Der MP Impuls zum Wochenende

Die richtigen Fragen – Teil 2

Ich hoffe, Sie haben in der vergangenen Woche den ersten Teil dieses Doppelimpulses gelesen. Dann erinnern Sie sich vielleicht, dass ich vor einer schwierigen Entscheidung stand, ein großartiges Anwesen mit Teich und Wald zu erwerben und mit meiner Frau noch einmal umzuziehen oder eben nicht. Das gemeinsame Frühstück mit einem langjährigen Coachkollegen nutzte ich, mich selbst von ihm coachen zu lassen.

Er stellte viele sehr gute und zwei überragende Fragen, von denen ich Ihnen die erste im meinem Impuls am letzten Samstag vorgestellt habe. (https://marioporten.de/2020/07/04/der-mp-impuls-zum-wochenende-23/)

Nach dieser Frage war ich für mich schon einen großen Schritt weiter, doch noch immer zogen mich die großartigen Möglichkeiten, die das Anwesen bot, stark dorthin. Das wunderbare Erlebnis der puren Natur aber auch die tollen Möglichkeiten, die ich als Coach etwa für Teamtrainings oder Einzelcoachings haben würde. Doch immer, wenn ich ein Pro-Argument aussprach, hielt mich eine andere innere Stimme auch wieder zurück, ich musste einfach zu viel aufgeben. So ging es hin und her, bis mein Freund schließlich seine zweite Frage von großer Tragweite stellte:

“Mario, welchen Rat möchtest Du denn jetzt am liebsten von mir hören?”

Jetzt musste wahrscheinlich er schmunzeln, den er hatte schlagartig etwas geschaffen, das es nur sehr selten gibt: einen schweigenden Rheinländer!

Ich schwieg lange – was wollte ich eigentlich hören? Mir war ja klar, dass ich keinen Rat bekommen würde, der eindeutig pro oder kontra war, das war meine Entscheidung und nicht seine. Was aber wollte ich eigentlich hören? Die Suche war gestartet – was war es, das tief in mir verborgen war und mich so zögerlich sein ließ.

Es ist ganz typisch, wir wissen oft nicht, was es genau ist, aber es hält uns zurück, lässt uns zögern, nimmt uns die uneingeschränkte Freude an oder auf etwas. Das ist gefühlt nicht schön, hat aber oft eine wichtige Schutzfunktion und schützt uns vor vorschnellen Handlungen. Manchmal sind die Gründe vielleicht auch etwas unangenehm auszusprechen oder uns gar peinlich, weshalb wir sie unbewusst verdrängen. Dann müssen wir erst mal wieder suchen und hoffen, dass wir die Ursachen in unserem Unterbewusstsein finden. Die richtigen Fragen sind dabei eine große Hilfe!

Ich fand schließlich meine Antwort, die inhaltlich hier nicht von Bedeutung ist. Sie machte klar, dass tief in mir noch eine Angst war, die mich zögern ließ.

Ängste behindern uns scheinbar oft in unserem Fortkommen und machen unser Leben gefühlt schwer. Doch Ängste haben auch eine sehr, wenn nicht sogar überlebens-, wichtige Schutzfunktion für unser Dasein. Sich ihrer bewusst zu werden, sie zu verstehen und sie anzunehmen, ist für die richtige Entscheidung vor entscheidender Bedeutung. Denn wer seine Ängste nur verdrängt, trifft Entscheidungen mit unnötig großer Unsicherheit und nimmt verfügbare und relevante Informationen fahrlässig nicht zur Kenntnis. Das kann nicht sinnvoll sein, jedenfalls nicht, wenn es sich um Entscheidungen von großer Tragweite – wie in meinem Fall – handelt.

Nicht jeder von Ihnen wird wie ich die Chance haben, mit so einem erfahrenen Coachkollegen zu frühstücken und sich die dabei diese tollen Fragen stellen zu lassen. Deshalb vielleicht noch ein Tipp: Sie können, falls kein geeigneter Fragensteller zur Verfügung steht, die Situation auch imaginieren. Stellen Sie sich vor, sie sitzen mit dem besten Fragensteller der Welt beim Frühstück auf der Terreasse und haben sich schon eine halbe Stunde über das Thema, welches Sie gerade bewegt, unterhalten. Welche Fragen würde Ihnen der beste Fragensteller der Welt jetzt stellen?

Probieren Sie es aus – bei vielen von Ihnen wir es gut funktionieren. Und falls nicht, dann können Sie immer noch einen professionellen Coach zu Rate ziehen.

Sie möchten noch wissen, wie meine Hausgeschichte ausgegangen ist? Am Nachmittag des gleichen Tages überschlugen sich die Ereignisse und die Contra-Argumente wurden gravierend aufgewertet. Am Abend erklärte aber auch ganz einfach der Makler, das Objekt sei verkauft.

Viel Lärm um Nichts? Aber keinesfalls – ich habe mal wieder unglaublich viel gelernt – über mich!

Thank you very much – ich glaube, ich schulde meinem Coach auch das nächste Frühstück – er hat es verdient.

Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Wochenende und hoffe, dass Sie für sich alle Antworten finden, die Sie suchen. Und falls nicht: Welchen Rat möchten Sie denn jetzt von mir hören?

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