Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 08.10.2022

Als ich das obige Zitat von Peter Wohlleben, dem bekannten Förster und vielfachen Bestsellerautor in einem Interview mit Dr. Eckart von Hirschhausen las, gingen mir spontan zwei Gedanken durch den Kopf.

Der erste war: Stimmt!

Der zweite war: Und das gilt nicht nur für Bäume.

Wir können niemandem helfen, wenn wir selbst depressiv, mutlos, ausgelaugt, überlastet und ohne Energie sind. Mir ging auch meine aktuelle berufliche Situation durch den Kopf, in der ich als Business Coach zur Zeit verstärkt mit Menschen arbeite, die sich in Überlastungssituationen befinden, um das Wort Burnout hier mal nicht zu verwenden. Ganz offensichtlich ist es aktuell so, dass nach mehreren Coronajahren und den dazugekommenen Krisen wie Krieg und Energiekrise die Menschen zunehmend an ihre Grenzen kommen.

Da ist die langjährig erfahrene und erfolgreiche Ingenieurin, die plötzlich bei mir sitzt und schon im Kennenlerngespräch den Satz sagt: „Wenn ich meinen kleinen Sohn nicht hätte, weiss sich nicht, ob ich noch hier wäre.“ Da ist der Beamte, der seit vielen Jahren schwierige Situationen meistert, mit unterschiedlichen Chefs immer große Herausforderungen hatte, weil er stets auch ein Stück weit für seine Chefs mitarbeiten und mitdenken musste. Er erklärt mir plötzlich: „Ich weiß auch nicht, es hat sich eigentlich nichts geändert, aber ich komme an meinen Arbeitsplatz und breche in Tränen aus. Arbeiten kann ich nicht mehr.“ Da ist der Mitarbeiter einer Verwaltung, der erklärt, er habe seit Jahren viel zu tun. Das war immer normal, doch jetzt sind noch private Themen dazugekommen, und plötzlich geht es nicht mehr. Er schaffe es nicht mehr. „Ich kann mich nicht mehr aufraffen!“

Das sind nur drei meiner aktuellen Coachingmandate – ich könnte noch weitere anführen. Was ist passiert mit diesen Menschen, die plötzlich ihre eigenen Kompetenzen nicht mehr erleben, die das Gefühl haben, sich selbst nicht mehr helfen zu können und allein nicht mehr klarzukommen, obwohl sie so viele Jahre erfolgreich gearbeitet haben.

Die Ursachen sind vielfältig und liegen zum einen in einer Arbeitsüberlastung und Stress, zum anderen aber auch darin, dass Menschen Ängste und Sorgen haben und nicht wissen, wie es weitergeht. Unsicherheit ist für viele Menschen immer ein großer Stressfaktor und davon haben wir in unserer Zeit gerade mehr als genug. Aber ich stelle auch immer wieder fest, dass Menschen viel zu wenig über sich selbst wissen, um sich dann auch helfen zu können. Sehr oft bleiben meine Fragen wie z.B. „Was tut Dir denn gut?“ unbeantwortet. Wenn ich die Menschen frage, wann sie das letzte Mal in der Natur waren, schauen mich oft zwei nachdenkliche Augen an. „Wann hast Du das letzte Mal etwas gemacht, nur für Dich, einfach nur, weil es Dir guttut und Dir Spaß macht? Und was war das?“ Auch da schauen mich oft zwei leere Augen an. Unsere aktuelle Zeit ist geprägt davon, dass wir viel Arbeit haben, von Sorgen geplagt sind und keine Zeit mehr finden, damit wir uns mit uns selbst beschäftigen können. Wir vergessen, wer wir sind, was uns wichtig ist, und vor allem, was uns guttut. Wer aber nichts über sich weiß, der kann sich natürlich in schwierigen Situationen auch nur schlecht selbst helfen.

Was sind meine Werte? Was tut mir wirklich gut? Wenn ich diese Fragen nicht beantworten kann, dann ist es schwer, mir selbst zu helfen.

Es ist mehr als Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Diese Zeit ist etwas besonders Wertvolles und schon deshalb sollten wir alle es auch tun. Wer soll auf Sie Acht geben, wenn Sie das nicht selbst tun? Wer soll für uns da sein, wenn wir selbst nicht für uns da sind?

