Viele von Ihnen sind sicher schon einmal geflogen und erinnern sich bestimmt an die Sicherheitshinweise, die freundliche Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter immer vor dem Abflug vermitteln:

„Im unwahrscheinlichen Fall eines Druckabfalls in der Kabine fallen automatisch Sauerstoffmasken aus dem Panel über Ihnen. Ziehen Sie eine Maske über Mund und Nase, atmen Sie ruhig und gleichmäßig, danach helfen Sie mitreisenden Kindern und Hilfsbedürftigen.“

Es ist der gleiche Ansatz, den auch Herr Schmid uns näherbringen will. Erst geht es um uns, dann können wir anderen helfen. Das hat mit Egoismus nichts zu tun, sondern folgt nur der Logik, dass helfen nur derjenige kann, dem es selbst gut geht.

„Aber das ist doch selbstverständlich!“, möchten Sie mir zurufen. Bitte, sehr gerne, ich freue mich, wenn das für Sie so ist. Die Erfahrungen aus der Praxis sehen leider allzu häufig anders aus.

Am einfachsten wird das am Beispiel der Überstunden deutlich. Wenn etwas nicht funktioniert, also ich mit meiner Arbeit in der Arbeitszeit nicht fertig werde, dann tue mehr vom gleichen – also mache ich Überstunden. So erlebe ich das fast überall. Erst kürzlich berichtete mir ein Produktionsleiter, er müsse aktuell wieder 10 Stunden am Tag arbeiten, weil „es“ (er meinte seine tägliche Arbeit) nicht zu schaffen sei. Ist das ein erfolgversprechender Ansatz? In wenigen Fällen, in denen es sich um einen temporär und zeitlich klar befristeten erhöhten Arbeitsanfall handelt, vielleicht. Grundsätzlich sicher nicht. Wenn etwas nicht funktioniert, versuche etwas anderes. Diese im Coaching übliche Maxime klingt da schon viel erfolgversprechender. Überstunden sind auf Dauer jedenfalls keine Lösung.

Allzu oft erlebe ich, um wieder etwas allgemeiner zu werden, dass meine Klienten sehr schnell bereit, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, auf eigene Erholungszeiten zu verzichten oder eigene Hobbies auszusetzen. Kurzfristig mag das alles hilfreich und anerkennenswert sein, geleitet von edlen Motiven ist es auf jeden Fall. Das Problem ist nur, dass viele Menschen ihre eigenen Grenzen nicht kennen oder zumindest nicht verlässlich abschätzen können, wie lange und wie weit sie diese zu ihren Ungunsten verschieben können. Und wer das nicht kann, läuft Gefahr sich zu überfordern, selbst in die physische oder psychische Krise zu geraten und dann auch anderen nicht mehr helfen zu können.

Deshalb ist es unerlässlich: Schützen Sie sich, danach helfen Sie anderen.

Interessanterweise zeigt sich ähnliches auch im Bereich der Führung von Mitarbeitenden, was Alfred Herrhausen einmal in folgendem Satz zusammenfasste: „Wer sich selbst nicht zu führen vermag, der kann auch andere nicht führen.“ Ich möchte das hier nicht vertiefen, aber es beginnt immer bei uns – auch in Sachen Führung.

Wie gut können Sie Ihre Belastungsgrenzen spüren?

Was tun Sie, wenn diese erreicht sind?

Welche Lösungsansätze – außer „mehr vom Gleichen“ verfolgen Sie regelmäßig?

Was tun Sie für sich, um Ihre eigene Belastbarkeit möglichst auf hohem Niveau stabil zu halten?

#zufriedenheit

#coaching

#wegbegleiter2024

Vielleicht sind ja Philosophie und Coaching viel enger miteinander verbunden, als mir dies bisher bewusst war. In einem sehr bemerkenswerten Interview im Spiegel (Ausgabe 1/2024) habe ich jedenfalls eine Reihe von Aussagen des Philosophen Wilhelm Schmid gefunden, die eng mit meiner Arbeit als Coach verbunden sind. Die nächsten vier Wochen möchte ich also meine Montagsimpulse dazu nutzen, Ihnen seine Aussagen und meine Gedanken dazu näherzubringen.

