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Der MP Impuls zur Selbstreflexion

Vorab: Diesen Impuls widme ich meinem besten Freund Carlo, dem größten Regenfan, den ich je in meinem Leben begegnet bin.

Sommerzeit, Fahrradzeit. Jeden Tag fahre ich, wann immer es geht mit dem Fahrrad eine Runde an unserem schönen See entlang, um den Tag ausklingen zu lassen. Jeden Tag, naja vielleicht heute nicht, denn es regnet.

Sofort meldet sich Günter: „Bleib zu Hause. Es regnet, du musst heute nicht Fahrradfahren, du fährst doch jeden Tag. Heute lass es einfach sein!“

Ach Entschuldigung, Sie möchten wissen, wer Günter ist? Günter ist mein innerer Schweinehund und Ihrer übrigens auch. Sie kennen Günther noch nicht, dann googeln Sie doch einmal „Günter der innere Schweinehund“. Über Günther wurden schon ganz viele Bücher geschrieben, sehr viele Geschichten und einiges mehr. Im Internet können Sie an Günter nicht vorbei.

„Günter sei still. Ich will im Regen Fahrradfahren. Das ist doch mal ein neues Erlebnis!“ Also rauf auf mein Fahrrad und raus in den Regen. Es fühlt sich sofort ganz anders an als an all den Tagen zuvor. An all den Tagen zuvor war ich froh über den kühlenden Fahrtwind, weil die Luft heiß war und stand. Jetzt ist es in meinen kurzen Hosen ziemlich kühl und der Regen auf meine Haut fühlt sich fröstelig an, aber irgendwie ist das auch schön. Es ist so ganz anders als sonst immer.

Es geht zunächst die Radwege entlang Richtung Campingplatz und was sofort auffällt: Ich bin quasi allein. Kaum jemand kommt mir entgegen. Ich muss nicht dauernd ausweichen, klingeln und auf kleine Kinder Acht geben, die natürlich nicht auf mich achten. Das kann man ja auch nicht erwarten. Es geht den langen Berg hinauf zum Campingplatz und ich muss ganz schön treten, aber das ist diesmal gar nicht so schlimm. In der Hitze fühlte sich das viel schlimmer an. Bei dem kühlen Regen ist das eigentlich kein Problem. An der Spitze angekommen geht es die lange Abfahrt hinunter zum See. Für einen kleinen Moment rutschen mir die Reifen weg und das bei ziemlich hoher Geschwindigkeit. Adrenalinschub, oh Gott oh Gott, wenn ich mich jetzt hinlege, nein, bloß nicht dran denken! Aber ich habe ganz schnell wieder alles unter Kontrolle. Es geht hinunter zum See, Kehrtwende und dann geht es am See entlang wie jeden Tag Richtung Heimat zurück, naja erstmal Richtung Eisdiele.

Plötzlich regnet es nicht mehr, denn hier ist dichter Wald. Es geht unmittelbar an unserem schönen, großen See entlang, aber auch durch das Dichte Laubdach der Wälder. Kein Regen mehr, dafür ziemlich matschiger Boden. Ich muss aufpassen, dass ich nicht auf meiner Nase lande. Kaum jemand begegnet mir, sonst ist dieser Weg am Abend immer ziemlich voll: Jogger, Radfahrer, Spaziergänger. Jetzt begegnen wir nur drei oder vier Leute und jeder von ihnen hat mindestens einen Hund dabei.

Sofort meldet sich Günter wieder: „Siehst Du, siehst du, wenigstens das hast du richtig gemacht. Deine Katze will bei Regen gar nicht raus, liegt im Sessel und lässt dich in Ruhe. Die da müssen alle mit ihrem Köter Gassi gehen.“

Günter, halt doch mal die Klappe. Die Menschen sehen eigentlich alle ganz glücklich aus. Sie wollen offensichtlich raus. In dem Regen scheint es ihnen mit ihren Hunden ganz gut zu gehen.

Ansonsten macht das hier richtig Spaß. Es ist nicht warm und auch nicht mehr kalt. Ich habe mich an die nassen Beine gewöhnt. Es regnet ja gerade nicht mehr. Ich kann zwar durch meine Brille nicht mehr alles so gut sehen, viele Regentropfen versperren mir den Blick, aber es macht so richtig Spaß. Ich kann Gas geben, hier am Wald entlang, sonst geht hier nur – naja ganz langsam voran, man will ja keinen Fußgänger überfahren.

