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Der MP Impuls zur Wochenende

Zu den klassischen Aufgaben eines Business Coaches gehört es immer wieder, mit seinen Klienten an einer gefühlten sehr hohen oder gar zu hohen Arbeitsbelastung zu arbeiten. Oftmals haben Coachingnehmer das Gefühl so viele Aufgaben bewältigen zu müssen, dass sie ihnen förmlich über den Kopf wachsen und der Berg von Arbeit über ihnen einzustürzen droht. Meine Klienten haben mehrfach solche oder ähnliche Bilder auf Flipcharts gemalt, als ich sie bat, die aktuell gefühlte Situation graphisch darzustellen.

Geht es um die Fragestellung der Priorisierung von Aufgaben, findet sehr oft das Eisenhower-Prinzip Anwendung. Der frühere amerikanische General und spätere US-Präsident  Dwight D. Eisenhower (1890-1969) entwickelte eine Matrix ausgehend von den beiden Komponenten Dringlichkeit und Wichtigkeit. Seine Vier-Felder-Matrix ist heute allgemein bekannt und wird häufig zur Priorisierung von Aufgaben verwendet.


Die recht einfach gehaltene Matrix von Eisenhower wird oftmals als ein nicht ausreichendes Arbeitsinstrument kritisiert, weil auch nach ihrer Anwendung in einzelnen Feldern zu viele Aufgaben enthalten sind. Kritiker meinen, dass damit für die Klienten keine ausreichend trennscharfe Arbeitsgrundlage geschaffen wird und so eine wirkliche Besserung ihrer Situation nicht erreicht wird. Ohne auf diese Kritik einzugehen, ist meine Erfahrung, dass die Matrix sehr oft den Zugang zu tieferliegenden Coachingthemen öffnet.

Entscheidend ist oftmals gar nicht die Frage in welches Feld wir eine Aufgabe letztlich einordnen. Wichtiger ist oftmals die Frage der Definition der zugrundeliegenden Begriffe. Meine Erfahrung ist, dass sich insbesondere am Begriff der Dringlichkeit die Geister scheiden.

In den letzten Wochen hatte ich gleich zweimal die Möglichkeit, mit meinen Klienten über die Definition von Dringlichkeit zu sprechen. Dazu zunächst mein Lieblingsbeispiel das ich im Coaching gerne erzähle:

„Dringlich ist, wenn vor unserem Herzzentrum ein RTW mit Sondersignal vorfährt und der betreuende Notarzt den Patienten mit den Worten „akuter Herzinfarkt, Patient beatmet und intubiert“ an den diensthabenden Arzt der Notaufnahme übergibt. In diesem Fall wissen alle Beteiligten, dass ein wirklich dringlicher Notfall vorliegt, bei dem sofort gehandelt werden muss, denn es geht offensichtlich um Leben und Tod.

Erzähle ich dieses Beispiel dann Schlucken meine Klienten sehr oft, was von mir auch beabsichtigt ist, denn dieses Schlucken leitet den Nachdenkprozess über die von ihnen als dringlich bezeichneten Sachverhalte ein.

Meine erste Gelegenheit am Thema Dringlichkeit mit meinen Klientinnen zu arbeiten war ein Team von Damen eines Kundenempfangs, die neben dem persönlichen Empfang der Kunden und der der Telefonzentrale auch diverse Sachbearbeitungsaufgaben durchzuführen hatten. Wenig verwunderlich klagten die Damen darüber, dass in Phasen intensiv eingehender Telefonate und zahlreichen Kundenandrangs sie nicht dazu kämen, ihre Sachbearbeitungsaufgaben zu bearbeiten, was Stress verursachte. Ich bat die Damen eine Wochenskizze anzufertigen und die Bereiche der Woche zu kennzeichnen in denen traditionell wenig Telefonate eingingen und wenig Kundenandrang herrschte. Es zeichneten sich zwei Nachmittage ab, an denen es sich also anbieten würde die Sachbearbeitungsaufgaben durchzuführen. Sehr schnell sträubten sich jedoch die Damen dagegen, die Sachbearbeitungsaufgaben in diese beiden Nachmittage zu verschieben, weil das nicht ginge. Als ich kritisch nachfragte warum nicht, stuften die Damen alle Aufgaben als so dringlich ein, dass es unmöglich schien diese, auf die beiden Nachmittage zu verschieben. Erst als ich mehrfach nachhakte, was denn passieren würde, wenn die eine oder andere Aufgabe nicht taggleich erledigt würde, kamen die Damen ins Grübeln. Die Antwort lautete nämlich in der Regel: Nichts!

