Einladung zu Rück- und Ausblick

Das Jahr 2021 geht seinem Ende zu. Dies ist die Zeit, in der ich meine Klienten gerne einlade, einen Moment innezuhalten. Die “beschauliche Vorweihnachtszeit” gibt es ja nicht mehr, längst sind die Wochen vor Weihnachten für die meisten Menschen mit Terminen vollgestopft, die Hektik regiert. Gerade deshalb lade ich meine Klienten ein, jetzt innezuhalten.

Das wozu ich einlade, könnte man auch an jedem anderen Tag im Jahr tun und dennoch hat es sich bewährt, den bevorstehenden Jahreswechsel zu nutzen. Ich lade ein, zurück- und vorauszuschauen. Wenn diese beiden Blicke in zwei unterschiedliche Richtungen wirklich etwas bewirken sollen, dann geht das nicht in der Hektik des Alltages – es braucht die Muße der kleinen Auszeit. Vor Weihnachten kommen solche Termine fast nie zu Stande, das weiß ich natürlich, aber die Einladung dazu sende ich dennoch. Meistens sind es nämlich die Tage zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel, die sich zumindest in vielen Berufen ein wenig zum innehalten anbieten und “etwas langsamer ablaufen”. Jetzt ist Zeit für mich, jetzt kann ich zurück- und vorausschauen – also muss die Einladung dafür schon vorher vorhanden sein.

Inspirational quote background

Manche meiner Klienten nehmen dann tatsächlich einen Coachingtermin bei mir wahr, um mit mir gemeinsam zu arbeiten. Andere kennen inzwischen das Procedere und können sich auch ohne mich gut selbst coachen. Das ist mir immer ein Anliegen in meiner Arbeit: Ich möchte meinen Klienten soweit bringen, dass sie sich auch selbst coachen können – sie sollen unabhängig sein von mir. Bei vielen ist mir das bereits gelungen, ohne dass wir gar nicht mehr zusammenarbeiten – manche Themen lassen sich dann doch mit einem externen Coach noch besser bearbeiten und genau so soll es sein. Noch besser.

Ich möchte auch Sie einladen innezuhalten, gerade in dieser aktuell so schwierigen Zeit, in der so viele verschiedene Themen und Meinungen zusammenkommen. Ich erwarte nicht, dass Sie jetzt sagen: “Super, den rufe ich sofort an!” Das wäre vollkommen vermessen und darum geht es mir auch gar nicht. Ich stelle immer wieder fest, wie zufrieden meine Klienten sind und wie viel kraftvoller sie nach einem Rück- und Ausblick in das neue Jahr starten. Das wünsche ich mir auch für Sie!

Für die folgende Selbstcoachingübung brauchen Sie einen Stift und einen Block. Hier sind ein paar Fragen, die Sie sich selbst stellen können:

Vorab: Suchen Sie sich eine entspannte Situation, etwas Ruhe und Zeit. Stellen Sie sich vor, Sie steigen in Höhe, vielleicht auf einen Hügel, auf einen Turm oder was immer Ihnen vorschwebt. Steigen Sie so hoch, dass Sie sich in Gedanken gut sehen können, wenn Sie von oben auf Ihren Alltag schauen.

Was hat im letzten Jahr besonders gut funktioniert – beruflich und privat?

Was hat Sie besonders zufrieden gemacht?

Was waren Ihre drei größten Erfolge?

Was möchten Sie deshalb unbedingt auch in Zukunft genauso weitermachen wie bisher?

Was hat Sie im letzten Jahr besonders gestresst?

Was ist so richtig schief gegangen?

Was war der größte Energieräuber im Jahr 2021?

Nehmen Sie sich eine Skala von 1 bis 10 (1=ein ganz klein wenig und 10=perfekt) und tragen Sie nun die Gesamtbewertung, die sich aus Ihren Antworten auf die vorstehenden Fragen ergibt, auf dieser Skala ein.
Wie zufrieden sind Sie aktuell mit Ihrer Situation?