Seit vielen Jahren stellt der Umgang mit besonderen Belastungssituationen – mache verwenden auch gerne den Begriff Burn Out – einen Schwerpunkt meiner Arbeit dar. Viele Menschen empfinden die Krisen der letzten Jahre als zusätzliche Herausforderungen, die gepaart mit den ohnehin hohen Ansprüchen, die der Job und/oder die Familie an Sie stellen, zunehmend eine Überforderung darstellen. Corona mit seinen zahlreichen Auswirkungen und notwendigen Veränderungen, Krieg in Europa mit den damit verbundenen Ängsten und eine aufflammende Inflation, die viele Menschen bislang nur als theoretischen Begriff aus volkswirtschaftlichen Lehrbüchern kannten.

Im Ergebnis zeigen viele meiner Klienten klassische Überforderungssymptome, die sie allein nicht mehr steuern können. Die negativen Auswirkungen auf die Menschen sind dabei recht unterschiedlich. Während manche schlicht körperlich zusammenbrechen, ziehen sich andere immer mehr in die Isolation zurück, brechen soziale Kontakte ab und vereinsamen.

In solchen Situationen strebe ich der Zusammenarbeit zunächst immer eine Stabilisierung an. Wir suchen gemeinsam einen Ort, an dem sich meine Klienten behütet, geschützt und sicher fühlen. An diesem Ort kann dann sehr gut begonnen werden, nach Kraftquellen zu suchen. Was stärkt mich? Was tut mir gut? Was habe ich vernachlässigt und was will ich – nur für mich und mein Wohlbefinden – ab sofort wieder tun? Das ist keineswegs so simpel, wie es hier auf dem Papier vielleicht klingt. Viele Menschen haben zunächst gar keine Antworten auf diese Fragen und die Suche nach den Kraftspendern braucht häufig viel Zeit.

Erst am Ende dieser Phase, wenn Sicherheit und Energie wieder über einen Zeitraum erlebt wurden, kehrt die Gelassenheit zurück. An diesem Punkt ist dann schon viel gewonnen und jetzt können wir gemeinsam beginnen, die bisherigen Krafträuber zu identifizieren und den Umgang mit ihnen neu zu ordnen. Krafträuber haben wir immer, sie alle zu beseitigen ist in der Regel nicht möglich. Es muss also darum gehen, den Umgang mit Ihnen so zu gestalten, dass wir gut mit Ihnen leben können.

Gelingt dies, dann ist es für meine Klienten meist auch gut möglich gewesen, die Position der Gelassenheit und Sicherheit wieder zu verlassen und die Dinge wieder kraftvoll anzugehen. Die Herausforderung, dabei stets die eigene Grenzen im Blick zu behalten und zu respektieren, bleibt auch dann selbstverständlich erhalten. Das Bewusstsein rechtzeitig wieder einen Schritt zurück- und vielleicht doch noch einmal auf die Insel der Gelassenheit zu gehen bevor wieder eine Überforderungssituation eintritt, wird in diesen Prozessen meist gut geschärft, so dass die Handlungskompetenzen der Klienten im Hinblick auf ihre Selbststeuerung spürbar zunehmen.

Ganz im Sinne von Herrn Schmid ist also der Wechsel zwischen den Positionen der Gelassenheit und der Herausforderungen ein wesentlicher Teil der Coachingarbeit.

Vor welchen großen Herausforderungen stehen Sie aktuell?

Wie fühlt es sich an – eher nach Überforderung oder eher nach gut machbar?

Wo ist ihre Insel der Gelassenheit?

Was sind ihre Kraftquellen und pflegen Sie diese regelmäßig?

Woran erkennen Sie rechtzeitig, dass es wieder einmal Zeit für ihre Insel der Gelassenheit ist?

#zufriedenheit

#coaching

#wegbegleiter2024

“Ich nehme mir für das neue Jahr nichts mehr vor, klappt eh nicht.”, sagte mein Klient bei einem meiner letzten Coachingtermine in 2023 zu mir. Er gab damit – ohne es wissen – den Anstoß für den kurzen heutigen Wochenimpuls, den ich so eigentlich gar nicht schreiben wollte. Schon mehrfach habe ich mich zu Jahresbeginn mit den berühmt berüchtigten “guten Vorsätzen” beschäftigt. Dieses Jahr wollte ich das eigentlich auslassen – eigentlich halt, dann kam mein Klient mit diesem Satz.

“Aufgeben ist doch wohl keine Option, oder?” , antwortet ich ihm und schon waren wir mitten im Thema.

Wir kennen das doch alle:
Im Januar sind die Schwimmbäder voll, zahlreiche Menschen laufen (einmal) um unseren großen schönen See, der Alkoholkonsum wird kurzfristig reduziert, der Fernsehkonsum auch und so könnte ich endlos weitermachen. Doch meist schon wenige Wochen später ist wieder alles beim Alten – die Impulse des Jahreswechsels sind verpufft.

