Arbeitswelt und Führung: aktuelle Trends und Umfragen, Ausgabe 26.09.2022

In diesem Monat liegen eine ganze Reihe interessanter Studien zu verschiedenen Themen vor.

Da Apple gerade seine Beschäftigten zurück in die Firma ruft und die Diskussion um die Frage des Homeoffices damit neu befeuert, starten wir gleich mit diesem Thema. Auch in Deutschland scheint die Frage Homeoffice ja oder nein für viele Führungskräfte immer noch nicht eindeutig beantwortet zu sein. In einer Studie des Deutschen Innovationsinstituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (DIND), für die 2767 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer befragt wurden, haben 51 Prozent der Befragten aus kleinen und mittelständischen Unternehmen angegeben, sie fänden es problematisch, wenn viele ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice sind. Die größte Sorge ist offensichtlich, dass die Kreativität der Mitarbeitenden sinken könnte. 71 Prozent der befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass im Homeoffice die Kreativität ihrer Mitarbeitenden geringer ist. Derartige Annahmen werden auch durch aktuelle Aussagen führender Hirnforscher gestützt, die davon ausgehen, dass Kreativität in erster Linie durch Präsenz und Teamarbeit vor Ort gefördert wird.

In der Studie hatten außerdem 44 Prozent der Befragten den Eindruck, dass die Produktivität ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice abgenommen hat. Allerdings kommen die Befragten nicht zu dem Ergebnis, dass ihre Sorgen dem Homeoffice in Gänze entgegenstehen, denn 82 Prozent der befragten Führungskräfte waren gegen eine komplette Abschaffung des Homeoffice. So bleiben die Fragen, wie eine Kombination zwischen Homeoffice und Arbeiten vor Ort im Unternehmen optimal gestaltet werden kann. Hier werden bereits seit längerem Fragestellungen fester oder variabler Präsenztage, einer konkret vorgegebenen Anzahl von Tagen im Home Office oder auch in Präsenz und ähnliche Lösungsmodelle diskutiert. Eine Musterlösung scheint es hierbei nicht zu geben, vielmehr wird jedes Unternehmen für sich entscheiden müssen, welche Lösung die bestmögliche Verbindung zwischen Unternehmens- und Mitarbeiterinteressen darstellt.

Die Kühne Logistics University hat in einer Studie 622 Mitarbeitende der Hamburger Hochbahn befragt und dabei herausgefunden, dass die Mehrheit gerne ins Büro zurückkommen möchte. Ein Zwang zur Rückkehr ins Büro scheint also gar nicht notwendig: Freiwilligkeit und individuelle Vereinbarungen deuten sich nach wie vor als bestmögliche Wege zur Vereinbarkeit der Interessen aller Beteiligten an. Dabei sollten die Präsenztage möglichst individuell zwischen den Mitarbeiten und ihren jeweiligen Führungskräften abgesprochen werden. Homeoffice allein scheint keinesfalls die Musterlösung für viele Mitarbeitende darzustellen, da immer mehr auch der Aspekt des sozialen Miteinanders der Kolleginnen und Kollegen vor Ort thematisiert wird. Ähnliche Erfahrungen hat auch der Sportartikelhersteller Puma gemacht. Ohne einen offiziellen Aufruf kehrten etwa 80 Prozent der Beschäftigten jeden Tag ins Büro zurück.

Ich habe in meinen Blogbeiträgen schon oft darauf hingewiesen, dass das „New Normal“ der Zusammenarbeit keineswegs schon gefunden ist, was nach einer so kurzen Zeit auch gar nicht möglich erscheint. Die Suche nach den richtigen, individuellen Lösungen bleibt Aufgabe aller Unternehmen.

Zu diesem Thema liegen noch zwei weitere Befragungen vor, die interessante Blitzlichter zu Teilaspekten darstellen. Der Technologieanbieter Sharp Business Systems hat mehr als 6000 Büroangestellte befragt und festgestellt, dass etwa die Hälfte der Befragten persönliche Besprechungen einem virtuellen Meeting vorziehen würde. Hauptgrund ist offenbar, dass die Befragten davon ausgehen, dass face to face bessere Kommunikationsmöglichkeiten bestehen, als dies in einer virtuellen Besprechung der Fall ist.

Ein weiteres interessantes Blitzlicht liefert eine Studie von Cegid, einem cloudbasierten Business-Management Lösungsanbieter. In dieser Befragung wurden 100 Führungskräfte und 400 Mitarbeitende hinsichtlich ihrer Präferenzen zu flexiblen Arbeitszeiten befragt. 42 Prozent der männlichen Studienteilnehmer, aber nur 29 Prozent der befragten Frauen, gaben an, dass flexible Arbeitszeitgestaltung für sie ein entscheidender Faktor bei der Arbeitgeberbindung ist. Dies ist zunächst ein überraschendes Ergebnis, denn gemeinhin wird Frauen unterstellt, dass für sie flexible Arbeitszeiten deutlich wichtiger seien als für ihre männlichen Kollegen. Besonders deutlich fiel der Unterschied bei den Besserverdienenden mit mehr als 5000 Euro Haushaltsnettoeinkommen aus: 52 Prozent der männlichen Befragten, aber nur 25 Prozent der Frauen, empfanden flexible Arbeitszeiten als besonders wertschätzend. Leider hat die Studie nicht nach den Gründen dieser Entwicklungen gefragt. Es darf jedoch (mit den Studienautoren übereinstimmend) angenommen werden, dass die Erfahrungen der letzten zwei Jahre dazu geführt haben, dass die Hemmschwelle nach flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice zu fragen, deutlich abgesenkt wurde. Dies gilt insbesondere für die männlichen Arbeitnehmer.