Nun stellen Sie sich vor, dass Sie sich in Ihrer Position um 180 Grad drehen – jetzt schauen Sie in die Zukunft und zwar ganz konkret in das Jahr 2022!

Was – ganz konkret – werden Sie anders machen, um noch zufriedener zu werden?

Wenn ich Ihren besten Freund/Ihre beste Freundin fragen würde, welchen Rat für noch mehr Zufriedenheit würde er/sie Ihnen geben?

Was möchten Sie sich in 2022 gönnen, das in 2021 zu kurz gekommen ist?

Vielleicht braucht es noch konkrete Umsetzungsschritte? Kleine Schritte gehen sich besser, gerade am Beginn einer Veränderung. Wenn ja, dann definieren Sie diese jetzt. Und – terminieren Sie sie!

Wagen Sie eine Prognose: Wenn Sie alles umsetzen, was Sie sich vorgenommen haben: Wie wird sich die Zufriedenheit auf Ihrer Skala verändern? Tragen Sie Ihr Zufriedenheitsziel mit einer anderen Farbe auf der Skala ein.

Jetzt können Sie wieder aus der Höhe hinabsteigen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Schritte zu mehr Zufriedenheit und damit auch zu mehr Erfolg in 2022!

Wenn Sie jetzt trotz allem noch das Gefühl haben, das ein oder andere ist noch offen und könnte vielleicht mit einem Coach noch besser bearbeitet werden, dann freue ich mich natürlich sehr, wenn Sie Lust haben, mit mir Kontakt aufzunehmen.

Ein schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2022!

Renegade Tea Estate – Kooperation

Manche Bilder brauchen nicht viele Worte – wir freuen uns sehr!

Der Tee ist übrigens ausgezeichnet!

Viel Erfolg dem Team von Renegade Tea Estate in Georgien – vielleicht mag ja der ein oder andere auch als Unterstützer mithelfen, die Natur und die Menschen in dieser armen Region zu fördern!

MP unterstützt Renegade Tea Estate

Im Rahmen unseres Engagements für Natur und Nachhaltigkeit haben wir bereits zwei Tierpatenschaften im Wildpark Eekholt und die Patenschaft für ein Bienenvolk auf Gut Dietelhofen (Peter Maffay Stiftung) übernommen. Nun hat uns das RENEGADE TEA ESTATE überzeugt. Hier werden in Georgien nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern es wird auch auf sehr nachhaltige Art und Weise Tee angebaut. Wir haben uns für einen eigenen Teegarten in Georgien entschieden und unterstützen diese wunderbare Initiative sehr gerne. Natürlich freuen wir uns auch schon auf die erste Teelieferung, die Gegenleistung des Sponsorings ist.

Die Natur zu schützen sehen wir als wichtige Aufgabe an, auch wenn wir dafür nur kleine Beiträge leisten können.

Machen auch Sie mit!

Vielleicht überzeugt Sie das RENEGADE TEA RESSORT ja auch, schauen Sie doch mal die Internetseite der sehr freundlichen und engagierten Menschen dort.

Zum Ressort!

Kundenbefragung: Mitmachen und gewinnen!

Im Januar starten meine Impulse zur Selbstreflexion in einem veränderten Format. Die Podcasts werden dann frei gesprochen und aufgenommen. Ein Skript wird es also künftig nicht mehr geben. Die ersten Tests dafür in diesem Jahr haben viel positives Feedback erhalten und mir noch mehr Spaß gemacht.

Die fertigen Podcasts werden dann auch schriftlich veröffentlichet, um alle diejenigen von Euch zu bedienen, die lieber lesen als hören.

Die ersten Themen habe ich schon im Kopf, aber jetzt seid Ihr daran:

Welche Themen wären für Euch in 2022 interessant?
Wozu hättet Ihr gerne einen Impuls im Jahr 2022?