Die Gründe dafür sind ungemein vielfältig und haben häufig nichts mit Faulheit, Willensschwäche oder ähnlich negativ besetzen Begriffen zu tun. Es sind vielmehr die Routinen des Alltags, die uns einholen, die unerwarteten und ungeplanten Dinge, die einfach passieren und die Prioritäten des Alltags wieder verändern. Es sind häufig auch unbewusste Prozesse, die in uns ablaufen, z.B. wenn wir uns etwas vorgenommen haben, das eigentlich gar nicht unser Vorsatz ist, sondern vielmehr der eines anderen, den wir unbewusst adaptiert haben. Ein Beispiel verdeutlicht das sofort sehr anschaulich: “Sie sollten unbedingt regelmäßig Sport machen”, sagte der Hausarzt. “Das stärkt ihre Belastbarkeit und das Immunsystem. Laufen ist dafür ideal, am besten regelmäßig und mindestens 20-30 Minuten am Stück.” Eigentlich hassen Sie Laufen, aber weil der Arzt das sagt, nehmen Sie sich vor, zweimal die Woche eine Runde um den See zu drehen. Ein solcher Vorsatz hat keine Chance zu bestehen, weil Sie es eigentlich gar nicht wollen, es ist nicht “Ihrs”! Und heißt keinesfalls, dass Sie nicht Ihre Belastbarkeit und Ihr Immunsystem stärken möchten, aber laufen…

Aufgeben ist ja keine Option und so gibt es viele gute Hinweise, wie es mit den “guten Vorsätzen” auch gelingen kann. Sie können einige davon in meinen Beiträgen aus den Vorjahren (alle noch in meinem Blog vorhanden) finden. Für heute möchte ich für Sie nur einen Tipp hinzufügen.

Ein guter Vorsatz besteht sehr oft darin, mit etwas neuem zu beginnen oder wieder zu beginnen. Drehen Sie es einmal um: Womit möchten Sie im Jahr 2024 auf jeden Fall aufhören?

Oh, da fallen ihnen gleich viele Dinge ein? Nein, bitte nicht, das ist ein Teil des Problems. Bitte fokussieren Sie sich: Was ist genau das EINE, womit sie in 2024 AUF JEDEN FALL und möglichst sofort aufhören und auch nicht wieder anfangen wollen?

Oh – so gefragt ist das schon viel schwieriger zu beantworten? Wunderbar, genau das wollte ich ja erreichen! Denn wenn Sie das EINE finden, mit dem SIE wirklich aufhören WOLLEN, dann schaffen Sie das auch, sogar ganz leicht.

Also, womit wollen Sie in 2024 aufhören?

Was brauchen Sie, damit das wirklich gelingt?

Wer oder was könnte Ihnen vielleicht dabei helfen?

Was – ganz konkret – ist dann besser, wenn Sie damit aufgehört haben?

Viel Freude bei der Suche und beim Aufhören wünsche ich und natürlich Ihnen auch alles Gute, Zufriedenheit und damit auch mehr Erfolg in 2024!

#gutevorsätze

#selbstreflexion

#coaching

Dieses Gedicht von Martin Walser begegnete mir am 04.12. im Adventskalender “Der andere Advent”, den mir seit Jahren eine sehr gute Freundin schenkt. Schon oft habe ich aus den kleinen Anregungen und Geschichten für mich etwas mitgenommen.

Martin Walsers Worte brauchen eigentlich gar keine ergänzenden Ausführungen eines Coaches, ich glaube, Sie lösen bei jedem sofort etwas aus. Ein paar Worte füge ich dennoch hinzu.

Ich jedenfalls erinnere mich sehr gut an die Zeiten, ich denen ich immer abgelenkt war. Zu herausfordernd und vermeindlich wichtig waren die täglichen beruflichen Aufgaben, als dass meine Gedanken nicht permanent darum kreisten. Ich war zu Hause und doch im Büro. Und wann war ich bei mir? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht mehr.

Es gibt so viele Herausforderungen im Leben, so viele Aufgaben, die darauf warten, erledigt zu werden. Berufliche, private, in Vereinen, in Ehrenämtern und viele mehr. Es ist leicht, immer irgendwo zu sein, nur nicht bei mir. Einfach sein – das klingt so leicht und ist doch für viele Menschen vielleicht eine der größten Herausforderungen überhaupt.

Deshalb: DANKE Martin Walser für dieses tolle Gedicht und den damit verbundenen Moment des Innehaltens.

