Der Erfolg kommt selten von allein.

Das gilt auch für die Veränderung, wenn wir mit unserer aktuellen Situation nicht zufrieden sind.

“Was tust Du, um Deine Situation zu verbessern?”, lautet immer eine wichtige Frage an meine Klienten.

Wir haben es immer selbst in der Hand, unsere Zukunft aktiv und erfolgreich zu gestalten.

Wir müssen es nur tun.

Also, was tust Du?

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 25.03.2023

Diesen Beitrag möchte ich gerne mit einer Studie beginnen, die derzeit in aller Munde ist und ich vermute, dass auch Sie schon davon gehört haben.

Sechs Monate lang haben in Großbritannien 61 Unternehmen bei voller Bezahlung auf die 4-Tage-Woche umgestellt. Rund 2900 Beschäftigte aus ganz unterschiedlichen Branchen haben an dieser weltweit größten Untersuchung zur 4-Tage-Woche teilgenommen und die Ergebnisse könnten bahnbrechend sein. Dass die von der Universität Cambridge durchgeführte Studie positive Ergebnisse auf der Mitarbeiterseite zeigen würde, war zu erwarten. So überrascht allenfalls die Deutlichkeit des Ausschlags, denn 71% der Teilnehmenden sahen sich viel weniger vom Burn-Out bedroht und 39% fühlten sich viel weniger gestresst. Schon die daraus resultierenden Folgen sind auch für die Unternehmen großartig, denn die Zahl der Krankheitstage ging um signifikante 65% zurück und auch die Kündigungszahlen waren um 57% zum Vergleichszeitraum rückläufig. Schon dies könnte man als Win-Win-Situation beschreiben. Doch damit nicht genug, denn obwohl weniger Arbeitszeit eingesetzt wurde, stiegen die Umsätze der Unternehmen sogar leicht um 1,4% an. Die Produktivitätsgewinne haben also die Arbeitszeitverkürzung mehr als ausgeglichen, was wohl vor allem daran lag, dass sich die Beschäftigten selbst viel mehr um Effizienz bemühten, lange Besprechungen reduziert und viel weniger Zeit „totgeschlagen“ wurde. Die frei gewordene Zeit nutzen die Beschäftigten auf ganz unterschiedliche Weise, etwa für Erledigungen, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen oder Aktivitäten mit der Familie.

Alle sind offenbar sehr zufrieden, ist das neue „Wundermittel“ der Arbeitsformen gefunden worden? Wer weiß, jedenfalls wollen fast alle beteiligten Unternehmen (92%) erstmal im neu erprobten Modus weitermachen. Großartig würde ich sagen, bleiben wir neugierig, wie sich die längerfristige Entwicklung gestaltet.

Eine Studie des Redaktionsnetzwerks Deutschland hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie Deutschlands Führungskräfte mit den vielfältigen Verunsicherungen in der Gesellschaft umgehen, die sich aus den diversen Krisen der letzten Monate ergeben hat. Von den 2000 befragten Führungskräften sahen es etwa 10% als die aktuell größte Herausforderung an, den Mitarbeitenden Halt in diesen unsicheren Zeiten zu geben. Dabei setzen 72% der Befragten vor allem auf offene Kommunikation mit ihren Teams und 50% möchten ausdrücklich die Sicherheit des Arbeitsplatzes betonen. Mehr als ein Drittel möchte sich stark auf die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Arbeitgeber fokussieren und mehr als 25% wollen sich verstärkt um das Wohlbefinden ihrer Teams kümmern. Ich persönlich hoffe, dass Führungskräfte dies nicht nur in besonders krisenhaften Zeiten, wie wir sie aktuell haben, tun. Es erscheint aktuell auf jeden Fall zielführend die Arbeit als Ort der Stabilität zu gestalten und den Mitarbeitenden Halt zu geben.