Nun arbeiten die Damen an einem Priorisierungskatalog, um anschließend einen neuen Anlauf einer verbesserten Arbeitsaufteilung auf die Wochentage zu unternehmen.

Das zweite Beispiel für meine Arbeit mit der Eisenhower-Methode war eine Führungskraft in einem Finanzbereich, deren größte Belastung ein Jahresabschluss war, der bereits vor über einem Jahr hätte fertiggestellt sein sollen. Sie empfand diesen Jahresabschluss nunmehr als dringlich und die Tatsache, dass sie eigentlich keine Zeit hatte ihn zu bearbeiten, belastete sie sehr. Auch hier stellte ich einige Fragen:

Was ist bisher passiert, nachdem der Jahresabschluss nunmehr schon über ein Jahr überfällig ist?

Wurde euer Geschäftsführer entlassen oder ist er von Entlassung bedroht, weil der Jahresabschluss nicht fertig ist?

Droht die Aufsichtsbehörde mit irgendwelchen Konsequenzen?

Was ganz konkret passiert, wenn du den Jahresabschluss noch einmal um drei Monate verschiebst, weil dann neues Personal vorhanden ist, um diesen Jahresabschluss zügig und zeitnah zu bearbeiten?

Sie ahnen sicher bereits die Antworten, denn bislang war natürlich nichts passiert. Der Geschäftsführer war auch nicht entlassen worden und auch nicht von Entlassung bedroht. Die Aufsichtsbehörde drohte keine Konsequenzen an und mit einer ordentlichen Kommunikation an alle Beteiligten sah mein Klient kein Problem darin, die Bearbeitung noch einmal um 3 Monate zu verschieben. Im Gegenteil: Die dadurch entstehende Klarheit wäre sogar für alle Beteiligten vorteilhaft, da man dann genau wüsste, wann man mit einer Bearbeitung rechnen könnte.

Wir sehen also, dass Dringlichkeit ein extrem subjektiver Begriff ist und jeder den Begriff dringlich für sich selbst definiert. In meinen Beispielen waren die Aufgaben objektiv gesehen nicht wirklich dringlich, sondern es handelte sich lediglich um ein Gefühl, dass die Dinge jetzt getan werden müssten. Das möchte ich keinesfalls bagatellisieren, denn diese Gefühle belasten die betroffenen Menschen mitunter erheblich und machen ihnen den Arbeitsalltag unangenehm und schwer erträglich. Die Erkenntnis, dass ich es oftmals selber bin, der die Dringlichkeit künstlich herstellt, schafft neue Gestaltungsmöglichkeiten und befreit dann auch sehr oft schnell von den unangenehmen Gefühlen. Überlegen sie daher wirklich gut, was ihr konkreter Anteil an der Dringlichkeit ist und was wirklich und objektiv sofort getan werden muss, um akut drohende Konsequenzen abzuwenden. Häufig gibt es nämlich diese Konsequenzen gar nicht und wir sind es selbst, der eine Dringlichkeit herstellt, die es objektiv nicht gibt.


Nun also zu Ihnen:

Was ist bei Ihnen immer dringlich und belastet Sie, wenn Sie es nicht sofort erledigen können?

Was passiert wirklich, wenn Sie diese Aufgabe verschieben und erst später erledigen?

Auf welchen Zeitpunkt können Sie eine solche Aufgabe gut verschieben, so dass Sie Zeit für die Erledigung haben und keine negativen Konsequenzen zu befürchten sind?

Wer außer Ihnen könnte die Aufgabe genauso gut erledigen und sie damit entlasten?

