Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 16.04.2022

Ich spiele sehr gerne Darts. Aktuell spiele ich mangels eines vorhandenen Gegners ein Trainingsspiel gegen den Robot, einen virtuellen Gegner auf dem Tablet.

Ich schaue auf mein Scoreboard und habe 99 Punkte Rest. Ich ärgere mich, denn 99 ist ein Finish, dass man sich als Darts-Spieler nicht gerne stehen lässt. Es ist die einzige zweistellige Zahl, die man nur mit drei Pfeilen auf Null spielen kann, denn es gibt keine Möglichkeit, mit nur einem geworfenen Pfeil auf eine gerade Zahl zu kommen, die ein Finish ermöglicht. Das wären Zahlen von 40 und kleiner oder eben 50 für das sogenannte Bullseye -Finish – nichts davon geht. Also kann man nur mit drei Pfeilen auf Null kommen, was wiederum bedeutet, ich werde – im besten Fall – nur eine Chance auf das acht Millimeter breite Doppelfeld, das am Ende eines jeden Lecks unbedingt getroffen werden muss, um zu gewinnen, bekommen. „Du Depp“, ärgere ich mich. „Jetzt spielst du schon ungefähr 10 Jahre Darts, und immer wieder passiert dir so ein Rechenfehler.“

Manchmal landet einfach ein Pfeil, nicht da, wo er sollte, und dann hat man ein Finish, das man gar nicht wollte. Das gehört dazu und passiert. In meinem Fall war es aber so: Ich habe einfach schlecht gerechnet. Es war, wie die Darts-Spieler sagen, ein „Miscount“. Nun habe ich also 99 Rest. Mein virtueller Gegner wird wahrscheinlich seine Zahl nicht auschecken und im Hintergrund höre ich die Stimme vom Tablet gerade sagen: „Eightyfive!“ Damit ist klar, ich komme nochmal dran.

Ich schaue auf das Scoreboard, mein virtueller Gegner hat noch 40 Punkte Rest, was bedeutet, wahrscheinlich wird er mit der nächsten Aufnahme dieses Leg beenden. Ich bin also unter Druck, wenn auch nur gegen mich selbst. Die 99 Punkte müssen weg. Eben habe ich mich noch geärgert, aber mit Ärgern kann man nicht Darts spielen. Dann fliegen die Pfeile ganz schlecht und in diesem Moment sagt der virtuelle Caller auch schon: „Mario, you require 99.“ Mario, Du hast noch 99 Punkte, die gelöscht werden müssen. Also muss ich mich neu orientieren: Fokus auf den Weg. Ich entscheide mich für Triple 19, 10, Doppel 16. Wie fast immer im Darts gibt es viele Wege, die 99 Punkte zu löschen, und viele Doppel, die man am Ende spielen kann. Eigentlich spiele ich Doppel 16 gar nicht so gerne. Ich bin Linkshändler und das Doppel liegt links unten auf dem Bord. Die linken Doppel unten sind für mich schwieriger zu treffen, aber die Entscheidung steht.

Also Fokus auf das Board, Ärgern ist vorbei. Jetzt ist Konzentration angesagt.

Erster Pfeil: Triple 19 – sitzt! Auch so ein nur acht Millimeter breites Feld und meistens werfe ich daran vorbei.

Zweiter Pfeil: In die große 10 – sitzt! Noch einmal kurz absetzen: Von 10 auf Doppel 16 heißt einmal quer rüber über das Bord auf die andere Seite. Einen einzigen Versuch habe ich.

Dritter Pfeil: Doppel 16 – sitzt!

„Yes!“, entfährt es mir. Wie man sich doch selbst unter Druck setzen kann: Ich spiele ja nur gegen den Computer, aber das ist genau das, was ich möchte, die Simulation des echten Spiels. 99 Punkte gelöscht!

Ich spiele zwar schon viele Jahre Darts, aber ich bin nur ein Hobbyspieler, und ich würde sagen, in etwa acht von zehn Fällen klappt das mit dem 99er Finish eher nicht und ich muss ein weiteres Mal an das Board. Diesmal wäre ich wahrscheinlich nicht mehr dran gekommen, denn ich hatte ja schon gesagt, mein Gegner hatte nur noch 40 Rest. Es ist ein wunderbarer Moment des Erfolges. Ich merke wie das Adrenalin durch meine Adern schießt. Ich freue mich, aller Ärger ist verpufft und der Freude gewichen.

Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Zwei Dinge waren der Schlüssel zum Erfolg, erstens: Akzeptanz.
Ich wollte die 99 nicht, aber ich habe mich verrechnet. Ich musste sie akzeptieren. Alles andere war sinnlos, ohne Akzeptanz ging es nicht. Das ist im Darts-Sport immer so: Man muss akzeptieren, was man auf dem Bord geworfen hat und sei es noch so blöd.
Zweiter Punkt: Fokussierung. Alle Konzentration, aller Fokus auf die Aufgabe. Diese Aufgabe heißt: 99 Punkte löschen. Ärger ausblenden, Konzentration hochfahren. Wahrscheinlich spiele ich deswegen so gerne Darts. Es ist eine wunderbare Schule des Lebens. Es geht alles sehr schnell, ich habe nicht viel Zeit zu überlegen. Ich muss viele Dinge automatisiert abrufen können. Ich muss schnell rechnen können. Ich muss die Spielkombinationen, die auf Null führen, auswendig können. Und schließlich muss ich sehr schnell Entscheidungen treffen, wenn man ein Pfeil nicht da landet, wo er landen sollte und ich das korrigieren muss. Es nützt nichts, sich lange zu ärgern, sondern man muss sich immer wieder schnell neu fokussieren und konzentrieren. Man wird aber auch – zumindest ab und zu – durch wunderbare Ergebnisse wie dieses 99er Finish belohnt.

Für diejenigen, die sich im Darts nicht so auskennen, nochmal kurz die Erklärung:

100 wäre ganz anders gewesen. Man hätte die Zahl mit zwei Pfeilen löschen können: Triple 20 = 60 Punkte und Doppel 20 = 40 Punkte. 99 geht eben nur mit drei Pfeilen und ist deshalb viel schwieriger.

Darts ist eine wunderbare Schule des Lebens, für Konzentration, für Fokussierung und für die Fähigkeit, den Ärger ganz kurz aufflammen zu lassen, aber sofort bei Seite zu legen und sich davon nicht vereinnahmen zu lassen. Sonst geht es nämlich nicht, wer sich über sich selbst ärgert, verliert am Bord jede Konzentration und hat keine Chance.

Wie geht es denn Ihnen gerade?

Was müssen Sie gerade akzeptieren?

Worauf möchten Sie sich fokussieren?

Was ist gerade Ihre Schule des Lebens?

Nehmen Sie an, was ist und fokussieren Sie sich auf Ihre aktuelle Aufgabe!

Viel Erfolg wünsche ich Ihnen dabei und natürlich auch ein besonders schönes Osterwochenende.

Der MP Impuls zur Selbstreflexion

Sonntagmorgen und ich habe einen klaren Plan, was ich tun will. Es ist Zeit wieder den ein oder anderen Impuls zur Selbstreflexion zu schreiben. In der letzten Woche hatte ich auch ein Coaching, dessen Thema sich wunderbar für eine allgemeine Aufbereitung eignet. Mein Klient hatte ein Thema, das für viele Führungskräfte aktuell ist.

Hochsommer, strahlender Sonnenschein schon am frühen Morgen, da zieht es mich immer in mein Outdoorbüro – nirgendwo arbeite und schreibe ich lieber als in der Morgensonne auf meiner Terrasse. Also richte ich meinen Laptop und habe die ersten Sätze im Kopf quasi schon druckreif, da raschelt es im Baum über mir.

Ein Eichhörnchen gibt sich die Ehre und besucht mich. Sie müssen wissen, dass Eichhörnchen meine absoluten Lieblingsfotomotive sind. Ich habe schon viele tausend Bilder von Ihnen gemacht und ein Buch mit Selbstcoachingtechniken geschrieben, welches das Eichhörnchen als Aufhänger nimmt. Ich beschäftige mich also viel mit diesen Tieren und Bilder von ihnen kann ich nie genug haben.

Was also tun? Beitrag schreiben oder Fotosafari?

„Energy flows where attention goes“ heißt ja ein Hauptleitsatz im Coaching (und eigentlich im ganzen Leben). Mir war schnell klar, solange es da oben raschelt, wird das mit schreiben ohnehin nichts, also schnappte ich mir die Kamera und schoss die ersten Fotos. Wir sind mit den Tieren inzwischen sehr vertraut und so kommen sie oft in unsere unmittelbare Nähe und verweilen lange auf unserer Terrasse oder unserem Grundstück. So auch diesmal, ich war also eine ganze Zeit beschäftigt.