Macht mit und schickt mir Eure Themenwünsche unter: post@marioporten.de

Unter allen, die sich an meiner Ideensammlung beteiligen verlose ich am 02.Januar 2022 je ein Exemplar meiner Bücher “Inspiration Eichhörnchen – ein Leitfaden für Ihr Selbstcoaching” und “Das Knallrote Cabrio – 52 Impulse zur Selbstreflexion” sowie einen Gutschein für mein neues Buch “Freie Fahrt für Ihre Gedanken – Das Knallrote Cabrio 2 – 52 neue Impulse zur Selbstreflexion” (erscheint im Frühjahr 2022).

Also macht mit – ich freue mich auf Eure Ideen!

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der MP Impuls zur Selbstreflexion

Eine eigene Business-Idee zu haben und sich damit selbständig zu machen, ist immer ein spannendes Unterfangen. Die Wenigsten, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen, können ihn vollständig selbst finanzieren und so werden Banken als Geldgeber gebraucht. Banken aber benötigen zur Finanzierung einen Businessplan und so heißt es zu Beginn erstmal planen, rechnen und aufschreiben.

Das ist grundsätzlich auch sehr gut und ein Businessplan sollte Standard sein, um die Entwicklung des Vorhabens gut zu durchdenken und realistisch einzuschätzen. So weit, so gut!

Wie so oft im Leben kommt es in der Praxis dann häufig anders und die umfangreichen schriftlichen Überlegungen sind schnell Makulatur. Das gilt aktuell ganz besonders für die Gründer, die kurz vor Ausbruch der Corona-Krise gegründet haben und von deren Annahmen zum Gründungszeitpunkt nur wenig übriggeblieben ist.

Als Business Coach finde ich es immer wieder spannend, einen Gründer zu begleiten. Zum einen weil das häufig mutige, junge Menschen sind, mit denen es Spaß macht, zu arbeiten. Sie sind in der Regel kreativ und wollen etwas bewegen – solche Menschen mag ich. Zum anderen werde ich aber auch ganzheitlich gefordert, denn die Themen sind vielfältig und ich kann mich nicht nur als Coach sondern auch als ehem. Manager mit meinem Know-How zu den unterschiedlichen Aspekten der Selbständigkeit einbringen.

„Nach fast einem Jahr, wie läuft denn Dein Business so, wenn Du mal ganzheitlich draufschaust?“, fragte ich also meinen Klienten, der mit seiner Unternehmensgründung voll in die Corona-Krise geraten war. „Ich habe es mir einfacher vorgestellt, insbesondere die Kundenakquise“, war seine ehrliche Antwort.

Wir begaben uns also auf Ursachenforschung und kamen schnell auf den Kern des Problems. Mein Klient hatte sehr auf online-Werbung und dabei insb. auf Google gesetzt und war von den Ergebnissen vollkommen enttäuscht. Er erreichte nur einen Bruchteil der Neukunden, die er in seinem Business-Case geplant hatte und das obwohl dieser gar nicht besonders euphorisch war. Mein Klient war analytisch schon immer gut gewesen und so kam er auch hier sehr schnell auf den Punkt.

„Mein Budget ist viel zu niedrig, gegen die etablierten Anbieter, die das zehnfache Werbebudget einsetzen, habe ich bei den Listings keine Chance“, lautet seine Analyse.

Klare Analyse und vielleicht hätte man das vorhersehen können, aber das konnte jetzt auch egal sein. Er hatte es ausprobiert, es hatte nicht funktioniert, trial and error, das ist Unternehmertun.