Nur kurz (siehe Schaubild) möchte ich auf eine Studie von Culture Amp schauen, die Gründe für einen Jobwechsel untersucht hat und dabei besonders auf die Unterschiede der Geschlechter eingegangen ist. Auffällig ist dabei, dass Frauen offenbar signifikant häufiger aufgrund eines als zu stressig erlebten Arbeitsumfeldes den Arbeitgeber wechseln. Während nur 29% der Männer diesen Grund angaben, waren es mit 51% mehr als die Hälfte der Frauen. Auch fühlen sich Frauen nach wie vor deutlich häufiger aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Nur 9% der Männer gaben an, sich aufgrund von Geschlecht oder Herkunft benachteiligt zu fühlen, aber 22% der Frauen nannten diesen Grund. Wir haben also noch viel zu tun.

Nun zu zwei anderen Themen aus dem Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit. Die Hochschule Niederrhein hat in einer Studie ermittelt, dass offenbar 25% der Befragten nur so tut, als seien die Umstände schöner als sie wirklich sind. In Wahrheit haben diese Mitarbeitenden bereits resigniert und akzeptiert, dass bessere Arbeitsbedingungen offenbar nicht möglich sind. Diese in der Studie „Frustrierte“ genannten Mitarbeitenden weisen natürlich keine besonders hohe Motivation und Leistungsbereitschaft mehr auf. Die Studienautoren empfehlen an den Kriterien anzusetzen, die in der Studie die größten Diskrepanzen aufwiesen: ein leistungsgerechteres Gehalt, effektivere Arbeitsabläufe, ein positiveres Betriebsklima und eine Gleichbehandlung der Mitarbeitenden.

In einer Studie der Bitkom Akademie gemeinsam mit HR-Pepper Management Consultants wurde der Blick auf die Frage, inwieweit Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden relevant sind, gelenkt. Starke 84% finden das ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl Ihres Arbeitgebers. Besonders hoch im Kurs stehen dabei Weiterbildungen, die speziell auf das Unternehmen abgestimmt, also sozusagen nicht „von der Stange“ sind. 87% der Teilenehmenden stimmten nach dem Besuch einer solchen Weiterbildung der Aussage zu, dass damit positive Auswirkungen für das Unternehmen und das Team erreicht wurden. Weiterbildung steht also nach wie vor hoch im Kurs!

Das haben offenbar auch die Unternehmen erkannt, denn in einer internationalen Studie von Ernst & Young zeigen sich die Investitionsabsichten der Unternehmen ganz klar: 60% der Befragten haben vor, in „Menschen und ihre Fähigkeiten“ zu investieren. Gut so!

Remote Leadership war für viele Führungskräfte eine der größten Veränderungen, die die Corona Pandemie mit sich brachte. Viele von ihnen fühlen sich dadurch nach wie vor belastet. In einer Studie der Managementberatung Kienbaum gaben 61% der Führungskräfte an, dass ihre Arbeitsbelastung durch Remote-Leadership gestiegen ist. Nur 5% der Befragten erlebten dadurch eine Erleichterung, was nochmals zeigt, dass Führen auf Distanz ganz offenbar für sehr viele Führungskräfte vor Corona keinesfalls üblich war. Die Führungskräfte in Deutschland befinden sich also offenbar noch mitten im Change-Prozess. 55% erklärten, sie fühlten sich durch Remote-Leadership in ihren Möglichkeiten eingeschränkt und erlebten damit keinen Mehrwert. 44% fühlten sich gar unter Druck gesetzt und 38% verspürten Erschöpfung. Trotz diesen eher nachdenklich machenden Zahlen, scheint allen klar zu sein, dass hybrides Arbeiten und damit auch Remote-Leadership ein wesentlicher Bestandteil der Zukunft ist. 45% bewerten denn auch Remote-Leadership als grundsätzlich positiv und 34% stehen ihm neutral gegenüber. Den Unternehmen kann man bei diesen Befragungsergebnissen wohl nur empfehlen, ihre Führungskräfte nach wie vor in diesem Change-Prozess zu begleiten und zu unterstützen und keinesfalls in den „ihr macht das schon-Modus“ zu verfallen.

Auch eine Studie des Technologieunternehmens Alludo zeigt auf, dass Remote- und Hybridarbeit als die Arbeitsform der Zukunft angesehen wird. Unter mehr als 2.000 befragten Beschäftigten gingen 72% davon aus, dass dies die Arbeitsformen der Zukunft sind. Unter den Führungskräften in Deutschland waren es sogar 76%, wobei 63% von ihnen bereits heute so arbeiten. Bei den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind wir da in Deutschland noch nicht ganz so weit. Nur 38% der Befragten dürfen den Arbeitsort komplett frei wählen und 23% müssen gar fünf Tage die Woche im Büro erscheinen. Bei den befragten Führungskräften waren dies nur noch 5%. Die Suche nach dem „New-Normal“ ist also nach wie vor in vollem Gange, aber das verwundert ja auch nicht.