Kaum war „mein Gast“ gegangen, tauchte das nächste Tier auf und zeitgleich sogar noch ein weiteres. „Jetzt wird es spektakulär“, sagte ich innerlich zu mir und so war es auch. Es begann die Jagd, wer den Futterplatz zuerst beanspruchen darf und wer zunächst weichen muss. Ich kürze ab: die nächste Stunde war ich voll und ganz damit beschäftigt, die beiden Tiere zu beobachten und Fotos zu machen.

Erst nach insgesamt rund 1,5 Stunden war alles wieder ruhig und ich kehrte an meinen Arbeitsplatz zurück. Mein Laptop war längst im Ruhemodus angekommen. Meine Gedanken, die heute früh schon so strukturiert gewesen waren, kreisten noch um die Tiere. Mit welcher Formulierung wollte ich meinen Text nochmal beginnen? Außerdem hatte ich inzwischen Hunger und leerer Bauch schreibt nicht gut.

Diesmal bestimmte mein Körper die Aufmerksamkeitsfokussierung und die lautete: Jetzt erstmal frühstücken.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: An diesem Tag schrieb ich nichts mehr von dem, was ich mir vorgenommen hatte. Nach dem Frühstück war die morgendliche Frische verflogen. Die Atmosphäre, in der ich so gerne und kreativ arbeite, war nicht mehr da. Jetzt war es viel zu warm, mein Kopf war nicht mehr frisch, die Texte würden zäh aus meinen Tasten fließen, das wollte ich nicht. Ich vertagte meine Planungen auf den nächsten Tag.

Das kennen Sie auch? Sie haben sich etwas ganz fest vorgenommen und dann kommt irgendetwas dazwischen? Kennen wir alle, würde ich vermuten.

Wie gehen wir mit solchen Situationen um? Ich könnte mich ärgern, nichts von dem, was ich mit vorgenommen habe, geschafft zu haben. Vielleicht tadle ich mich sogar mit den Worten: „Immer lässt Du Dich ablenken, so schaffst Du nie etwas.“ Was ändert das an der Situation, außer dass ich mich schlecht fühle? Nichts.

Also doch lieber die zweite Variante: Ich freue mich über einen super Vormittag mit tollen Beobachtungen und Erlebnissen. Ich freue mich auf die Sichtung der mehreren hundert Fotos, die ich gemacht habe und ich lasse die Bilder in meinem Kopf nachwirken, denn das Erlebnis in der Natur fühlt sich so gut an. Schreiben kann ich auch morgen noch, warum sollte ich mich selbst abwerten, mir ein schlechtes Gewissen machen und mir den Tag vermiesen?

Ich habe für inzwischen gelernt, dass es immer anders kommen kann, als ich geplant habe. Damit ich immer flexibel reagieren kann, habe ich stets Zeitpuffer in allem, was ich tue. Texte und Podcasts sind immer mindestens vier Wochen vorproduziert. Stress kommt nicht auf, wenn ich mal eine Schreibphase verschieben muss. Leben ohne Hetze, weg vom Zeitdruck, das schafft mir Freiräume und fühlt sich für mich gut an. Planung ist das halbe Leben? Schaden tut sie jedenfalls nicht.

Wie geht es Ihnen?

Wann haben Sie das letzte Mal in einer Zwickmühle gesessen, eigentlich etwas anderes geplant zu haben und nun doch lieber etwas anderes machen zu wollen?

Wie haben Sie sich entschieden und wie fühlte sich das an?

Welche Gedanken gehen durch Ihren Kopf, wenn etwas nicht so läuft wie geplant? Loben Sie sich für Ihre Flexibilität oder verurteilen Sie sich, weil Sie nichts geschafft haben?

Wie eng sind Ihre Zeitpuffer? Führt jede Abweichung zu Stress und Druck oder haben Sie Spielräume, die Umgestaltungen jederzeit möglich machen?

Können Sie den Moment genießen, auch wenn er plötzlich kommt und so gar nicht geplant war?

So viele Fragen, ich weiß.

Viel Spaß beim Nachdenken wünsche ich Ihnen und natürlich auch ein wunderbares Wochenende!