Am Ende des Waldweges kommt die große Seepromenade. Hier wimmelt es sonst im Sommer abends vor Menschen. Skatebordfahrer, Eisesser, Liebespaare, alles Mögliche sitzt hier am See und lässt den Tag ausklingen. Ich bin – ganz allein. Ich schaue auf den See, diese riesige dunkle Fläche mit Tropfen ohne Ende. Sieht richtig cool aus! Nicht mal, die Enten sind auf dem Wasser. Die ganze Horde liegt am Rand im Gras.

Anstieg zur Eisdiele hinauf und natürlich habe ich gedacht: ‚Da sitzt heute Abend kein Mensch.‘ Aber wie cool, unter den großen Regenschirmen sitzen vielleicht 10 Menschen. Es zieht die Menschen einfach raus. Corona hat uns alle so lange eingesperrt. Selbst im Regen gehen die Leute Eis essen. Wie großartig denke ich. Ich habe wie üblich beim Radfahren kein Geld in der Tasche, also auch kein Eis für mich.

Den langen Radweg an einer unserer Hauptstraßen entlang geht es zurück nach Hause. Das ist nicht so schön hier im Regen. Hier wird man ziemlich nass und an der Straße entlang gibt es ziemlich viele Autos. Egal, bald bin ich wieder zuhause. Auf den letzten zwei-, dreihundert Metern nimmt der Regen nochmal so richtig zu.

„Du hast ja recht gehabt, Günter!“, sage ich, bevor sich Günter überhaupt wieder melden kann, um mich daran zu erinnern, dass er ja darauf hingewiesen hat, dass man im Regen nicht Rad fahren soll. Ich komme nach Hause. Ich bin pitsche patsche nass: Trainingsjacke durch, T-Shirt durch, Hose durch. Total egal! Ich Dusche eh nach dem Fahrrad fahren. Sonst dusche ich immer, weil ich verschwitzt bin und sich das für den Rest des Abends nicht so schön anfühlt. Heute dusche ich eben, um ich aufzuwärmen. Einfach mal andersrum, sonst dusche ich ziemlich kalt, um mich wieder abzukühlen, jetzt dusche ich richtig warm, um mich wieder aufzuwärmen.

Und dann ist das ganz typisch: Ich stelle mein Fahrrad in die Garage und will den Schlüssel meiner Fahrradbox in der Garage aufhängen. Was mache ich? Ich hänge meinen Hausschlüssel auf, also noch einmal im strömenden Regen rund um das ganze Haus meinen Hausschlüssel holen. Dann aber rein und ab unter die Dusche.

Na Günther, hast du noch was zu sagen? Günter ist, glaube ich, beleidigt. Es hat mir so gut gefallen. Es hat so viel Spaß gemacht. Es war so ganz anders, einfach mal ein anderes Erlebnis, andere Gefühle, andere Gerüche, eine andere Luft. Es war fröstelig, statt immer nur warm. Aber es war einfach  – sau geil. Entschuldigen Sie bitte diese Aussprache.

Und Sie? Wie geht es denn Ihrem inneren Schweinehund? Vielleicht wollen Sie ja mit ihm am Wochenende auch mal wieder diskutieren? Mal schauen, wer bei Ihnen gewinnt.

Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ein wunderbares Wochenende!

Es ist soweit: “Inspiration Eichhörnchen” – mein neues Buch

Es hat so viel Spaß gemacht an diesem Projekt, das eher zufällig entstanden ist zu arbeiten. Erst war die Beobachtung der Tiere, dann die vielen Bilder von Ihnen, dann die Idee, was ich daraus machen könnte. Vor allem sollte es auch etwas werden, das es so am Markt noch nicht gibt!

Acht Monate intensiver Arbeit stecken in meinem neuen Buch und auch ich habe dabei viel (vor allem über Eichhörnchen) gelernt.

Den Klappentext des Buches wollte ich hier nicht wiederholen und habe ihn deshalb für Sie eingefügt. Mein Buch bietet die Chance, von der Natur zu lernen und gleichzeitig – quasi zur Auflockerung – die Schönheit der Eichhörnchen zu genießen. Oder kennen Sie jemanden, der Eichhörnchen nicht mag?

Immer wieder begegnet mir im Alltag der Satz: “Ja, Coaching könnte ich auch mal gebrauchen, aber ich habe keine Zeit dazu bzw. kann es mir nicht leisten.”