Immer wieder interessant ist auch der Blick auf die von Stepstone vorgelegten Befragungsergebnisse hinsichtlich der wesentlichen Anforderungen der Young-Professionals an ihre Arbeitgeber. Es verwundert wenig (siehe Chart), dass 2022 im Vergleich zu 2021 insbesondere das Thema „sichere Anstellung“ an Bedeutung gewonnen hat. Flexible Arbeitsbedingungen und die Förderungen der Work-Life-Balance bleiben nach wie vor die Dauerthemen der Generation Z.

Zum Schluss des heutigen Beitrages noch zwei kurze Blitzlichter:

Wie nutzt man eine kurze Auszeit am Tag im Rahmen einer Arbeitspause am besten? Viele greifen heute instinktiv zu Ihrem Smartphone, „flüchten“ in Social Media oder checken ihre Nachrichten oder News. Eine Studie der Kyoto Universität in Japan hat nun ergeben, dass Nichtstun vielleicht die beste Form der Ablenkung vom Arbeitsalltag ist. Die Probanden, die in karge Räume ohne Handy geführt wurden und auch nicht herumgehen oder lesen sollten (also „Nichtstun“), fühlten sich jedenfalls durchweg erholt und voller neuem Tatendrang. Vielleicht probieren Sie das ja für sich ebenfalls einfach mal aus.

Krisen überall, da könnte man befürchten, dass auch die Menschen aktuell voller Ängsten sind und vor allem auch Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Dem ist einer Umfrage von Xing folgend aber offenbar nicht so. Unter den mehr als 3.000 Befragten stimmten 69% der Aussage zu, dass sie sich in ihrem aktuellen Job keine Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen müssen. Besonders ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 56 Jahren waren mit mehr als 75% dieser Meinung. Der Arbeitsmarkt wird also – wohl auch aufgrund des überall herrschenden Fachkräftemangels – als sehr stabil eingeschätzt.

Viele spannende Themen begleiteten uns auch diesmal durch diesen Blogbeitrag. Der nächste Beitrag in dieser Reihe erscheint Ende Mai in meinem Blog. Bis dahin wünsche ich Ihnen allen eine gute Zeit.

In eigener Sache wie immer noch der Hinweis, dass die meisten der hier zitierten Studien in den Ausgaben 3 und 4/2023 von managerseminare veröffentlicht wurden.

New Leaders Club Podcast: Arbeitszeiterfassung als Pflichtaufgabe – ist das der richtige Weg?

Das Thema pro und contra Arbeitszeiterfassung wird aktuell intensiv diskutiert. Ist die gesetzliche Regelung sinnvoll oder sogar für viele eher demotivierend.

Kristin und ich diskutieren das Thema, das wie so oft mehr als nur eine Facette hat.

Hier ist der Link zu Spotify: New Leaders Club Podcast Folge 13

Natürlich findet Ihr uns auch auf fast allen anderen Podcast-Portalen.

Viel Spaß beim Anhören!

Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 28.01.2023

Egal zu welchem Kunden ich aktuell auch komme, das Thema MitarbeiterInnen finden und binden steht überall ganz oben auf der Agenda. Fachkräftemangel herrscht inzwischen in fast allen Branchen.

Zur Frage über welchen Weg man am besten an neue Mitarbeitende kommt, liefert ein Forschungsteam der Universität Konstanz eine wichtige, wenngleich für mich wenig überraschende, Erkenntnis. Kamen neue Mitarbeitende über ein Empfehlungsprogramm der eigenen Belegschaft, so lag nach 13 Monaten ein um 15% geringerer Personalwechsel vor, als ohne ein solches Programm. Die Studienautoren begründen dies damit, dass die angesprochenen Bewerber eine höhere Passung zu den angebotenen Stellen haben, was sehr nachvollziehbar ist. So verließen die auf diesem Weg Angeworbenen das Unternehmen dann auch um 45% seltener als andere Einsteiger. Empfehlungsprogramme in der eigenen Belegschaft stellen also unbedingt ein Nachdenkens wertes Modell zur Personalgewinnung dar.