Wo bist Du, wenn Du von Dir abgelenkt bist?

Was vereinnahmt Dich und lässt Dich nicht los?

Weißt Du schon alles über Dich? Insbesondere, was Dir gut tut?

BIST DU (ganz bei Dir und im Hier und Jetzt)?

Das sind Fragen, die Dich nachdenklich machen und die Du gar nicht so leicht beantworten kannst? Kenne ich, es geht ganz vielen Menschen so.

Ich freue mich auf Dich!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 08.12.2023

Schon eine ganze Weile hörte ich nun meinem Klienten zu, der seine aktuelle Situation zusammenfasste. Es war spürbar anders als an den meisten Coachingtagen. Sein Tonfall war abgehackt, er sprach schnell, eine gewisse Aggressivität lag immer wieder in seiner Stimme. Er schimpfte phasenweise regelrecht und machte dabei so eine Art „Rundumschlag“:
„Meine Mitarbeitenden…, die Kunden…, meine Frau…, meine Tochter und ja auch über mich selbst habe ich mich geärgert.“ So ging das minutenlang und ich ließ ihn reden.

„So, das war jetzt mal abladen“, sagte er schließlich und holte tief Luft. Wahrscheinlich hatte er einen ernsten Gesichtsausdruck bei mir erwartet, als er offenbar bemerkte, dass ich lächelte. Ich glaube, er ahnte zumindest unbewusst schon, was gleich kommen würde.

„Abladen beim Coach ist vollkommen ok, dafür bin ich da.“, entgegnete ich. „Ich hoffe, es geht Dir jetzt besser und habe zwei Fragen an Dich: „Womit möchtest Du anfangen und wie viele Coachingsitzungen hast Du Dir vorgestellt, um all die Themen aufzuarbeiten, die Du in den letzten 15 Minuten aufgerufen hast?“

Er lachte kurz, denn es war klar, dass meine Fragen so nicht ernst gemeint waren. Wenn – wie an diesem Tage bei meinem Klienten – alle und alles ein Problem und nur nervig zu sein scheinen, dann ist das in den allermeisten Fällen ein deutliches Signal für eine andere Problemlage. Ich war mir mit meiner Arbeitshypothese ziemlich sicher. Es war offenbar gerade alles zu viel, zu viele Baustellen, zu viel Stress, zu viele Themen und zu viele Energieräuber und der „Akku“ war leer. Die ein oder andere Geschichte, die mein Klient gerade erzählt hatte, war eindeutig eine Lappalie, die ihn im kraftvollen Arbeitsmodus nicht tangiert hätte. Ich kannte ihn schon länger und war mir ziemlich sicher, dass er in den letzten Wochen mal wieder viel zu viel gearbeitet hatte, auf alle Hobbies und alles, was ihm sonst noch guttat und die Akkus auffüllte, verzichtet hatte.

Ich bat ihm zum Fenster und wir lehnten uns entspannt dagegen. „Charly!“, sprach ich in an. „Du bist ja mein erfahrener Beraterfreund, Du bist schon weit über 80 Jahre alt, Du hast alles gesehen, Du bist klug und weise und Du hast mir und meinen Kunden schon so oft weitergeholfen. Schön, dass Du heute mal wieder da bist und zugehört hast. Darf ich Dich um Deine höchst professionelle und kompetente Meinung bitten. Was ist denn das bei Heiner (so hieß mein Klient) los?“

Ich schaute Heiner an und er lächelte zurück. Er kannte diese Intervention mit dem „Berater Charly“ bereits aus unserer früheren Zusammenarbeit und der Status mit etwas mehr Distanz zum Geschehen, bei dem er gleichzeitig klug und sogar weise war, tat ihm immer gut.

„Ich würde sagen, da hats mal wieder einer gründlich übertrieben, zu viel gearbeitet, auf alles schöne zu lange verzichtet und ist in allerersten Linie jetzt mal wieder genervt von sich selbst. Alle anderen scheinen mir eher so zu sein, wie sie immer sind.“

Ach, danke Charly – so einfach ist manchmal die Welt.

Und so war es denn an diesem Tage auch, mein Klient, den ich schnell wieder bat als Heiner auf seinem Stuhl Platz zu nehmen, hatte es selbst ausgesprochen. Er selbst war sein Problem und das beinhaltete natürlich auch die großartige Erkenntnis, dass er selbst auch der Schlüssel zur Lösung war. Die Aufarbeitung ging denn auch gut von der Hand.