Jetzt kam der spannende Moment, an dem wir uns mit der Frage beschäftigen mussten, was zu tun war? Diesen Ball werfe ich gleich mal zu Ihnen, was hätten Sie getan? So oft habe ich schon mit Menschen gearbeitet, die etwas ausprobiert haben und es hatte nicht funktioniert. Sie kamen z.B. mit ihrer Arbeitszeit nicht aus, sie bekamen nicht genug Anerkennung im Job oder auch in der Familie oder sie erreichten ihre sportlichen Ziele nicht. Immer liegt der gleiche Reflex nahe, wenn es nicht ausreicht, dann muss ich eben mehr tun!

Mehr vom Gleichen, dann wird es besser werden. Also mehr arbeiten, mehr tun, um es allen recht zu machen, mehr trainieren, bis sich der sportliche Erfolg einstellt. Manchmal funktioniert das, häufig leider nicht. So habe ich im Laufe meiner Zeit als Coach leider viele Menschen kennengelernt, die z.B. immer mehr gearbeitet haben. Am Ende hatten sie 60 oder 70-Stunden-Wochen, begannen immer mehr Fehler zu machen, wurden immer unzufriedener und kamen schließlich an den Rande des Burn Out.

Diese Reaktion des „Mehr vom Gleichen“ befürchtete ich auch bei meinem Klienten. Also mehr Goolge-Budget, dann wird es schon funktionieren. Zum Glück blieb diese Reaktion aus und mein Coachingnehmer wählte die andere Option, die ich bei meiner Arbeit ohnehin wesentlicher lieber anwende, nämlich:

Wenn etwas nicht funktioniert, versuche etwas anderes!

Ich hatte mich schon vorbereitet, meinen Klienten mit gezielten Fragen zu löchern, ob mehr Geld für Google für ihn wirklich die richtige Lösung war, zumal er die Budgets seiner Konkurrenz niemals hätte erreichen können, ohne insolvent zu werden. Doch das musste ich gar nicht. Es war klasse zu sehen, wie mein Klient sehr schnell auf neue Ideen kam, andere Wege zur Kundenakquise, ja teilweise sogar sein Geschäftsmodell zu modifizieren begann. Für ihn war offensichtlich klar, wenn es nicht wie geplant funktioniert, dann muss ich etwas anderes ausprobieren. Dafür hatte er gleich mehrere Ideen, die auch noch allesamt preiswerter waren als seine bisherige Werbestrategie.

Man kann ihm nur die Daumen drücken, dass sein Mut, seine Kreativität und sein Fleiß in dem aktuell nach wie vor schwierigen Marktumfeld belohnt werden. Als Coach freue ich mich darauf, ihn weiter zu begleiten. Als Mensch drücke ich ihm die Daumen.

Wie sieht es nun mit Ihnen aus – sind Sie auch schon einmal dem Reflex des „Mehr vom Gleichen“ erlegen?

Wenn ja, wann war das und hat es funktioniert?

Was hätten Sie stattdessen tun können, insb. wenn es nicht funktioniert hat?

Wie könnte eine für Sie passende Prävention aussehen, damit Sie beim nächsten Mal nicht unreflektiert mit „Mehr vom Gleichen“ reagieren? Mit wem könnten Sie sich z.B. austauschen?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 11.09.2021

Olympische Spiele haben schon viele Geschichten geschrieben, spannende, glückliche und tragische. Auch Tokyo 2021 liefert solche Geschichten.

Es ist das Finale der Vielseitigkeitsreiter, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen Dressur, Gelände und Springparcours zu bewältigen haben: Große Herausforderungen für Mensch und Tier. Die letzten Reiter im finalen Springen starten in umgekehrter Reihenfolge, der bzw. in diesem Fall die Führende also als Letzte. In der langen olympischen Geschichte des Reitens hat noch nie eine Frau die Goldmedaille im Einzel der Vielseitigkeit errungen. Die führende vor diesen letzten 9 Hindernissen, welche die olympischen Parcoursbauer den Reitern und Pferden in den Weg gestellte haben, ist Julia Krajewski, Deutschland. 9 Hindernisse mit 12 Sprüngen, die gleich über die Medaillen nach drei harten Tagen entscheiden werden und die Abstände in der Spitze sind minimal.