Vielleicht ist ja dieses Wochenende genau das richtige, um erste Überlegungen in diese Richtung anzustellen. Und Sie sehen – die scheinbar so einfache Matrix von Herrn Eisenhower führt uns sehr oft zu tieferen Erkenntnissen und zur inneren Betrachtung von uns selbst.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Der MP Impuls zum Wochenende

Vielleicht kennen Sie das ja auch: Sie kommen abends nach Hause und fragen sich, was heute eigentlich mit Ihnen los war? Sie schauen in den Spiegel und den Menschen, den Sie sehen, kennen Sie gut – nur das, was dieser Mensch heute gemacht hat, kennen Sie so eigentlich nicht von ihm.

“Ich möchte nicht mehr die Kontrolle über mich verlieren und Dinge tun, die ich hinterher bereue.”


So lautete vor einigen Monaten einmal der erste Entwurf einer Zielformulierung, den einer meiner Klienten als sein Ziel für die Zusammenarbeit mir mir notierte. Mit diesem Ziel haben wir so letztlich nicht gearbeitet, aber es war natürlich ein guter Einstieg für mich, um weitere Fragen zu stellen.

“Was genau passiert denn, wenn Du die Kontrolle verlierst?”, fragte ich ihn als erstes. “Bitte gib mir doch mal ein Beispiel.”

Beispiele gab es viele und sie waren durchaus unterschiedlich. Sie kamen sowohl aus dem beruflichen als auch aus dem privaten Bereich. Sie lauteten beispielsweise:

“Ich brülle meine Sekretärin an, obwohl die nun meist wirklich nichts dafür kann.”

“Ich esse zwei Tüten Chips nacheinander, obwohl ich genau weiß, wie ungesund das ist und ich danach meistens Bauchschmerzen habe.”

“Ich schalte mein Handy ab und lasse es drei Tage ausgeschaltet. Ich bin off, liege den ganzen Tag im Bett und alle anderen können mich mal.”

“Ich kaufe mir eine teure Armbanduhr, obwohl ich schon 12 Stück habe und genau weiß, dass ich sie wohl sehr selten tragen werde.”

“Ich habe das Bedürfnis, mich irgendwie zu verändern, weil ich mich gerade selbst nicht mehr sehen kann. Das führt meisten zu einer Woche, in der ich mich nicht rasiere. Danach sehe ich irgendwann so schrecklich aus, dass dieser Anblick noch schlechter zu ertragen ist.”


Haben Sie sich an dem ein oder anderen Punkt auch wiedererkannt und vielleicht gedacht: ‘Genau, so mache ich das auch!’ Das überrascht mich nicht, es ist sehr menschlich!

Die Arbeit mit meinem Klienten zeigte sehr schnell ein immer gleiches Verhaltensmuster: Dem Moment des Kontrollverlustes ging immer eine längere Phase voraus, in der er sehr diszipliniert sein musste. Diese Phase war arbeitsintensiv und von langen Arbeitsgagen geprägt. Er musste stets auf viel Freizeit verzichten und seine eigenen Interessen hintenanstellen. Der gefühlte Druck im Job war hoch, Fehler machen war verboten, es ging um zu viel Geld, zu viel Prestige oder ähnliches. Viele Wochen funktionierte er gut, teilweise sogar sehr gut, das alles machte ihm nichts aus, bis plötzlich der Kontrollverlust kam.

Ich erklärte meinem Coachingnehmer, dass wir viele sind und er schaute mich etwas verwirrt an. Er verstand aber schnell, was ich meinte, denn wir alle haben verschiedene Persönlichkeitsanteile und sind nicht nur eine Person, sondern die Summe unserer Anteile. Alle Anteile verfolgen für uns eine positive Absicht, nur eben nicht immer die gleiche. Das kann zu Konflikten führen.

“Also”, fragte ich meinen Klienten, “wer funktioniert denn da so gut in diesen Druckphasen?”

Er beschrieb schnell einen Persönlichkeitsanteil, der eifrig war, erfolgshungrig, anpackend, erfolgsverwöhnt, strukturiert, umsetzungsstark. Ein Macher eben und so nannte er ihn auch.