Weitere Erkenntnisse zur Gewinnung neuer Mitarbeitender liefert auch eine Studie des Beratungsunternehmens Organomics. Die Studie befragte 4.750 Personen und ermittelte, dass neben dem Gehalt besonders die Work-Life-Balance und die Arbeitsplatzsicherheit von Bedeutung sind. Mit 73% bzw. 72% der Nennungen lagen diese Faktoren nur knapp hinter der Vergütung und deutlich vor z.B. der Unternehmens- und Führungskultur mit nur 57%. Themen, die in der Öffentlichkeit gerade „hip“ sind, müssen also keinesfalls die wirklich relevanten Entscheidungsfaktoren sein. Work-Life-Balance erleben wir hingegen seit Jahren als in der Bedeutung steigenden Einflussfaktor – allen voran in der Generation Z. Dass nach Corona und in der aktuellen Krisenlage das Thema Arbeitsplatzsicherheit von großer Bedeutung ist , kann ebenfalls nicht überraschen.

Auch die Ergebnisse einer aktuellen „Bullshit-Kommunikations-Studie“ der Organisationspsychologen Alexander Eila und Nico Rose zeigen, dass man es mit Begriffen auch übertreiben kann. Begriffe wie „agiles Mindset“ oder „Purpose“ kommen aktuell in fast jedem zweiten Satz vor, wenn es um moderne Unternehmensführung geht. Man könnte meinen, der Unternehmenszweck sei erst wichtig geworden, als man ihm den Begriff „purpose“ zugeordnet hat. Wird die Verwendung solcher Begriffe jedoch überzogen, so werden sie zu „Bullshit-Kommunikation“ und reduzieren dann das Arbeitsengagement und sorgen verstärkt Irritationen bei den Mitarbeitenden. Man kann also alles übertreiben und richtet damit oft mehr Schaden an, als man denkt.

Im Rahmen der Gewinnung neuer Mitarbeitender lohnt aktuell auch ein Blick auf die besonders nachgefragten Kompetenzen. In einer Studie hat die Bertelsmann Stiftung dafür mehr als 48 Millionen Stellenausschreibungen untersucht. Im Ergebnis zeigte sich, dass Kompetenzen, die nicht nur auf einen bestimmten Beruf abzielen, sondern von genereller Relevanz sind (transversale Kompetenzen) an Bedeutung gewonnen haben. Beispielsweise hat gegenüber der letzten Erhebung 2018 Frustrationstoleranz deutlich an Bedeutung gewonnen und war in 71% mehr Stellenanzeigen als Anforderung enthalten. Auch das Know-How zum Thema Datensicherheit wurde deutlich häufiger nachgefragt. Ähnliches gilt für die Fähigkeit, digitale Identitäten verwalten zu können (+33%). Natürlich stehen auf der Gegenseite auch Fähigkeiten, die weniger nachgefragt wurden, wie etwa Sprachkenntnisse (-23%) und Präsentationsfähigkeiten (-18%). Die Studienautoren gehen davon aus, dass aktuell vor allem das verstärkte Arbeiten im Homeoffice ein wesentlicher Einflussfaktor dieser Veränderungen ist.

Für mich recht überraschend, weil ich in meiner Coachingpraxis gerade eher das Gegenteil erlebe, ergab eine Studie des Personaldienstleisters Avantgarde Experts, für die mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt wurden, dass sich viele Mitarbeitende offenbar im Job unterfordert fühlen. 41% gaben an, dass ihre Leistungspotenziale aktuell nicht ausgeschöpft würden. Gegenüber 2017 (17%) liegt damit mehr als eine Verdopplung vor! Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass Bore-Out genauso negativ ist wie Burn-Out, liegt damit keine gute Entwicklung vor. Dabei waren es besonders die jüngeren Menschen zwischen 18 und 34 Jahren, die sich unterfordert fühlten (47%). Greift man die sicher berechtigte Schlussfolgerung der Studienautoren auf, dann sollten Unternehmen sich mehr mit den Bedürfnissen ihrer Angestellten beschäftigen, denn immerhin 35% der Befragten waren in dieser Hinsicht mit ihren Arbeitgebern nicht zufrieden. Eine optimale Ausschöpfung des Leistungspotenzials liegt aber sowohl im Interesse der Unternehmen als der Mitarbeitenden.