Showdown: Tom McEwen ist im Parcours und der Mannschaftsolympiasieger mit Team Großbritannien macht es gut, er geht in Führung. Als die Stimme des Stadionsprechers durch die Arena hallt „ Julia Krajewski, Germany“ ist klar: Für die Goldmedaille darf sie sich keinen Springfehler leisten, ein paar Zeitfehler schon, aber was heisst das schon. Ein Fehler ist einer zu viel.

Ohne Zuschauer ist auch am Fernseher die Spannung im Stadion noch deutlicher spürbar, man hört jeden Galoppsprung des Pferdes, jedes tuschieren einer Hindernisstange. Selten habe ich einen Kommentator erlebt, der so emotional mitgegangen ist, auch er spürte wohl, dass er Historisches kommentiert.

Es sind noch zwei Steilsprünge zu gehen, Krajewski ist fehlerfrei, zwei Sprünge zu Gold und es passt alles, sie ist im Ziel – Gold für Deutschland und zum ersten Mal in der olympischen Geschichte Gold für eine Frau in der Vielseitigkeit. Die Emotionen nehmen Ihren Lauf, der Jubel ist groß.

Doch der für mich bemerkenswerteste Moment, der den Kern dieses Impulses bildet, steht noch bevor. Es ist nur ein kleiner Augenblick und doch so ein großartiger Moment.

Als Julia Krajewski den Parcours verlässt und sich der Schranke nähert, hinter der die ersten Gratulanten bereits warten, erkennt man am Bildrand einen Mann mit Reitkappe und der Flagge Großbritanniens auf dem Ärmel. Es ist Tom McEwen, der Brite, der gerade die Goldmedaille an Julia Krajewski abtreten musste. Er ist der erste Gratulant! Was für eine Geste, ein großartiger Moment!

Das ist die wahre Größe eines Champions, die wir hier zu sehen bekommen. Der Sport ist so oft gnadenlos, es kann nur einer gewinnen. In einem solchen Moment nicht zu hadern und nicht nach Ausreden zu suchen, warum es nicht geklappt hat, sondern einfach die Leistung des Anderen anzuerkennen, das ist Größe. Sich ehrlich mit dem anderen zu freuen – fantastisch. Wer wüsste besser als der direkte Konkurrent, welche Leistung in diesem Moment gerade vollbracht wurde, wieviel Training und Fleiß und welche Nervenstärke zusammenkommen müssen, für den großen Triumph. Freude zu teilen ist großartig.

Es auch der Moment, in dem man spürt, dass McEwen sich – völlig zu Recht – nicht als Verlierer sieht. Er hat Silber gewonnen, nicht Gold verloren. Es war nur eine besser, so wertet er auch seine Leistung nochmals auf – so soll es sein.

So sehr die großen Sieger oft und zu Recht im Rampenlicht stehen, für mich sind es diese kleinen Momente, die Olympia so einzigartig machen.

Können Sie das auch, sich ehrlich mit einem anderen freuen, selbst wenn sie vielleicht gerade verloren haben?

Erkennen Sie die Leistungen anderer bedingungslos an?

Falls Sie darüber noch nie nachgedacht haben, lade ich Sie dazu ein, es lohnt sich. Nicht umsonst lautet eine alte Weisheit im Sport: In der Niederlage zeigt sich wahre Größe!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zur Selbstreflexion

Ein neuer Klient und ich kenne das inzwischen schon. Ein wenig Small-Talk, dann die erste halbe Stunde Erzählung, worum es grob geht und schließlich stelle ich immer die gleiche Frage:

„Wofür arbeiten wir beide zusammen?“

Es ist die erste wichtige Intervention, denn mein Klient muss sein Coachingziel definieren und das ist häufig genug bereits für sich genommen eine sehr wichtige, manchmal gar die zentrale Erkenntnis. Den wenigsten meiner Klienten fällt es leicht, ihr Ziel mal eben so an den Flipchart zu schreiben. Manchen fällt es gar sehr schwer, sie müssen lange überlegen, brauchen viel Unterstützung und die wichtige innere Suche öffnet bereits zahlreiche neue Türen.