Einen solchen Zustand erlebe ich bei meinen Klienten immer wieder. In sogenannten „Stressphasen“ vernachlässigen sie sich selbst und das obwohl in meinem ganzheitlichen Coachingansatz auch immer die Bearbeitung des „Ich-Feldes“ ein wesentlicher Aspekt ist. Was tue ich nur für mich? Was ist meine Berufung, wofür bin ich da? Was macht mich glücklich, was schenkt mir Kraft? Wissen tun meine Klienten das zumindest nach der Arbeit mit mir eigentlich immer – sie vergessen es sozusagen. Dann wird der Akku nicht mehr aufgeladen, ist irgendwann leer und die große allgemeine Unzufriedenheit setzt ein.

Heiner brauchte ich an diesem Abend gar nicht weiter zu fragen, er sprudelte los.

„Ja Mario, Du hast ja Recht: Ich war seit Wochen nicht mehr bei meiner Skatrunde. Laufen geht bei dem Wetter auch gerade nicht, ja sag nichts, ich weiss, ist eine Ausrede. Und meine guten Freunde habe ich auch schon lange nicht mehr getroffen.“

„Dein „Ich Feld“ ist also…“, begann ich den Satz. „Leer!“, kam es von Heiner, wie aus der Pistole geschossen.

Also schrieb er auf, was er in den nächsten Wochen konkret tun wollte, um seinen Akku aufzuladen. Ein Versprechen an sich selbst.

Wir sprachen noch kurz über die vielen Themen, die aus ihm herausgesprudelt waren und filterten die heraus, über die wir wirklich im Coaching reden mussten. Es waren nur zwei.

Mit Heiner war es an diesem Tag für mich nicht schwer, ihn wieder auf den „rechten Weg“ zu bringen. Manchmal aber erlebe ich auch Menschen, die die Frage „Was tut Dir gut?“ gar nicht beantworten können. Das „Ich-Feld“ war so lange leer, dass ihnen nicht klar ist, was sie tun müssen, um ihren Akku wieder aufzuladen. Deshalb ist das in meiner Arbeit fast immer ein ganz wesentlicher Bestandteil: finde Deine Kraftquellen, suche die Möglichkeiten, sie zu pflegen und lade den Akku regelmäßig auf. Über sich selbst kann man bekanntlich nie genug wissen – allen voran sollten wir wissen, was uns guttut.

Wie ist das also gerade bei Ihnen? In welchem Gesamtzustand sind sie aktuell – eher sehr ausgeglichen oder geht Ihnen momentan alles „auf den Geist“?

Was füllt Ihr „Ich-Feld“ und wie regelmäßig nehmen Sie sich Zeit dafür?

Was – ganz konkret – wollen Sie in der kommenden Woche tun, um Ihren Akku mal wieder aufzuladen?

Dies ist mein letzter Impuls für 2023 und so wünsche ich Ihnen allen nicht nur ein schönes Wochenende sondern auch eine schöne Vor- und Weihnachtszeit und alles Gute für 2024!

Die Suche nach Lösungen und Kompromissen erfordert oft viel Zeit. Zeit aber ist so oft in heutiger Zeit ein knappes Gut und deswegen sind viele mit den Gedanken häufig schon einen Schritt weiter. Der Versuch, eine Lösung zu finden, mit der alle voll umfänglich zufrieden sind, ist meist schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.

Ich weiss nicht, wann Henry Kissinger den Satz im Zitat gesagt hat, aber er war seiner Zeit wohl voraus. Heute setzen sich immer mehr Ansätze durch, bei denen Entscheidungen im Konsent getroffen werden. Gibt es wirklich sehr wichtige Argumente die dagegen sprechen? Wenn nein, lass es uns ausprobieren, ändern können wir es immer noch.

Im Konsent ist schon angelegt, dass wohl kaum jemand vollkommen zufrieden sein wird, aber der Fortschritt an sich ist wichtiger. Jeder nimmt ein wenig Unzufriedenheit in Kauf, damit alle in der Sache voran kommen. Ganz im Sinne von Henry Kissinger.

Wo haben Sie schon mal “faule” Kompromisse gemacht?
Haben Sie schon mal sehr viel Zeit darauf verwendet, eine Lösung zu finden, mit der alle voll zufrieden sind?
Hat es sich gelohnt?

Lösungen zu finden, fällt Ihnen ohnehin schwer und dabei möchten Sie es doch so gerne allen recht machen? Das ist sehr menschlich und doch so schwer.

Ich freue mich auf Sie!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

Haben Sie auch einen Moment gebraucht, bis die Botschaft dieses Zitates bei Ihnen angekommen ist? So ging es jedenfalls mir und dann musste ich schmunzeln.