Keine Frage: Beim Thema Home Office wird es spannend bleiben und die Entwicklung der nächsten Monate und sogar Jahre wird sicher noch vielfältige Aspekte zu diesem Thema offenbaren, die wir hier weiter betrachten werden. Wechseln wir nun jedoch das Thema und wenden uns dem Recruting zu.

Selten hatten wir einen Arbeitsmarkt, der so sehr durch eine Stärke der Arbeitssuchenden geprägt ist, wie das aktuell der Fall zu sein scheint. Kaum ein Arbeitgeber sucht nicht nach geeignetem Personal und hat Schwierigkeiten, seine offenen Stellen zu besetzen. Da überrascht es nicht, dass in einer Befragung der HR-Beratung Königsteiner Gruppe, an der 1000 Jobsuchende teilgenommen haben, weitaus häufiger die Jobsuchenden selber abgesagt haben, als dass die Arbeitgeber eine Absage erteilt haben. 34 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich selbst entschieden haben, den angebotenen Job nicht anzunehmen, während in nur 19 Prozent der Fälle die Arbeitgeber abgesagt haben. 42 Prozent der Jobsuchenden sagten, ab, weil sie ein Angebot gefunden haben, das besser zu ihrer Persönlichkeit passte. Weitere wichtige Gründe waren: Ein Angebot mit einem besseren Gehalt (35 Prozent) oder Jobs, die noch besser auf die persönlichen Qualifikationen passten (29 Prozent). Die Studie zeigt auch, dass die Jobsuchenden inzwischen klare Anforderungen haben, was zum Beispiel die Reaktionszeiten der Arbeitgeber betrifft. 72 Prozent der Kandidaten möchten nicht länger als zwei Wochen auf eine Rückmeldung warten, was nicht mal ein Drittel der Arbeitgeber erfüllte. Weitere Gründe für mögliche Absagen durch die Bewerber waren ein zu langwieriger Bewerbungsprozess, ein unpersönlicher Kontakt oder ein nicht mehr zeitgemäßes Verfahren. Die Anforderungen der Jobsuchenden an ihre Arbeitgeber sind insgesamt deutlich gestiegen, sodass man durchaus davon sprechen kann, dass inzwischen mehr die Arbeitnehmer die Arbeitgeber auswählen als die Arbeitgeber ihr Personal. Dieses ist zweifelsohne eine große Herausforderung für viele Unternehmen, die händeringend nach Fachkräften suchen, und es ist auch eine gute Chance für die Mitarbeitenden sowohl die für sie persönlich passenden Aufgabengebiete als auch eine gute Bezahlung zu finden.

Eine weitere interessante Befragung legt das Hernstein Institut für Management und Leadership vor. In einer Studie unter 1500 Führungskräften der DACH-Region wurde die Frage der aktuellen Mitarbeiterführung untersucht, insbesondere ob Führungskräfte zunehmend die Rolle des Coaches ihrer Mitarbeitenden ausüben. 90 Prozent der Befragten sehen die Führungskräfte künftig in der Rolle des Coaches. Ich habe mich bereits mehrfach kritisch dazu geäußert, das aus meiner Sicht die Aufgaben Führungskraft und Coach nur in Grenzen zusammenpassen. Als Coach habe ich keine eigenen Interessen. Als Führungskraft habe ich das immer und zusätzlich auch die Interessen des mich bezahlenden Unternehmens zu berücksichtigen. Ich werde also sicher nicht uneingeschränkt Coach meines Mitarbeiters oder meiner Mitarbeiterin sein können, da Interessenkonflikte vorprogrammiert sind. Dennoch geht sicher die Entwicklung in die richtige Richtung, wenn wir das Thema dahingehend interpretieren, das zunehmend unterstützend und mit Coaching-Techniken geführt wird. 70 Prozent der Befragten halten es übrigens für wahrscheinlich, dass die aktuelle Entwicklung vor allen Dingen eine Reaktion auf den zunehmenden Fachkräftemangel ist. Die Führungskräfte selbst stellen sich, wie schon in vielen Befragungen vorher, wieder einmal ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, denn 84 Prozent der Führungskräfte waren der Meinung, dass sie bereits coachend führen. Leider gibt die Studie keinen Aufschluss darüber, wie das Bild auf der Seite der Mitarbeitenden aussieht, denn wir haben schon in vielen Befragungen feststellen müssen, dass meist eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Selbstbild der Führungskräfte und dem kritischen Spiegelbild der Geführten besteht. Wie auch immer dem sei, der Trend geht jedenfalls in die richtige Richtung, denn ohne Frage sind klassische Führungsmethoden, die vor allem auf Hierarchie und auf „law and order“ basieren, nicht mehr zeitgemäß. Coachingkompetenzen zu besitzen und unterstützend zu führen, ist zweifelsohne für die Führungskräfte der Zukunft der richtige Weg.

