Die Krise ist auch eine Chance – nur eine Floskel?

In jeder Krise steckt auch eine Chance!

„Was für eine Plattitüde!“, geht es Ihnen sofort durch den Kopf? Sie haben Recht, dieser Spruch wird manchmal inflationär eingesetzt und das macht es für viele Menschen schwer, ihn zu akzeptieren bzw. auch nur etwas tiefgründiger über ihn nachzudenken.

Doch schauen wir in die Historie, dann finden wir so viele Zitate von Menschen, denen wir nahezu alle mit Hochachtung begegnen dürften, dass in diesem Satz doch ganz offenbar ein wahrer Kern enthalten sein muss. Sie möchten wissen, wen z.B. ich meine? Drei Angebote:

„Wir sollten von den Chinesen lernen – die haben das gleiche Schriftzeichen für Krise und Chance.“

Carl-Friedrich von Weizäcker

„Im chinesischen besteht das Wort Krise aus zwei Schriftzeichen – das eine bedeutet Gefahr, das andere Gelegenheit.“

John F. Kennedy

„Jede Krise hat nicht nur ihre Gefahren, sondern auch ihre Möglichkeiten.“

Martin Luther King

Eine Krise, der wir uns alle ausgesetzt sahen und sehen, ist die Covid 19 Pandemie. Ich erinnere mich gut an meine eigene Situation, als im März 2020 quasi innerhalb von zwei Tagen der gesamte Auftragsbestand des Jahres aus meinem Kalender verschwand. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen im Bereich Training und Coaching berichteten ähnliches. Keine Frage, meine gesamte Brache war schlagartig in eine Krise geraten.

Inzwischen sind wir zwei Jahre weiter und können ganz gut bewerten, welche Chancen auch darin steckten. Viele Kunden und Anbieter haben sich auf online-Formate eingelassen, neue Formen des Lernens haben sich entwickelt und entwickeln sich immer noch. Neue Prioritäten wurden gesetzt und die Digitalisierung bekam einen Schub, der lange überfällig war.

Ich musste für mich auch eine Neubewertung der Situation vornehmen und habe mich entschieden, den online-Boom weitgehend nicht mitzumachen. Es ist einfach nichts, dass mir Freude bereitet, mein Leben noch mehr als ohnehin notwendig vor dem Bildschirm zu verbringen. Also was tun, mit dem Gewinn an Zeit, den ich plötzlich hatte?

Ich entschied mich, ein Projekt umzusetzen, dass ich schon jahrelang vor mir herschob: ein Buch! „Ich will unbedingt noch ein Buch zur Selbstreflexion schreiben!“ Diesen Satz hatten viele meiner Freunde oder Kollegen in den letzten Jahren schon ziemlich oft von mir gehört. Aus meinen zahlreichen Coachings der letzten 10 Jahren hatte ich mehr als genug Stoff für das Buch, nur die Zeit und Ruhe zum Schreiben hatte mir bislang immer gefehlt. Jetzt war plötzlich alles da: Die Welt drehte sich langsamer, die Ruhe war spürbar, Zeit hatte ich auch, das war meine Chance. Also los!

Auch ich hätte in eine depressive Stimmung verfallen können, ins Jammern, wie schlimm das alles ist. Das ist im Übrigen ja ein nur allzu menschlicher spontaner Reflex. Ich gehe gleich noch darauf ein, was inzwischen aus meiner Entscheidung, jetzt endlich „mein“ Buch zu schreiben, geworden ist, doch vorher möchte ich noch einen wichtigen Aspekt mit Ihnen betrachten.

Klar ist, auch für mich war das Jahr 2020 wirtschaftlich nicht erfreulich, denn alle Gruppenveranstaltungen fielen aus und nur mit Einzelcoachings sind „schwarze Zahlen“ schwer zu erreichen. Ich konnte mir das zum Glück gut leisten, denn ich verfüge über weitere Einkommensquellen und muss nicht ausschließlich von meiner Tätigkeit als Trainer und Coach leben. Wenn ich das so erzähle, dann entgegnen wir meine Gesprächspartner oft: „Ja, Du hast leicht reden!“