Ich erinnerte mich an eine Frage, die vor ein paar Tagen in einem meiner Coachings Thema war: “Kann man Führung lernen?”

“Man kann alles lernen, also auch Führung”, war meine Antwort und der Auftakt in eine kleine Diskussion.

Die moderne Hirnforschung hat uns in den letzten Jahren zum Glück so viele wertvolle und klare Erkenntnisse geliefert, dass einige Themen heute nicht mehr in Frage zu stellen sind. Wir können alles lernen und das ein Leben lang. Es ist nicht immer gleich einfach und manchmal sehr anstrengend, aber grundsätzlich möglich.

Unser Gehirn kann immer neue Verknüpfungen bilden, also lernen wir. Die größten Lernerfahrungen machen wir natürlich in Kindheit und Jugend, denn da ist unser Gehirn noch nicht so verknüpft wie später. Unsere Erfahrungen – insb. in der (frühen) Kindheit – prägen uns dabei maßgeblich und sind mindestens so bedeutend wie die oft gepriesene Vererbung.

Nun bin ich kein Hirnforscher und belasse es an dieser Stelle bei diesem Blitzlicht.

Welche Erfahrungen haben Sie besonders geprägt?

Waren sie positiv oder negativ?

In welcher Form hat Sie diese Prägung besonders vorangebracht, wo steht sie Ihnen vielleicht “manchmal im Wege”?

Was würden Sie gerne noch lernen – vielleicht etwas für Sie “ganz Neues”?

Ein spannendes Thema mit interessanten Fragestellungen? Das finde ich auch!

Ich freue mich auf Sie!

#Zufriedenheit

#Erfolg

#Coaching

#Wegbegleiter 2023/24

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 24.11.2023

Starten wir doch in diesen Blogbeitrag mal wieder mit einigen Erkenntnissen zum Thema Homeoffice.

Hybrides Arbeiten scheint sich durchzusetzen: In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung und des Frauenhofer Institutes unter 400 Personalverantwortlichen gaben jedenfalls nur noch 0,6% der Befragten an, keine Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice anzubieten. Zwei Drittel gaben sogar an, dass diese Möglichkeiten allen Mitarbeitenden offenstehen, wobei die Möglichkeiten teilweise auf 2-3 Tage pro Woche eingeschränkt waren. 27% gaben an, dass an allen Tagen der Woche vom Homeoffice aus gearbeitet werden könne.

Eine Umfrage des ifo-Instituts zeigt, dass Deutschland bei der Nutzung des Homeoffice international im Mittelfeld liegt. Durchschnittlich einen Tag pro Woche arbeiten deutsche Beschäftigte im Homeoffice, mehr als z.B. in Frankreich und Italien (0,6/0,7) aber auch weniger als in Großbritannien (1,5). In anderen westlichen Ländern liegt Kanada mit 1,7 Tagen pro Woche an der Spitze der Heimarbeit.

Licht und Schatten zeigt sich in Sachen Homeoffice in einer gemeinsamen Studie des Massachusetts Institut of Technology und der University of California. Einerseits zeigte sich sowohl eine gesündere Work-Life-Balance als auch zufriedenere Beschäftigte. Andererseits blieb die Produktivität im Homeoffice um deutliche 23% hinter der Produktivität der Mitarbeitenden im Büro zurück, wofür als Hauptgrund höhere Ablenkungen im Homeoffice, z.B. durch Kinderbetreuung, genannt wurden.

Eine Leserbefragung der Aktion „Bewegung im Büro“ unter mehr als 1640 Teilnehmenden liefert schließlich noch einen beachtenswerten Blick auf die Bewegung an den verschiedenen Arbeitsplätzen. Im Büro arbeiten 63% sitzend, 19 % stehend und 18 % der Befragten gehend. Im Homeoffice fallen diese Werte noch einmal deutlich ungünstiger aus, denn 71% arbeiten sitzend und nur noch 8% gehend. Wir sitzen heute ohnehin viel zu viel (vgl. Porten, 2021, S. 30ff)[i] und offenbar wird dieser Trend im Homeoffice noch verstärkt.

