Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 24.11.2023

Starten wir doch in diesen Blogbeitrag mal wieder mit einigen Erkenntnissen zum Thema Homeoffice.

Hybrides Arbeiten scheint sich durchzusetzen: In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung und des Frauenhofer Institutes unter 400 Personalverantwortlichen gaben jedenfalls nur noch 0,6% der Befragten an, keine Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice anzubieten. Zwei Drittel gaben sogar an, dass diese Möglichkeiten allen Mitarbeitenden offenstehen, wobei die Möglichkeiten teilweise auf 2-3 Tage pro Woche eingeschränkt waren. 27% gaben an, dass an allen Tagen der Woche vom Homeoffice aus gearbeitet werden könne.

Eine Umfrage des ifo-Instituts zeigt, dass Deutschland bei der Nutzung des Homeoffice international im Mittelfeld liegt. Durchschnittlich einen Tag pro Woche arbeiten deutsche Beschäftigte im Homeoffice, mehr als z.B. in Frankreich und Italien (0,6/0,7) aber auch weniger als in Großbritannien (1,5). In anderen westlichen Ländern liegt Kanada mit 1,7 Tagen pro Woche an der Spitze der Heimarbeit.

Licht und Schatten zeigt sich in Sachen Homeoffice in einer gemeinsamen Studie des Massachusetts Institut of Technology und der University of California. Einerseits zeigte sich sowohl eine gesündere Work-Life-Balance als auch zufriedenere Beschäftigte. Andererseits blieb die Produktivität im Homeoffice um deutliche 23% hinter der Produktivität der Mitarbeitenden im Büro zurück, wofür als Hauptgrund höhere Ablenkungen im Homeoffice, z.B. durch Kinderbetreuung, genannt wurden.

Eine Leserbefragung der Aktion „Bewegung im Büro“ unter mehr als 1640 Teilnehmenden liefert schließlich noch einen beachtenswerten Blick auf die Bewegung an den verschiedenen Arbeitsplätzen. Im Büro arbeiten 63% sitzend, 19 % stehend und 18 % der Befragten gehend. Im Homeoffice fallen diese Werte noch einmal deutlich ungünstiger aus, denn 71% arbeiten sitzend und nur noch 8% gehend. Wir sitzen heute ohnehin viel zu viel (vgl. Porten, 2021, S. 30ff)[i] und offenbar wird dieser Trend im Homeoffice noch verstärkt.

Zufriedene Mitarbeitende gelten gemeinhin als weniger abwanderungsgefährdet. Diese These könnte durch eine neue Umfrage der Königssteiner-Gruppe in Zusammenarbeit mit stellenanzeigen.de ins Wanken geraten. Von den mehr als 1000 Befragten zeigten sich zwei Drittel mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden. Gleichzeitig stieg gegenüber dem ersten Quartal 2023 jedoch die Wechselbereitschaft um 4%-Punkte auf insgesamt 32% an. Schlüsselt man die Werte auf so ergab sich für 47% – und damit für fast die Hälfte der Befragten -, dass sie zwar mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden, aber trotzdem wechselbereit sind! Ganz offenbar gibt es in der aktuellen Arbeitsmarktlage eine erhöhte Bereitschaft, die sich bietenden Chancen auch zu nutzen. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Befragten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auch weiterhin als sehr gut bewerten: 82% der Befragten erwarten gleich gute oder gar bessere Chancen im kommenden Jahr!

In die gleiche Richtung geht eine Studie im Auftrag des Netzwerkes linkedin. Obwohl mehr als zwei Drittel der Befragten angaben, sich dem aktuellen Unternehmen zugehörig zu fühlen – und 20% sogar von „perfekter kultureller Passung“ sprachen – schauten sich 40% der Befragten gleichzeitig nach einer neuen Stelle um. Als Gründe nannten die Befragten, dass mit einem Wechsel oftmals ein „Gehaltssprung“ verbunden sei, was angesichts der aktuellen Inflationsraten an Bedeutung gewonnen hat. Vor allem Millennials und Vertreter der Generation Z gaben aber auch an, dass sich aufgrund des anhaltenden Personalmangels das Arbeitsklima im eigenen Unternehmen verschlechtert habe (40%). Auch verspürt die Hälfte gerade der jüngeren Beschäftigten zunehmend Stress aufgrund der angespannten Personaldecke.

