert. Die Stimmung zwischen den beiden war danach eisig und die schlechte Laune der älteren Kollegin strahlte auf das gesamte rund zehnköpfige Team, dass die beiden Damen gleichberechtigt leiteten, aus.

Nun stand meine Coachingnehmerin kurz von einem lange geplanten vierwöchigen Jahresurlaub und die Frage, was Sie tun wollte, beschäftigte sie sichtlich.

Sie schwankte offen hin und her: Soll doch die Ältere Kollegin auf mich zukommen, nein, ich muss aktiv werden und die Sache klären, ach was, ich bin jetzt bald vier Wochen weg, danach hat sich alles beruhigt, aber was ist, wenn doch nicht? Und wie geht es meinen anderen Kolleginnen und Kollegen mit der schlecht gelaunten Leiterin?

Will ich oder will ich nicht – aktiv werden oder lieber doch bei “eigentlich” verharren. Das ist oftmals – wie auch hier – keine leicht zu entscheidende Frage. Wir begannen die Szenarien durchzuspielen: Was gibt es “zu gewinnen”? Was passiert, wenn das Gespräch gut verläuft? Wie wird Sie sich dann fühlen? Was bedeutet es für die Kollegin? Was für das Team? Was für ihr Gefühl, mit dem Sie in den Urlaub fahren wird? Na klar, alles positive Entwicklungen und mit jeder Antwort hellte sich ihre Miene auf, die Energie wuchs, die Zuversicht auch, doch die Probe aufs Exempel stand ja noch aus. Also ran an das negative Szenario.

“Wie wird es sein, wenn das Gespräch komplett misslingt?, fragte ich sie. Die Antwort kam schnell und mit einem Lächeln: “So wie jetzt! Es gibt nichts zu verlieren!”

Damit war die Entscheidung gefallen und ich gab ihr noch ein paar Tipps zum Thema Gesprächsführung und Dissoziation mit auf den Weg. Das Ergebnis erfuhr ich wenige Tage später in einem Mail. “Es war großartig, es hat super funktioniert, in 20 Minuten konnte ich alles deeskalieren!”

Bravo – na dann, happy holiday!

Ich gehe zwar davon aus, dass uns das Verhältnis zu der betreffenden Kollegin im Coaching sicher nochmal beschäftigen wird, aber die akute Situation war zunächst einmal sehr erfolgreich gemeistert. Und so erlebe ich es bei meinen Klienten fast immer: Es fühlt sich viel besser an, der aktive Part zu sein, die Dinge in die Hand zu nehmen und sich auch den unangenehmen Aufgaben zu stellen. “Eigentlich” zurücklassen und ins TUN zu kommen, ist fast immer ein Riesengewinn.

Denn: Machen ist eben wie Wollen – nur krasser!

Also, was wollen Sie denn eigentlich schon lange? Was müsste eigentlich mal getan werden?

Mein Vorschlag: Nutzen Sie dieses – ja genau heute und morgen – Wochenende, um genau eines dieser Dinge auch zu tun. Sie werden sehen, es fühlt sich danch großartig an.

Ich wünsche Ihnen ein aktives und wunderbares Wochenende!