Zufriedene Mitarbeitende gelten gemeinhin als weniger abwanderungsgefährdet. Diese These könnte durch eine neue Umfrage der Königssteiner-Gruppe in Zusammenarbeit mit stellenanzeigen.de ins Wanken geraten. Von den mehr als 1000 Befragten zeigten sich zwei Drittel mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden. Gleichzeitig stieg gegenüber dem ersten Quartal 2023 jedoch die Wechselbereitschaft um 4%-Punkte auf insgesamt 32% an. Schlüsselt man die Werte auf so ergab sich für 47% – und damit für fast die Hälfte der Befragten -, dass sie zwar mit ihrer aktuellen Stelle zufrieden, aber trotzdem wechselbereit sind! Ganz offenbar gibt es in der aktuellen Arbeitsmarktlage eine erhöhte Bereitschaft, die sich bietenden Chancen auch zu nutzen. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Befragten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auch weiterhin als sehr gut bewerten: 82% der Befragten erwarten gleich gute oder gar bessere Chancen im kommenden Jahr!

In die gleiche Richtung geht eine Studie im Auftrag des Netzwerkes linkedin. Obwohl mehr als zwei Drittel der Befragten angaben, sich dem aktuellen Unternehmen zugehörig zu fühlen – und 20% sogar von „perfekter kultureller Passung“ sprachen – schauten sich 40% der Befragten gleichzeitig nach einer neuen Stelle um. Als Gründe nannten die Befragten, dass mit einem Wechsel oftmals ein „Gehaltssprung“ verbunden sei, was angesichts der aktuellen Inflationsraten an Bedeutung gewonnen hat. Vor allem Millennials und Vertreter der Generation Z gaben aber auch an, dass sich aufgrund des anhaltenden Personalmangels das Arbeitsklima im eigenen Unternehmen verschlechtert habe (40%). Auch verspürt die Hälfte gerade der jüngeren Beschäftigten zunehmend Stress aufgrund der angespannten Personaldecke.

Dazu passt auch ein Ergebnis des Softwareherstellers Softgarden, der in seiner Umfrage ermittelt hat, dass 10% der frisch eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre neue Stelle gar nicht erst antreten. Bei 41% der Befragten lag dies daran, dass sie zwischenzeitlich schon wieder ein besseres Jobangebot bekommen haben. Doch selbst bei denen, die ihre neue Stelle auch antreten, gibt es eine erhebliche Quote kurzfristiger Abwanderer. 20% der Befragten haben ihren Job nämlich innerhalb der ersten 100 Tage schon wieder gekündigt. Die Abbruchquote hat sich damit auf 24% erhöht und somit gegenüber 2018 fast verdoppelt. Ohne jeden Zweifel – Personalbindung und -gewinnung stellen in der aktuellen Zeit wahre Herkulesaufgaben dar.

Gerade zur Mitarbeiterbindung setzen viele Unternehmen gerne Benefit-Angebot ein – nur leider meist die falschen. Die Unternehmensberatung Willis Towers Watson hat in einer weltweiten Studie ermittelt, dass die Benefits der Unternehmen meist auf folgende Bereiche abzielen:

  • eine flexible Arbeitszeitregelung
  • die persönliche Ausbildung, Entwicklung und Karriere
  • alle Dimensionen des „Wellbeing“

Nur leider gehen diese Prioritäten an den Bedürfnissen vieler Mitarbeitender schlicht vorbei, denn diese wünschen sich vor allem Benefits zur Altersvorsorge und der langfristigen finanziellen Absicherung (je 52%). Lediglich im Bereich der flexiblen Arbeitszeitgestaltung ist auch die Nachfrage hoch (48%).

Keine Frage die Unternehmen verfolgen sicher eine positive Absicht, doch leider gilt auch hier wie so oft: gut gemeint, schlecht gemacht. Für die Kernaufgabe Mitarbeiterbindung dürfte das so jedenfalls in vielen Fällen nicht ausreichen.

Immer wichtiger werden auch Maßnahmen in Sachen Familienfreundlichkeit. In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft mit dem Bundesfamilienministerium, für die mehr als 6000 Unternehmensvertreter und Mitarbeitende befragt wurden, gaben 86% an, dass sie solche Maßnahmen für wichtig halten. 75% der Unternehmensvertreter gaben sogar an, Familienfreundlichkeit sei expliziter Bestandteil ihrer Strategie zur Fachkräftesicherung. Das deckt sich mit den Erwartungen der Beschäftigten, bei denen 80% familienfreundliche Maßnahmen (eher) wichtig fanden. Unternehmen, die diesen Wert hoch priorisieren, werden offenbar auch belohnt: Mit 19% lag ihre Fluktuationsrate um 11% Prozentpunkte unter derer von Unternehmen, die Familienfreundlichkeit nicht so wichtig fanden.