Dazu passt auch eine Studie der Fa. Alight, die dafür 2000 deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt hat. 63% der Befragten erwarteten, dass ihrem Arbeitgeber ihr Wohlbefinden wichtig ist. Dabei rückten vor allem Angebote zur Stressbewältigung in den Fokus, die 78% der Studienteilnehmer wichtig waren. Das verwundert wenig, der 80% sahen sich derzeit mittlerem oder gar hohem Stress ausgesetzt und nur 41% waren mit ihrem geistigen und emotionalen Wohlbefinden zufrieden. Das Stress negative Folgen hat ist hinlänglich bekannt und wurde auch in dieser Studie deutlich, denn 42% klagten über eine niedrige Arbeitsmoral und mangelnde Motivation. Es gibt also durchaus viel Potential für die Arbeitgeber, doch ausschöpfen tun sie es derzeit offensichtlich noch nicht. Nur 31% der Studienteilnehmer waren der Ansicht, dass sich ihr Unternehmen bereits ausreichend um ihr Wohlbefinden kümmert. Gar nur 19% nahmen angesichts der gravierenden Veränderungen im Arbeitsumfeld der letzten Jahre eine positive Veränderung war. Es bleibt also noch viel zu tun.

Sollten wir tatsächlich in eine Rezession geraten, wird die Lage für viele Unternehmen nicht einfacher werden. Gerade im Mittelstand fühlen sich HR-Abteilungen darauf aber nicht besonders gut vorbereitet. In einer Studie des HR-Softwareunternehmens Personio haben nur ein Drittel der befragten Personaler angegeben, dass sie sich sehr gut darauf vorbereitet fühlten, im Falle einer Rezession die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. Ein Grund dafür könnte die hohe Arbeitsbelastung sein, denn fast zwei Drittel gaben an, dass seit Beginn der Pandemie die Mitarbeiteranfragen erheblich zugenommen haben. Jede zweite befragte Führungskraft im HR-Bereich beklagte außerdem bereits Budgetkürzungen. Sollen negative Wirkungen auf die Motivation und die Produktivität der Beschäftigten vermieden werden, so raten die Studienautoren dazu, sowohl persönliche als auch finanzielle Kapazitäten unbedingt bereitzustellen.

Nach wie vor sind viele Themen rund um unser Arbeitsleben sehr in Bewegung, neue Wege werden gesucht, viele Herausforderungen müssen angenommen werden und sind keinesfalls bereits gemeistert. Es wird sich also lohnen weiterhin einen Blick auf aktuelle Umfrageergebnisse zu haben. Der nächste Artikel und Podcast in meinem Blog dazu wird Ende März 2023 erscheinen.

Alle zitierten Studien wurden veröffentlicht in den Ausgaben 1/23 und 2/23 von managerseminare.

als Podcast: Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 07.01.2023

Für alle, die auch noch Lust haben, sich das beste Darts-Leg aller Zeiten anzusehen, geht es hier zum Video der PDC – Achtung, allein der Kommentar von Wayne Mardle ist Weltklasse: best leg of darts ever

Der MP Impuls zur Selbstreflexion vom 07.01.2023

Es ist der Abend des 03. Januar 2023, an dem traditionell der erste Sport-Weltmeister des Jahres gekürt werden soll – im Darts, wieder einmal ein Tag, an dem wir alle vom Sport lernen können, wobei die Geschichte des neuen Weltmeisters Michael Smith, Spitzname Bully Boy, ganz verschiedene Facetten als Lernchancen bietet.

