Fehler machen ist im Leben unvermeidlich. Wenn es einen Spruch gibt, bei dem sich alle einig sind, dass es wahr ist, dann ist es: „Nobody is perfect!“

Wenn das so ist, dann müsste der Umgang mir Fehlern doch ganz einfach sein, denn was unvermeidlich ist, gehört im Leben doch einfach dazu. Und was im Leben einfach dazu gehört, ist leicht zu akzeptieren, so sollte man jedenfalls meinen.

Warum ist dann das Thema „Fehlerkultur“ immer wieder in aller Munde? Warum ist Deutschland geradezu dafür berüchtigt, bei Fehlern vor allem nach Schuldigen zu suchen, anstatt nach Lösungen und Lernerfolgen? Ganz so einfach scheint die Akzeptanz von Fehlern also doch nicht zu sein.

Ich finde, es ist immer ein großer Unterschied, ob ich aus meiner ganz persönlichen Perspektive auf meine Fehler schaue oder ob man als Organisation und aus dem Blickwinkel der Funktionsfähigkeit einer Organisation auf Fehler schaut. In Organisationen müssen Fehler weitgehend vermieden werden, denn sonst funktionieren sie nicht, können ihre Aufgaben nicht erfüllen oder verursachen sogar gravierende Schäden. Denken Sie z.B. an Flughäfen, bei denen wir uns alle wünschen, dass die Fluglotsen im Tower fehlerfrei arbeiten. Oder das medizinische Team im Operationssaal, bei dem wir auch hoffen, dass alle perfekt (zusammen) arbeiten.

Ich möchte in diesem Impuls mit Ihnen auf die persönlichen Aspekte des Fehlermachens schauen. Wie ging es Ihnen, als Sie den ersten Blick auf den Kalenderspruch, der diesem Impuls voransteht, geworfen haben? Haben Sie vielleicht gedacht, „was für ein Quatsch“ oder doch eher „großartig, genauso mache ich es auch“?

Wenn jemand sehr unnachgiebig mit sich selbst ist, sich keine Fehler verzeiht und deshalb auch sehr viel Kraft investiert, um Fehler zu vermeiden, dann ist das oft sehr anstrengend und kostet viel Energie. In manchen Situationen ist das sicher richtig, aber ein so ausgerichteter genereller Lebensmodus ist ein purer Energieräuber. Natürlich haben wir das mitunter gar nicht in der Hand, denn viele Persönlichkeitsanteile von uns werden früh in der Kindheit und Jugend geprägt und wenn in dieser Zeit unser „Perfektionist“ stark „gefördert“ wurde, dann ist Fehler machen natürlich schwer zu akzeptieren.

Ich kenne viele Menschen, die ihr Leben eher nach dem Motto „einfach ausprobieren“ bzw. „ist schiefgegangen, nächstes Mal besser“, leben. Diese Menschen strahlen meist viel mehr Leichtigkeit aus und können Fehler sehr gut akzeptieren und aus ihnen lernen. Um nicht falsch verstanden zu werden, diesen Menschen sind Fehler keinesfalls egal und sie nehmen sie auch nicht leichtfertig in Kauf, aber sie leben eher im „Try and error-Modus“ und können Fehler als Lernchancen sehr gut akzeptieren. Diese Variante kostet wesentlich weniger Energie und macht das Leben leichter.

Ich glaube, dass eine Kernkompetenz auch darin liegt, sein Verhalten gut variieren und situationsgerecht steuern zu können. Bei wichtigen beruflichen Fragestellungen z.B. macht es Sinn, sich selbst eine geringere Fehlertoleranz zuzugestehen, sich intensiver vorzubereiten und sich zu bemühen, möglichst fehlerfrei zu arbeiten. Bei vielen alltäglichen Dingen aber ist dieser Modus viel zu anstrengend, zu kraftraubend, zu zeitintensiv. Mehr Fehlertoleranz ist absolut hilfreich und vor allem auch lehrreich. Oder möchten Sie nicht mehr dazu lernen? Das wäre sehr schade.

Fazit dieser kurzen Gedanken ist einmal mehr, dass wir es selbst in der Hand haben, wie wir auf Fehler schauen: Weltuntergangsstimmung mit einem Körper voll negativer Hormone oder let’s try again next time! Suchen Sie es sich aus!

Aus welchem Fehler im Leben haben Sie bisher am meisten gelernt?

Wäre es überhaupt hilfreich, diesen Fehler im Leben nicht gemacht zu haben?

Bei welchen Dingen, ist es wichtig, dass Sie Fehler möglichst vermeiden, weil die mit den Fehlern verbundenen negativen Auswirkungen sehr groß sind?

Bei welchen Dingen könnten Sie sich mehr Lockerheit und Entspanntheit gönnen und den ein oder anderen Fehler gerne als Lernchance in Ihr Leben einladen?

Und wenn jetzt eine innere Stimme immer noch zetert, dass Fehler einfach nicht sein dürfen, dann noch ein Geheimtipp: Fangen Sie an, Darts zu spielen. Sie werden sehr schnell lernen, Fehler als unumgänglichen Bestandteil des Spiels (bzw. des Lebens) zu akzeptieren. 😊

Ich wünsche eine schöne Woche!

#selbstreflexion

#zufriedenheit

#fehlermachen