Ein schönes Beispiel von Achtsamkeit für sich selbst begegnete mir letzte Woche in einem Seminar. Ich begann mit einer neuen Gruppe Führungskräfte eine über mehrere Bausteine gehende Ausbildung. Mitten in einer intensiven Diskussionsrunde griff eine der Teilnehmerinnen nach ihrem Smartphone, schaute darauf und war für einen Moment abgelenkt. Sofort sprach sie mich an und sagte: „Das tut mir leid, ich bin Diabetikerin und habe gerade das Gefühl, das mein Zuckerspiegel absackt. Ich muss einmal schauen, wie es mir tatsächlich geht.“

Ich weiß nicht, ob ich auch nach außen wahrnehmbar gelächelt habe. Innerlich musste ich auf jeden Fall tief in mich hinein schmunzeln und habe für mich gedacht: „Wow, das ist genau das ich mir wünsche – Achtsamkeit für sich selbst!“

Wer soll auf uns achtgeben, wenn wir es nicht selbst tun? Im Moment aber tun das sehr viele Menschen offensichtlich nicht. Anders ist der sprunghafte Anstieg von Mandanten, die mit den oben genannten Problemen zu mir kommen, kaum zu erklären. Natürlich lässt sich niemand willentlich außer Acht vernachlässigt sich bewusst. Aber es häufen sich die Fälle, in denen die Menschen für sich selbst keine Zeit mehr haben und sich nicht um sich selbst kümmern.

Es sind oft unsere inneren Antreiber, die in Stresssituationen wie aktuell plötzlich über die Stränge schlagen und uns Dinge tun lassen, die uns nicht guttun. Es sind unsere Werte, die verletzt sind und die uns dann in die Enge treiben. Es ist die erlebte Hilflosigkeit, mit der wir oftmals nicht wissen, wie wir mit ihr umgehen sollen, weil wir zu unseren Kompetenzen gerade keinen Zugang mehr haben. All das sind oft unbewusste Prozesse, aber wenn die Überlastung zu groß wird, dann finden wir unsere Kompetenzen erst recht nicht mehr wieder, und die Hilflosigkeit nimmt weiter zu.

So erlebe ich das gerade bei vielen meiner Mandanten und ich kann mich keinesfalls darüber freuen, falls irgendjemand beim Lesen dieses Impulses meinen sollte, das sei doch gut für mich, denn dann habe ich ja viel zu tun. Ich arbeite gerne, aber diese Fälle müssen wirklich nicht noch häufiger werden.

Es gibt so viele andere Themen, an denen man auch arbeiten kann. Deshalb möchte ich diesen Impuls auch gar nicht allzu lange ausweiten, sondern möchte Sie ermuntern, über Folgendes nachzudenken:

Was tut Ihnen gut?

Was sind Ihre Werte?

Was sind Ihre Antreiber?

Wann haben Sie sich das letzte Mal mit sich selbst beschäftigt, wann haben Sie sich Zeit nur für sich selbst genommen?

Wie auch immer Ihre Antworten ausfallen, denken Sie an Folgendes: Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht, dann können Sie niemand anderem helfen. Sie können nicht für die Familie da sein, nicht für die Firma, nicht für die Kolleginnen und Kollegen, ganz getreu dem Zitat von Peter Wohlleben: „Die Bäume haben nichts davon, wenn wir depressiv werden.“

So gilt es auch für alle anderen Menschen um uns herum und natürlich erst recht für uns selbst. Dieser Impuls ist vielleicht auch besonders gut geeignet, Ihnen zum Abschluss noch drei Fragen zu stellen, die ich aus den Weltbestsellern von John Strelecky aus der Reihe „Das Cafe am Rande der Welt“ entnommen habe. Und vielleicht haben Sie diese Fragen auch schon einmal gehört, wenn Sie eines der Bücher von John Strelecky gelesen haben. Die drei Fragen, die ich Ihnen zum Abschluss dieses Impulses stellen möchte, lauten:

Wer bist Du?

Warum bist Du hier?

Führst du ein erfülltes Leben?

Ich wünsche Ihnen ein schönes und entspanntes Wochenende.