Die West Hall des Alexandra Palace im Norden Londons ist wie immer ausverkauft, als sich nach einem ausgeglichenen Beginn zwischen dem Favoriten Michael van Gerwen (Nummer 3 der Weltrangliste) aus den Niederlanden, der ein überragendes Turnier gespielt und sowohl Viertel- als auch Halbfinale zu null gewonnen hat, und dem Herausforderer Michael Smith (Nummer 4 der Welt) aus England, der in Runde 3 nur knapp der Niederlage gegen Deutschlands Nummer 2 Martin Schindler entging, der Showdown anbahnt. Im Laufe des hochklassigen Duells, in dem unter anderem das beste Leg aller Zeiten mit einem perfekten Spiel (9-Darter) von Smith gespielt wurde, wurde der Engländer immer überlegener. Schon minutenlang skandierten die Fans in Anlehnung an einen Fußballsong: „Darts is coming home“ und als Smith schließlich den zweiten Matchdart zum 7:4 Satzerfolg in der Doppel 8 versenkte, gab es kein Halten mehr – weder bei den Fans in der Halle noch bei Michael Smith selbst – doch der Reihe nach.

Die Karriere des Michael Smith aus St. Helens begann eigentlich mit einem Unglück, denn als 15-Jähriger stürzte er mit dem Fahrrad und brach sich die Hüfte. Die Informationen, ob er 16 Wochen lang im Rollstuhl saß oder an Krücken ging, gehen auseinander. Jedenfalls durfte er sich kaum bewegen und begann aus Langeweile mit dem Darts. Dabei bewegt man idealerweise nur den Wurfarm, der Rest des Körpers bewegt sich möglichst nicht. Er entdeckte schnell sein Talent, wurde besser und besser, begann die ersten Turniere zu spielen und zu gewinnen.

So bietet uns schon Michaels Einstieg in den Dartssport die erste Chance der Selbstreflexion. Rückschläge und Unglücke sind im Leben leider unvermeidlich. Wie wir damit umgehen, können wir selbst entscheiden. Wir können ins Jammern verfallen oder ins Selbstmitleid. Wir können aber auch die Chance suchen, die sich jetzt vielleicht bietet, die Situation annehmen und das Beste aus ihr machen. Jede Krise ist auch eine Chance – wir müssen sie nur sehen. Wer weiß, was aus Michael Smith, gelernter Tischler, geworden wäre, wenn er nicht zufällig sein Talent entdeckt hätte.

Schnell begann Michael Smith auch im Profi-Darts Spuren zu hinterlassen und erste Turniere zu gewinnen. Alle Experten würdigten sein Talent, allen voran Gary Anderson. Der Schotte, selbst Doppelweltmeister der PDC, sagte Smith schon früh eine große Karriere voraus. Als der Bully Boy 2013 den Titel des World Youth Champions der PDC gewann, sah es auch tatsächlich so aus, als sei sein Aufstieg unaufhaltsam, denn auch in der Weltrangliste kletterte er stetig nach oben. Er gewann kleinere Profi-Turniere und European-Tour Events.

Schließlich erreichte er auch die ersten Endspiele der großen Fernsehturniere, ging jedoch mehrfach als Verlierer vom Board. Selbst gegen Spieler, die in der Weltrangliste weit hinter ihm standen, setzte es Niederlagen. Über Jahre schien es, als könne er keinen großen TV-Titel gewinnen. Insgesamt 8 mal stand er in einem solchen Finale, mehrfach als der „haushohe“ Favorit – und verlor. Wie üblich wurden schnell die ersten Stimmen laut, er sei ein „Looser“, werde nie einen großen Titel gewinnen und habe seine Nerven nicht im Griff. Und keine Frage – es war keine leichte Zeit für das Supertalent Michael Smith.

Objektiv betrachtet waren aus meiner Sicht wohl insbesondere zwei Gründe für diese Niederlagenserie des Bully Boy verantwortlich: Zum einen muss man feststellen, dass mehrfach seine Gegner gegen ihn das „Spiel ihres Lebens spielten“. Es war einfach der Tag, an dem ihnen alles gelang, da konnte Smith spielen, wie er wollte (siehe etwa die berüchtigten 15 Minuten des Peter Wright im WM-Finale 2022). Viele selbsternannte Experten, die schnell vom Leder ziehen, vergessen gerne, dass ja auch ein Gegner am Spiel beteiligt ist. Michael Smith trieb sie alle zu Höchstleistungen an – eigentlich ein Kompliment für ihn, leider mit der unangenehmen Nebenerscheinung der Niederlage. Zum anderen aber konnte jeder sehen, dass Michael Smith sich nicht immer im Griff hatte und an seinen eigenen Ansprüchen scheiterte. Er war ständig genervt, teilweise selbst mit fast perfekten 140er-Aufnahmen nicht zufrieden. Offenbar konnte er nicht akzeptieren, dass nicht jeder seiner Darts perfekt im Board steckte, was bei nur 8 Millimeter breiten Zielfeldern nun mal unvermeidlich ist, egal wie gut man spielt. . Er schimpfte auf der Bühne mit sich selbst, wirkte genervt, fast lustlos, brachte sich selbst völlig aus der Balance und baute damit den Gegner auf. Das Ergebnis war nur folgerichtig – er verlor.