Dazu passt auch ein Ergebnis des Softwareherstellers Softgarden, der in seiner Umfrage ermittelt hat, dass 10% der frisch eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre neue Stelle gar nicht erst antreten. Bei 41% der Befragten lag dies daran, dass sie zwischenzeitlich schon wieder ein besseres Jobangebot bekommen haben. Doch selbst bei denen, die ihre neue Stelle auch antreten, gibt es eine erhebliche Quote kurzfristiger Abwanderer. 20% der Befragten haben ihren Job nämlich innerhalb der ersten 100 Tage schon wieder gekündigt. Die Abbruchquote hat sich damit auf 24% erhöht und somit gegenüber 2018 fast verdoppelt. Ohne jeden Zweifel – Personalbindung und -gewinnung stellen in der aktuellen Zeit wahre Herkulesaufgaben dar.

Gerade zur Mitarbeiterbindung setzen viele Unternehmen gerne Benefit-Angebot ein – nur leider meist die falschen. Die Unternehmensberatung Willis Towers Watson hat in einer weltweiten Studie ermittelt, dass die Benefits der Unternehmen meist auf folgende Bereiche abzielen:

  • eine flexible Arbeitszeitregelung
  • die persönliche Ausbildung, Entwicklung und Karriere
  • alle Dimensionen des „Wellbeing“

Nur leider gehen diese Prioritäten an den Bedürfnissen vieler Mitarbeitender schlicht vorbei, denn diese wünschen sich vor allem Benefits zur Altersvorsorge und der langfristigen finanziellen Absicherung (je 52%). Lediglich im Bereich der flexiblen Arbeitszeitgestaltung ist auch die Nachfrage hoch (48%).

Keine Frage die Unternehmen verfolgen sicher eine positive Absicht, doch leider gilt auch hier wie so oft: gut gemeint, schlecht gemacht. Für die Kernaufgabe Mitarbeiterbindung dürfte das so jedenfalls in vielen Fällen nicht ausreichen.

Immer wichtiger werden auch Maßnahmen in Sachen Familienfreundlichkeit. In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft mit dem Bundesfamilienministerium, für die mehr als 6000 Unternehmensvertreter und Mitarbeitende befragt wurden, gaben 86% an, dass sie solche Maßnahmen für wichtig halten. 75% der Unternehmensvertreter gaben sogar an, Familienfreundlichkeit sei expliziter Bestandteil ihrer Strategie zur Fachkräftesicherung. Das deckt sich mit den Erwartungen der Beschäftigten, bei denen 80% familienfreundliche Maßnahmen (eher) wichtig fanden. Unternehmen, die diesen Wert hoch priorisieren, werden offenbar auch belohnt: Mit 19% lag ihre Fluktuationsrate um 11% Prozentpunkte unter derer von Unternehmen, die Familienfreundlichkeit nicht so wichtig fanden.

Noch ein etwas anderes Thema: Sind Frauen die besseren Führungskräfte? Offenbar nein, jedenfalls legt das eine Studie der Königssteiner Gruppe und stellenanzeigen.de nahe. In dieser zeigten sich 68% der Befragten, die eine weibliche Führungskraft haben, mit dieser zufrieden und empfanden sie als kompetent. 66% der Befragten sagten das von ihrer männlichen Führungskraft – die Unterschiede sind also marginal. Interessanter erscheint da schon der Blick auf die Dinge, die Führungskräfte geschlechtsunabhängig auf keinen Fall tun sollten, wollen sie nicht den Kündigungsgrund ihrer Mitarbeitenden darstellen:

  • nicht hinter den Mitarbeitenden stehen (65%)
  • die Arbeit der Mitarbeitenden als die eigene „verkaufen“ (43%)
  • einzelne Beschäftigte bevorzugen (58%)

Das sind doch mal klare Handlungsempfehlungen, die Führungskräfte beherzigen sollten.