Sich rechtzeitig eine Auszeit zu nehmen und den Fokus auf sich selbst zu richten, war schon immer wichtig. In unseren aktuellen Zeiten, die von vielen als besonders herausfordernd erlebt werden und voller Unsicherheiten sind, ist die Sensibilität für das eigene Wohlergehen wichtiger denn je. Nicht immer leisten und liefern müssen, sondern einfach mal ich selbst sein können. Keine Normen und Anforderungen erfüllen, einfach nur bei mir sein. Spüren und leben, war mit guttut – eine Auszeit nehmen.

Wann habt Ihr die letzte kleine Auszeit genommen? Solche Auszeiten können vielfältig sein und müssen keinesfalls immer gleich ein langer Urlaub sein?

Falls Ihr Lust habt: Einen Impuls zum Selbstcoaching findet Ihr zu diesem Thema auch in meinem Selbstcoachingbuch „Inspiration Eichhörnchen – Ein Leitfaden für Ihr Selbstcoaching“ (ab Seite 92, „Rückzug“).

Ich wünsche Euch eine gute Woche!

#coaching

#selbstcoaching

#auszeit

Der MP Impuls zur Selbstreflexion

Als ich das übergroße Buch zuschlug, hielt ich es noch viele Minuten in der Hand. Ich saß auf meiner Terrasse in der Abendsonne und hatte mehr geblättert als gelesen. Es war ein Bildband, den ich in den Händen hielt und der ohnehin spärliche Text war zweitrangig. Die Bilder sollten beim Leser, oder in diesem Fall besser Betrachter, Wirkung entfalten und jedenfalls bei mir taten sie es. Es war ein Bildband der 10 Jahre dauernde Expeditionen zusammenfasste auf den Spuren der letzten Schneeleoparden, die noch auf der Welt leben. Das Team um den bekannten Tierfotografen Vicent Munier war unterwegs in Tibet, so gut wie nie unterhalb von 4000 Höhenmetern. Die Landschaften auf den Bildern muteten unwirklich an, bizarre Felsen, die Kälte vor Ort war sichtbar in Eis und Schnee: Tagsüber -20 Grad Celsius, nachts bis -35 Grad Celsius. Es fühlte sich komisch an, aber die Bilder machten die Kälte sogar spürbar, hier im Hochsommer in Deutschland.

Ich hatte ein Buch (Syvain Tesson, Der Schneeleopard) über diese Expeditionen gelesen und war dadurch auf diesen Bildband gestoßen. Die Bilder waren großartig, sie zogen mich in ihren Bann. Die skurrilen Landschaften, das Eis und die Leere, die auf vielen Bildern zu sehen war. Kein Vergleich mit der dichten Bebauung bei uns, selbst wenn Sie ein kleines, weitläufiges Dorf als Vergleichsmaßstab nehmen. Und schließlich die Schönheit der Tiere, allen voran des Schneeleoparden. Er wirkte majestätisch, erhaben und bildschön. Doch auch die anderen Tiere strahlten Schönheit aus, obwohl sie im klassischen Sinne gar nicht unbedingt schön sind, wobei in besonders an die mächtigen Yaks denke. Wilde, zottelige Büffel mit großen Hörnern – schön sind die eigentlich nicht. Doch sind sie, es ist alles eine Frage des Betrachtungswinkels.

Da saß ich nun also und was war es, das gerade mit mir geschah? Ich hatte den mächtigen Bildband immer noch auf meinen Beinen liegen, meine Gedanken waren noch immer in Tibet, einem Land, dass ich persönlich nie zu Gesicht bekommen werde und über das ich so wenig weiß.

Erst heute, etwa zwei Wochen später, wird mir klar, was in diesen Minuten wirklich geschah – ich genoss die Schönheit der Natur. „Aber kann man den Schnee, das Eis und einzelne Tiere in skurriler Landschaft genießen?“, fragen Sie sich gerade. Ja, ich konnte das, genau in diesem Moment. Ich war frei im Kopf, müßig in der Zeit und bereit zu reisen mit allen Sinnen in eine andere Welt, die Natur genießend.

