Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 02.04.2022

Freitagmorgen 10 Uhr und ich habe mich gerade an den Frühstückstisch gesetzt, da klingelt das Telefon: „Unverhofft kommt oft, Du kannst mich abholen!“ Es ist die vertraute Stimme meiner lieben Frau, die für ein paar Tage im Krankenhaus weilen musste. Eigentlich hatten wir uns beide darauf eingestellt, dass sie auch das kommende Wochenende noch wird im Krankenhaus verbringen müssen.

„Ich bin Corona positiv und werde sofort entlassen.“ Hoppla, geht es mir durch den Kopf, was ist denn das? Bei der Einweisung musste meine Frau natürlich einen PCR-Test machen und der war negativ, sonst wäre sie gar nicht aufgenommen worden. Gestern hatte meine Frau für wenige Minuten mit einer Patientin im Zimmer gelegen, die offensichtlich auf Corona positiv getestet wurde. Daraufhin musste meine Frau auch sofort einen erneuten Test machen und der war jetzt positiv.

„Es ist nur ganz schwach“, sagte meine Frau. „Die Ärztin sagt, sie dürfte damit weiterarbeiten, aber als Patientin muss sich in Quarantäne und da ich kein akuter Fall bin, können sie das hier nicht händeln – zu viele Quarantänefälle. Deswegen werde ich sofort entlassen.“

Okay, ob ich noch frühstücken kann? „Ja, das darfst Du, ich brauche hier noch eine Stunde, dann kannst Du mich abholen.“

Nun bin ich schon etwas verwirrt und – ob ich will oder nicht – merke ich, wie meine Gedanken anfangen, zu arbeiten: Was heißt denn, als Ärztin dürfte sie weiterarbeiten – als Patientin muss sie in Quarantäne. Das ist aber eine eigenartige Corona-Auslegung, denke ich mir und was heißt: Wir können das hier alles nicht mehr händeln. So viel Personal ist schon ausgefallen? Ja, das höre ich im Moment von allen Seiten. Überall sind zahllose Menschen wegen einer Corona-Infektion in Isolation. Wo soll denn das bloß enden, denke ich mir. War nicht morgen, nein übermorgen, am Sonntag, der Tag, an dem die Maskenpflicht fallen soll, ab dem man dann wieder in den Geschäften ohne Maske einkaufen kann? Wie soll das weitergehen, wie soll bloß das öffentliche Leben aufrechterhalten werden, wenn dann die Infektionszahlen nochmal sprunghaft ansteigen werden?

Ich merke, wie auch in meinem Kopf zwei Dinge wild durcheinander gehen: Ich freue mich! Ich darf meine Frau abholen, die ambulant weiterbehandelt wird. Ich werde also das Wochenende nicht allein verbringen müssen und das ist eine gute Nachricht. Außerdem hatte ich vor etwa drei Wochen selbst Corona und bin jetzt dreifach geimpft und genesen. Damit sollte ich mehr als genug Abwehrkräfte haben, um mich nicht noch einmal bei meiner Frau anzustecken. Außerdem ist die als so schwach infiziert diagnostiziert worden, dass gar keine Ansteckungsgefahr besteht. In Quarantäne muss sie aber trotzdem.

Irgendwie geht doch gerade alles etwas durcheinander oder nicht?

Vielleicht geht es Ihnen ja auch so und das gar nicht mal nur beim Thema Corona. Ganz oft haben wir Situationen, in denen das, was wir gerade erleben, zunächst widersprüchlich anmutet, und wir haben Schwierigkeiten, die Widersprüche aufzuklären und zu verarbeiten. Dann ist es oftmals gar nicht zu verhindern, dass unser Gedankenkarussell in Gang kommt. Was mag da wohl hinter stecken? Was wäre, wenn? Wie soll das nur weitergehen? Wie wird es wohl werden, wenn alles noch schlimmer wird?

Alles sehr menschliche und verständliche Fragen, aber ich merke auch sofort: Meine Handlungsfähigkeit schränken diese Fragen massiv ein. Da hilft es, sich wieder einmal an den Spruch von zwei Coachkollegen zu erinnern, die in einer schönen Veranstaltung einmal auf einen Flipchart geschrieben haben:

Was ist, ist.

und

Was nicht ist, ist nicht.

In diesem Moment hilft mir das gerade, mich selbst zu sortieren.

Was ist:

Meine Frau wird in einer Stunde entlassen, ich darf sie abholen und das ist eine gute Nachricht. Meiner Frau geht es so gut, dass sie problemlos ambulant weiterbehandelt werden kann und nach Hause darf. Meine Frau hat eine Corona-Infektion mit so schwachen Werten, dass sie nicht als ansteckend definiert ist, aber trotzdem den Vorschriften entsprechend in häusliche Isolation muss. Ich bin dreifach gekämpft und genesen und für mich besteht keine Ansteckungsgefahr. Ich muss auch nicht in Quarantäne. Das also sind die Fakten!

Alles andere ist nicht und was noch kommen wird, kann ich auch gar nicht beeinflussen. Ob alle Entscheidungen, die unsere Politik getroffen hat, richtig sind, liegt völlig außerhalb meines Einflussbereiches. Was vielleicht in zwei Wochen ist, wenn die Masken Pflicht gefallen ist, ob wir dann nochmal ganz andere Infektionszahlen haben, ob dann das öffentliche Leben vielleicht stillsteht, was dann vielleicht kommt, das alles ist unklar – das ist (jetzt) nicht! Ich kann es auch nicht beeinflussen. Es macht keinen Sinn, dass ich mir darüber jetzt Gedanken mache. Also gieße ich mir einen schönen frischen Kaffee ein und genieße mein Frühstück. Dann ziehe ich meine Schuhe an, setze mich ins Auto und fahre los.