Diesem neuen Klienten viel es ganz besonders schwer.

„Ich weiß nicht, eigentlich ist ja alles gut in meiner neuen Firma, aber irgendwie auch nicht. Die Kolleginnen und Kollegen sind alle nett und doch fühle ich mich manchmal ausgeschlossen – sie sind anders. Mein Chef ist auch ein netter Mensch, aber ich werde nicht wirklich warm mit ihm. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber irgendetwas passt nicht.“

„Also, wofür arbeiten wir beide zusammen, was ist Dein Ziel?“, wiederholte ich meine Frage, obwohl ich wusste, dass mein Klient sie nicht beantworten konnte. Im Moment gab es auch gar nichts zu ändern, es ging erst einmal darum, zu verstehen. Die Anderen konnte er nicht ändern, das war ihm klar. Sich selbst wollte er nicht ändern, er war mit sich „im Reinen“. Aber warum nur fühlte er sich unwohl unter lauter netten Menschen?

„Vielleicht musst Du ja als Erstes Erkenntnisse sammeln, bevor Du irgendetwas verändern kannst oder willst?“, versuchte ich ein wenig zu steuern. Das passte gut für ihn und er formulierte für unseren ersten Arbeitsschritt ein passendes Ziel, verkürzt: Erkenntnisse sammeln, was das Störgefühl bei ihm verursacht.

Vielleicht ist Ihnen das ja auch schon einmal so ergangen, „irgendetwas“ passt nicht, aber Sie konnten nicht beschreiben, was es war. Die Menschen sind alle nett, aber irgendwie sind sie anders, Sie fühlten sich unwohl. Das ist keinesfalls ungewöhnlich, denn oft kann man auf den ersten Blick die eigentliche Ursache nicht sehen. So ging es auch meinem Klienten, mit dem ich mich zunächst ein wenig in die Vergangenheit begab.

Er hatte die letzten Jahre in einem kleinen Start-up gearbeitet und viele Freiräume genossen. Er arbeitete selbständig und das gefiel ihm gut. Er konnte sich seine Ziele selbst setzen, er strebte voran, konnte seine Ideen ausleben. Die Entscheidungswege, wenn es sie denn überhaupt gab, waren kurz, meistes entschied er selbst. Er stand gerne im Mittelpunkt und heimste Lob für seine Leistungen ein. Irgendwann aber wurde ihm alles zu klein und er wollte etwas Größeres erreichen. Er wechselte in einen großen Konzern.

„Ok, nun bist Du also im Konzern, was ist anders?“, fragte ich ihn. Er schwieg eine Zeit, dann berichtete er von vielen Regeln und Vorschriften, von langen Entscheidungswegen. Er bekam die Themen, an denen er arbeiten sollte, vorgegeben, selbst aussuchen konnte er nur noch selten. Er hatte immer dafür gebrannt, seine Sache gut zu machen, die Idee musste überzeugen, der Rest war nicht so wichtig. An seinem neuen Arbeitsplatz war das anders: „Entspann Dich, Du musst nicht immer die besten Ideen haben, Du kommst auch mit Durchschnitt weiter, Hauptsache die Form stimmt.“ Diesen Satz einer erfahrenen Kollegin wiederholte er leise, zumindest die zweite Hälfte: „… Hauptsache die Form stimmt.“

So langsam kamen wir an den Kern der Sache und ich entschied mich, meinen Klienten mit dem Werte- und Organisationsmodell des Psychologen Graves bekannt zu machen. Der ehemalige US-Professor für Psychologie Clare Graves, der 1986 verstorben ist, hat ein Werte- und Entwicklungsmodell für Menschen und auch für Organisationen entwickelt. Dabei wechseln sich jeweils eine individuumsorientierte und eine gruppenorientierte Stufe ab. Sowohl Menschen als auch Organisationen entwickeln sich in diesen Stufen, können jedoch zwischendurch auch Rückschritte haben. Es geht nicht immer nur aufwärts. Das Modell von Graves ist im übrigen nach oben offen, weil er davon ausging, dass noch nicht alle zukünftigen Entwicklungstufen bekannt sind.

