In der warmen Jahreszeit gehört Radfahren zu meinem Tagesprogramm, wobei ich meist die gleiche Strecke fahre. Ein langes Teilstück davon führt mich auf einem Uferweg an unserem wunderbaren Großen Segeberger See entlang durch den Wald. Es sind ca. drei Kilometer pure Natur und es begegnen mir meist zahlreiche Menschen: Läufer, Spaziergänger und andere Radfahrer.

So weit, so gut – wenn ich allerdings mal die Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer ausnehme, dann fällt bei mehr als der Hälfte der Menschen auf, dass Sie sich zwar in der Natur befinden, aber ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Natur richten:

  • Zahlreiche Menschen haben Kopfhörer auf oder in den Ohren und sind offenbar in die Musik vertieft oder hören Podcasts.
  • Andere telefonieren entweder mit dem Handy am Ohr oder sehr oft mit dem Handy in der Hand und auf Lausprecher lauthals so, dass ich beim Vorbeifahren auch noch mithören muss.
  • Manche treiben es sogar auf sie Spitze und spazieren zwar am See entlang, sind auf dem Handy aber sogar in einer Videokonferenz und somit sogar visuell und auditiv von ihrer Umgebung abwesend.

Ich will das gar nicht kritisieren, jeder kann tun, was er möchte, aber ich muss doch oft für mich den Kopf schütteln, denn jedenfalls der Effekt, den Sandra Jung in ihrem sehr lesenswerten Buch beschreibt tritt so nicht ein.

Dabei ist die Natur in so vielfältiger Weise ein wunderbarer Lehrmeister und bietet so viele Gelegenheiten von ihr zu lernen oder auch nur innezuhalten und zu staunen. Im Coaching hat sich in den letzten Jahren ein ganzer Zweig entwickelt, der sich „Naturcoaching“ nennt und bei dem meine Kolleginnen und Kollegen mit ihren Klientinnen und Klienten sich in unterschiedlichster Form draußen in der Natur bewegen und die Natur als Coachinginstrument nutzen. Schon von Milton Erickson, dem Begründer der modernen Hypnose als Heilmittel ist bekannt, dass er immer wieder die Natur in vielfältiger Art und Weise in seine Arbeit einbezogen hat. Sein Schüler, Dr. Gunther Schmidt, vielleicht der bekannteste Hypnotherapeut in Deutschland, von dem auch ich gelernt habe, erzählt sehr gerne die Geschichte, dass ihn Erickson einst in einen Park schickte, um sich dort Gurken anzusehen, anstatt ihn -wie von ihm gewünscht- in eine Trance zu versetzen.

Doch selbst wenn Sie die Natur vielleicht gar nicht als Lehrmeisterin, sondern nur zur Entspannung nutzen wollen, kann ich Ihnen nur empfehlen, dies mit allen Sinnen zu tun. Das aber geht nur, wenn technische Geräte, gleich welcher Art, ausgeschaltet sind, Sie Ihre volle Aufmerksamkeit der Natur widmen und alle fünf Wahrnehmungskanäle, die uns zur Verfügung stehen, für sie öffnen.

Sehen Sie sich um, welche spektakulären Dinge um Sie herum zu entdecken sind. Hören Sie die Geräusche der Umgebung, vielleicht das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Wellen oder des Laubes. Riechen Sie die Düfte , z.B. der Blumen und schmecken Sie z.B. das Salz in der Luft am Meer oder was auch immer in Ihrer Umgebung wahrnehmbar ist. Und schließlich spüren Sie den Wind auf Ihrer Haut, den Regen oder die Wärme der Sonnenstrahlen. Jetzt sind Sie bereit, die Natur ganz zu genießen und von ihr zu lernen.

Machen Sie mit mir ein kleines Experiment, denn wie Sie vielleicht wissen kann alles, was schon einmal erlebt wurde, reaktiviert werden. Also:

Schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich an den letzten Moment, den Sie ganz im Einklang mit der Natur verbracht haben. Gehen Sie in Gedanken wieder an diesen Ort und sehen Sie sich selbst, wie Sie sich dort bewegen. Erinnern Sie die Umwelt, die Geräusche, was sie gerochen, geschmeckt oder gespürt haben. Werden Sie noch einmal ganz eins mit dieser Situation, verschmelzen Sie noch einmal mit der Natur. Bleiben Sie in Gedanken für eine Weile in dieser Situation und genießen Sie. Und wenn Ihnen schließlich danach ist, öffnen Sie die Augen wieder und kehren Sie die Gegenwart zurück.

Und, war es schön? Ich hoffe doch sehr, dass dem so war!

Also, wann haben Sie vor, sich das nächste Mal ganz technikfrei auf die Natur einzulassen?
Wo wollen Sie dafür hingehen?

Viel Freude wünsche ich Ihnen dabei!

Und wenn Sie zufällig in Thüringen leben und den Blick gegen Himmel richten, dann haben Sie ja vielleicht Glück und sehen am Himmel einen von Sandras wunderbaren Herrschern der Lüfte der kreisen!

#selbstreflexion

#natur

#zufriedenheit

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