Mit meinem neuen Buch können Sie sich selber coachen! Ich stelle Ihnen mein Wissen und meine Techniken zur Verfügung. Mein Buch greift viele der wichtigsten Themen, die ich auch immer wieder im Einzelcoaching mit meinen Klienten bearbeite, auf – es ist ein klassisches Workbook!

Hier sind die 22 Coachingimpulse, die mit entsprechenden Techniken unterlegt sind:

Neugierig geworden? Das würde mich freuen!

Investieren in Sie in sich selbst – es lohnt sich!

Mein Buch gibt es gerne portofrei und signiert direkt bei mir!
Mail an: post@marioporten.de

Ich freue mich auf Sie!

Natürlich auch in jeder Buchhandlung oder online:

“Inspiration Eichhörnchen – ein Leitfaden für Ihr Selbstcoaching”

Taschenbuch, 270 Seiten mit fast 200 Farbfotos

ISBN: 978-3-7543-1805-8, erschienen bei BoD Books on Demand, Norderstedt, 2021

Kaufen im BoD Bookshop oder bei amazon.

Der MP Impuls zum Wochenende

Sonntagmorgen kurz nach halb acht – eine ganz eigenwillige Stimmung liegt in der Luft. Es regnet, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Es hat vor circa 20 Minuten angefangen zu regnen und das ist mehr als gut so. Es sind Ausläufer eines Gewitters, die uns heute streifen. In den letzten drei Tagen war es brutal heiß, so dass man sich kaum bewegen mochte. Die Luftfeuchtigkeit war hoch, die Kleider klebten am Körper. Eine Abkühlung war dringend notwendig, jetzt ist sie da. Der schon leicht gelbe Rasen, kann jeden Tropfen gebrauchen, obwohl wir ihn täglich gewässert haben. Die Blumen in unserem Garten auch.

Es ist ein großer Kontrast zu den letzten Tagen. Die Sonne strahlte stets früh am Morgen warm und hell vom Himmel. Türen und Fenster zu, alles Abdunkeln, Kampf gegen die Hitze, wenigstens im Haus. Heute ist alles dunkel, die Wolken sind da, die Helligkeit fehlt, die Grelle auch. Der Wind weht, es ist angenehm kühl.

Ich nehme Platz auf unserer überdachten Terrasse – wie jeden morgen im Sommer. Diesmal spendet das Dach Schutz vor dem Regen anstatt Schutz vor der Sonne. Meine Katze liegt neben mir auf der Gartenbank und weiß sichtlich nicht so recht, was sie von dem Wetter halten soll. Reingehen und Schutz suchen oder doch lieber mit mir in der Nähe der Hauswand sitzen bleiben? Im Moment reicht ihr Vertrauen in mich aus, ich streichle ihr Fell, sie bleibt bei mir liegen.

Wie in den letzten Tagen habe ich nur ein Polohemd und kurze Hosen angezogen, das fühlt sich gerade etwas zu wenig an. Mich fröstelt, doch irgendwie ist das nach der Hitze der letzten Tage auch schön. Einen leichten Pullover überziehen? Erstmal nicht, später vielleicht.

Der Regen nimmt zu, es blitzt und donnert kurz darauf, das Gewitter ist da. Der Regen wird noch stärker. Es ist plötzlich ein wenig unheimlich, denn hier draußen fühlt sich das Gewitter so nah an. Es ist ein so eigenartiges Licht; in den letzten Tagen war es stets so hell, dass ich Mühe hatte, auf meinen Laptopbildschirm lesen zu können. Jetzt leuchtet er richtig, so dunkel ist es.

Meine Katze will nun doch lieber rein – es donnert schon wieder. Trotzdem fliegen die Vögel um mich herum, es zwitschert aus der Hecke, die Natur ist wach. Es wirkt, als würde die Luft selbst einmal tief durchatmen. Es ist plötzlich so frisch, es fühlt sich an, als habe sich der Sauerstoffgehalt in der Luft zu gestern verdreifacht. Durchatmen auch für mich – ich sitze trocken im Regen um mich herum, unter dem Dach und doch irgendwie mittendrin im strömenden Regen. Der Wind fühlt sich inzwischen kalt an, aber der Regen beginnt schon langsam nachzulassen. Das Gewitter ist bald vorbeigezogen.