Ich erläuterte meinem Klienten die Stufen und bat ihn, sich auf einer Stufe einzuordnen. Er ordnete sich auf der Stufe Leistung & Gewinn ein. Ihm ging es darum, Ziele zu erreichen. Er wollte gute Ergebnisse erzielen und Erfolg haben. Er dachte unternehmerisch und er wollte der Beste sein. Und dann sagte er den Satz, der für sein Thema unseren Durchbruch darstellte: „… so waren wir alle bei meinem früheren Arbeitgeber, die ganze Firma war so, dass war unsere DNA!“

Seine Augen waren weit offen, er starrte mich geradezu an, ich lächelte und fragte: „Und der Konzern, ist der nicht so? Und wenn nicht, auf welcher Stufe ist der Konzern?“

„Eine Stufe darunter“, sagte mein Coachingnehmer sofort. Es dominieren die Regeln, die Organisation ist wichtiger als der Einzelne und wichtiger als das Ergebnis. Es muss nicht super sein, aber die Spielregeln müssen eigehalten werden.“

Wir gingen seine Kolleginnen und Kollegen durch, die er ja alle als nett beschrieben hatte und das waren sie auch. Aber sie vertraten andere Werte, sie lebten die Strukturen, sie waren diszipliniert und zuverlässig. Aber irgendwie war halt alles starr und unbeweglich, es fehlte – salopp gesagt – der Pepp.

Plötzlich war ganz klar, was vor zwei Stunden noch ein Koffer voller Fragezeichen war. Sein aktueller Arbeitgeber und er lagen nicht mehr auf der gleichen Werteebene, der Wohlfühlfaktor aus Start up Zeiten war dahin.

Ich kürze ab: Diese Erkenntnis war großartig für meinen Klienten. Er dachte einige Wochen darüber nach, ob er eine Werteebene zurück gehen wollte und sich in das Konzerngefüge einordnen konnte – wollte und konnte er nicht. Er dachte darüber nach, ob sich der Konzern auf seine Wertebene fortentwickeln würde – würde er wohl nicht. Er überlegte auch, ob er in Kenntnis dieser Differenzen sich mit dem täglichen Erleben arrangieren könnte – nein, auch nicht. Inzwischen hat er sein eigenes Start up gegründet.

Das Werteebenen-Modell von Graves liefert uns wertvolle Hinweise, wenn wir uns bewusst werden, wo wir gerade stehen – das ist immer der erste Schritt. Befindet sich unser Umfeld dauerhaft auf einer anderen Ebene, dann passt etwas nicht zusammen, das wir manchmal gar nicht so einfach in Worte fassen können. Es ist häufig eher so ein latentes Unwohlsein, kein klares Wissen. Ein kurzfristiges Auseinanderfallen der Ebenen, ist meist auszuhalten. Ein dauerhaftes Auseinanderklaffen ist es hingegen in der Regel nicht.

Auf welcher Wertebene von Graves würden Sie sich aktuell einordnen?

Wo steht die Organisation, für die Sie arbeiten?

Wo stehen die Menschen, die Ihr unmittelbares Umfeld bilden?

Welche Harmonien oder Disharmonien werden gerade besser nachvollziehbar?

Was müssen Sie vielleicht verändern?

Viele weitere Informationen zum Wertemodell von Graves finden Sie im Internet, es lohnt sich.