Zum Schluss dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:

  • Die Einsatzfreude der Beschäftigten geht aktuell offenbar deutlich zurück. Im aktuellen Employee Experience Trend Report der HR-Beratung Kincentric gaben nur 44% der befragten deutschen Beschäftigten an, dass sie im ersten Quartal 2023 engagiert ihrem Job nachgegangen sind. Im Vergleichsjahr 2020 waren dies noch 59%, womit ein signifikanter Rückgang vorliegt, ohne dass auf die dafür relevanten Gründe gefolgert werden kann.
  • Warum werden einzelne Personen von Gruppen ausgeschlossen? Dafür gibt es laut einer Studie der Rheinland-Pfälzischen TU Kaiserslautern und der Universität Basel vor allem zwei Gründe: Einerseits werden Personen ausgeschlossen, die sich nicht an geltende Normen halten. Andererseits Personen, die mit der Leistung der anderen nicht mithalten können. Jedoch zeigen sich diese Effekte kontextbezogen durchaus unterschiedlich, etwa werden Personen schwächeren Leistungsniveaus seltener ausgeschlossen, wenn die Aufgabe eine gute Zusammenabriet der Gruppe erfordert.
  • Führung ist im Wandel, soviel ist klar. Doch was erwarten Mitarbeitende heute von Ihrer Führungskraft? Gemäß einer Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts wohl vor allem Empathie, denn mit 56% lag dieser Wert an der Spitze der Nennungen. Stärke wird kaum noch erwartet, nur 23% nannten diesen Wert als Erwartung.
  • Lob und Anerkennung durch die Führung ist immer gut? Sollte man meinen, doch stimmt es wohl nicht. Eine Studie der Kühne Logistics Universität und der Universität Rotterdam zeigt, dass Lob nicht unbedingt zu motivierteren und hilfsbereiteren Kollegen führt. Vor allem dominante Typen neigen bei Lob zu Arroganz und zur Behinderung von Kolleginnen und Kollegen. Sie reagieren auf Lob durch die Führung eher mit Überheblichkeit. Sollen Führungskräfte also lieber nicht mehr loben? Nein, natürlich nicht. Wichtig – so die Studiensautoren – sei, dass alle Mitarbeitenden wertgeschätzt werden und vor allem Dinge gelobt werden, die das Team voranbringen.

Ich hoffe, für Sie war auch dieses Mal ein Impuls dabei, den Sie vertiefen möchten. Dabei wünsche ich viel Freude und viel Erfolg.

Für das Jahr 2024 möchte ich Sie noch auf eine Veränderung aufmerksam machen, denn aktuell finde ich leider nicht mehr die Zeit, mich so intensiv mit den aktuellen Veränderungen zu beschäftigen, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Ich kann daher einen festen Rhythmus meiner Blogbeiträge und Podcasts nicht mehr sicherstellen und werde die Veröffentlichungsfrequenz weiter einschränken und zugleich flexibler gestalten. Ich werde mich bemühen, alle drei bis vier Monate einen Blogbeitrag und Podcast zu den Veränderungen von Arbeitswelt und Führung zu veröffentlichen, so wie es in mein Zeitbudget passt. Somit erscheint der nächste Beitrag in dieser Reihe voraussichtlich im März 2024.

Wie immer zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 11/2023 und 12/2023 von managerseminare.


[i] Mario Porten, Inspiration Eichhörnchen, Norderstedt, 2021, Impuls 2 „Sitzende Tätigkeiten“

New Leaders Club Podcast Folge 19: Genration Z mit Maxi Dietzsch

Diese neue Folge des New Leaders Club Podcast wollten Kristin und ich gemeinsam mit Maxi Dietzsch, einer wunderbaren Kollegin und Dozentin für Wirtschaftspsychologie, die ständig Kontakt zur Generation Z hat, aufnehmen. Leider war Kristin ganz kurzfristig verhindert, der Podcast ist aber nicht weniger hörenswert.

Mehr zu meiner wunderbaren Kollegin Maxi Dietzsch findet Ihr auch unter:

https://www.maximalyou.de/

Viel Spaß bei der aktuellen Podcastfolge: GENERATION Z

#newleadersclub

Marlene Dietrichs Ausspruch ist eines meiner absoluten Lieblingszitate. Soviel Wahrheit und Weisheit verkleidet Sie in so wenigen Worten.

Viel zu viel, als dass ich alle Aspekte, die darin verborgen sind, in diesem kurzen Impuls verarbeiten könnte. So bleiben alle Fragen rund um das Thema Fehlerkultur, Umgang mit Fehlern in Unternehmen, Schuldige suchen oder doch lieber Lernchancen nutzen heute außen vor.