Ich lehne mich zurück und höre für einen Moment mit dem Schreiben auf. Diesen Impuls wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, er hat sich gerade in diesem Moment einfach so ergeben. Meine Sinne sind gerade alle aktiv. Erleben pur und spontan fühlte es sich richtig an, Sie daran teilhaben zu lassen.

Ich sehe die Regentropfen in den Pfützen, die sich inzwischen gebildet haben und die vereinzelten Blitze am Himmel. Ich höre die Tropfen auf dem Carportdach meiner Nachbarn und den Donner, der gerade wieder ertönt. Ich fühle den kalten Wind auf meiner nackten Haut, mich fröstelt. Ich rieche den Duft der Rosen, die trotz des Regens herüberduften. Und ich schmecke den frischen Kaffee, den ich mir gerade aus der Küche geholt habe. Er wärmt mich von innen – gestern wäre diese Formulierung noch absurd gewesen. Mehr Erleben geht nicht – es ist toll.

Dieser Moment verbindet zwei Dinge, von denen ich glaube, dass sie inzwischen in unserem Leben oft zu kurz kommen. Zwei Dinge – das Erleben mit allen Sinnen und die Spontanität, die Kunst, die Dinge einfach geschehen zu lassen, einfach sein würde eine geschätzte Kollegin mit ihren Worten wahrscheinlich sagen.

Viel zu oft sind wir auf etwas fixiert, voll konzentriert und haben einen stark eingeengten Fokus. In diesem Zustand kann man nicht mit allen Sinnen erleben, es fehlt die Achtsamkeit für den Moment. Unsere Filter sind aktiv und blenden alles aus, was nicht zieldienlich ist. Dann bemerken wir viele Dinge gar nicht, spüren nicht, genießen nicht.

Diesen Impuls hatte ich nicht geplant, er ist das Ergebnis einer spontanen Idee, er entsteht sozusagen live, während der Regen gerade wieder zunimmt und ich inzwischen auch meinen Pullover übergezogen habe. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes tun, aber das kann ich auch später noch. Gerade jetzt fühlt es sich so richtig an, diesen Impuls zu schreiben, es macht gerade einfach Spaß, es wie eine Liveübertragung auf Papier. Es fühlt sich an, wie einfach sein, hier und jetzt, einfach ich. Wunderbar!

Sie sind dabeigeblieben und haben diesen Impuls zu Ende gelesen? Klasse, danke dafür! Sie waren live in Bad Segeberg am 20.06.2021, Sonntagmorgen, 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr!

Welche außergewöhnliche Stimmung lieben Sie?

Wann haben Sie diese das letzte Mal erlebt?

Was verbinden Sie mit dieser Stimmung, was macht sie mit Ihnen?

Wann können Sie diese Stimmung mal wieder „live“ erleben?

Einfach sein – spontan mit allen Sinnen erlebend – wäre das nicht auch was für Sie?

Ich wünsche ihnen ein schönes Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

„Monika war so enttäuscht“, sagte meine Klientin. „Ich habe ihr nicht zum Geburtstag gratuliert, aber das war keine böse Absicht.“

Ich wollte mein Coaching eigentlich mit etwas Small-Talk beginnen, dann auf die letzte Sitzung zurückschauen und hören, was sich seitdem bei meiner Klientin so getan hat. Was konnte Sie umsetzen, was bereitete nach wie vor Probleme. Innerlich musste ich schmunzeln, denn mir viel gerade einer der uralten Grundlagensätze aus meiner Coachungausbildung wieder ein: „Folge der Energie.“ Also los!

„Monika?“, warf ich meiner Coachingnehmerin, einer jungen Führungskraft, die ich in ihrer ersten Führungsaufgabe in Langzeitbegleitung hatte, das Stichwort zum weiteren Erzählen zu.

Monika war Auszubildende im ersten Lehrjahr, seit zwei Wochen neu in der Abteilung meiner Coachingnehmerin und hatte Geburtstag gehabt. Den Geburtstag kannte meine Klientin gar nicht und an dem Tag des Geburtstages war sie auch nicht im Hause gewesen – ein wichtiger Auswärtstermin. Als Sie am nächsten Morgen Monika begegnet war, sei diese ganz verschlossen gewesen, sehr reserviert, ja fast hätte man sagen können, schlecht gelaunt. Zunächst habe sie das ignoriert, berichtete meine Kundin, dann aber sei eine andere Kollegin zu ihr gekommen und sie fragte nach, was mit Monika los war.


