Blitzlicht: Positives Feed-Back wirkungsvoller

Über ein interessantes Experiment der University of Chicago berichtet managerseminare in seiner aktuellen Novemberausgabe. Die WissenschaftlerInnen haben die Wirkung von positivem bzw. negativem Feed-Back auf den Lernerfolg untersucht.

Im Experiment wurden mehr als 1.700 Probanden Fragen gestellt. Während eine Gruppe bei jeder richtigen Antwort eine Rückmeldung bekam (positives Feed-Back), erhielt die andere Gruppe bei jeder falschen Antwort eine Rückmeldung (negatives Feed-Back). Im Anschluss wurden beiden Gruppen die gleichen Fragen nochmals gestellt.

Beide Gruppen konnten im zweiten Durchlauf die Anzahl der richtigen Antworten verbessern. Die Gruppe, die zuvor positives Feed-Back bekommen hatte, verbesserte das Ergebnis jedoch deutlich mehr.

Die Studienverfasser schließen daraus, dass direktes negatives Feed-Back den Selbstwert einer Person bedroht und so ihre gesamte Aufmerksamkeit vereinnahmt, was in logischer Konsequenz den Lernerfolg blockiert.

Für Unternehmen leiten die WissenschaftlerInnen aus der Studie die Empfehlung ab, positives Feed-Back besonders in den Fokus zu nehmen. Außerdem sollte in den Unternehmen verdeutlicht werden, dass ein negatives Feed-Back nach Fehlern keine Bedrohung der Person sondern eine Chance zur Verbesserung darstellt.

Die Ergebnisse sind durchaus interessant, weil sie ein weiteres Mal verdeutlichen, wie wichtig eine auf Anerkennung und Lob basierende Führung ist. Wir sind in Deutschland typischer Weise eher im Modus “nicht kritisiert ist genug gelobt” unterwegs. Hier besteht immer noch erhebliches Potential. Über die Notwendigkeit einer positiven Fehlerkultur insb. auch im Zusammenhang mit den aktuellen Trends des Wertewandels und von New Work habe ich an dieser Stelle schon oft geschrieben. Auch diese Untersuchung belegt wieder einmal, nur wenn es gelingt eine Kultur zu etablieren, in der Fehler erlaubt sind, als positive Lernchance erkannt werden und die Betroffenen nicht mit persönlichen Sanktionen rechnen müssen, werden wir das Potential der Menschen optimal entfalten. Fehler als Chance, das klingt inzwischen schon fast abgedroschen. Überall angekommen ist es trotzdem noch lange nicht.

Lob stärkt Führungsbereitschaft

Uns gehen die Führungskräfte aus, denn immer weniger junge Menschen wollen Führungsaufgaben übernehmen. Dazu habe ich an dieser Stelle schon mehrere Studien zitiert.

Ein interessantes Experiment führten jetzt Wissenschaftler an der University of Exeter Business School durch. Sie unterzogen 248 Studenten jeweils in Vierergruppen einem Test und gaben ihnen anschließend Feed-Back dazu, wie sie im Verhältnis zu den anderen drei Gruppenmitgliedern abgeschnitten hatten. Außerdem wurde auch getestet, wie es um die Bereitschaft der Einzelnen bestand, die Führung der Gruppe zu übernehmen.

Im Ergebnis waren besonders diejenigen bereit die Führung der Gruppe zu übernehmen, die am besten abgeschnitten hatten. Lob stärkt also offenbar die Bereitschaft, Führungsaufgaben zu übernehmen.

Interessant ist auch, dass männliche Kandidaten dazu sowohl in gemischten als auch in rein männlichen Gruppen bereit waren. Frauen waren nur in gemischten Gruppen bereit, die Führung zu übernehmen. In rein weiblichen Gruppen agierten sie sehr viel zurückhaltender und zögerlicher.

Die Studienautoren erklären dies damit, dass Frauen untereinander weniger auf Wettbewerb setzen. Fairness und Gleichberechtigung in der Zusammenarbeit stünden höher im Kurs, wobei dieses Gefühl abflaue, wenn männliche Kollegen mit im Team seien. Die Bewertung dieser These überlasse ich ihrem persönlichen Erfahrungsschatz.

Fazit: Wollen Sie junge Menschen und insb. junge Frauen zur Führungsaugaben animieren, ist Anerkennung ein sehr wichtiges und geeignetes Instrument, dies zu tun.

Und, da wir im Allgemeinen eh viel zu wenig loben, fangen Sie doch gleich damit an.