Dieser Aspekt bietet uns gleich zwei Chancen der Selbstreflexion: Niederlagen gehören zum Leben dazu, aus ihnen lernen wir am meisten. Erst muss man lernen zu verlieren, dann kann man auch gewinnen. So schrieb es auch Michael Smith auf Twitter: „But because I had to wait so long and I had to fail over and over again to get to where I’m at.”

Erfolg kommt niemals von allein, er ist immer auch mit Rückschlägen und Niederlagen verbunden.

Wie gehen wir damit um? Wie ging Michael Smith damit um? Wie hat er es geschafft, an den vielen Niederlagen zu wachsen und letztlich gestärkt aus ihnen hervorzugehen? Natürlich wurde er oft danach gefragt und ich habe vieler dieser Interviews im TV gesehen. Immer wieder ließ er zum einen seinen Gefühlen und seiner Enttäuschung freien Lauf – die Gefühle mussten raus. Immer aber sagte er auch (sinngemäß): „Ich mache einfach weiter, es ist nur Sport. Was wirklich zählt sind meine Frau und meine Kinder, nichts ist wichtiger als meine Familie.“ Er zeigte uns allen seine Prioritäten im Leben und was für ihn wirklich zählt. Ich glaube, es waren u.a. auch diese Interviews, die ihn zu einem der absoluten Sympathieträger im Darts bei den Fans aber sogar bei den Kontrahenten gemacht haben.

Michael Smith wusste wahrscheinlich selbst am besten, dass er sein Bühnenverhalten ändern musste, wenn er noch erfolgreicher sein wollte. Wie er es gemacht hat, wird sein Geheimnis bleiben, aber ab Jahresbeginn 2023 sahen wir alle einen anderen Michael Smith. Wir konnten noch manchmal erahnen, wie unzufrieden er wohl gerade mit seinem eigenen Spiel war, gezeigt hat er es fast nicht mehr. Er blieb stets cool, vertraute auf seine Fähigkeiten, er schimpfte nicht mehr und wurde besser und besser. Schnell sprachen die Experten vom „neuen Bully Boy“. Er konnte plötzlich akzeptieren, dass auch er nicht immer perfekt spielen kann.

Das ist der nächste Aspekt, den wir von ihm lernen können. Akzeptieren, wie es ist, die Dinge annehmen, wie sie sind, nicht hadern, nicht zweifeln, sondern auf die eigenen Stärken vertrauen. Perfektion ist kein Zustand, der ununterbrochen erreicht werden kann, Fehler zu machen ist Teil des Lebens.

Der „neue Bully Boy“ gewann schließlich mit dem Grand Slam of Darts 2022 seinen ersten großen TV-Titel und das mehr als deutlich mit 18-5 Legs im Finale. Selbst sein an diesem Tag vollkommen chancenloser Gegner Nathan Aspinall jubelte mit ihm und die beiden wälzten sich gemeinsam vor Freude am Boden. Bully Boy, der Sympathieträger!

Jetzt der WM-Titel gegen den klar favorisierten Michael van Gerwen, selbst bereits dreimal Weltmeister, der bis dahin ein grandioses Turnier gespielt hatte. Sportlich war das Spiel überragend, doch für den heutigen Impuls möchte ich noch zwei andere Aspekte aufgreifen. Es sind so oft die kleinen Geschichten am Rande, die uns wirklich die Chance zur Selbstreflexion bieten.