Zum Abschluss dieser Betrachtungen noch eine Studie, die wieder einmal belegt, dass Geld nicht motiviert. Das Gehalt ist ein klassischer Hygiene-Faktor (nach Herzberg), der ggf. unzufrieden macht, aber nicht motiviert. Dieses Ergebnis wurde schon in vielen Studien belegt, aber es macht nichts, auch noch eine Studie der Internationalen Hochschule zu betrachten, die dafür gut 2000 deutsche Angestellte zwischen 18 und 65 Jahren befragt hat. In dieser Studie führten die Befragten aus, dass ihre Motivation sinkt, wenn das Gehalt zu gering ausfällt (27,2 Prozent) oder wenn zu wenig Anerkennung und Wertschätzung vorhanden ist (27,1 Prozent). Das gegenteilige Ergebnis, also dass aus einem höheren Gehalt auch eine größere Motivation entstehen würde, lässt sich aus dieser Studie wieder einmal nicht ableiten, denn die Befragten haben keineswegs ein besseres Gehalt als größten Motivator genannt. 31,4 Prozent stimmten vielmehr der Aussage zu, dass das Interesse an ihrer jeweiligen Aufgabe ihr größter Motivator sei. Ein höheres Gehalt landete mit 24,7 Prozent der Befragten gerade einmal auf Platz sieben (!) der motivierenden Faktoren. Eine angemessene Bezahlung, die als leistungsgerecht empfunden wird, wird heute als selbstverständlich wahrgenommen und motiviert deswegen nur temporär oder gar nicht mehr. Vielmehr schon sind Anerkennung und Wertschätzung auch klassische Motivationsfaktoren, die mit 31,1 Prozent auf Platz zwei der Nennungen landeten.

Die Anforderungen an Führungskräfte sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Aktuell scheinen wir allerdings so etwas, wie einen Booster zu erleben, denn die vielen Krisen, die aktuell unsere Welt erschüttern, machen es den Führungskräften nicht leicht. Mit diesem Thema haben sich meine Kollegin Kristin Scheerhorn und ich auch schon mehrfach in unserem New Leaders Club Podcast, indem wir speziell den Blick auf die aktuelle Lage der Führung richten und immer wieder versuchen, Ihnen Tipps und Anregungen aus dem Bereich New Work und New Leadership mit auf den Weg zu geben, auseinandergesetzt. Auch diesen Podcast finden Sie auf fast allen großen Podcast-Portalen. Vielleicht haben Sie ja einmal Lust, reinzuhören.

Alle hier zitierten Studien wurden veröffentlicht in der Ausgabe 10/2022 von managerseminare.

Für alle Führungskräfte, die sich gerne Coachingkompetenzen aneignen möchten, um noch erfolgreicher führen zu können, gibt es unter folgendem Link Informationen zu meinen Seminarangeboten zu diesem Thema.

Erfolgreich führen mit Coachingkompetenz


Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Sicherheit und Anerkennung gewinnen an Bedeutung

Auf dem Weg in das dritte Jahr der Corona Pandemie verwundert es nicht, dass diese Situation inzwischen auch Auswirkungen auf die Anforderungen junger Menschen an Ihren Arbeitsplatz hat. Das Unternehmen Universum hat dazu 16.500 Young Professionals, also Akademikerinnen und Akademiker unter 40 mit weniger als 8 Jahren Berufserfahrung, befragt.

Deutlich an Bedeutung gewonnen hat einerseits die Anerkennung der eigenen Leistung durch Dritte, insbesondere natürlich die Vorgesetzen. Hintergrund dürfte u.a. die Angst sein, in der neuen, viel stärker durch Homeoffice geprägten Arbeitswelt nicht mehr ausreichend wahrgenommen zu werden.

Anderseits hat die Sicherheit des Arbeitsplatzes deutlich an Bedeutung gewonnen, was in einem allgemeinen Umfeld, in dem die Unsicherheiten so stark zugenommen haben, nicht verwundert. Dies könnte Chancen für die Arbeitgeber bieten, die mit besonderer Arbeitsplatzsicherheit aufwarten können, wie dies beispielsweise im öffentlichen Dienst der Fall ist.

Insgesamt scheint die Krise den Studienautoren zu Folge auch das Bedürfnis nach einem respektvollen Umgang untereinander insgesamt gestärkt zu haben. Ein respektvoller Umgang sollte ohnehin selbstverständlich sein – ist es leider jedoch nach wie vor nicht immer. Führungskräfte aufgepasst – ihr seid (mal wieder) besonders gefordert.

Eigenverantwortung fördern? Sehr zu empfehlen!

In der eigenen Arbeit einen Sinn zu sehen, also einen relevanten Beitrag zu einen größeren Ganzen zu leisten, war schon immer einer größten Motivatoren für Menschen. Dieser relevante Beitrag kann vielfältige Ausprägungen haben, was immer wieder untersucht wird. Ein wichtiger Aspekt ist, ob die Mitarbeitenden auch relevante Entscheidungen selbst treffen können. In klassisch hierarchischen Strukturen ist dies oftmals nur den oberen Hierarchieebenen vorbehalten, obwohl diese meist gar nicht über die notwendigen Kenntnisse für die bestmögliche Entscheidung verfügen und sich daher auf die fachlich zuständigen Mitarbeitenden verlassen. Ergo könnten diese auch selbst entscheiden, wie es moderne flache Hierarchiemodelle zunehmend auch vorsehen.