Genuss, das ist das „Zauberwort“ in diesem Impuls, denn ich erlebe so viele Menschen, die nicht mehr genießen können. Unsere Zeit ist so hektisch und schnelllebig geworden, die Themen wechseln permanent, die Katastrophen sind so bedrohlich geworden, es ist immer etwas zu tun. Für Genuss bleibt da oftmals keine Zeit.

Genießen ist etwas Wundervolles, es tut uns gut, es wärmt die Seele. Immer wieder frage ich meine Klienten: „Was tut Dir gut, was kannst Du genießen?“ Es macht mich glücklich, wenn ich spüre, dass da spontane, ehrliche Antworten kommen, Antworten aus dem Innersten heraus. Dann weiß ich, da ist jemand auf einem guten Weg, meine Coachingmaxime zu erreichen: Ich möchte Menschen zufriedener und dadurch auch erfolgreicher machen. Doch immer wieder schauen mich zwei Augen fragend an, als hätten sie meine Frage nicht verstanden und mein Gegenüber murmelt: „Tja, was tut mir gut…?“

Viele von uns haben leider verlernt, zu genießen. Sie sind nicht mehr bei sich, sondern ständig irgendwo anders, getrieben von Themenvielfalt, Sorgen, Aufgaben, eigenen und fremden Ansprüchen und vielem mehr. Doch genießen kann man nur bei sich und für sich, zuerst muss man wissen, was es ist, das einem gut tut, dann kommt der Genuss.

Auch ich konnte früher nur schlecht genießen, für mich galt alles, was oben geschrieben steht. Ich war getrieben, selten oder nie wirklich bei mir, mein Kopf arbeitete immer, die Seele „baumelte“ nie, Genuss kannte ich nicht wirklich. Ich habe es gelernt und Sie können es auch, Sie werden es spüren, wenn Sie wirklich genießen, wenn Sie ganz bei sich sind, es ist so schön.

Genuss kann von allen Sinnen ausgehen. Mein Beispiel war visuell, die Bilder sogen mich in Ihren Bann. Viele Menschen können wirklich genießen, wenn sie sich ganz dem Geschmack hingeben, z.B. bei einem guten, stressfreien Essen oder auch nur dem Cappuccino in der Abendsonne auf der Terrasse. Andere versinken in klassischen Konzerten und gehen ganz im Hören auf. Und ich kenne auch Menschen, die können genießen, bei Sturm an der Nordsee spazieren zu gehen, den kalten Wind im Gesicht – einfach spüren.

Ganz besonders schön wird es, wenn man das eigene Tun genießen kann. Ich darf das immer mal wieder erleben, wenn ich in meiner Heimatstadt bin und meinen guten Freund Wolfgang besuche. Er ist ein wundervoller Jazz-Pianist und wenn er am Flügel sitzt und spielt, dann verwandelt er sich. Er wird eins mit der Musik, er „taucht ab“, er ist scheinbar ganz woanders. Er nimmt nichts mehr um sich herum wahr, er spielt nur noch und genießt sich selbst. Es sind Momente des Glücks, auch spürbar, wenn man nur Zuschauer ist.

Wir müssen wieder mehr genießen, gerade in dieser aktuellen Zeit. Genuss ist Lebensqualität und gibt uns Kraft. Wirklicher Genuss aber braucht ein paar Voraussetzungen, die ich zu Beginn schon einmal angedeutet habe:

  • Ich muss ganz bei mir sein und wissen, was mit guttut – genießen kann man nur für sich! Dazu gehört auch die Schärfung des Bewusstseins, dass es mit dem Genuss so ähnlich ist wie mit dem Glück: Beides liegt oft in kleinen Dingen. Und wie es passender nicht sein könnte, besucht mich just in diesem Moment ein Eichhörnchen auf meiner Terrasse und ich höre für einen Moment zu schreiben auf, um seine Nähe zu genießen. Natur tut mit immer gut.
  • Genießen braucht Muße in der Zeit – Hektik und Termine sind fehl am Platz.
  • Wir können mit allen Sinnen genießen, doch dafür müssen wir uns ihrer häufig erst einmal wieder bewusstwerden und uns von der Reizüberflutung – vor allem im visuellen – verabschieden.

Ich vermute, ich habe noch den ein oder anderen Aspekt vergessen und Sie können ihn ergänzen, denn Sie sind nun ohnehin an der Reihe:

Können Sie die Frage, was Ihnen wirklich guttut, sofort beantworten?