Jetzt ist erstmal der Moment, in dem ich mich freue, dass ich meine Frau aus dem Krankenhaus abholen kann, und dann verbringen wir ein schönes Wochenende.

Was ist, ist. Was nicht ist, ist nicht. Vielleicht hilft auch Ihnen diese so simple Reduzierung auf das Wesentliche mit dem Gedankenkarussell in der ein oder anderen Situation besser klarzukommen.

Was geht Ihnen gerade aktuell so durch den Kopf?

Wo drehen sich Ihre Gedanken und eine innere Stimme sagt: „Oh, wie soll das bloß noch alles werden?“

Vielleicht sind Sie aber auch gerade ganz klar in Ihren Gedanken und treffen für sich Entscheidungen basierend nur auf den Fakten?

Was ist, ist. Das gilt es anzunehmen, und alles andere ist eben nicht.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP-Impuls zum Wochenende

6.30 Uhr am Morgen und ich könnte gerade eine Kaffeetasse an die Wand werfen. Warum?

Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage hat meine Katze eine lebende Maus als kleines Geschenk mit ins Haus gebracht. Die erste hatte Sie in meinem Arbeitszimmer freigelassen und in der noch vorhandenen Schockstarre war sie schnell gefangen. Die zweite konnten wir seinerzeit im Esszimmer in die Ecke treiben und auch in die Freiheit zurückbringen.

Heute Morgen komme ich von meiner Gymnastik ins Wohnzimmer und mitten drin sitzt stolz meine Katze und vor ihr eine Maus. Ich konnte gerade noch die Türen schließen, um den Raum zu begrenzen, da begann meine Katze auch schon mit dem Verfolgungsspiel und das endete unter unserer Wohnzimmerwand – natürlich nur für die Maus!

Jetzt habe ich also eine Maus im Haus und keine Ahnung, wie ich sie wieder los werden soll. Noch dazu habe ich eine Katze, die meckert, weil ihr “Spielzeug” nicht mehr funktioniert. Und ich habe heute dafür eigentlich gar keinen Nerv. Ich wollte früh kreativ sein und wichtige Vorlagen schreiben, so lange es im Haus noch ruhig und der Tag draußen noch nicht so richtig erwacht ist. Meine Katze geht mir gerade so richtig auf den Geist!

“Kenne ich auch!”, geht es Ihnen durch den Kopf, natürlich nicht unbedingt mit einer Katze. Manchmal sind es auch Menschen, die uns ärgern oder Institutionen oder gar Dinge, die wir gar nicht beeinflussen können, wie z.B. das Wetter. Kurz ärgern ist völlig ok, das hat eine wichtige Ventilfunktion, doch wie geht es danach weiter?

Ich könnte mich jetzt so richtig reinsteigern, fluchen und auf Abby (meine Katze) schimpfen. Würde es etwas ändern? Stattdessen erinnere ich mich nach den fünf Minuten, in denen ich mich legitimierter Weise aufgeregt habe, lieber an die vielen schönen Momente, die ich mit Abby schon erlebt habe. Wie sie bei mir auf dem Sofa lag, als ich krank war und gespürt hat, dass mir ihre Nähe guttut. Oder die vielen Morgenstunden, in denen Sie mir auf meinem Schreibtisch im Homeoffice Gesellschaft leistet, damit ich nicht allein bin. Schließlich die vielen Stunden, die ich schon ausgelassen mit ihr gespielt habe. Es gab so viele schöne Momente. Mit dieser Sicht geht es mir schon viel besser.

So gelange ich noch zu einer weiteren wichtigen Erkenntnis: Ich wollte eine Katze und habe mit meiner Frau Abby damals bewusst aus dem Tierheim geholt. “Maus im Haus” stand zwar nicht ausdrücklich im Beipackzettel, war aber doch irgendwie zu erwarten.

Jetzt ist mein Ärger also endgültig verzogen und ich kann einen Plan machen, wie wir die Maus am besten einfangen. Vielleicht macht Abby beim Fangen ja mit.

Und Sie? Wie gehen Sie mit vergleichbaren Situationen um? Über wen oder was haben Sie sich das letzte Mal so richtig geärgert und wie lange? An welche positiven Seiten, die diesem Ärger entgegenstehen, hätten Sie sich erinnern können? Was war Ihr eigener Beitrag zu dieser Situation?

Es ist unausweichlich, dass wir in Situationen geraten, die wir uns gerne erspart hätten. Jemand macht uns wütend und wirft alle unsere Pläne über den Haufen. Dann ist ärgern kurzzeitig erlaubt, danach aber sollten Sie sich an die positiven Seiten erinnern, die es auch immer gibt. Was haben Sie schon alles Schönes erleben dürfen mit demjenigen, der Sie gerade ärgert? Es gibt so gut wie immer etwas.

Wenn die Waage aus sich ärgern und die positiven Seiten sehen dann wieder im Gleichgewicht ist, werden Sie automatisch auch erkennen, was Sie selbst zu der Situation beigetragen haben. Im nächsten Schritt verpufft der Ärger und Sie gewinnen Ihre Handlungs- und Lösungskompetenzen zurück. Damit kann dann auch die aktuelle Lage in der Regel entschärft werden.

Ich gehe jetzt Maus fangen und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!