Fehler haben auch immer einen ganz persönlichen Aspekt – was habe ich falsch gemacht? Warum habe ich das nur falsch gemacht? Wie kann ich nur vermeiden, dass mir so etwas nochmal passiert?

Solche Fragen stellen meine Klienten sehr häufig und hadern mit sich. Manche sind gar verzweifelt und voller Angst, sie wollen auf keinen Fall den gleichen oder einen ähnlichen Fehler nochmals begehen.

Das ist doch so menschlich und anerkennenswert – wer will schon Fehler machen, lieber doch perfekt und fehlerfrei sein. Doch ob das wirklich der bessere Zustand wäre, kann dahinstehen, denn dieser Zustand ist gar nicht erreichbar. Ein Leben ohne Fehler gibt es nicht.

“Aber,…..”, schreit sofort eine innere Stimme in Ihnen? Viele Menschen haben einen perfektionistischen Persönlichkeitsanteil, dem gefällt Fehler machen natürlich nicht. Und dennoch gibt es keine Alternative – nur wer seine Fehlbarkeit annimmt, wird zufrieden und auch erfolgreich werden – alles andere kostet viel zu viel Energie. Akzeptiere Deine Endlichkeit, Du bist nicht unfehlbar, dann kannst Du auch beginnen, damit konstruktiv zu arbeiten, daraus zu lernen und vieles mehr.

Welchen Fehler hast Du Dir bis heute nicht verziehen?

In welcher Rolle, die du in Deinem Leben ausübst (Eltern, Chef, Kollege, Freund, etc.), fällst es Dir besonders schwer, Fehler zu akzeptieren?

Was ist die wichtigste Lernerfahrung, die Du aus einem Fehler gemacht hast?

Ich freue mich auf Dich!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

Immer wieder begegnen mir im Coaching Zielformulierungen, die in die Richtung von “ich möchte zufriedener oder glücklicher sein” gehen. Das ist doch so verständlich, wollen wir nicht alle zufrieden und glücklich sein?

Schon viel schwieriger ist für meine Klienten oftmals die Frage, wie es denn sein muss, damit sie zufriedener oder gar glücklicher sein können. Dafür müssen wir uns häufig auf eine längere Suche machen, doch meistens werden meine Klienten irgendwann fündig.

Besonders oft ist es dann ein Persönlichkeitsanteil, der die Dinge aussprechen und oft sogar visualisieren kann. “Tja, wenn ich könnte, wie ich wollte., dann…”, lautet dann oft ein typischer Satz meiner Klienten.

“Wer oder was hindert Dich daran?”, frage ich oft und die Antworten sprudeln nur so, doch wenn wir dann gemeinsam genauer hinschauen, bleibt oft nicht viel von den Einwänden übrig. Die Menschen haben sich meist gar nicht auf das fokussiert, was sie eigentlich wollen oder es auch gar nicht erkannt. Der entsprechende Persönlichkeitsanteil war unterdrückt.

Deshalb ist das ein wunderbarer Ausspruch von Bruce Springsteen, den ich gerne am Anfang noch um eine Stufe erweitern würde: “Werde Dir Deiner Träume bewusst, sprich darüber und versuche, sie wahr zu machen”.

Wir alle haben nur ein Leben und viele von uns warten viel zu lange und irgendwann ist es zu spät, die eigenen Träume zu realisieren. Fangt doch am besten gleich damit an.

Was sind Deine Träume?

Was hindert Dich, sie zu erreichen?

Ist das wirklich wirklich wahr?

Nicht so einfach, die eigenen Träume zu erkennen oder gar Sie zu erreichen? Lass Dir helfen, das geht sicher, aber tun musst Du es selbst.

Ich freue mich auf Dich!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

So zügig wie das Jahr zu Ende geht, ist doch vielleicht heute ein guter Zeitpunkt, einmal auf Deine guten Vorsätze für das Jahr 2023 zurückzuschauen.
Was hattest Du Dir vorgenommen?
Hast Du es erfolgreich umgesetzt?
Wenn ja – Glückwunsch! Aber schau nochmal, ob es aus heutiger Sicht auch die richtigen guten Vorsätze waren.
Wenn nein – warum nicht?
Was hat Dich davon abgehalten, Deine guten Vorsätze umzusetzen.