Es sei ein netter Geburtsgskaffee gewesen gestern Nachmittag, alle waren sie noch für eine halbe Stunde zusammengesessen, hatten Monika „hochleben“ lassen und der Kuchen sei sehr lecker gewesen. „Schade, dass Du diesmal nicht dabei warst!“, schloss die Kollegin ihre kurze Schilderung.

„Klingt doch alles gut, wo genau ist jetzt der Haken?“, fragte ich Petra, meine Klientin.

„Das weiß ich ja auch nicht genau. Ich bin dann zu Monika und habe ihr nachträglich gratuliert. Sie war so enttäuscht, dass ich mich am Vortag nicht gemeldet habe und auch nicht da war. Aber ich wusste ja nicht, dass Sie Geburtstag hat.“

So geht es manchmal im Leben einer Führungskraft – eigentlich hat Petra gar nichts falsch gemacht und doch war ihre junge Auszubildende so enttäuscht von ihr. Dass diese Enttäuschung Petra so belastete, dass sie damit ins Coaching platzte, spricht absolut für sie. So war es ihr auch nicht egal, dass Monika enttäuscht war, verstehen konnte sie es aber nicht.

Ich ahnte, was geschehen war und fragte nach. Viele Fragen später lagen die Fakten auf der Hand und Petra ärgerte sich über sich selbst. Hier also die Auflösung: Petra war in die klassische Erwartungsfalle getappt.

Petra, das war bekannt, legte Wert auf eine gute Stimmung im Team. Sie war jung, engagiert, offen und setzte auf agile Methoden und Freiräume für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Stimmung in Petra‘s Team war super und wenn Du in als Auszubildende in dieses Team kommst, dann galt das als „Joker“. Petra, die so viel Wert auf gute Stimmung im Team legte, führte einen Geburtstagskalender für Ihre Kolleginnen und Kollegen. Einen Geburtstag vergaß sie nie, kam immer sogar persönlich vorbei, gratulierte, setzte sich ein paar Minuten hin und hielt Small-Talk. Den Nachmittag gab sie Geburtstagskindern gerne frei. Wenn Sie nicht im Hause war, rief sie mindestens an. „Geburtstagsmanagement“ bei Petra war vorbildlich!

„Was glaubst Du, wenn ich mal bei den Auszubildenden herumfragen würde, hat sich auch bei Ihnen herumgesprochen, wie Du mit Geburtstagen umgehst?“, fragte ich Petra.

Blöde Frage, Sie haben recht. Petra fand das auch, aber es traf den Kern!

Monika hatte natürlich gehört, wie toll die Stimmung in Petra’s Team war, sie hatte sich gefreut, in der Zeit Geburtstag zu haben, in der sie zu diesem Team gehörte, sie hatte sich auf den Small-Talk mit der Chefin gefreut, kurz: Sie hatte große Erwartungen an diesen Tag, die allesamt enttäuscht wurden.

„Das wollte ich doch nicht“, sagte Petra – nein, natürlich nicht. Aber wir sind für unser Tun verantwortlich und dazu gehört eben auch das, was wir nicht tun. Klingt paradox, ist aber so.

„Wer Erwartungen hat, kann enttäuscht werden.“

So lautet eine alte Weisheit und enttäuschen will eigentlich niemand, schon gar nicht als Führungskraft. Manchmal aber ist uns gar nicht bewusst, welche Erwartungen wir aufgebaut haben und dann passiert uns genau das. So war es Petra ergangen. Ohne es zu wollen, hatte sie große Erwartungen aufgebaut und diese waren wie ein Bumerang wieder vor ihren Füssen gelandet.

Unser wichtigstes Handeln ist manchmal genau das, was wir gerade nicht tun. Damit enttäuschen wir Erwartungen und wie immer gilt: Das war gar nicht unsere Absicht, aber das schützt uns nicht vor negativen Auswirkungen!

Petra konnte viel Positives aus diesem Coachingtermin mitnehmen und damit ihr so ein ungewollter Fauxpas nicht noch einmal passiert, baute sie gleich zwei Routinen in Ihr Verhalten ein, die sie bis heute sehr erfolgreich umsetzt:

Bei jedem Neuzugang im Team, egal wie befristet er ist, lässt sie sich vorab den Personalbogen schicken und hat damit alle relevanten Daten. Außerdem nimmt sie sich immer Zeit für ein längeres Gespräch am ersten Arbeitstag und thematisiert was ihr wichtig ist und auch, dass manchmal etwas schief gehen kann, ohne dass damit eine böse Absicht verbunden ist.