Das ist doch logisch, im Jahr 2022 wird das hoffentlich überall so sein? Nein, leider nicht.

Kienbaum, New Work SE und das Institut der Deutschen Wirtschaft haben nämlich in einer Befragung mit 8000 Teilnehmenden herausgefunden, dass lediglich 53% der Unternehmen in Deutschland eigenverantwortliches Arbeiten und Entscheiden fördern. Nahezu jedes zweite Unternehmen verfährt also offenbar nach wie vor nach alten Mustern.

Neben der Motivationsförderung hat es noch einen weiteren wesentlichen Vorteil, seine Mitarbeitenden selbst entscheiden zu lassen. Wer besonders innovativ sein möchte, sollte Eigenverantwortung unbedingt fördern, denn in innovativen Unternehmen ergab die Befragung, dass zwei Drittel der Mitarbeitenden das Gefühl haben, in der Eigenverantwortung gefördert zu werden. Scheinbar gibt es also auch zwischen eigenverantwortlichen Entscheidungen und Innovation eine Korrelation.

“Also traut Euch!”, möchte man den Unternehmern zurufen. Traut euren Menschen zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schnellere und besserer Entscheidungen direkt dort, wo sie benötigt werden, mehr Innovationen und mehr Motivation der Beschäftigten. Wenn das kein attraktives Ergebnisbündel ist!

Also, wer noch nicht auf diesem Weg ist: Es ist Zeit alte Gewohnheiten loszulassen – Eigenverantwortung fördern – fangt an!

Der MP Impuls zum Wochenende

Freitag, 09. April, hurra ich habe Geburtstag! Diesmal wurde es der etwas andere Geburtstag. Angesichts der aktuellen Pandemie hatte ich für diesen Tags nichts geplant und auch das sonst übliche schöne Essengehen mit meiner Frau musste mangels geöffneter Restaurants leider ausfallen. Ich hatte also nichts vor, aber auch nicht geplant, was dann passierte.

Schon nachts um drei Uhr wachte ich auf und hatte Zahnschmerzen. OK, es war der letzte Backenzahn oben rechts, mit dem ich seit Jahren Probleme habe. Tiefe Zahnfleischtasche, immer mal entzündet, beruhigt sich aber auch wieder. Also aufstehen, etwas Desinfektionsmittel darauf, andere Gedanken und versuchen ohne Schmerztablette wieder einzuschlafen. Ging ganz gut.

Als ich morgens aufwachte, waren die Schmerzen noch da, aber sie waren auszuhalten. Meine Erfahrung sagte mir, dass sie im Laufe des Tages wieder weggehen würden. Taten sie aber diesmal leider nicht und entschloss ich mich eine IBU400 zu nehmen, damit ich meine Geburtstagstelefonate schmerzfrei erledigen konnte. IBU400 nimmt meine Zahnschmerzen immer weg, außer – Sie ahnen es schon – heute!

Beim Mittagessen schließlich tat auch das Aufbeißen trotz Tablette so weh, dass ich mich angesichts des bevorstehenden Wochenendes aufraffte, meine Zahnarztpraxis anzurufen. „Können Sie sofort kommen?“, fragte die freundliche Arzthelferin und zehn Minuten später saß ich auch schon auf dem Stuhl.

Meine Stammzahnärztin hatte frei und so nahm sich einer der anderen Praxisinhaber, den ich auch schon seit vielen Jahren kenne, meiner an. Ich schilderte meine Probleme und öffnete den Mund. Das Ergebnis lies nicht lange auf sich warten und war eindeutig:

„Den nehme ich Ihnen heute raus!“, sagte der wie immer sehr nette Zahnarzt. Es war keine Frage, es gab auch keine angebotenen Alternativen, es war eine Entscheidung. Zahn raus und basta!

Wie ging es mir damit? Klingt komisch, aber ich war… begeistert. Fast hätte ich einen kleinen Jauchzer ausgestoßen.

Klingt paradox, oder? Das war immerhin ein letzter Backenzahn, also das größte, was man so ziehen kann. Ich kannte auch das Prozedere schon und wusste, was jetzt kommt. „Fette“ Betäubungsspritzen, ein großes blutendes Loch in meinem Kiefer, zu Hause kühlende Eiswickel und wahrscheinlich zwei bis drei Tage mit Wundschmerzen und wenig fester Nahrung. Ist eigentlich alles nicht Teil meines Wohlfühlprogramms, aber mir gings gut – so richtig gut!

Warum das so war? Weil es jetzt eine Entscheidung gab! Ich wusste nun, was kommt, konnte mich darauf einstellen, konnte mich organisieren und Pläne machen. Ich war wieder Herr des Handelns und ich wusste auch, in ein paar Tagen sind die Schmerzen endgültig vorbei.