Meine Erfahrung sagt mir, dass es immer viele “gute Gründe” gibt – das entlastet uns, denn wir können ja nichts dafür.
Sagst auch Du: “Ich wollte ja gerne, aber…”

Es ist so menschlich, doch wenn wir ehrlich sind…,
haben wir es immer selbst in der Hand.
Wir scheitern immer an uns selbst.

Du willst es mindestens für 2024 besser machen?
Ich freue mich auf Dich!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

Alter ist nur eine Zahl, Du bist nur so alt, wie Du Dich fühlst. Wer sagt, dass Du nicht etwas nachholen kannst, dass Du in der Jugend vielleicht versäumt hast? Wer sagt, dass Du im Alter nicht genauso unbefangen erleben kannst, wie in der Jugend?

Du bestimmst Deine Gedanken und Dein Erleben ganz allein!

Was wäre es, wofür Du gerne noch einmal jung wärst?

#wegbegleiter2023
#coaching
#sparringspartner

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 29.07.2023

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren sehr stark zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Somit kommt der Bindung von Arbeitskräften eine immer größere Bedeutung zu. Doch wie bindet man seine Arbeitskräfte? In einer Umfrage der Pawlik-Consultants gaben 60% der Befragten an, dass sie mit den Bindungsangeboten ihrer Arbeitgeber nicht zufrieden sind, wobei sogar jeder Dritte gar kein Angebot zur Mitarbeiterbindung erkennen konnte. Lediglich 16% fanden die Bindungsmaßnahmen genau richtig.

Das sind natürlich Zahlen, die nachdenklich machen, denn schon 39% der Befragten zeigten sich offen für einen Wechsel des Arbeitgebers oder waren gar schon dazu entschlossen.

Für Arbeitgeber dürften daher die sechs Bindungsfaktoren, die in der Studie erarbeitet wurden, von besonderem Interesse sein. Ich möchte allerdings gleich dazu anmerken, dass aus meiner Sicht in diesen sechs Punkten keine großen Überraschungen enthalten sind, sondern sich vielmehr die Faktoren wiederfinden, die seit vielen Jahren unter den Topaspekten für Mitarbeiterzufriedenheit zu finden sind und die ich in diesem Blog auch schon häufig thematisiert habe.

68% nannten Werkstolz, der vor allem aus einem eigenverantwortlichen Gestaltungsbereich entsteht, als wichtigsten Bindungsfaktor. Für zwei Drittel war Flexibilität, die die Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Interessen sicherstellt, besonders wichtig. An dritter Stelle mit 58% der Nennungen liegt der Teambezug oder auch das „Wir-Gefühl“. Wertschätzung (53%), die Mission des Unternehmens (51%) und die individuelle Förderung der Mitarbeitenden (50%) sind die weiteren Aspekte, die in dieser Studie genannt wurden.

Die Studie hält also keine Überraschungen bereit, die Themen sind seit Langem bekannt. Seine Mitarbeitenden zu binden ist demnach kein Hexenwerk und wer gerade mit einer aus seiner Sicht zu hohen Fluktuation zu kämpfen hat, sollte gezielt überlegen, an welchem dieser Stellhebel er kurzfristig ansetzen kann.

Angesichts des Arbeitskräftemangels überall kommt auch dem Thema der Generation 50plus eine immer größere Bedeutung zu. Verfügen diese Mitarbeitenden doch oftmals über ausgezeichnete Fachkenntnisse und kaum ersetzbare Erfahrungen. In Sachen Weiterbildung scheint diese Generation jedoch oftmals vergessen zu werden, wie aus der Arbeitsmarktstudie „Karriere 50 plus“ hervorgeht. 64% der Befragten im Alter von 50 bis 64 Jahren würden sofort an einer Maßnahme teilnehmen, die sie fachlich weiterbildet. 67% würden etwa einen Social-Media-Workshop besuchen oder sich neue IT-Kenntnisse aneignen. Offenbar zielen aber viele Unternehmen mit ihren Angeboten explizit auf jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, was 49% der Befragten bemängelten. 86% der Befragten fanden in logischer Konsequenz einen Arbeitgeber attraktiver, der spezielle Angebote für die Generation 50plus anbietet. Also liebe Arbeitgeber – bitte die sehr weiterbildungswillige Generation 50plus nicht vergessen.