Wenn nein, gehen Sie auf die Suche!

Wann haben Sie das letzte Mal in vollen Zügen genossen? Erinnern Sie die Situation und holen Sie die Bilder und das positive Gefühl wieder hervor.

Wann werden Sie das nächste Mal so richtig genießen?

Was – ganz konkret – wollen Sie zukünftig anders machen, für mehr Genuss in Ihrem Leben?

Ich wünsche viel Erfolg dabei und natürlich ein wunderbares Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Es ist einer dieser Tage, an denen scheinbar alles irgendwie schief geht. Schon auf dem Weg ins Büro, bin ich mal richtig nass geworden, denn den Schirm hatte ich leider vergessen einzupacken. Der erste Kunde des heutigen Tages kam mir gleich irgendwie “blöd”. Meine Kollegen waren nervig, anstatt einer netten Aufmunterung gabs nur dumme Sprüche. Das Mittagessen hat mir auch schon mal besser geschmeckt, heute war es echt versalzen. Am Nachmittag wollte ich dringend noch etwas mit meinem Chef besprechen, doch der war ausser Haus und ohne Rücksprache kann ich nicht sinnvoll weiterarbeiten. Gerade eben hat auch noch mein Kumpel angerufen und mir für heute Abend abgesagt – keine Zeit, Kind ist krank.

Es ist der berühmte “gebrauchte Tag”.

Tage dieser Art haben wir sicher alle schon einmal erlebt. Es geht einfach alles schief – alle und alles sind gegen uns. In einem solchen Modus verengen wir unseren Fokus, fahren alle Filter hoch und sehen nur noch das Negative. Selbst wenn jetzt ein netter Anruf käme, würden wir ihn wahrscheinlich nicht als solches wahrnehmen und die Gefahr ist groß, dass mir den netten Anrufer mit einer unvorsichtigen Bemerkung vergrätzen. Und selbst wenn auf dem Rückweg vom Büro zum Auto plötzlich die Sonne scheint, sehen wir wahrscheinlich nur den Dreck auf der Windschutzscheibe, den die (blöde) Sonne jetzt auch noch so richtig sichtbar macht.

Also STOPP! So können wir nicht weiter machen, wir katapultieren uns immer weiter in die Negativspirale, werden immer unerträglicher für andere aber auch uns selbst und schon bald herrscht nur noch Frust. Denn dass “alles” gegen uns läuft, hat viel mir der Bedeutung zu tun, die wir der Situation geben. Die Kollegen waren vielleicht einfach nur lustig und der einzige, der “dumme” Sprüche gehört hat, war ich. Den Abend hätte ich auch mit einem anderen Kumpel verbringen können, der schon mehrfach gefragt hatte, wann ich mal wieder Zeit hab. Solange ich aber in der “alle sind gegen mich”-Phase bin, finde ich keine positiven Lösungen. Ich gefalle mir vielleicht sogar im Selbstmitleid, voll mit Kortisol leidet es sich zwar so schön, aber konstruktive und kreative Lösungen finde ich so nicht. Ein BREAK muss her!

Und dass ist leichter als Sie vielleicht denken – tun Sie sich etwas Gutes! Gönnen Sie sich etwas. Tun Sie etwas, von dem Sie wissen, dass es Ihnen Spaß macht. Warum? Ganz einfach, das aktiviert Ihr Glückszentrum im Gehirn und führt zur Ausschüttung positiver Hormone und schon wird es besser. Sie kommen innerlich zur Ruhe und können plötzlich gelassen auch wieder andere Perspektiven einnehmen.

Also, was könnte das sein, das Ihnen gut tut?

->eine schöne Tasse Tee vor dem Kamin?
->ein leckerer Latte in Ihrer Lieblingskaffeebar?
->ein Anruf bei Ihrem besten Freund, mit dem Sie endlich mal wieder plaudern wollten?
->ein warmes Schaumbad bei Kerzenschein, dass Sie in Ihre Träume abgleiten lässt?
->ein leckeres Fischfilet mit einem wunderbaren Weisswein?
->ein Spaziergang in der Natur?