Der „Macher“ war oft wochenlang “am Drücker” und absorbierte alle Energie, wie im Gespräch schnell klar wurde. Der „Macher“ aß keine Chips, viel zu ungesund. Der „Macher“ kaufte keine Armbanduhr, brauchte er nicht. Der „Macher“ telefonierte 16 Stunden am Tag, Handy ausschalten kam nicht in Frage. Der „Macher“ war immer tip top geschniegelt, denn er stand ständig auf der Bühne, in Projekten, vor Kunden oder Entscheidungsträgern. Der „Macher“ war sehr dominant.


“Wundert es Dich, dass dieser Typ alle anderen Anteile in so einer Phase kaltstellt?”, fragte ich meinen Kunden. Nein, das wunderte ihn nicht. “Wen stellt er denn alles kalt?”, fragte ich weiter und schnell kam mein Kunde auf andere Persönlichkeitsanteile, die in solchen Wochen allesamt zu kurz kamen. Es sprudelte fast aus ihm heraus: Der „Genießer“, der gutes Essen und Wein liebte. Der „Insichgekehrte“, der stundenlang Musik hören und sich selbst genug sein konnte. Und es gab noch ein paar Anteile mehr.

Kontrollverlust, das war also eigentlich ein aus der Balance sein. Seine Persönlichkeitsanteile harmonierten nicht mehr miteinander, einige wurden unterdrückt.

Vielen meiner Coachingnehmer hat dieses Konzept schon geholfen:

Wir sind viele!

Nicht ich bin, sondern ein Teil von mir ist. Das fühlt sich schnell viel leichter und besser an. Ich kann in Kontakt mit diesem Teil gehen und schauen, was er braucht. Ich bin nicht hilflos, weil immer ein Teil da ist, der mir weiterhilft, ich sehe und spüre ihn im Moment vielleicht nur nicht. Auch wenn die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen oft umfassend ist, allein die Erkenntnis, dass der „Macher“ nur ein Teil von ihm ist, den er auch in seine Schranken weisen kann, ließ meinen Klienten schnell große Fortschritte machen.

“Du bist der Macher, Du machst mich beruflich erfolgreich. Du bist ein Teil vor mir, aber Du bist auch nur ein Teil vor mir!”

Damit ging es ihm sofort viel besser.

Nun noch zu Ihnen:

Welcher Ihrer Anteile ist vielleicht aktuell sehr dominant?

Was fühlt sich gerade gar nicht gut an und welcher Anteil könnte es sein, der momentan nicht genug Aufmerksamkeit bekommt?

Welchen Anteil wollen Sie unbedingt mal wieder in den Vordergrund rücken, spüren und wertschätzen, damit Sie sich besser fühlen?

Vielleicht fangen Sie ja gleich an diesem Wochenende damit an!

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 29.04.2021

Langsam aber sicher zeichnet sich durch das fortschreitende Impfen die Zielgerade der Corona Pandemie ab, auch wenn nach wie vor unklar ist, wie das konkrete neue Zusammenleben im Detail aussehen wird.


Für viele Unternehmen geht es insbesondere um die Frage, ob und ggf. in welchem Umfang arbeiten im Home-Office auch nach Corona fortgesetzt werden soll. Das Beratungsunternehmen Korn Ferry hat dazu mehr als 4000 Unternehmen weltweit befragt. 42% dieser Unternehmen planen das Arbeiten von zu Hause in bestimmten Bereichen auch nach der Pandemie weiterhin zu gestatten. Vor allem Mitarbeitende aus den Bereichen IT, Personal, Finance und Recht dürfen sich freuen. Für diese Bereiche planen sogar zwei Drittel der Unternehmen weiterhin das Arbeiten im Home-Office zu ermöglichen. 64% wollen zudem die Beschäftigten aus dem Bereich Marketing und ihren Managern einen Wechsel zwischen Büro und Home-Office erlauben. Ganz anders sieht es hingegen in den Produktionsbereichen aus, in denen sich 72% der Unternehmen nicht vorstellen können, auf eine Anwesenheit am Arbeitsplatz vor Ort zu verzichten.