Trotz aller Krisen – die Unternehmen handeln offenbar dennoch überwiegend im Sinne der Moral und gehen ethisch gestärkt aus der Krise hervor. In einer Studie der LRN Corporation, einem Beratungsunternehmen, gaben 87% der Befragten an, dass Ethik- und Compliance-Erwägungen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen berücksichtigt werden. 76% der Studienteilnehmer gaben außerdem an, dass sich ihr Unternehmen in der Krise eher auf Werte als auf Prozesse verlassen habe. Das sind doch mal erfreuliche Ergebnisse – weiter so!

Kein Befragungszyklus ohne Homeoffice: Die Universitäten Hohenheim und Potsdam legen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Verhandlungsforschung e.V. eine Studie zur Qualität von Verhandlungen, die online geführt wurden, vor. Von den 400 Befragten hatten dabei nur 61% das Gefühl, die vorher definierten Verhandlungsziele auch erreicht zu haben! Als vor Corona noch in Präsenz verhandelt wurde, waren dies 71%. Als Gründe führt die Studie zum einen eine erschwerte Koordination von Arbeit und Familie im Homeoffice an. Auch das Fehlen von Tipps und Ratschlägen von Kollegen und Führungskräften wird als Grund genannt. Die Geschäftsbeziehungen leiden dieser Studie zu Folge ebenfalls unter der Arbeit im Homeoffice: 63% der Befragten schätzen die Beziehung zu ihren externen Partnern als schwächer ein. 71% erlebten eine größere Distanz zu den Verhandlungspartnern. Wird aber schon die Ausgangslage als deutlich schlechter als zuvor erlebt, dann können schlechtere Verhandlungsergebnisse natürlich auch nicht verwundern. Um ehrlich zu sein, mich überrascht das alles nicht. Menschliche Beziehungen werden nun mal „face-to-face“ intensiver erlebt als am Bildschirm und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern. Bleibt also die Frage, welche Verhandlungen so wichtig sind, dass man sie unbedingt im persönlichen Gespräch führen sollte? Vielleicht ist ja genau das die wichtigste Erkenntnis, die wir aus dieser Befragung mitnehmen können.

Die 4-Tage Woche liegt seit einigen Monaten und den bahnbrechenden Studienergebnissen aus Großbritannien voll im Trend. Nun legen Studienergebnisse der University of South Australia nochmals nach und bestätigen die 4-Tage-Woche als nachweislich gesund. Die Ergebnisse besagen, dass die Probanden an jedem Tag, an dem sie nicht arbeiten, mehr schlafen (4%), sich mehr bewegten (13%) und weniger Zeit im Sitzen verbrachten (5%). Dies scheinen zwar relativ kleine prozentuale Veränderungen zu sein, dennoch können bereits diese kleinen Veränderungen Stress, Burnout oder auch Depressionen vorbeugen. Die Studienautoren kommen damit auch zu einem eindeutigen Fazit und befürworten die 4-Tage-Woche.

Ein sehr interessantes Studienergebnis legt die WHU – Otto Beisheim School of Management gemeinsam mit der Trinity Business School in Dublin vor. Die Studie untersuchte das Arbeitsverhalten hinsichtlich des Umgangs mit als sehr unangenehm empfundenen Aufgaben. Viele Mitarbeitende neigen dazu, solche Aufgaben im Wechsel mit angenehmen Aufgaben zu bearbeiten, weil ihnen das als weniger belastend erscheint. Die Studie kommt nun zu genau entgegengesetzten Empfehlungen. An arbeitsintensiven Tagen macht der Wechsel keinen Sinn, weil dann der Kontrast der Aufgaben besonders deutlich hervortritt. Laut Studienergebnissen ist es sinnvoller, einmal den Eingangswiderstand – oft auch „innerer Schweinehund“ genannt – zu überwinden und dann dran zu bleiben. Menschen, die in diesem Modus arbeiteten, zeigten sich am Folgetag deutlich weniger erschöpft als die „Wechselarbeiter“. Als förderlich hat es sich auch erwiesen, wenn man bei den unangenehmen Aufgaben nicht ständig unterbrochen wurde, sondern diese ungestört abarbeiten konnte. An dieser Stelle möchte ich noch einen persönlichen Tipp geben: Erledigen Sie die unangenehmen Dinge immer gleich zu Tagesbeginn, sonst schieben Sie die Belastung durch den Tag und das hemmt meistens ihre gesamte Produktivität. Das schlechte Gefühl ist dann ein stetiger Begleiter durch den Tag. Was weg ist, ist weg.