Vorher herrschte viele Monate, wenn nicht gar Jahre, Ungewissheit. Mindestens schon dreimal hatte ich mit Schmerzen wegen dieses Zahns auf dem Zahnarztstuhl gesessen und ich wusste nie, wann die Scherzen wieder anfangen. Verrückt, aber ohne eine Packung IBU400 im Handschuhfach fuhr ich schon seit Jahren nirgendwo mehr hin. Erst vor 8 Wochen hatte ich nochmal eine Tiefenreinigung des Zahnfleisches gehabt, damit der Zahn noch eine Weile hält. Eine Weile, die niemand beziffern konnte, und die, wie man sieht, ziemlich kurz war. All das war mit den Worten meines Zahnarztes von einer Sekunde auf die andere vorbei! Klarheit – raus mit dem Zahn!

Dieses Prinzip erlebe ich häufig in ähnlicher Form auch bei vielen meiner Klienten. Oftmals werden Entscheidungen jahrelang aufgeschoben, wird immer wieder repariert, ohne dass Problem zu lösen. Entscheidungen zu treffen ist schwer. Sie zu verschieben ist häufig viel einfacher. Doch dann bleiben die „Wenns“ und „Abers“, die „Vielleichts“ und das „was wird wohl sein“.

Solche Unsicherheiten und Unklarheiten sind in der Regel viel schlimmer, als wenn Klarheit herrscht, selbst dann, wenn die Konsequenzen vielleicht durchaus unangenehm sind. Aber Klarheit schafft Handlungsfähigkeit, gibt neue Kraft, schaut voraus und setzt Energie frei. Nichts ist so schlimm wie Unklarheit und nicht zu wissen, wie es weitergeht.

Der Leitspruch lautet:

„Ist die Entscheidung getroffen, sind die Sorgen vorbei!“

Das heißt natürlich nicht, dass Sie Entscheidungen leichtfertig oder unüberlegt treffen sollen, aber Sie sollen sie treffen! Aufschieben nützt nichts, im Gegenteil, es verschlimmert Ihr Befinden und oftmals auch die Situation insgesamt.

Ich war auf dem Zahnarztstuhl in der wunderbaren Lage, gar nicht entscheiden zu müssen, denn der Doc entschied für mich und das klar und eindeutig. Genau deshalb ging es mir so gut!

Nun also wie immer zu Ihnen:

Welche Entscheidung steht eigentlich schon lange an?

Warum schieben Sie diese immer wieder auf?

Welche Informationen – ganz konkret – brauchen Sie noch, um diese Entscheidung treffen zu können?

Holen Sie diese ein und dann entscheiden Sie! Vielleicht ja gleich an diesem Wochenende!

Sie werden es sofort merken: Ist die Entscheidung getroffen, sind die Sorgen vorbei!

Ich wünsche Ihnen ein sorgenfreies Wochenende!

Der MP Impuls zum Wochenende

Als ich den obigen Kalenderspruch auf meinem Tageskalender las, musste ich schmunzeln. Oft fallen mir bei einigen Sprüchen Anekdoten aus meiner Coachingpraxis ein und der ein oder andere Klient, mit dem ich im Laufe der Jahre gearbeitet habe, kommt mir wieder in den Sinn. Diesmal aber schmunzelte ich über mich selbst.

Motivation fehlt mir auch gerade für eines meiner Hobbys, den Modellbau. Eigentlich schon mein ganzes Leben baue ich Modelle. Die Modellarten wechselten, die Fahr- oder Flugzeuge auch, die Maßstäbe ebenso. Seit ein paar Jahren baue ich LKWs im Maßstab 1:14 und ähnliches. Als 2020 Corona mein Zeitbudget für Freizeitaktivitäten vergrößerte, baute ich sogar ein 5qm großes Lagerhaus zum Beladen meiner Fahrzeuge. Seit vielen Wochen nun, war ich nicht mehr im Bastelkeller, ich baue nicht mehr und spiele nicht mehr. Mir fehlt die Motivation.

Wahrscheinlich werden sich viele von Ihnen an ähnliche Erlebnisse erinnern. Plötzlich machen wir Dinge nicht mehr, obwohl wir sie immer gerne getan haben und viel Spaß dabei hatten. Es fehlt oft zunächst die Zeit, weil zu viele andere Dinge zu tun sind. Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr, noch damit anzufangen. Die Dinge, die uns so viel Spaß machten, sind plötzlich aus dem Blick und damit verlässt uns auch die Motivation, sie zu tun.

Das gilt im Privaten wie im Beruflichen und dort ist es oft noch viel schlimmer. Jetzt lohnt sich es nicht mehr mit dem neuen Projekt anzufangen, heute erreiche ich eh keinen Kunden mehr oder die Vorlage hat noch 6 Wochen Zeit, die mache ich später. Je öfter wir Dinge verschieben, desto mehr sinkt auch die Motivation, sie zu tun. Es wird immer schwieriger anzufangen. Bei den beruflichen Anliegen gelangen wir dann oft in Zeitnot und so auch in Stress.