Noch ein etwas anderes Thema: Sind Frauen die besseren Führungskräfte? Offenbar nein, jedenfalls legt das eine Studie der Königssteiner Gruppe und stellenanzeigen.de nahe. In dieser zeigten sich 68% der Befragten, die eine weibliche Führungskraft haben, mit dieser zufrieden und empfanden sie als kompetent. 66% der Befragten sagten das von ihrer männlichen Führungskraft – die Unterschiede sind also marginal. Interessanter erscheint da schon der Blick auf die Dinge, die Führungskräfte geschlechtsunabhängig auf keinen Fall tun sollten, wollen sie nicht den Kündigungsgrund ihrer Mitarbeitenden darstellen:

  • nicht hinter den Mitarbeitenden stehen (65%)
  • die Arbeit der Mitarbeitenden als die eigene „verkaufen“ (43%)
  • einzelne Beschäftigte bevorzugen (58%)

Das sind doch mal klare Handlungsempfehlungen, die Führungskräfte beherzigen sollten.

Zum Schluss dieses Blogbeitrages wie immer noch einige Blitzlichter:

  • Die Einsatzfreude der Beschäftigten geht aktuell offenbar deutlich zurück. Im aktuellen Employee Experience Trend Report der HR-Beratung Kincentric gaben nur 44% der befragten deutschen Beschäftigten an, dass sie im ersten Quartal 2023 engagiert ihrem Job nachgegangen sind. Im Vergleichsjahr 2020 waren dies noch 59%, womit ein signifikanter Rückgang vorliegt, ohne dass auf die dafür relevanten Gründe gefolgert werden kann.
  • Warum werden einzelne Personen von Gruppen ausgeschlossen? Dafür gibt es laut einer Studie der Rheinland-Pfälzischen TU Kaiserslautern und der Universität Basel vor allem zwei Gründe: Einerseits werden Personen ausgeschlossen, die sich nicht an geltende Normen halten. Andererseits Personen, die mit der Leistung der anderen nicht mithalten können. Jedoch zeigen sich diese Effekte kontextbezogen durchaus unterschiedlich, etwa werden Personen schwächeren Leistungsniveaus seltener ausgeschlossen, wenn die Aufgabe eine gute Zusammenabriet der Gruppe erfordert.
  • Führung ist im Wandel, soviel ist klar. Doch was erwarten Mitarbeitende heute von Ihrer Führungskraft? Gemäß einer Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts wohl vor allem Empathie, denn mit 56% lag dieser Wert an der Spitze der Nennungen. Stärke wird kaum noch erwartet, nur 23% nannten diesen Wert als Erwartung.
  • Lob und Anerkennung durch die Führung ist immer gut? Sollte man meinen, doch stimmt es wohl nicht. Eine Studie der Kühne Logistics Universität und der Universität Rotterdam zeigt, dass Lob nicht unbedingt zu motivierteren und hilfsbereiteren Kollegen führt. Vor allem dominante Typen neigen bei Lob zu Arroganz und zur Behinderung von Kolleginnen und Kollegen. Sie reagieren auf Lob durch die Führung eher mit Überheblichkeit. Sollen Führungskräfte also lieber nicht mehr loben? Nein, natürlich nicht. Wichtig – so die Studiensautoren – sei, dass alle Mitarbeitenden wertgeschätzt werden und vor allem Dinge gelobt werden, die das Team voranbringen.

Ich hoffe, für Sie war auch dieses Mal ein Impuls dabei, den Sie vertiefen möchten. Dabei wünsche ich viel Freude und viel Erfolg.

Für das Jahr 2024 möchte ich Sie noch auf eine Veränderung aufmerksam machen, denn aktuell finde ich leider nicht mehr die Zeit, mich so intensiv mit den aktuellen Veränderungen zu beschäftigen, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Ich kann daher einen festen Rhythmus meiner Blogbeiträge und Podcasts nicht mehr sicherstellen und werde die Veröffentlichungsfrequenz weiter einschränken und zugleich flexibler gestalten. Ich werde mich bemühen, alle drei bis vier Monate einen Blogbeitrag und Podcast zu den Veränderungen von Arbeitswelt und Führung zu veröffentlichen, so wie es in mein Zeitbudget passt. Somit erscheint der nächste Beitrag in dieser Reihe voraussichtlich im März 2024.

Wie immer zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Die zitierten Studien wurden größtenteils veröffentlicht in den Ausgaben 11/2023 und 12/2023 von managerseminare.


[i] Mario Porten, Inspiration Eichhörnchen, Norderstedt, 2021, Impuls 2 „Sitzende Tätigkeiten“