Es gibt wahrscheinlich unzählige weitere Möglichkeiten, suchen Sie etwas, dass für Sie perfekt ist. Gönnen Sie sich eine kleine Auszeit, es öffnet Ihren Blick, ermöglicht neue Perspektiven und durchbricht die Negativspirale.

Am besten Sie fangen gleich an diesem Wochenende damit an – viel Spaß dabei!

Der MP Impuls zum Wochenende

Das Telefon klingelt – ziemlich überraschend. Ein guter Freund ist dran, strotzt vor Energie und guter Laune, was zu mir gerade so gar nicht passt. Ich hatte einen anstrengenden Tag und bin müde, seine Energie kann ich nicht teilen.

“Los komm mit, ich hab Bock noch was trinken zu gehen, treffen wir uns in einer Stunde in der “Lieblingskneipe”?

Ich atme schwer, was ihm im euhporisierten Zustand natürlich nicht auffällt und sage: “Ok, bis gleich, ich freu mich!”

Glatt gelogen, doch es geht irgendwie wie selbstverständlich über meine Lippen. “Es” passiert einfach, weil mein Unbewusstsein entschieden hat, dass NEIN sagen keine zulässige Option ist. Das ist schließlich ein guter Freund, den enttäuscht man nicht, was wenn er mich beim nächsten Mal dann auch sitzen lässt? Was, wenn sich meine Unlust herum spricht und ich vielleicht bald gar nicht mehr gefragt werde, ob ich dabei sein will? Was wird mein Freund über mich denken? Das Kopfkino ist an und genau dann sagt mein Unbewusstein typischer Weise einfach “ja” und gut ist – alle Fragen vermieden. Der Nachteil ist nur, ich habe eigentlich gar keine Lust und mir geht es mit dieser Lösung denkbar schlecht.

DANKE, dass Sie jetzt alle “Kenn ich auch” rufen und mir das Gefühl geben, ich bin nicht allein. Na klar, solche oder ähnliche Situationen kennen wir alle und die Konstellation, ein guter Freund möchte mit mir einen trinken gehen, ist dabei eher eine harmlose Variante. NEIN SAGEN ist unglaublich schwer – aber nur bis man das gelernt hat.

Es gibt so viele Kontexte, in denen wir eigentlich NEIN sagen wollen und ja sagen. Im Beruf gegenüber dem Chef oder den Kollegen, in der Familie gegenüber dem Partner, den Kindern oder den Eltern, in Vereinen, gegenüber Freunden, zu Nachbarn und vieles mehr.

Jedes Ja, das eigentlich ein NEIN werden sollte, macht uns ein Stück unzufrieden, weil wir unsere eigenen Interessen zurückstellen und dadurch oftmals nur halb bei der Sache sind. Der Kopf ist eigentlich gar nicht da, wir machen Fehler, die wir sonst nie machen, wir hören nicht richtig zu, wir sind unkonzentriert. Allzu oft werden wir dann später auch noch dafür kritisiert, dass wir gemacht haben, wozu wir eigentlich keine Lust haben. “Du warst auch schon mal unterhaltsamer”, sagte mein Freund an diesem Abend irgendwann zu mir. Er hatte Recht, doch ich empfand das als Angriff und motzte zurück. Typischer Fall von falsches Ohr geöffnet (Schulz von Thun)… . Ergebnis: Egal ob Sie ihn oder mich fragen, einen schönen Abend hatten wir nicht. Hätte ich mal NEIN gesagt.

Ja sagen und NEIN meinen ist keine Option – lernen Sie NEIN zu sagen und Sie werden zwei Dinge merken:

  1. Je öfter Sie es tun, desto leichter fällt es und desto besser fühlt es sich an. Sie geben sich selbst viel mehr Raum und Bedeutung, Sie erhöhen Ihre Selbstachtsamkeit, Sie machen sich frei. Und -mindestens genauso wichtig- Sie lernen auch bewusster ja zu sagen und zu dem, wozu Sie ja gesagt haben auch voll zu stehen. Jetzt ist es Ihre ganz bewusste Entscheidung, es passiert nicht einfach, nicht unbewusst. Es ist eine kognitive Entscheidung, bewusst getroffen, IHRE Entscheidung, das bewusste Ja! Dinge, zu denen wir bewusst JA gesagt haben, gehen uns leicht von der Hand, machen Spaß und füllen uns aus.
  2. Sie können in einer Art und Weise NEIN sagen, die beiden Seiten gerecht wird. Klingt komisch? Ist oftmals ganz einfach. Ich hätte zum Beispiel zu meinem Freund sagen können: “Heute möchte ich nicht mehr vor die Tür gehen, ich hatte einen harten Tag und bin müde. Aber ich freue mich gerade, dass du mich anrufst und habe Lust, mal wieder mit Dir zu quatschen. Lass uns doch gleich für einen anderen Tag verabreden, wann passt es bei Dir?” Wahrscheinlich hätte diese Antwort für uns beide zu einem viel angenehmeren Abend geführt.
    NEIN sagen kann man lernen – viele meiner Coachingnehmer bestätigen das. Und alle, die es gelernt haben, sind heute so viel glücklicher als zuvor – wunderbar.

Und bevor jetzt der Eindruck entsteht, ich wollte hier die Meinung vertreten, das sei doch alles ganz einfach mit dem NEIN sagen: NEIN, das ist es nicht und so möchte ich auch nicht verstanden werden. Es ist nicht einfach, vielleicht sogar eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt, aber das ist ja kein Widerspruch dazu, dass Sie es lernen können und sollten. Vielleicht haben Sie ja Lust, zu diesem Lernprozess ganz bewusst JA zu sagen?

Wenn Sie das Thema vertiefen möchten, füge ich Ihnen eine Literaturempfehlung bei, die auch diversen meiner Coachingnehmer geholfen hat.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Literaturempfehlung:

Olaf Jacobsen

“Ich stehe nicht mehr zur Verfügung”

Der MP Impuls zum Wochenende

Unvorstellbar – hätten wir das nicht alle gesagt, wenn uns jemand vor 6 Wochen geschildert hätte, was wir gerade erleben?

Hier in Schleswig-Holstein hat die Landesregierung gestern weitreichende Maßnahmen beschlossen, die das öffentliche Leben fast vollständig zu erliegen bringen. Ohne Frage bringt das für viele Menschen erhebliche Probleme mit sich, viele Folgen, z.B. wirtschaftlicher Art, können wir noch gar nicht abschätzen und auch der Alltag ist beschwerlicher geworden.

In solchen Zeiten gilt es mehr denn je, sich auf den Leitsatz zu besinnen, den zwei Coachkollegen vor mir einmal aufgestellt haben:

Es macht keinen Sinn, sich alle möglichen Szenarien auszumahlen und im Kopfkino zu erstarren. Stellen Sie lieber die Fragen, die wirklich wichtig sind und wählen Sie eine Perspektive, die Ihnen eine positive Sichtweise ermöglicht und Ihnen Kraft spendet. Die äußeren Rahmenbedingungen und die globale Entwicklung können Sie eh nicht beeinflussen.

Die erste Frage könnte lauten: Bin ich gesund? Und die allermeisten von uns werden das bejahen! Ok, es gibt kaum öffentliches Leben aktuell, was könnten Sie denn mit sich selbst anstellen, was Sie schon immer einmal tun wollten, aber nie Zeit dazu hatten? Ein neues Hobby ausprobieren? Ein Bild malen? Ein Buch schreiben? Oder wenigstens mal wieder in Ruhe ein Buch lesen? Mit Ihren Kindern spielen? Mit Freunden telefonieren? Mit dem Partner oder der Partnerin gute Gespräche führen? Oder, oder, oder… .

Klagen wir nicht allzu oft über die Dinge, die wir gerne tun würden, aber keine Zeit dafür haben? Wofür schenkt uns die aktuelle Ausnahmesituation Zeit? Wie können Sie diese so ausfüllen, das es Sie bereichert, erfüllt und glücklich macht?

Was ist, ist! Und aktuell ist ohne Zweifel eine außergewöhnliche Zeit, aber auch diese bietet Chancen. Suchen Sie Ihre Chance, das ist viel sinnvoller, als das Ausmalen düsterer Szenarien. Glück liegt so oft auch in kleinen Dingen, worin liegt Ihres?

Ein schönes Wochenende!

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