In der gleichen Umfrage wird nach wie vor auch deutliche Kritik an den bestehenden Home-Office Lösungen geübt. Viele dieser Lösungen wurden im Jahr 2020 notdürftig „aus dem Boden gestampft“ und bislang wurde noch nicht signifikant nachgebessert. So ergab die Umfrage, dass 72% der befragten Unternehmen sich nicht um die Internetanbindung ihrer Mitarbeiter kümmern, 74% der Unternehmen keinen Zuschuss zu den Telefonkosten zahlen und 90% sich auch nicht an den Stromkosten beteiligen. Lagern die Unternehmen ihre Arbeitsplätze jedoch in Home-Offices aus, so sind diese Fragen für die betroffenen Arbeitnehmer sicherlich von Bedeutung und müssen für die Zukunft gelöst werden, wenn Arbeiten im Home-Office wirklich zu einem nachhaltigen, akzeptierten Arbeitsmodell werden soll.


Wir können also davon ausgehen, dass das Home-Office auch zukünftig deutlich stärker als vor der Corona Pandemie als Arbeitsform genutzt wird. Dann gewinnt eine Befragung der TU Darmstadt von mehr als 1000 Beschäftigten an Bedeutung. Die TU Darmstadt hat nämlich herausgefunden, dass die Beschäftigten umso produktiver arbeiten je mehr sie mit ihrer eigenen Wohnsituation zufrieden sind. Weniger von Bedeutung war die Art der Arbeit oder etwa auch die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Je zufriedener die Befragten mit der Lage und Ausstattung ihrer Wohnung waren desto produktiver empfanden sie ihre Arbeit im Home-Office. Auch gemeinschaftliches Arbeiten hat sich weniger als Hindernis erwiesen, im Gegenteil: Es waren eher Singles, die sich schwer taten im einsamen Home-Office produktiv zu arbeiten.


Für die Unternehmen, die auch zukünftig auf das Home-Office als Arbeitsform setzen, dürfte auch das Ergebnis des aktuellen HR Monitors des Marktforschungsinstituts Trendance von Bedeutung sein. Für diesen HR Monitor werden monatlich rund 2000 Personen befragt. Die Umfrage ergab, dass Beschäftigte mit akademischem Hintergrund sich durch die Coronakrise zunehmend mental stark belastet fühlen. Im Vergleich zur Vorbefragung im Oktober ist aktuell eine Steigerung von 15% erkennbar. Auch die Beschäftigten ohne akademischen Hintergrund zeigen einen ähnlichen Verlauf, wobei der Anstieg nicht ganz so stark ausfällt (von 45 auf 57%). In beiden Gruppen fürchtete etwa ein Drittel der Befragten, auf lange Sicht dem vorhandenen Stresspegel nicht gewachsen zu sein.  Die Studienautoren zogen daraus den Schluss, dass es höchste Zeit für die Arbeitgeber wird, jetzt gegenzusteuern und ihren Arbeitnehmern entsprechende Hilfsangebote anzubieten. In den meisten Unternehmen scheint das bislang allerdings nicht der Fall zu sein, denn nur 14% der angestellten Akademikerinnen und Akademiker und gerade einmal 6% der Beschäftigten ohne akademischen Abschluss haben bislang eine Unterstützung hinsichtlich ihrer mentalen Gesundheit angeboten bekommen. In den Unternehmen dominieren offenbar die Leistungen hinsichtlich eines Infektionsschutzes, wie etwa das Bereitstellen von Masken.

Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, dass aus dem aktuellen DAK-Report für den die Daten von 2,4 Millionen Erwerbstätigen untersucht wurden, eine Erhöhung des Krankenstandes für das Jahr 2020 hervorgeht. Die Mitarbeitenden fehlten durchschnittlich rund 15% länger, wobei Rückenschmerzen und Anpassungsstörungen die Hauptursachen waren. Diese Erkrankungen sind offenbar auf Home-Office und Isolation zurückzuführen. Unternehmen sollten bedenken, dass derartige Krankheitsbilder oft mit deutlich längeren Fehlzeiten verbunden sind, als zum Beispiel ein normaler Schnupfen. Es macht also absolut Sinn die Mitarbeitenden mit entsprechend ergonomischen Büromöbeln und weiteren Maßnahmen zur Isolationsvermeidung zu versorgen.