Doch auch bei den Hobbys haben Menschen oft mir ihrer fehlenden Motivation zu kämpfen. Es melden sich die inneren Stimmen mit den vielen „Du solltest mal wieder“ oder „Du müsstest“ und so fühlen wir uns schlecht. Auch bei mir sagt eine innere Stimme: „Du hast so viel Geld in dieses Hobby investiert, Du solltest endlich mal wieder daran weiterbauen.“ Besonders unangenehm sind diese Stimmen, weil sie uns meist Sätze soufflieren, die unzweifelhaft richtig sind, aber nicht motivieren. Sie verstärken nur unser schlechtes Gefühl. Man könnte sagen, wir gehen mit uns selbst ins Gericht und das Urteil ist richtig, aber es bringt uns nicht voran.

Wenn ich über Motivation spreche, dann meine ich übrigens ausschließlich, die intrinsische Motivation, die also aus uns selbst kommt. Alles andere sind externe Anreize (so nenne ich das), die uns vielleicht kurzfristig dazu verleiten, etwas zu tun. Langfristig zufrieden machen uns solche Anreize in der Regel nicht, glücklich erst recht nicht. Im beruflichen Kontext heißen diese externen Anreize oft Bonuszahlung oder Beförderung. Das reicht vielleicht, um sich ein paar Wochen oder Monate in eine Aufgabe oder ein Projekt hineinzuknien. Es reicht aber niemals, um ein Leben lang in seinem Beruf zufrieden und erfolgreich zu sein. Das geht nur, wenn ich intrinsisch motiviert bin, also gerne tue, was ich tue.

Wie sieht nun also die Lösung aus? Nun, die kann sehr unterschiedlich sein.


Es ist völlig ok, wenn mir mal für einige Zeit die Motivation für eines meiner Hobbys fehlt. Der Modellbauer in mir kommt gerade nicht gegen den Tierfotografen an. Der Autor in mir schreibt gerade so gerne und so viel, probiert sich aus, hat soviel Spaß, da bleibt keine Energie mehr für Kabelziehen und Elektrik verbauen übrig. Das ändert sich auch wieder und aktuell gönne ich mir das einfach – ohne schlechtes Gewissen! Im privaten Bereich sollten sie nicht so streng zu sich sein und wenn die Motivation wirklich nicht zurückkehrt, dann gilt eben: Alles im Leben hat seine Zeit. Vielleicht ist Zeit für Neues und dafür muss man meistens auch mit etwas anderem aufhören. Aber überstürzen, sollten sie nichts.

Und im Berufsleben? Was tun, wenn im Berufsleben die intrinsische Motivation nicht wieder aufflammt? „Ich kann doch nicht einfach aufhören…“, sagt gerade Ihre innere Stimme. Nein, einfach ist es wahrscheinlich nicht, es ist oftmals sogar eine schwere Entscheidung mit großer Tragweite. Ohne innere Motivation aber werden Sie keine Zufriedenheit in Ihrem Beruf erlangen und von einem externen Anreiz zum nächsten kann man sich vielleicht ein paar Jahre entlang hangeln, aber sicher nicht ein Leben lang. Niemand wird Ihnen diese Entscheidung abnehmen, dennoch sollten Sie gut überlegen, was sie wirklich gerne, voller Freude und Engagement tun können, damit sie zufrieden und erfolgreich werden. Das geht nur mit intrinsischer Motivation.

Also, wie sieht es aktuell bei Ihnen aus?

Sind sie intrinsisch motiviert und haben Sie Spaß an Ihrem Job?

Was würden Sie vielleicht viel lieber tun?

Was hält Sie im alten Job gefangen?

Wie steht es um Ihre Hobbys? Wofür fehlt gerade die Motivation?

Und – was noch?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Blitzlicht: Sinnstiftung immer wichtiger (?)

Die Unternehmensberatung Odgers Berndtson legt eine Befragung von 2000 ManagernInnen vor, in der der Purpose eines Unternehmens als drittwichtigstes Element für die Bindung und Begeisterung der Mitarbeitenden und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens genannt wird. In den Vorjahren lag der Purpose noch auf Rang 5. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass es für Führungskräfte bei der Arbeitgeberwahl immer wichtiger wird, den Sinn des eigenen Handelns zu erkennen. Als noch wichtiger wurden in der Befragung eine passende Unternehmenskultur und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens bewertet.

So wichtig der Purpose zu sein scheint, nur 55% der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen über einen sinnstiftenden Purpose verfügt.

Soweit diese Befragungsergebnisse, zu denen ich mir zwei kritische Anmerkungen nicht verkneifen kann:

Die Befragungsergebnisse stehen eher im Widerspruch zu anderen aktuellen Befragungen, die ich hier in den letzten Tagen vorgestellt habe. Demnach traten in der Pandemie Sinnfragen eher in den Hintergrund und haben gegenüber Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit aktuell an Bedeutung verloren. Das mag vielleicht aber eher eine kurzfristige Betrachtung sein, die den langfristigen Trend nicht bricht.

Die Aussage der Befragung insgesamt kommt allerdings auch eher daher wie „ganz alter Wein in neuen Schläuchen“. Dass eine sinnvolle Aufgabe die Menschen motiviert, wissen wir seit Jahrzehnten. Dies gilt logischer Weise sowohl für die eigene konkrete Aufgabe als auch für das Unternehmen insgesamt. Insofern darf man wohl berechtigter Weise fragen, was uns diese Befragung vermitteln will? Purpose mag ein schönes neues Wort sein, dass sehr modern daherkommt. Inhaltlich wird es nicht dadurch spektakulärer, dass im Moment alle gerne in den Mund nehmen.