Und jetzt sind wir genau an dem zentralen Punkt, den ich mit Ihnen vertiefen möchte. Es ist ein Missverständnis, dass es „leicht“ ist, die Chance in der Krise zu sehen und zu ergreifen. Das hat niemand, auch niemand von unseren prominenten Zitategebern, gesagt. Ich glaube, dass ist auch genau der Punkt, warum es vielen inzwischen so schwerfällt, den Satz mit der Krise als Chance zu akzeptieren. Viele interpretieren hinein, dass es leicht ist, die Chance zu ergreifen und das ist es selbstverständlich nicht. Es ist im Gegenteil meistens sogar sehr schwer, die Chance zu finden und zu „an den Hörnern zu packen“. Die Chance ist oftmals gar nicht offensichtlich, sondern will gesucht und gefunden werden – von jedem einzelnen. Die Chance zu ergreifen ist häufig mit Entbehrungen und schmerzhaften Phasen verbunden. Es ist oftmals notwendig ein tiefes Tal zu durchschreiten, bevor man den nächsten Gipfel erklimmen kann. Der eine muss vielleicht umschulen, der andere seine Selbständigkeit aufgeben. Wieder andere können vielleicht endlich ihre Idee verwirklichen und müssen dafür ihre Angestelltenposition aufgeben, was auch nicht leichtfällt und mit Risiken verbunden ist. Vor allem aber muss ich mich in der Krise mit mir selbst beschäftigen, meine eigene Situation analysieren und für mich ganz persönlich die richtigen Schlüsse ziehen. Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist niemals leicht.

Die Krise tut also oftmals weh, ist unangenehm und unbequem – und dennoch immer auch eine Chance. Das es leicht ist, diese Chance zu ergreifen, ist aus meiner Sicht das zentrale Missverständnis, mit dem wir aufräumen müssen.

Die Chance sieht auch nicht für jeden gleich aus. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen mussten aus wirtschaftlichen Gründen den online-Boom mitmachen, ob sie wollten oder nicht. Obwohl – und da fängt es an – eigentlich ist das falsch. Sie hätten auch andere Möglichkeiten gehabt, die aber vielleicht zu schmerzhaft waren. Und auch wenn der ein oder andere den online-Trend dann eher widerwillig aufgegriffen hat, er hatte auch damit plötzlich neue Möglichkeiten der Weiterentwicklung, der Neuausrichtung, des neuen Einrichtens in einer neuen Arbeitsform und vieles mehr. Einfach war es sicher nicht, vorhanden waren die Chancen aber allemal, was viele erfolgreiche Weiterentwicklungen von Anbietern in meiner Branche beweisen.

Einen der wichtigsten Aspekte in diesem Thema fasst die Journalistin Nina Ruge sehr gut zusammen, wenn sie sagt: „Akzeptiere ich, dass jede Krise eine Chance ist, dann nehme ich ihr ein großes Stück der Macht über mich.“

Und so schließt sich der Kreis und ich möchte nochmal zu meinem ersten Buch, dass ich in 2020 geschrieben habe, zurückkehren. Denn Nina Ruge geht genau in die Richtung, die ich in meinen Coachings immer wieder erlebt habe und warum ich glaube, dass Selbstreflexion so wichtig ist. Bin ich Opfer der Krise oder Gestalter der Chance – das eine fühlt sich furchtbar an, das andere jedenfalls viel besser. Immer wieder erlebe ich, wie meine Klienten ihre Gedanken ändern und damit neue Energie tanken, Kräfte freisetzen und sich von Fesseln, die sie so lange zurückgehalten haben, befreien.

So ähnlich war es schließlich auch bei mir. Als ich die Ruhe und Zeit zum Schreiben hatte, änderte sich auch mein Blick für die Natur, denn ich schreibe meistens draußen im Garten. Die Eichhörnchen begegneten mir immer häufiger, ich begann zu fotografieren und schließlich sprachen mich meine Freunde an, ich solle doch aus meinen Bildern „etwas“ machen. Als Coach konnte ich nicht einfach ein Eichhörnchenbuch schreiben und so entstand ein Selbstcoachingbuch, für dass 200 Bilder und das Leben des Eichhörnchens den Rahmen bilden. Und inzwischen ist auch mein zweiter Band mit Impulsen zur Selbstreflexion erschienen. In gut zwei Jahren habe ich also drei Bücher geschrieben und veröffentlicht. Es war die Chance, die ich gesucht hatte, Spuren zu hinterlassen, dabei Freude zu haben und auch noch die Natur zu genießen. Dazu brauchte es die Krise, denn sonst hätte ich mich wohl nicht darauf eingelassen, sondern wäre weiter dem vollen Terminkalender gefolgt.

Auch wenn es nicht leicht ist, jede Krise ist auch eine Chance.

Ergreifen Sie ihre Chance!

Falls Sie Lust haben, finden Sie weitere Informationen zu meinen Büchern übrigens gerne hier.

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