Ist es Ihnen auch schon mal wie Petra ergangen?

Wessen Erwartung haben Sie enttäuscht, ohne es zu wollen?

Wie hätten Sie diese Enttäuschung verhindern können?

Was lernen Sie daraus für die Zukunft?

Wer hat aktuell gerade Erwartungen an Sie und wie gehen Sie damit gerade um?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 28.07.2021

Dass die meisten Menschen zukünftig hybrid arbeiten werden, also die Wahl zwischen Büro und Homeoffice haben, scheint zumindest gemäß einer internationalen Studie des Personaldienstleisters Robert Half fast schon gesichert zu sein. Von den 1500 befragten Führungskräften gingen jedenfalls 86% davon aus. Die Unternehmen versprechen sich davon u.a. auch in Krisenzeiten flexibel und produktiv zu sein. 29% der Befragten waren zudem der Meinung, dass auf diese Weise auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht werden könnte. Als Nebeneffekt kann gleichzeitig auch die digitale Transformation der Unternehmen gefördert werden. Auf die Führungskräfte kommen dabei noch erhebliche Herausforderungen zu, mit denen diese sich aktuell auch beschäftigen. Etwa ein Drittel der Führungskräfte sehen Herausforderungen, das Engagement und die Zusammenarbeit der Mitarbeitenden hochzuhalten. Auch machen sich ebenso viele Führungskräfte Sorgen um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden.

Gerade die Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheint gerechtfertigt zu sein, wenn man einer Studie der Krankenkasse DAK glaubt. Die nämlich kommt zu dem Ergebnis, dass 32% der Versicherten im Homeoffice über häufigere Rückenschmerzen klagen. Signifikante 71% der Befragten gaben an, sich durch den Umzug ins Homeoffice weniger zu bewegen, so dass jeder Dritte mindestens drei Kilo zugenommen hat. Wenn wir bedenken, dass wir in Deutschland ohnehin bereits ein signifikantes Übergewichtsproblem haben, ist das keine gute Nachricht. Für die Unternehmen muss man wohl feststellen, dass an dieser Stelle noch Handlungsbedarf gegeben ist, denn ich glaube nicht, dass die Arbeitsplatzergonomie in allen Homeoffices bereits zufriedenstellend ausgestaltet ist. Im Gegenteil: Greifen wir frühere Befragungsergebnisse auf, dann ist eher anzunehmen, dass viele Unternehmen sich damit bislang gar nicht auseinandergesetzt haben.

Gerade für Pendler und ihre Unternehmen könnte dabei das Homeoffice auch langfristig die bessere Lösung sein, denn die WHU hat in einer Studie festgestellt, dass Pendeln die Arbeitsproduktivität negativ beeinflussen kann. In der Studie beantworteten 50 pendelnde Mitarbeitende Fragebögen zu ihren Erfahrungen beim Pendeln. Das klare Ergebnis zeigt, dass negative Erlebnisse auf dem morgendlichen Arbeitsweg zu schlechteren Arbeitsabläufen und weniger Engagement am Arbeitsplatz führen. In einer weiteren Studie mit 90 Teilnehmenden wurde ebenfalls herausgearbeitet, dass Pendelstress die Fähigkeit, sich für anstrengende Aufgaben zu motivieren, negativ beeinflusst. Sicher gibt es für die Unternehmen vielfältige Möglichkeiten gegenzusteuern, aber Pendeln zu vermeiden, dürfte die einfachste und wirksamste aller Methoden sein.