(Quelle: managerseminare 2/2021)

Der MP Impuls zum Wochenende

Wie in jedem Jahr spielten die 16 besten Snookerspieler der Welt auch in diesem Jahr den Sieger des „Masters“ aus. Das Turnier, an dem die ersten 16 der Weltrangliste teilnehmen, wurde aufgrund der Pandemie wie aktuell alle Wettkämpfe in der extra hergerichteten Arena in Milton Keynes in England gespielt.

Falls Sie Snooker nicht kennen, das ist eine Form des Billiard, die sich durch einige Besonderheiten auszeichnet und auf einem sehr großen Tisch gespielt wird. Snooker-Spiele dauern oft mehrere Stunden oder im Falle der Weltmeisterschaft gar Tage und erfordern sehr viel Konzentration und Präzision. Der Sport zeichnet sich außerdem durch eine Etikette besonderer Fairness aus, da es üblich ist, dass die Spieler ihre Fouls meist selbst dem Schiedsrichter ansagen. Snooker wird daher auch der Sport der Gentleman genannt, obwohl Snooker auch von Frauen gespielt wird, die allerdings in der professionellen Weltspitze bisher nicht zu finden sind.

Am Tisch des Masters 2021 stand bis ins Finale, dass er in einem sehr spannenden Match mit 10:8 gegen den erst 20jährigen Debütanten Yan Bingtao aus China verlor, auch John Higgins. Der 1975 geborene Schotte hat in seiner Karriere im Snooker alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Der „Wizard of Wishaw“, so sein Wettkampfname, war viermal Weltmeister und hat in seiner Karriere bisher ca. 8,5 Millionen britische Pfund an Preisgeldern eingespielt. Higgins gehört zu den Superstars dieser Sportart. 2021 stand er zum 27. Mal in Folge im Teilnehmerfeld des Masters. Sie lesen richtig, seit 27 Jahren gehört Higgins ohne Unterbrechung zu den besten 16 Snookerspielern der Welt! Nur damit wir das nochmal gemeinsam einordnen können: Der heute 45jährige stand also mit 18 Jahren erstmals unter den TOP16 der Welt und seitdem ohne Unterbrechung. Aktuell ist er die Nummer 6 der Weltrangliste.

Eine so lange und unterbrochene Präsenz in der Weltspitze ist absolut außergewöhnlich und beeindruckend. Und falls Sie jetzt vielleicht denken, na ja, das ist ja nur Billiard, dann lade ich Sie ein, sich einmal an Ihre eigenen Begegnungen mit Billiard zu erinnern. Fast jeder dürfe schon einmal Pool-Billiard in der ein oder anderen Gaststätte gespielt haben. Die dort meist vorzufindenden Tische haben eine Länge von acht Fuß, also 2,24 Metern. Erinnern Sie sich, wie weit Ihnen das vorgekommen ist, wenn sie mit dem Spielball die gesamte Tischlänge spielen mussten? Wie hoch war Ihre Fehlerquote? Nur zum Vergleich: Snooker wird auf Tischen mit 12 Fuß Länge gespielt, also 3,57 Meter! Die Kugeln sind außerdem kleiner, als die, die wir in der Kneipe spielen. Die zu treffenden Taschen sind gerade einmal 9cm breit und abgerundet, um es noch etwas anspruchsvoller zu machen. Es handelt sich also um eine Präzisionssportart, bei der wenige Millimeterentscheiden. Erfolgreich Snooker zu spielen, erfordert also sowohl körperlich als auch geistig absolute Frische.

Die Leistung von John Higgins wir umso beeindruckender, wenn wir uns einmal überlegen, wie viele Stunden er wohl am Trainingstisch zugebracht haben dürfte? Ich vermag das nicht abzuschätzen. Am Trainingstisch dürfe er oft allein gewesen sein, denn viele Bewegungsabläufe müssen tausende Male ausgeführt und automatisiert werden, wer sollte dabei immer Gesellschaft leisten? Was für eine Leistung an Disziplin.

Wie viele technische Neuerungen wie bessere Tischtücher, neue Bälle, neue Queues oder bessere Heiztechnik des Tisches wird er mitgemacht haben? Auch hier nur zum Vergleich: Das erste iphone kam 2007, also vor „nur“ 14 Jahren auf den Markt und was ist seitdem alles geschehen? Warum sollte im Snooker keine vergleichbare Entwicklung stattgefunden haben? Immer aktuell zu bleiben, auf dem neusten Stand – Flexibilität pur.

Higgins hat alles gewonnen und finanziell wohl ausgesorgt. Woher nimmt er die Motivation immer weiter zu machen? Was treibt ihn an, was sind seine Ziele? Ich weiß das nicht, denn ich hatte leider noch nie die Gelegenheit, John Higgins persönlich kennenzulernen, was mich reizen würde. Viele Spitzensportler kämpfen mit Motivationsproblemen und manche beenden heute deshalb sehr früh ihre Karriere. Ihnen fallen bestimmt aktuelle Beispiele, z.B. aus dem Wintersport ein. Auch von John Higgins sind mentale Tiefs bekannt, die er allerdings überwunden hat. Das ist auch nur menschlich. Eines jedenfalls dürfte klar sein: Niemand kann John Higgins noch extern motivieren, kein Geld, kein Pokal, keine Rangliste – er hat alles erreicht. Seine Motivation kann nur von innen kommen – er will es sich und allen anderen beweisen, dass er immer noch zu den Besten gehört und er hat Spaß dabei. Was für eine Leistung der Selbstmotivation.