Zum Schluss dieses Beitrags noch einige kurze Blitzlichter:

  • Aus einer Befragung, die die Technikerkrankenkasse gemeinsam mit dem Institut für betriebliche Gesundheitsberatung durchgeführt hat, geht hervor, dass 17,5% der Fehlzeiten in Deutschland auf psychische Belastungen zurückzuführen sind. Damit landen psychische Belastungen unter den TOP 3 Gründen für Fehlzeiten und die Studie geht davon aus, dass diese in den nächsten Jahren auch nicht weniger werden werden.
  • Die Corona-Pandemie hat im Bereich der Digitalisierung zu einem Weiterbildungsschub geführt. Aus dem „D21-Digital-Index“, einer Studie der Initiative 21, ist zu entnehmen, dass nur 16% dieser digitalen Weiterbildungen auch von den Arbeitgebern bezahlt wurden. Vielleicht auch deshalb nahm nur jeder vierte Berufstätige an digitalen Weiterbildungen teil. 69% der Befragten gaben an, dass sie sich neues Digitalwissen vor allem durch Ausprobieren, Internettipps oder Tipps von Freunden aneignen.
  • Im aktuellen HR-Monitor des Marktforschungsunternehmens trendence erwarteten mehr als die Hälfte der 5000 Befragten jährliche Gehaltsverhandlungen. Es muss jedoch nicht immer mehr Geld sein, um die Mitarbeitenden zufrieden zu stellen. Falls eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist, wären 59% auch mit zusätzlichen Urlaubstagen zufrieden. 32% reflektierten auf zusätzliche Weiterbildungsangebote und für 29% kämen auch kostenlose Sportangebote infrage. Ich persönlich finde allerdings schon die Erwartungshaltung jährlicher Gehaltsverhandlungen sehr spannend.
  • Ganz aktuell noch eine Zahl, die uns alle nachdenklich machen sollte. Um 22% sind in 2023 die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das teilt die Krankenkasse IKK Classic mit, die damit zu einem aktuellen Krankenstand von 7% der Beschäftigten gelangt. Im Durchschnitt war die Krankschreibungsdauer mit 26 Tagen in 2023 einen Tag länger als im Vorjahr. Ein betriebliches Gesundheitswesen, auch wenn es vielleicht nur einige Teilaspekte aufgreift, ist längst kein Luxus mehr, sondern gehört zu den elementaren Bestandteilen zeitgemäßer Mitarbeiterbindungsprogramme – schon im eigenen Interesse der Unternehmer.

Der nächste Beitrag und Podcast in dieser Reihe erscheint in meinem Blog wieder Ende September 2023.

Alle in diesem Beitrag veröffentlichten Umfrageergebnisse wurden veröffentlicht in den Ausgaben Juli und August von managerseminare.

Glücklich sein

The happiest people don’t have the best of everything,
they make the best of everything.

unbekannt

Über das Glück wird viel geforscht und veröffentlicht. Die Ergebnisse sind spannend und die Glücksforschung hat sich mittlerweile als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert.

Glücklich sein zu wollen liegt in der Natur des Menschen. Doch was ist Glück?

Legt man den aktuellen World Happiness Report zugrunde, dann leben die glücklichsten Menschen in Finnland gefolgt von Dänemark und der Schweiz. Wir Deutschen folgen erst auf Platz 17 und das, obwohl wir in vielen – wenn nicht fast allen – ökonomischen Kennziffern vor diesen Ländern liegen dürften. Glück ist also offenbar nichts Ökonomisches.

Und ist Glück überhaupt für alle Menschen gleich? Internationalen Studien zufolge wird die Veranlagung zum Glücklichsein zu etwa 50 Prozent von unseren Genen bestimmt. Die Lebensumstände machen (nur!) rund 10 Prozent aus. Die restlichen 40 Prozent haben wir selbst in der Hand.