Ziele gestalten. Chart mit Wörtern und gezeichneten Piktogrammen

Für eine dauerhafte hybride Arbeitsorganisation ist in Deutschland allerdings offenbar bei weitem noch nicht die notwendige Ausbaustufe digitaler Zusammenarbeit erreicht. Die Krankenkasse Barmer und die Universität St. Gallen haben bei einer Befragung von 8000 Beschäftigten gerade einmal von 9% der Befragten die Einschätzung erhalten, dass ihr Unternehmen den höchstmöglichen Zustand virtueller Zusammenarbeit bereits erreicht habe. Immerhin weitere 11% sahen ihre Unternehmen wenigstens in der Virtualisierungsphase. Der Rest hat noch einen weiten Weg vor sich. Dabei scheint es auch für die Unternehmen sinnvoll zu sein, diese Prozesse zu beschleunigen, denn Mitarbeiter, die voll virtualisiert sind, nehmen sich selbst im Durchschnitt als 6% produktiver wahr. Auch fühlen sie sich weniger erschöpft, weniger unsicher und nicht so sehr zwischen Arbeits- und Privatleben hin- und hergerissen. Alles Einschätzungen, die auch aus unternehmerischer Sicht zu begrüßen sind.

Über das Arbeiten im Homeoffice wird aktuell viel und in sehr unterschiedlichen Facetten diskutiert. Eine Facette ist auch die Befürchtung, Mitarbeitende würden zu viel arbeiten, da der Laptop schnell aufgeklappt ist. So könnten Arbeitszeitgesetze umgangen werden, aber auch Überlastungssituationen forciert werden. Das Digital Magazin t3n legt eine Studie vor, für die 1000 berufstätige Menschen in Deutschland befragt wurden und in der 81% der Befragten eine Nichterreichbarkeit nach Dienstschluss für eher wichtig halten. Die Umfrage steht im Zusammenhang mit dem „right to disconnect“, welches aktuell im EU-Parlament diskutiert wird. In der Altersgruppe der 45-54jährigen hält jede zweite Person ein solches Recht für wichtig. In dieser Altersgruppe lag damit die höchste Einschätzung vor. Insgesamt deuten die Studienergebnisse daraufhin, dass viele Deutsche nach wie vor eine geregelte Trennung von Arbeit und Privatleben bevorzugen, obwohl so gerne gegenteiliges propagiert wird. Spannend ist auch hier wieder einmal der Blick auf die Geschlechter, denn Frauen finden eine Zeit der Nichterreichbarkeit offenbar wichtiger als Männer. Die Frage, ob sie auch nach der Arbeit erreichbar sind, beantworteten allerdings 65% der Frauen mit einem klaren Ja. Bei den Herren waren es nur 60%. Es sollte allen klar sein, dass dies vor allem eine Frage der Selbstfürsorge und der Selbstdisziplin ist. Zu hoffen, dass andere schon Rücksicht nehmen und mich deshalb außerhalb der Arbeitszeiten nicht kontaktieren werden, hat noch nie funktioniert.

Nicht nur die organisatorischen, sondern auch die monetären Arbeitsbedingungen scheinen auf einen Wandel zuzusteuern. Das berufliche Netzwerk Xing legt gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut marketagent eine Studie vor, für die 1000 Erwerbstätige aus Deutschland befragt wurden. Einerseits ist eine deutliche Mehrheit von 65% mit ihrem aktuellen Gehalt zufrieden, allerdings hält auch eine Mehrheit von 56% der Befragten eine Diskussion über neue Vergütungsmodelle für dringend geboten. Verbunden wird dies offenbar auch mit der aus meiner persönlichen Sicht schon lange überfälligen Diskussion, dass nicht Arbeitszeit, sondern Leistung und Zielerreichung für die Vergütung ausschlaggebend sein sollten. Mit 62% stimmten fast zwei Drittel auch der These zu, dass Geld nur eine mögliche Form der Bezahlung darstellt. Als ebenfalls attraktiv wurden zusätzliche Urlaubstage (53%) und der vergünstigte Bezug von Waren bzw. Dienstleistungen (32%) genannt. Das zu alldem noch mehr Gehaltstransparenz eingefordert wurde, passt da nur ins Bild.

Aus meiner Sicht stehen wir unzweifelhaft am Beginn langfristiger und nachhaltiger Veränderungen der Arbeitswelt. Es kann nicht verwundern, dass vieles noch nicht abschließend prognostizierbar ist und dass sich viele Mitarbeitende und Führungskräfte aktuell verunsichert fühlen. Ein „New Normal“, dass so gerne schnell mal ausgerufen wird, wird aus meiner Sicht noch viele Jahre auf sich warten lassen. Und ob es überhaupt nur ein oder mehrere „New Normals“ geben wird, dazu wage ich aktuell keine Prognose. Spannend bleibt es auf jeden Fall.

Alle Studien wurden veröffentlicht
in der August-Ausgabe 2021 von managerseminare.