Wie viele junge Kontrahenten werden im Laufe der Zeit wohl voll motiviert an den Tisch getreten sein und sich vorgenommen haben, gerade die Ikone aus Schottland zu besiegen? Wenn man bedenkt, dass Snooker insbesondere in China sehr populär ist, dann kann man ermessen, dass es viele gewesen sein werden. Immer wieder gegen neue top motivierte Gegner anzutreten, immer dagegenzuhalten, sich immer der Herausforderung zu stellen – was für ein Durchhaltevermögen.

Wie viele Fehler wird Higgins in seinem Leben gemacht haben? Wie viele davon werden sogenannte „leichte“ bzw. vermeidbare Fehler gewesen sein? Es müssen zehntausende sein und ganz offenbar waren sie alle bis heute ein Ansporn für ihn, immer noch besser zu werden. Was für eine Frustrationstoleranz muss der Schotte haben.

Wie viele Niederlagen wird Higgins erlitten haben? Wie viele davon waren bedeutende in großen Turnieren, wie viele kosteten in Titel? Ich erinnere allein drei Niederlagen im WM-Finale innerhalb der letzten vier Jahre. Wie viel Geld werden ihn seine Niederlagen gekostet haben? Kaum zu ermessen. Bis heute jedenfalls gilt für ihn, er ist immer einmal mehr aufgestanden, als er hingefallen ist. Sehr beeindruckend.

Was für eine Berufseinstellung und Professionalität insgesamt!

Ich höre an dieser Stelle auf, obwohl man sicher weitere Eigenschaften dieses überragenden Sportlers herausarbeiten könnte. Wenn Sie Lust haben, können Sie selbst nach weiteren Eigenschaften suchen.

Disziplin, Flexibilität, die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, das Akzeptieren von Fehlern und Niederlagen als Teil der Normalität und als Ansporn, immer besser werden zu wollen sowie eine hohe Professionalität haben wir jetzt in wenigen Minuten herausgearbeitet. Alles Eigenschaften, die uns in jedem Beruf und ganz besonders als Unternehmer erfolgreich machen können. Nur haben nicht alle Menschen diese Eigenschaften, schon gar nicht in Kombination.

Sie können jetzt selbst überlegen: Machen Sie doch mal eine Skala von 1-10, wobei 1 für „ein wenig“ und 10 für „vollkommen“ steht. Dann schauen Sie in den Spiegel und tragen nur für sich ganz ehrlich Ihre Selbsteinschätzung zu den einzelnen Punkten in Form von unterschiedlich farbigen Kreuzen auf dieser Skala ein. Jetzt liegen Ihre Potentiale offen vor Ihnen auf dem Tisch und Sie können daran arbeiten, ohne dass irgendjemand von Ihnen erwartet, dass Sie in einem dieser Punkte perfekt werden müssen.

Viel Spaß beim Zusammentragen Ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten und dabei, diese stetig zu verbessern!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Wechselbereitschaft steigt

Eine steigende Wechselbereitschaft der Führungskräfte geht aus dem aktuellen Hernstein Managementreport hervor, für den 1500 Führungskräfte in Deutschland und Österreich befragt wurden.

44% der Befragten können sich eine berufliche Neuorientierung gut vorstellen, nur 28% der Befragten schließen das aktuell aus. Je jünger und unerfahrener eine Führungskraft ist, desto eher hadert sie mit der aktuellen Stelle. Junge Führungskräfte sind also für die Unternehmen besonders abwanderungsgefährdet.


Untersucht wurde auch, was die Führungskräfte hemmt, ihren Job zu wechseln. Eher überraschend fürchten die meisten Einkommensverluste hinnehmen zu müssen und haben auch Angst vor Enttäuschung. Man könnte schließlich auch gar keine neue Stelle finden oder aber auch in der neuen stelle nicht zufrieden sein. Da kann ich mir die Anmerkung nicht verkneifen, mir dieser Grundeinstellung wird’s schwer, liebe Führungskräfte. Übrigens nicht nur bei Jobsuche.

Für mich persönlich fällt auch die „Investitionsbereitschaft“ der Führungskräfte sehr niedrig aus: Nur 25% der Befragten wären für ihren Traumjob bereit, in ihre Aus- und Weiterbildung zu investieren. Gar nur 12% würden auch einen Ortwechsel in Kauf nehmen.

Es wird viel über den Wertewandel junger Generationen, insb. der Generation Z diskutiert, die nicht mehr bereit ist, dem beruflichen Fortkommen alles andere unterzuordnen. Für die Unternehmen werden die ersten sehr konkreten Auswirkungen dieses Wertewandels genau in solchen Zahlen sichtbar.

(die Ergebnisse wurden publiziert in managerseminare 1/2021)