Die genannten Maßnahmen sind auch vor dem Hintergrund, dass die wenigsten Unternehmen in Zukunft einen Stellenabbau planen, von Bedeutung. Der Personaldienstleister Robert Half hat insgesamt 1800 Personalverantwortliche aus sechs Ländern befragt, davon 300 aus Deutschland. Aus seiner Befragung geht hervor, dass nur 2% der Unternehmen für 2021 geplant haben, ihre Stellen zu reduzieren. Zwei Drittel hingegen gehen von einem Erhalt der Arbeitsplätze aus und 17% der Befragten gehen sogar von einem Stellenaufbau aus. Hintergrund ist vor allem die positive Prognose für das Jahr 2021, denn 72% der Umfrageteilnehmer aus Deutschland sind zuversichtlich, dass das wirtschaftliche Wachstum in diesem Jahr wieder an Fahrt aufnimmt. Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass die Unternehmen planen, ihre Beschäftigten weitgehend zu halten oder sogar auszubauen, rückt die Gesundheit der bestehenden Belegschaft besonders in den Fokus.

Vor diesem Hintergrund ist es auch verwunderlich, dass in vielen Unternehmen aktuell die Weiterbildung vernachlässigt wird. Der Stifterverband für die deutsche Wirtschaft und das Beratungsunternehmen McKinsey haben dazu 550 Führungskräfte und Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt. 70% von ihnen gaben an, dass seit dem Ausbruch der Pandemie weniger Budget für Weiterbildung zur Verfügung steht. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des sprunghaft gestiegenen Weiterbildungsbedarfs in den Bereichen Digitalisierung und des Digital-learnings bedenklich. Immerhin scheint in den meisten Unternehmen inzwischen die mangelnde Weiterbildung in den Fokus der Geschäftsleitungen zu rücken, denn 84% der Befragten gaben an, dass das Thema Fort- und Weiterbildung auf der Vorstandsagenda steht. An der Umsetzung hapert es jedoch ganz offensichtlich. 35% der Personalverantwortlichen machen sich ernsthaft Sorgen, weil es nicht nur am Geld, sondern auch an der Zeit der Beschäftigten für entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen fehlt. Zwei von fünf Führungskräften bezeichneten diese als Mangelware.


Zum Abschluss der aktuellen Umfragen noch einen Blick auf ein anderes Thema. Die aktuelle Diskussion um die Corona Pandemie, die Veränderung der Arbeitsformen und allen voran das Thema Home-Office lassen einige Bereiche, in denen auch spannende Veränderungen des Arbeitslebens stattfinden, derzeit in den Hintergrund rücken. Zu diesen Bereichen gehört unter anderem der Bereich der künstlichen Intelligenz. Die internationale Hochschule Bad Honnef hat rund 500 Beschäftigte befragt und kommt zu dem Ergebnis, dass drei Viertel von ihnen der Meinung sind, ihre Arbeit könnte mithilfe von künstlicher Intelligenz effizienter gestaltet werden. Allerdings tun sich offensichtlich viele Unternehmen mit der Umsetzung zum Thema künstliche Intelligenz noch sehr, denn nur 14% der Befragten gaben an, dass in ihren Unternehmen bereits künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Fast die Hälfte hat sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt. Ein Grund für diese zögerliche Auseinandersetzung scheint zu sein, dass es in vielen Unternehmen schlichtweg am Knowhow zum Thema künstliche Intelligenz fehlt. Ein Indiz dafür ist, dass über zwei Drittel der Befragten ausgeführt haben, nicht über die notwendigen Kompetenzen in diesem Bereich zu verfügen. Daran würden die Umfrageteilnehmer gerne etwas ändern, wenn ihr Unternehmen entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zu diesem Thema anbieten würde. Allerdings war das nur bei 20% der Befragten der Fall. Die Mitarbeiterrinnen und Mitarbeiter scheinen also vor künstlicher Intelligenz keine Angst zu haben, sondern eher auf sie zu warten, weil sie sich von ihr eine deutliche Unterstützung in ihrem Arbeitsleben versprechen. Vielleicht ist es sogar verständlich, dass angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Corona Pandemie dieses Thema im Moment nicht so sehr im Fokus der Unternehmen steht. Eine Zukunft ohne künstliche Intelligenz scheint jedoch nur noch schwer vorstellbar, so dass auch hier ein Nachholbedarf für die Unternehmen besteht.


Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt bleiben spannend, denn im Moment zeigen aktuelle Umfragen sowohl vor als auch Nachteile auf. Viele Unternehmen arbeiten an der Lösung der aufgeworfenen Fragen – nachhaltig realisiert erscheinen diese bislang jedoch in den wenigsten Fällen. Das ist ja auch das Schöne an großen Veränderungsprozessen: Sie sind spannend und zeitintensiv, eher ein Marathon als ein Sprint.

alle zitierten Statistiken  wurden veröffentlichet in:
managerseminare 05/2021

Der MP Impuls zum Wochenende

Eine der größten Suchen im Leben ist wahrscheinlich die  Suche nach dem Glück. Viele Menschen suchen ihr Leben lang nach Glück und finden es für sich nie. Dabei liegt Glück oft in kleinen Dingen und man muss es nur erkennen. Unsere Ansprüche sind oftmals einfach zu hoch und deshalb stellen sich Glücksgefühle nicht ein.

Viele Menschen verbinden Glück mit materiellen Dingen. Das ist so menschlich und macht das Erleben von Glück doch so schwer. Es sind selten die materiellen Dinge, die uns wirklich glücklich machen. Warum das so ist? Weil wir uns sehr schnell daran gewöhnen, etwas zu haben und Wünsche, die erfüllt sind, lösen oft nur kurzfristig Zufriedenheit oder gar Glück aus. Es heißt nicht umsonst: Vorfreude ist die schönste Freude.

Die Suche nach dem „großen“ Glück bringt also oft Enttäuschungen mit sich, weshalb es sich viel mehr lohnt, nach dem „kleinen“ Glück zu suchen. Denn dieses begegnet uns ganz häufig und meist unerwartet. Wir nehmen es viel zu oft gar nicht wahr und der Moment der Freunde, den es uns bereiten wollte, geht vorbei, ohne dass wir ihn genossen haben.

Für die vielen kleinen Glücksmomente, die das Leben uns häufiger anbietet als wir glauben, müssen wir mit offenen Sinnen durch die Welt gehen und bereit sein, diese Momente auch zu sehen. Manchmal erkennen wir sogar erst im Nachhinein.

Ein Beispiel gefällig?

Eines meiner Hobbys ist Fotografie, wobei ich bevorzugt Tiere in der Natur, z.B. in meinem Garten fotografiere. Diesmal war eine Meise, die mir ihrem blau-gelben Federkleid immer besonders schön zu fotografieren ist, mein Fotomodell. Sie saß auf dem Rand des Futterhauses und dort wollte ich sie fotografieren. Doch einen Sekundenbruchteil bevor ich den Auslöser drückte, flog sie davon und ich ärgerte mich schon, den Moment verpasst zu haben. Dann schaute ich mir das vermeintlich wertlose Foto an und sofort zauberte es ein Lächeln auf mein Gesicht. Meisenbilder im Vogelhaus habe ich schon viele, Meisen im Flug nicht. Es ist ein wunderbares Foto geworden, welches ich so gar nicht machen wollte. Ein wunderbarer kleiner Glücksmoment.


Das Bild ist auch nicht perfekt, dafür müsste es noch schärfer sein. Doch um Perfektion geht es auch nicht! Wer auf Perfektion wartet, wird dem Glück wahrscheinlich ein Leben lang hinterherlaufen.

Es ist dieser einzigartige Moment, den dieses Foto festhält. Ein Moment, der sich einfach so ergeben hat, nicht geplant, nicht erzwungen, es ist einfach geschehen – wunderbar.

Wenn Sie wachen Geistes durchs Leben gehen, bereit alle Ihre Sinne zu öffnen und zu schärfen, werden Sie viele dieser kleinen Glücksmomente im Leben erleben. Sobald wir lernen, diese kleinen Glücksmomente wahrzunehmen und zu genießen, wird das Glück fast täglich unser Begleiter sein. Das Warten auf das „große“ Glück ist vorbei.

Öffnen Sie Ihre Sinne und breiten Sie Ihre Arme aus: Heißen Sie das Glück willkommen!

Vielleicht begegnet es Ihnen ja schon an diesem Wochenende!