Matchdart auf Doppel 8 – passt – der Bully Boy ist Weltmeister – er reißt die Arme hoch, dreht sich um und nimmt kurz die Gratulation seines Gegners entgegen. Dann rennt er los, es gibt kein Halten mehr, er stürmt von der Bühne zu seiner Familie, er wirft sich in die Arme seiner Frau und seiner beiden Söhne. Es braucht keine Worte, jeder in der Halle versteht, was Michael Smith sagen möchte. Ihr seid das Wichtigste, ohne euch hätte ich es nie geschafft.

Kurz darauf bekommt er den riesigen WM-Pokal und die Interviews auf der Bühne stehen an. Als der Interviewer mit dem unterlegenen Michael van Gerwen fertig ist, bittet er Smith, ein Wort zu seinem Gegner zu sagen. Und die Antwort ist typisch für den stets bescheidenen Michael Smith. Frei übersetzt lautet sie etwa: „Was soll ich zu ihm sagen, Michael van Gerwen ist der beste Dartspieler der Welt.“ Respekt vor dem Spiel und Respekt vor dem Gegner – so steht es im Ehrencodex der PDC und niemand verkörpert das mehr als Michael Smith – bravo! Das ist keinesfalls selbstverständlich. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das Siegerinterview von Adrian Lewis, den ich sehr schätze, nach dessen WM-Sieg. Er sagte vor den Kameras der Welt: „I am the best in the world!“ Das ist der Unterschied.

Nun dürfen wir alle gespannt sein, was die nächsten Jahre bringen, werden es die dominanten Jahre des Michael Smith, des vielleicht talentiertesten Spielers dieser Zeit? Wir werden es erleben.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können sich nun einen der vielen Aspekte zur Selbstreflexion aussuchen:

Wie gehen Sie mit Rückschlägen und Niederlagen um?

Können Sie die Chancen in der Krise erkennen?

Können Sie die Dinge annehmen, wie Sie sind und sie akzeptieren?

Schaffen Sie es, Ihre Schwächen zu verbessern und Ihr Verhalten zu optimieren für mehr Erfolg?

Was sind Ihre wichtigsten Werte, was zählt wirklich in Ihrem Leben?

Respekt – was bedeutet dieser Begriff für Sie?

Und zum Schluss natürlich noch einmal ein „HOCH“ auf Michael Smith, den Bully Boy – PDC World Darts Champion 2023!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

(Lizensierte Bilder des Bully Boy von Imago)

Weihnachtsgrüße

Das Jahr neigt sich dem Ende und das Team von MP bedankt sich bei allen Kunden, Freunden, Kolleginnen und Kollegen sowie sonstigen Wegbegleitern für die Zusammenarbeit und das Vertrauen in Jahr 2022. Es war fraglos ein besonderes Jahr und mal sehen, was 2023 für uns bereit hält.

Wir wünschen Euch und Ihnen allen eine ruhige Weihnachtszeit, in der Sie Zeit für das finden, was Sie ganz persönlich sich für diese Tage vorgenommen haben. Zeit für sich selbst und Ihre Freunde und Familien. Wir durften in diesem Jahr viele Menschen begleiten, die sich in sehr herausfordernden persönlichen Situationen befunden haben. Es ist für uns eine besondere Freude, diese Menschen ein Stück weit begleitet und Ihnen geholfen zu haben.

Wie immer verzichten wir auch in diesem Jahr auf Weihnachtskarten und Geschenke und haben stattdessen wieder eine Spende getätigt, wobei wir uns für den Kinderschutz Bund Bad Segeberg entschieden haben. Wir möchten damit besonders das Projekt der Young Carers fördern, in dem Kinder, die aufgrund chronischer Erkrankungen von Familienangehörigen zu Hause besonders viel Verantwortung übernehmen müssen, unterstützt werden. Wie immer würden wir uns freuen, wenn weitere Spenden für den Kinderschutzbund zu Stande kämen, weitere Infos finden Sie unter: https://www.kinderschutzbund-se.de/

Für das Jahr 2023 wünschen wir Ihnen allen eine stabile Gesundheit, Zufriedenheit, Glück und Erfolg!

Unser Team verabschiedet sich bis zum
03.01.2023
in eine Weihnachtspause.
Wir freuen uns auf Sie im neuen Jahr!