Ich weiß nicht, ob diese Zahlen genau richtig sind, aber nehmen wir das einmal an. Schon dann wird klar, ob Sie glücklich sind oder nicht, haben Sie zu einem erheblichen Teil selbst in der Hand und ich ganz persönlich glaube, dass die Zahl von 40% noch viel zu niedrig ist.

Machen Sie wirklich das Beste aus jeder Situation? Oder bevorzugen Sie vielleicht doch ab und zu den „Harder-Modus“? „Ich wäre ja joggen gegangen, aber es regnet leider.“ Menschen, die Bewegung glücklich macht, hätten wahrscheinlich zum Springseil gegriffen. Das geht auch in der Wohnung. Beliebt ist auch der Vergleichsmodus – schon mal erlebt? Sie haben sich ein neues Auto gekauft, ein total schicker VW Golf mit allem „Schnickschnack“. Da kommt doch glatt Ihr alter Schulkamerad um die Ecke und steigt aus einem neuen Mercedes Roadster. Vor zehn Sekunden waren Sie noch glücklich, jetzt sind Sie enttäuscht. Wieso hat der ein noch schöneres Auto? Vergleichen macht unglücklich – hören Sie schnellstmöglich damit auf.

Machen Sie das Beste aus Ihren Möglichkeiten?

Sie würden ja gerne, aber der Chef benachteiligt Sie ja immer? Die anderen haben viel bessere Rahmenbedingungen? Sie müssen sich ja auch noch um andere Dinge kümmern, z.B. Kinder, Eltern, etc.? Das mag sein, doch auch damit könnten Sie glücklich sein, in dem Sie die Situation annehmen und für diesen Moment das Beste aus dem machen, was gerade ist. Dann allerdings sind alle anderen raus – Sie ganz allein haben den Schlüssel Ihres Glücks in der Hand, kein Chef, kein Kind, kein Elternteil.

Nehmen Sie die Dinge an, bekennen Sie sich zu Ihrer Verantwortung für Ihr „Glücklichsein“, denn Ihren Schlüssel zum Glücklichsein haben nur Sie selbst in der Hand und niemand anderer. Warten Sie nicht darauf, dass jemand kommt und Sie glücklich macht – die meisten Menschen warten darauf vergebens.

Vielleicht müssen Sie ja noch etwas üben, den Schlüssel richtig zu benutzen!? Viel Erfolg dabei!

aus: Mario Porten, Das knallrote Cabrio, 52 Impulse zur Selbstreflexion, Norderstedt, 2021
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Neue Wege…

… zu gehen ist Teil jeder unternehmerischen Selbständigkeit. Aber auch im Angestelltenverhältnis stellt sich oftmals die Frage nach neuen Aufgaben, in anderen Regionen oder Branchen.

Entsprechend oft habe ich den letzten 14 Jahren dieses Thema schon mit meinen Klienten bewegt.

„Danke für die Ermutigung, jetzt fühlt es sich schon viel leichter an.“
„Danke für den Hinweis, das war nochmal ein super Tipp!“
„Gut, dass wir das so strukturiert aufgearbeitet haben, jetzt sind mir die nächsten Schritte viel klarer!“

Das sind nur drei typische Feed-Backs, die ich sehr oft bekommen habe. Gerade vor bedeutenden Entscheidungen kann es hilfreich sein, nicht alles mit sich selbst auszumachen, sondern sich die ein oder andere Sparringseinheit mit einem externen Partner zu gönnen, der neue Blickwinkel öffnet, die Fragen ausspricht, die man selbst vielleicht gerne verdrängt oder Hilfen anbietet, wie die nächsten Schritte konkret aussehen könnten.

Oft fühlen sich die schwierigen Entscheidungen schnell viel klarer und leichter an, ins Handeln zu kommen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist häufig plötzlich viel einfacher.

Die Erfahrung zeigt auch, dass dafür oft ein bis zwei Coachingsitzungen völlig ausreichend sind, also weder immense Zeit- noch Finanzaufwendungen erforderlich sind.

Vielleicht probieren Sie es einfach mal aus und bleiben damit nicht stehen bei „seems impossible“, sondern kommen zu „done“!

Ich freue mich auf Sie!

#coaching

#unternehmersparring

#wegbegleiter2023