Verzerrtes Selbstbild

Für mich als Coach ist Selbstreflexion eines der Hauptarbeitsfelder mit vielen Klienten. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Selbstreflexion, weil ich überzeugt bin, dass dies für Führungskräfte und Manager, vielleicht sogar für Menschen ganz allgemein, eine der wichtigsten Kompetenzen überhaupt ist.

Erfreulicher Weise liegt auch die Wissenschaft zu diesem Thema immer wieder einmal Studienergebnisse vor. Gerade in unseren aktuellen Zeiten ist Selbstreflexion wichtiger denn je. Wir leben in einer Zeit des Overflows von Informationen, viele davon wirken auch sehr negativ oder gar bedrohlich auf uns. Die letzten Jahren haben uns gelehrt, dass viele Dinge passiert sind, die wir nicht für möglich gehalten haben. Da kann es leicht passieren, das sich unser Gedankenkarussell zu schnell dreht und wir Orientierung und Sicherheit verlieren.

Gerade in Zeiten wie diesen ist Selbstreflexion so wichtig. Sonst besteht leicht die Gefahr, dass wir manche Dinge oder auch uns selbst überschätzen und daher falsche, im Nachhinein teure und oftmals schwer umkehrbare Fehlentscheidungen treffen.

Dieser Gefahr unterliegen wir alle – sie wird jedoch umso größer je höher der soziale Status einer Person bzw. ihre Stellung in der Hierarchie ist. Zu diesen Ergebnissen kommt jedenfalls ein Forscherteam um die Sozialpsychologin Jazmin Brown-Iannuzzi von der Universität Virginia. In einem Experiment mit 250 Teilnehmenden konnten die Forscher zeigen, dass Teilnehmende mit einem vermeintlich hohen sozialen Status ihre eigene Kompetenz höher bewerteten als die anderer. Außerdem bewerteten Sie andere Personen stärker als voreingenommen und weniger kompetent.

Diese Ergebnisse sind, wie ich finde, auch gut nachvollziehbar. Wer gewohnt ist, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen, neigt auch dazu, sich ungewollt leichter zu überschätzen.

Auch der Schlussfolgerung der Forscher kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung, sowohl als ehemaliger Manager und erst recht als Coach, voll zustimmen. Die Studienautoren kommen zu dem Ergebnis, dass es gerade für Führungskräfte und Personen mit subjektiv hohem sozialen Status besonders wichtig ist, offen für Selbstreflexion und die Meinung anderer Menschen zu sein – ein Selbstschutzmechanismus, der insbesondere vor Fehleinschätzungen schützt!

In meiner Arbeit habe ich inzwischen viele Klienten “in den Spiegel schauen” lassen und dazu angehalten, sich selbst zu fragen, welche anderen Gedanken, sie auch mit der Situation verbinden könnten. Andere Gedanken, andere Schlussfolgerungen, anderes Handeln! Häufig bekomme ich ein Feedback, das sehr erfreulich ist, denn meine Klienten empfinden diesen Blick im Nachgang oft als ausgesprochen hilfreich.

Inzwischen habe ich viele der Geschichten meiner Klienten auch in zwei Büchern festgehalten, die sich dem wichtigen Thema der Selbstreflexion widmen. Sie sind in meiner Buchreihe “Das knallrote Cabrio” erschienen und bieten jeweils 52 kurzweilige Impulse zur Selbstreflexion an.

Vielleicht haben Sie ja auch Lust, Ihre Selbstreflexionskompetenzen auszubauen und einmal in Ihren Spiegel zu schauen. Mit dem obigen Link gelangen Sie auf die entsprechende Seite des Verlages. Alle Informationen finden Sie auch auf meiner Bücherseite.

An sich selbst zu arbeiten ist eine Lebensaufgabe, die heute wichtiger erscheint denn je. Selbstreflexion, so zeigt uns wieder einmal die Wissenschaft, ist dabei eine Schlüsselkompetenz. Viel Freude wünsche ich Ihnen dabei.